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15.03.2019

Online-Casinos – ein Risiko für Jugendliche?

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3 Minuten Lesezeit
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Der Zutritt zu Casinos und die Teilnahme an Glücksspielen sind für Minderjährige in Deutschland nicht gestattet und quasi nicht möglich. Anders sieht es allerdings bei Online-Glücksspielen aus. Der leichte Zugang zum Internet für Kinder und Jugendliche ermöglicht auch den Zugriff auf Tausende von Online-Glücksspielen. Zudem werben beliebte Plattformen wie Twitch für solche Seiten.

Das Online-Glücksspiel ist in Deutschland nur lizenzierten Betrieben, z. B. Lottogesellschaften, gestattet. Online-Casinos erhalten in Deutschland dagegen keine Lizenz – und sind demnach illegal. Da es im Internet allerdings keine wirklichen Ländergrenzen gibt und sich die Anbieter auf das EU-Recht berufen, gibt es solche Angebote trotzdem. Jugendschützer sehen das sehr kritisch, da Jugendliche so dem Risiko der Spielsucht ausgesetzt werden – auch weil bei ihnen beliebte Internetangebote wie Twitch Teil des Systems sind.

Twitch – Die neue Werbeplattform für Online-Glücksspiel?

Auf Twitch übertragen sogenannte Streamer live, wie sie Computerspiele zocken. Einige von ihnen haben über eine Million Follower. Immer mehr Unternehmen nutzen die Spieleplattform, um Werbung zu schalten, da sie hier viele junge Menschen erreichen. Das haben auch die Betreiber von Online-Casinos erkannt. Sie arbeiten mit Streamern zusammen, die auf ihren Seiten Spiele spielen und dies auf Twitch live übertragen. Dabei gewinnen sie unverhältnismäßig oft und erwecken den Eindruck, dass es ganz leicht ist, viel Geld auf diesen Seiten zu gewinnen. Diese Werbung ist allerdings nicht gekennzeichnet – es handelt sich also um Schleichwerbung.

Zu den bekanntesten Streamern von Online-Glücksspielen zählt der YouTuber Montana Black. Er erhielt vom Casino Spielgeld, mit dem er hohe Summen echtes Geld und das Online-Casino neue Kunden gewann. Ein solcher Werbedeal ist für die vor allem minderjährigen Zuschauerinnen und Zuschauer nur schwer zu durchschauen.

Auch wenn das nicht ganz legal ist, kann Twitch das bisher ohne rechtliche Einschränkungen so praktizieren. Die Streaming-Plattform selbst hat ihre Richtlinien trotzdem angepasst:  Das Streaming von Online-Glücksspielen ist auf dreißig Minuten begrenzt und nur nach Mitternacht erlaubt. So möchte Twitch verhindern, zu einer reinen Werbeplattform für sogenannte Gambling Sites (Glücksspiel-Seiten) zu werden. Da Online-Glücksspiele aber eine Spielekomponente haben, will der Anbieter das Übertragen solcher Spiele nicht vollständig verbieten.

Worin besteht für Jugendliche das Risiko?

Das Spielen von Glücksspielen ist für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren generell verboten. Jugendliche sind oft risikobereiter als Erwachsene, können Folgen und Konsequenzen nicht richtig abschätzen. Sie sind besonders gefährdet, glücksspielsüchtig zu werden, auch weil es ihnen schwerfällt, ein Ende beim Spielen zu finden.

Die Live-Übertragung etlicher Online-Glücksspiele auf Twitch macht nicht nur auf die Möglichkeit, im Netz an Glücksspielen teilzunehmen, aufmerksam, sondern führt auch zu einer Verharmlosung des Risikos und einer verzerrten Darstellung der Realität. Twitch wird vor allem von Jugendlichen genutzt, die die Streamer als authentisch wahrnehmen. Auch die Form der dort betriebenen Werbung stellt ein Risiko dar. Ob gekennzeichnet oder nicht, ist sie für Kinder und Jugendliche aufgrund ihrer Unerfahrenheit schwer als solche zu erkennen.

Der Zugang zu Glücksspiel-Plattformen ist für Jugendliche einfacher als zu einer Spielhalle, da man sich bei vielen Online-Casinos mit falschen Angaben registrieren kann. Immerhin ist eine Aktivierung des Kontos in der Regel nur mit einer hinterlegten Kreditkarte und einem Bankkonto möglich. Problematisch wird es aber, wenn Jugendliche Zugriff auf eine Kreditkarte z. B. über ältere Freunde oder Geschwister haben.

Worauf Sie als Eltern achten sollten

Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die verschiedenen Arten von Spieleseiten und woran man diese erkennt. Machen Sie deutlich, dass Online-Glücksspiele nicht für Kinder und Jugendliche geeignet und welche Gefahren damit verbunden sind. Sollten Sie selbst solche Seiten nutzen, tun Sie dies nicht im Beisein Ihres Kindes. Darüber hinaus ist es ratsam, Filter einzusetzen, damit Ihr Kind Seiten von Online-Glücksspielen nicht besuchen kann. Achten Sie zudem darauf, dass Ihr Kind keinen Zugriff auf Ihre Kreditkartendaten hat.

Wenn Ihr Kind Twitch nutzt, kennt es möglicherweise auch die Streams von Online-Glücksspielen. Bei Twitch gibt es keine Filter oder Altersbeschränkungen von Streams. Ihr Kind hat also Zugriff auf alle Inhalte. Hinterfragen Sie gemeinsam die Videos der bei ihm oder ihr beliebten Streamer auf Twitch. Wie realistisch ist das mehrmalige Gewinnen von hohen Geldsummen tatsächlich? Wer profitiert schließlich von den Streams?

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