Kennen Sie Let’s Plays? Das sind Videos, in denen sich Menschen beim Spielen von Games z. B. auf YouTube zeigen. Die bei Kindern und Jugendlichen sehr beliebte Plattform Twitch.tv funktioniert im Prinzip genauso, nur dass man hier live dabei zusehen kann, wie andere spielen.
Twitch ist das größte Livestreaming-Portal, über das Games gestreamt und angeschaut werden können.
Registrierte User können das Spiel, das sie gerade spielen, live für ein Publikum übertragen. Dabei nutzen sie in der Regel Webcam und Mikrofon, um das eigene Spiel gleichzeitig zu kommentieren. Über die Chatfunktion können Spielerinnen und Zuschauer in Echtzeit miteinander kommunizieren. Ein Spiel wird oft von mehr als 10.000 Zuschauenden verfolgt. Wer genügend Zuschauer hat, kann Werbung schalten. Der Erlös daraus wird unter Twitch und dem streamenden Spieler aufgeteilt. Einzelne Kanäle lassen sich auch kostenpflichtig abonnieren und es gibt die Möglichkeit, einem Gamer während des Livestreams Geld zu spenden.
Die am häufigsten auf Twitch gezeigten Spiele sind auch sonst sehr beliebt, zur Zeit z. B. Fortnite, Leagues of Legend, Counterstrike und Minecraft. Auch e-Sport-Ereignisse werden bei Twitch übertragen. Die meisten Inhalte auf Twitch sind von Nutzern, aber es gibt auch professionell produziertes Material. Neben dem Hauptthema Games werden auch andere Inhalte auf Twitch gezeigt. Es gibt Streams zum Programmieren, Zeichnen, Basteln und vielen anderen Dingen aus dem Alltag.
Bei Twitch können Jugendliche ihr Hobby Computerspiele mit anderen teilen und aus einer anderen Perspektive live miterleben. Sie können sich direkt mit ihren Gaming-Idolen austauschen und ihre Fähigkeiten in einem bestimmten Spiel verbessern. Für die Gamer ist es interessant, da sie ihre Fähigkeiten zeigen und auch Geld verdienen können.
Twitch erlaubt eine Registrierung ab 13 Jahren, wenn die Eltern die Nutzung der Plattform beaufsichtigen. Eine Überprüfung, ob das bei der Anmeldung angegebene Alter stimmt, findet aber nicht statt.
Ihr Kind kann auf gewaltvolle, angstmachende und sexualisierte Inhalte stoßen, da es keine Altersangaben für Spiele gibt. Aus diesem Grund hat der Jugendschutz die Plattform als für Kinder und Jugendliche nicht geeignet eingestuft.
Werbung bei Twitch ist nur schwer erkennbar. Das hängt auch damit zusammen, dass immer mehr Gamer zu Influencern werden. Persönliche Spiele-Empfehlungen erkennen die jungen Zuschauer oft nicht als Werbung.
Die integrierte Spendenfunktion ist ebenfalls kritisch zu sehen. Wenn Zuschauer ihren Lieblingsspielern während des Livestreams Geld überweisen, wird das vom Gamer gleichzeitig kommentiert. Diese Art der persönlichen Rückmeldung kann vor allem jüngere Zuschauende dazu verleiten, mit den elterlichen Paypal-Kontodaten Geld zu spenden.
Da sich Nutzer, die nur Live-Streams verfolgen, nicht registrieren müssen, besteht vor allem bei jungen Streamern die Gefahr, dass Erwachsene Kontakt aufnehmen und es zu Cybergrooming kommt.
Die Datenschutzbestimmungen liegen auf Deutsch vor und geben genau wieder, wie und wofür der Dienst personenbezogene Daten erhebt. Die Sicherheitshinweise liegen aber nur auf Englisch vor. Twitch bietet eine Meldefunktion, so dass Personen, die im Stream oder Chat gegen die Community-Richtlinien verstoßen, von anderen Usern gemeldet werden können. Nach Überprüfung durch ein Moderationsteam werden unangemessene Inhalte gelöscht. Twitch Interactive, Inc. existiert seit Juni 2011 und gehört seit 2014 zu Amazon.
Aufgrund der angesprochenen Risiken sollten Sie Ihr Kind begleiten, wenn es den Dienst nutzt, oder sich zumindest regelmäßig mit ihm darüber austauschen. Sprechen Sie mit ihm über die Plattform und schauen Sie sich diese gemeinsam an. Recherchieren Sie die Altersfreigaben für die einzelnen Spiele und halten Sie sich daran. Machen Sie Ihr Kind außerdem darauf aufmerksam, dass es als Streamer keine persönlichen Informationen veröffentlichen sollte, da Twitch diese weitergeben kann. Nutzen Sie in den Einstellungen die Möglichkeit, die Kommunikation mit Fremden zu deaktivieren.
Bei jüngeren Jugendlichen sollten Sie überlegen, die Konsole bzw. das jeweilige Endgerät an einen Ort zu stellen, wo Sie es als Elternteil im Blick haben und so jederzeit da sein können, sollte Ihr Kind auf etwas Beängstigendes stoßen.