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22.10.2024

Face-Filter – von lustigen Hasenohren bis zu verzerrter Selbstwahrnehmung

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3 Minuten Lesezeit
6-17 Jahre
Information
Kreativität
Apps
Artikel
Pexels/cottonbro studio

Ob Urlaub am Meer, eine Geburtstagsfeier mit Freund*innen oder der Kakao am Morgen – Selfies zu machen und sie bei Instagram, WhatsApp oder Snapchat hochzuladen, ist für viele von uns selbstverständlich. Auch Kinder und Jugendliche möchten Bilder von sich und ihren Erlebnissen mit anderen teilen – und das möglichst im besten Licht. Früher konnten nur Profis Fotos bearbeiten, um ein Gesicht „perfekt“ aussehen zu lassen. Heute gelingt das ganz einfach mit Apps und deren Möglichkeiten zur Bildbearbeitung, wie Face-Filter.

Was sind Face-Filter?

Auf Instagram, TikTok und Snapchat können User*innen Fotos direkt in der App machen und vorher einen Filter auswählen. Filter werden virtuell über das gemachte Foto oder Video gelegt. So lassen sich schnell und einfach lustige Elemente wie Elfenohren, Bärte oder Schmetterlinge in das Foto oder Video integrieren. Neben Spaß-Filtern sind sogenannte Gender-Swap-Filter und Beauty-Filter sehr beliebt.

Gender-Swap-Filter ermöglichen es, weibliche in männliche und männliche in weibliche Personen umzuwandeln. Beauty-Filter, wie die App YouCam Makeup, verändern das Gesicht der Person und passen es bestimmten Vorgaben an. So können Merkmale wie Hautbild, Haar- und Augenfarbe oder Gesichtszüge verändert werden. Auch KI-unterstützte Bildgeneratoren sind beliebt, die Personen zum Beispiel im Stil berühmter Gemälde umgestalten.

Was fasziniert Kinder und Jugendliche daran? 

Die Auswahl an Filtern ist unbegrenzt und wird immer größer. Kinder und Jugendliche finden das witzig und unterhaltsam. Außerdem können sie mit Filtern in andere Rollen schlüpfen und sich ausprobieren. Manchmal sorgen Filter sogar für mehr Anonymität, da das Gesicht nicht immer erkennbar ist.

Mit Beauty-Filtern wird das eigene Gesicht schnell „aufgehübscht” und einem bestimmten Schönheitsideal angepasst. Manche Jugendliche fühlen sich mit gefilterten Selfies wohler als ihr wahres Selbst in der Öffentlichkeit zu präsentieren. 

Mit Apps wie Spark AR Studio lassen sich eigene Filter gestalten und auf Instagram nutzen. Junge Menschen können so die Filter ihrer Vorbilder nachahmen. Es entwickeln sich sogar kleine Trends und Challenges mit Face-Filtern wie die Yearbook Challenge mit Retro-Filtern. Vor allem Challenges mit Familie und Freund*innen wie die #funnyfilterchallenge auf TikTok machen viel Spaß.

Welche Risiken gibt es?

Große Augen, schmale Nase, Schmollmund und perfekter Teint – durch Face-Filter kann ein sehr einseitiges Bild von Schönheit und Geschlechterbildern vermittelt werden. Sehen junge Menschen häufig solche Bilder ihrer Idole auf Social Media kann dadurch der Eindruck entstehen, dass ihr eigener Körper nicht normal und schön sei und sie ebenso perfekt aussehen müssten. In der Folge greifen sie dann zu Filtern, die das eigene Ich verfälschen.

Da bei jungen Menschen das Selbstbewusstsein noch nicht gefestigt ist, vergleichen sie sich stark mit anderen Personen und mit verbreiteten Schönheitsidealen. Bilder von sich ohne Filter bzw. wie sie wirklich aussehen mögen sie möglicherweise nicht. Dabei entsprechen die wenigstens Menschen den gängigen Schönheitserwartungen. Gender-Swap-Filter können ein falsches Geschlechterbild vermitteln. Sie sind meist stereotyp angelegt und unterschieden nur zwischen männlich und weiblich. Auch sind einige von Ihnen mit Kosten verbunden oder sammeln bzw. speichern persönliche Daten.

Eine Gegenbewegung in Social Media heißt „Body Positivity“ oder #nofilter bzw. #nofilterneeded. Bilder, die unter diesen Hashtags veröffentlicht werden, wollen echte Menschen zeigen, ohne dass Filter genutzt werden. Eine Garantie, dass die Fotos filterfrei sind, gibt es jedoch nicht.

Was können Sie als Eltern tun?

Haben Sie Verständnis für die Begeisterung Ihres Kindes für Face-Filter, wenn es vor allem um Spaß und Kreativität geht. Lassen Sie sich zeigen, welche Filter Ihr Kind benutzt. Sprechen Sie mit ihm über Filter, die vermeintlich schöner machen sollen, und darüber, was wirklich dahintersteckt. Machen Sie deutlich, dass gefilterte Bilder wenig mit der Realität zu tun haben, und ermuntern Sie es, auch einmal auf Filter zu verzichten. Außerdem können Sie Ihrem Kind in den App-Einstellungen von Social-Media-Plattformen zeigen, wie es „Gefällt-mir“-Angaben auf z. B. Instagram verbergen kann. Dadurch kann der Druck, möglichst viele Likes zu bekommen, verringert werden. Stöbern Sie gemeinsam nach Fotos im Netz, die mit den Hashtags #nofilter oder #facepositivity versehen sind. Sprechen Sie über das eigene Selbstbild und bestärken Sie Ihr Kind darin, sich selbst zu akzeptieren und als schön zu empfinden.

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