Die Google-Suche liefert direkt eine Zusammenfassung der Ergebnisse, bei WhatsApp lädt ein lila Kreis zu Fragen und Gesprächen ein und bei Snapchat drängt sich der My AI Chatbot zwischen die Kontakte. KI-Angebote und -Tools müssen längst nicht mehr über eigene Apps oder Seiten aufgerufen werden, sondern sie sind mittlerweile in Suchmaschinen, Messengern und Sozialen Netzwerken integriert. So sind diese Anwendung Teil unseres Alltages, ohne dass wir überhaupt aktiv werden müssen. Das kann hilfreich sein, hat gerade für junge Nutzer*innen aber auch Tücken.
Wo steckt überall KI drin?
KI, also Künstliche Intelligenz, bezeichnet Programme und Systeme, die die Informationsaufnahme, -verarbeitung und -ausgabe des menschlichen Gehirns imitieren. –Auf der Grundlage von immer mehr Trainingsdaten bearbeiten sie Aufgaben, die wir Menschen ihnen stellen. In vielen Bereichen wie der Medizin oder Industrie werden KI-Anwendungen schon lange entwickelt und genutzt. Seit Ende 2022 kommen KI-Anwendungen immer mehr bei uns direkt an: Da wurde der Chatbot ChatGPT der Öffentlichkeit kostenlos zugänglich gemacht. Es handelt sich dabei um generative KI. Das ist eine Technologie, bei der Computersysteme darauf trainiert werden „neue“ Inhalte synthetisch zu erzeugen, zum Beispiel Texte, Bilder, Video- oder Audioinhalte. Seitdem haben sich KI-Angebote stark verbreitet und sind auch im Alltag von Kindern und Jugendlichen angekommen. Sie suchen Informationen (ähnlich wie mit Suchmaschinen), lassen sich Bilder erstellen, Fragen beantworten und führen Gespräche, die sich fast wie menschliche Kommunikation anfühlen – aber keine sind.
Neue Entwicklungen Anfang 2025 zeigen, wie präsent KI inzwischen ist:
- Google-Suche: Google schaltet seinen Suchergebnissen eine KI-generierte Zusammenfassung vor. Die sogenannten „AI Overviews bieten eine vorab zusammengefasste Antwort auf die Suchanfrage mit Quellenangaben.
- Meta-Dienste: In WhatsApp, Instagram oder Facebook gibt es eine zentrale Suchfunktion, die auf KI basiert. Nutzer*innen können Fragen eingeben, die KI antwortet als Computer-Chatpartner*in und kann sogar in Gruppen-Chats hinzugefügt werden.
- Snapchat: Hier erscheint der Chatbot My AI prominent in der Kontaktliste. Nutzer*innen können jederzeit mit dem KI-Bot schreiben – oft ohne zu wissen, wie und auf welcher Datengrundlage die Antworten zustande kommen.
- YouTube und TikTok: Auch auf diesen Plattformen ist KI eingebaut. YouTube testet automatische Video-Zusammenfassungen. TikTok bietet eine KI-Suche, ebenfalls mit generierten Antworten.
Welchen Vorteil haben die KI-Angebote für Kinder und Jugendliche?
Für Kinder und Jugendliche bieten die KI-Tools häufig sowohl praktische Hilfe im Alltag als auch Spaß und Unterhaltung: Sie ermöglichen:
- Schnelle Hilfe bei Hausaufgaben, Recherche oder Fragen zur Freizeitgestaltung
- Kreative Möglichkeiten: eigene Bilder, Geschichten oder Musik mit KI erstellen
- Gesprächspartner für Themen, über die es Jugendlichen schwerfällt, zu sprechen
- Leichte Bedienung: kein App-Wechsel nötig, die KI ist einfach da
Was kann problematisch sein?
- Nicht immer korrekt: KI-Tools geben Antworten, die überzeugend klingen, aber nicht immer stimmen. So können auch falsche Inhalte, politisch gefärbte oder verzerrende Informationen ausgegeben werden. Kinder und Jugendliche sollten lernen, diese Informationen zu hinterfragen. Dabei ist es wichtig, dass sie ein Grundverständnis davon erlangen, wie KI-Anwendungen funktionieren und Inhalte generieren.
- Intransparente Quellen: Es ist oft nicht klar, woher eine Antwort stammt oder wie sie zustande kam.
- Datenschutz: KIs lernen aus Daten und Nutzer*inneneingaben. Gerade in Messengern oder Sozialen Netzwerken können private Daten ausgewertet werden. In einigen Diensten – etwa bei Meta (WhatsApp, Instagram, Facebook) – können Sie der Nutzung von Chats und Beiträgen durch KI ausdrücklich widersprechen.
- Verwechslung mit echten Kontakten: My AI (Snapchat) oder andere KI-Chatbots können wie echte Freund*innen wirken. Es lassen sich täuschend echte Gespräche führen, sie geben z. B. auch Tipps bei Liebeskummer. Das kann emotional binden, ersetzt aber keine echten Beziehungen. Kinder und Jugendliche müssen lernen, dass kein Mensch hinter dem Chat steckt, sondern ein Computersystem.
Was Eltern beachten sollten
- Gespräch suchen: Fragen Sie Ihr Kind, ob es KI nutzt – und wie. Sprechen Sie darüber, welche Informationen es teilt. Die KI lernt aus den Daten der Nutzer*innen. Gerade in Messengern und Sozialen Medien können das sehr private Daten sein, zu denen die KI Zugang hat.
- Kritisches Denken fördern: Zeigen Sie, dass auch KI-Systeme Fehler machen. Ermutigen Sie Ihr Kind, mehrere Quellen zu nutzen. Informieren Sie sich gemeinsam, leben Sie einen kritischen Umgang vor, bleiben Sie interessiert an Ihrem Kind und bleiben Sie im Gespräch. So lernen Sie gemeinsam, sich die Angebote bewusst und kritisch zu Nutze zu machen.
- Datenschutz gemeinsam einstellen: Viele Apps bieten Sicherheits- und Datenschutzeinstellungen, die Sie gemeinsam anpassen sollten.
- Realität stärken: Machen Sie deutlich, dass KI keine Beziehung zu echten Freund*innen ersetzen kann. Bisweilen können ‚künstliche Freund*innen‘ zuverlässiger, interessierter oder verständnisvoller wirken als echte Personen. Sie sind immer erreichbar und es gibt keine Anlässe für Konflikte. Manchmal ist ein Chat mit einer KI sogar bei persönlichen Problemen hilfreich und nützlich. Dennoch sollten Sie mit Ihrem Kind besprechen, dass diese Kontakte einen echten Freundeskreis nicht ersetzen können. Emotionale Probleme brauchen echte Menschen.
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