Mit dem ersten Smartphone Ihres Kindes suchen Eltern oft nach Lösungen, um die Mediennutzung sicher zu gestalten. Kidgonet ist eine Kinderschutz-App, die durch einfache Bedienung und ihren besonderen Fokus auf Datenschutz überzeugen möchte. Wir haben uns das Angebot genauer angeschaut.
Wenn Kinder das erste Smartphone bekommen, haben Eltern oft viele Fragen: Wie viel Nutzung ist sinnvoll? Wie können wir die Nutzungszeiten gemeinsam festlegen und auch kontrollieren? Wie kann ich mein Kind schützen und gleichzeitig unterstützen, das Smartphone sinnvoll zu nutzen? Häufig kommen hierbei Jugendschutz-Apps oder –Programme ins Spiel. Angebote wie Google Family Link, JusProg oder die Salfeld Kindersicherung versprechen Eltern Überblick und Kontrolle über die Mediennutzungszeiten ihres Kindes. Auch Kidgonet möchte Eltern und Kindern den Start in die selbständige Mediennutzung erleichtern. Die App gibt es im Abo – je nach Vertragsdauer zahlen Familien zwischen 29,64 und 39,48 € im Jahr. Eltern können mit der App die Gerätenutzung ihres Kindes festlegen und überprüfen: Die Eltern selbst registrieren sich sehr unkompliziert im Kidgonet-Elternportal und legen dort fest, wie lange ihr Kind Medien nutzen darf und stellen „Medienpausen“ ein. Im Elternportal können sie auch sehen, wie viel Zeit ihr Kind schon genutzt hat. Die Kinder haben auf dem Smartphone eine eigene App, die mit einem Ampel-System das eigene Zeitbugdet anzeigt. Die App kann Bildschirmzeiten von verschiedenen Geräten addieren, so dass die Bildschirmzeit auch für mehrere Geräte eingestellt werden kann.
Das Besondere: Kidgonet übermittelt Eltern nur reine Zeiten. Es kann nicht angezeigt werden, welche Inhalte das Kind nutzt. Und auch der Anbieter selbst verspricht, keine Daten weiterzuleiten oder zu speichern. Mit all dem sollen Daten und Privatsphären der Kinder geschützt werden. Und indem Eltern ermutigt werden, über die Inhalte mit ihren Kindern ins Gespräch zu kommen, anstatt Apps einfach zu deaktivieren.
Um dennoch einen inhaltlichen Schutz anzubieten, hat Kidgonet laut eigenen Angaben einen altersgerechten Filter integriert. Nach welchen Kriterien dort gefiltert wird, ist nicht genauer beschrieben. Für die Kinder wiederum hat die App einen Notfall-Button und einen Direktlink zum Jugendberatungsangebot installiert. Das Angebot ist für Kinder ab der Grundschulalter geeignet.
Wie bei allen technischen Nutzungsbegrenzungen sollte auch bei der Verwendung von Kidgonet immer klar sein, dass eine reine Zeitbegrenzung keine Medienerziehung ersetzt. Zwar kann die Dauer der Mediennutzung durch die App kontrolliert werden – die Inhalte bleiben davon aber unberührt. Eltern sollten sich nicht in Sicherheit wiegen und der Mediennutzung ihres Kindes nach wie vor Beachtung schenken.
Auch der integrierte Filter darf nicht als Ersatz für die eigene Vorsicht im Umgang mit Inhalten angesehen werden. Kein Filter ist zu 100 Prozent sicher. Die letzte Verantwortung, Inhalte einzuschätzen, bleibt bei den Kindern bzw. Eltern selbst.
Wichtig ist außerdem, dass eingestellte Zeiten, Medienpausen etc. mit den Kindern gut besprochen und möglichst gemeinsam festgelegt werden. Wenn Kinder sich hier ungefragt bevormundet fühlen, kann der vermeintliche Schutz schnell nach hinten los gehen – indem die Kinder etwa andere Wege finden, sich Medienzeiten zu verschaffen. Sei es bei Freund*innen oder über andere Geräte.
Grundsätzlich muss die Einschränkung der Privatsphäre immer sensibel behandelt werden.
Kidgonet sieht sich als Unterstützung bei der Begrenzung von Nutzungszeiten. Daher sollte die App nicht als Ersatz für Medienerziehung und Kommunikation über Inhalte Verstanden werden. Dazu betonen die Macher*innen in ihrem „Elternratgeber“: „Die Vorbildfunktion der Eltern, gemeinsame Mediennutzung und die Einbeziehung der Kinder in die Entscheidungsfindung sind Schlüsselelemente, um ein gesundes digitales Umfeld zu schaffen.“
Kidgonet ist eine reine Zeitbegrenzung – und keine inhaltliche Erziehungshilfe. Die App kann genutzt werden, um Medienzeiten festzulegen und zu begrenzen. Am besten funktionieren solche Medienzeiten natürlich, wenn sie in der Familie gemeinsam besprochen und ggf. durch einen Kompromiss ausgehandelt werden, so dass auch die Kinder mit ihrem Zeitbudget einverstanden sind.
Mindestens genauso wichtig ist es, Ihr Kind inhaltlich bei der Mediennutzung zu begleiten. Unabhängig davon, wie lang oder kurz Ihr Kind sein Smartphone oder Tablet nutzt – bleiben Sie im Gespräch darüber, welche Programme und Inhalte es verwendet, welche Fragen oder Probleme es hat und wie es ihm geht. Nur so kann Ihr Kind lernen, Angebote einzuschätzen, sinnvoll auszuwählen und gut mit Schwierigkeiten umzugehen. Diese Medienerziehung kann keine technische Begrenzung ersetzen.
Passen Sie die Einstellungen und Absprachen regelmäßig an das Alter und die Bedürfnisse Ihres Kindes an. Mit zunehmender Selbstständigkeit sollten die Einschränkungen gelockert werden.