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Egoshooter und Gewalt

Bei der Frage, ob Mediennutzung gewalttätig machen kann, wird oft über Computerspiele diskutiert, vor allem über die sogenannten Egoshooter. Eltern, Lehrkräfte und auch einige Wissenschaftler befürchten eine direkte und negative Wirkung auf Kinder und Jugendliche. Die größte Sorge: Die Inhalte könnten zu echten Gewalttaten inspirieren. Nachgewiesen werden konnte das bisher nicht. Ein Spiel allein macht nicht aggressiv oder gewalttätig.

Gewalthaltige Computerspiele aus der Ich-Perspektive

In Spielen, in denen es darum geht, andere Spielfiguren mit Gewalt auszuschalten, schauen Gamer aus der Perspektive ihrer Spielfigur auf die Spielwelt. Bei diesen Ego-Shootern sieht es also so aus, als würde man selbst mit einer Waffe durch eine 3D-Welt laufen und schießen. Berühmte Shooter sind Counter-Strike, Battlefield, Call of Duty. Dieses Spielgenre ist enorm erfolgreich und aus der Szene nicht mehr weg zu denken. Fortnite gilt als besonders heikel, weil sich hier Elemente aus Ego-Shootern mit kindlichen und freundlichen Grafiken mischen und es deshalb schon junge Gamer anspricht.

Jugendliche sollen vor negativen Einflüssen geschützt werden

Man geht davon aus, dass gewalthaltige Spiele eine negative Wirkung auf Kinder und Jugendliche haben können. Deshalb prüft die USK als Teil des Jugendmedienschutzes alle Spiele legt und Altersgrenzen fest. Je älter ein Kind ist, desto besser kann es zwischen Spiel und Realität unterscheiden. 

Beim Thema Gewaltdarstellung prüft die USK unter anderem, ob das Spiel düster und bedrohlich oder eher hell und positiv wirkt, ob die Spielfiguren wie Menschen aussehen und man rotes Blut sieht, ob sich die Gamer mit der Figur identifizieren können und ob kriegerische Handlungen verherrlicht oder auch kritisiert werden. Je nachdem, wie viele Kriterien zusammenkommen, wird entschieden, ab welchem Alter Kindern und Jugendlichen das Spiel zugänglich gemacht werden darf. Allerdings sind Spiele mit einer höheren Alterseinstufung teilweise besonders reizvoll für Jugendliche, weil sie ihre Grenzen austesten möchten.

Computerspiele allein machen nicht gewalttätig

Computerspiele können, wie andere Medien auch, in Extremfällen negative Auswirkungen haben, wenn sie z. B. zu viel genutzt werden und es keinen Ausgleich zur Mediennutzung gibt. 

Die Kommunikation in Gamer-Foren und Chats ist teilweise ziemlich hart und gemein und kann Ihr Kind ängstigen. Das heißt aber nicht, dass das bei Ihrem Kind dazu kommen muss. Denn solche Wirkungen sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich, weil sich jeder Mensch anders in bestimmten Situationen verhält. Kinder und Jugendliche, die auch sonst zu Gewalt neigen, oft allein sind und keine anderen Interessen haben, sind gefährdeter als andere. Niemand wird wegen eines Spiels mit Gewaltinhalten aggressiv oder gewalttätig.

Was Eltern beachten sollten

Die Jugendfreigabe sollte eingehalten werden. Je älter Ihr Kind ist und je weniger Einblick Sie in seine Mediennutzung haben, desto schwieriger ist das für Sie. Deshalb sollten Sie mit Ihrem Kind im Gespräch bleiben. Fragen Sie nach, was faszinierend daran ist, und hinterfragen Sie Gewaltdarstellungen. Vielleicht erklärt Ihnen Ihr Kind, dass es in dem Spiel auch um Geschicklichkeit, sportliche Ziele, Rätsel oder gemeinsames Lösen von Problemen geht. Meistens geht es nicht nur um Gewalt allein, sonst würde es auch schnell langweilig werden. Lassen Sie sich das Spiel erzählen oder zeigen. Auch Sie sollten Ihrem Kind erklären, warum Sie darauf bestehen, dass es nur altersgemäße Spiele spielen darf.

Tauschen Sie sich mit anderen Eltern aus, wenn Ihr Kind vorgibt, dass die anderen ein Spiel trotz Altersbeschränkung schon spielen dürfen. Vielleicht können Sie gemeinsam Regeln vereinbaren, die auch für den besten Freund gelten.

Mehr Informationen gibt es beim Elternratgeber der USK.

Die Tricks von Social Media, um Aufmerksamkeit zu gewinnen

Fragen Sie sich manchmal, warum Ihr Kind sein Smartphone einfach nicht zur Seite legt, obwohl Sie es bereits dreimal darum gebeten haben? Vielleicht haben Sie sich sogar selbst schon dabei erwischt, dass Sie nur kurz etwas nachschauen wollten und zehn Minuten später das Handy immer noch in der Hand haben.

Das liegt zum einen an uns selbst: Social-Media-Angebote sind vielfältig und deswegen spannend für Jung und Alt. Zum anderen möchten die Unternehmen, die hinter den Angeboten stehen, dass wir Zeit mit diesen verbringen. Nur wenn viele Menschen deren Angebote intensiv nutzen, rentiert sich das Ganze für sie. Entsprechend spannend ist es einen genauen Blick auf die Mechanismen von Social Media zu werfen.

Unternehmen wollen uns bei der Stange halten

Eine Strategie, Geld zu verdienen, ist es, personalisierte Werbung zu schalten. Je länger wir ein Angebot nutzen, desto mehr Daten kann die App über unsere Nutzungsgewohnheiten und Interessen sammeln. Deshalb sind Apps und Social-Media-Angebote so programmiert, dass wir sie gerne und viel nutzen.

Manchen Menschen fällt es besonders schwer, das Smartphone auch mal zur Seite zu legen. Einige psychologische Tricks können diesen Effekt sogar noch verstärken. Dazu gehören blinkende Lichter und Soundeffekte, die Signalfarbe Rot, das endlose Scrollen, die Swipe-Funktion und einiges mehr.

Apps und Social-Media-Angebote sind Gute-Laune-Macher

Um negative Gefühle oder Langeweile zu vertreiben, lenken wir uns ab. Süßigkeiten sind z. B. beliebte Gute-Laune-Macher. Durch sie werden im Körper Hormone wie Endorphine ausgeschüttet, die uns positiv stimmen. Auch ein Like auf das neueste Selfie macht glücklich.

Gerade für Jugendliche ist das Wissen dazuzugehören und gemocht zu werden wichtig. Sie sind noch dabei, herauszufinden, wer sie sind. Deswegen steht die Rückmeldung von Gleichaltrigen und Vorbildern an oberster Stelle. Positive Rückmeldungen zu einem Foto oder einem Posting machen also glücklich.

Scrollen und Swipen in bestimmten Apps macht außerdem Spaß oder kann spannend sein. Spielerische Elemente können also auch positive Gefühle auslösen, weshalb man das Smartphone immer wieder in die Hand nimmt. Außerdem sind die aktuellen Postings bei TikTok, Instagram, Snapchat & Co. unterhaltsam. Gerade wenn es Menschen nicht so gut geht, sind Apps und Social Media ein beliebter Weg, sich abzulenken und besser zu fühlen. Die Ursache des unangenehmen Gefühls lösen diese Angebote aber nicht.

Aber auch negative Gefühle wie Stress können mit der Mediennutzung verbunden sein. Junge Menschen haben regelrecht Angst, etwas zu verpassen, weil sie z. B. eine Weile ihre Nachrichten nicht gecheckt haben.

Machen uns Medien abhängig?

Von positiven Gefühlen kann man nicht genug bekommen. Das kann dazu führen, dass manche Menschen das Smartphone ständig in der Hand haben und andere Dinge vernachlässigen. Social-Media-Angebote werden wiederum so entwickelt, dass wir sie gerne und viel nutzen. Das kann im Zusammenspiel zu einem „zu viel“ führen. Zur Sucht gehört aber mehr als eine exzessive Nutzung. Von Sucht spricht man erst, wenn das Verhalten über einen langen Zeitraum (etwa ein Jahr) anhält, die betroffene Person keine Strategien hat, um etwas daran zu ändern und alles andere vernachlässigt.

Wenn Sie oder Ihr Kind also viel Zeit mit dem Smartphone verbringen, sollten Sie wissen, dass Social Media und Apps ein bestimmtes Verhalten unterstützen können. Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber und überlegen Sie gemeinsam Regeln und Strategien für den Umgang mit Medien und für medienfreie Zeiten.

Hier kommen ein paar Tipps :

  • Vereinbaren Sie, dass Sie innerhalb von Messenger-Chats nicht sofort auf eine Nachricht reagieren müssen. Dabei kann auch helfen, die Lesebestätigung und Benachrichtigungstöne zu deaktivieren. So nehmen Sie sich und Ihrem Kind den Druck, immer umgehend zu antworten.
  • Machen Sie sich und Ihrem Kind bewusst, mit welchen Tricks Unternehmen unsere Aufmerksamkeit gewinnen. Konzentrieren Sie sich auf das, was Sie in dem Angebot tun wollen. Legen Sie das Handy zur Seite, wenn Sie sich durch alle Neuigkeiten gescrollt haben.
  • Nutzen Sie Einstellungsmöglichkeiten innerhalb der App, z. B. Zeitbeschränkungen oder das Ausstellen von Push-Mitteilungen, um die Zeit, die Sie mit einem Dienst oder dem Handy verbringen, besser kontrollieren zu können.

Daddeln bis zum Umfallen – wie erkenne ich Computerspielsucht?

Kinder lieben es, zu spielen. Doch gerade bei Computerspielen sind sich viele Eltern unsicher, wie viel Spielzeit für ihr Kind angemessen ist und wann die Gefahr einer Abhängigkeit besteht.

Worin liegt der Reiz am Spielen?

In andere Welten eintauchen, in verschiedene Rollen schlüpfen, schwierige Aufgaben meistern, spannende Geschichten erleben und der Realität kurz entfliehen – all das macht Spielen für Kinder verlockend, egal ob am Computer oder draußen mit Freunden. Gerade Games bieten unzählige Möglichkeiten, Abenteuer zu erleben und sich mit anderen zu messen. Schwierig beim Spielen ist es manchmal, wieder damit aufzuhören, denn viele Spiele haben kein klares Ende.

Wann spricht man von Abhängigkeit?

Es gibt nur sehr wenige Menschen, die tatsächlich im medizinischen Sinne „süchtig” nach Computerspielen sind. Das Wort fällt im Alltag schnell, auch wenn es eigentlich nicht passend ist. Nur weil Ihr Kind sehr viel Zeit mit Computerspielen verbringt, ist es in der Regel noch nicht abhängig. Trotzdem helfen neben dem Gespräch mit Ihrem Kind feste Regeln, wenn Sie das Gefühl haben, es spielt zu viel und vernachlässigt Freunde oder die Schule. Denn auch “ekzessiver Konsum” kann problematisch sein. Mehr Hinweise gibt es hier.

Eine Sucht oder Abhängigkeit ist eine Krankheit. Es geht dabei nicht um das “wie lange” oder “wie oft”, sondern um das “warum”. Beobachten Sie Ihr Kind, um herauszufinden, warum es so gefesselt von einem Spiel ist. Wenn Sie Angst haben, Ihr Kind könnte süchtig sein, können Sie sich an einigen Risikofaktoren orientieren, die auf eine mögliche Abhängigkeit Ihres Kindes vom Spielen hinweisen könnten. Wenn Sie Folgendes über einen längeren Zeitraum bei Ihrem Kind beobachten, sollten Sie sich Hilfe suchen:

  • Das Computerspielen ist das Wichtigste im Leben Ihres Kindes und der gesamte Alltag wird danach ausgerichtet. Es äußert ständig den Wunsch, wieder spielen zu dürfen und einstige Lieblingsbeschäftigungen geraten in den Hintergrund.
  • Ihr Kind hat das dringende Verlangen danach, immer mehr und immer länger spielen zu müssen.
  • Ihr Kind hat vollkommen die Kontrolle über das eigene Spielverhalten verloren und zeitliche Limits werden nicht eingehalten, auch wenn es weiß, dass es zu viel Zeit am Computer verbringt.
  • Das Computerspiel ist eine Ablenkung von negativen Gefühlen wie Ärger mit Familie oder Freunden oder Stress in der Schule.
  • Ihr Kind lässt es zu, dass das Spielen negative Auswirkungen auf das echte Leben hat: Es zieht sich z. B. von Freunden zurück, vernachlässigt Hobbies und Verpflichtungen wie z. B. die Schule oder das Fußballtraining wird nur noch als unangenehm und nicht erfüllend empfunden.
  • Wenn keine Möglichkeit besteht, Computer zu spielen, treten Entzugserscheinungen wie Nervosität, Unruhe und Aggressivität auf.

Das sind nur einige von vielen Merkmalen, die typisch für eine Computerspielsucht sein können. Seien Sie sich jedoch bewusst: Eine medizinische Diagnose können nur Experten stellen!

Mein Kind scheint abhängig zu sein – was kann ich jetzt tun?

Wenn Sie eine Computerspielsucht bei Ihrem Kind vermuten, sollten Sie das als Erstes offen ansprechen. Zeigen Sie Verständnis und überlegen Sie gemeinsam, welche Regeln dafür sorgen können, dass es weniger spielt. Sollten Sie keinen Zugang mehr zu Ihrem Kind finden, bieten Suchtberatungsstellen Unterstützung und können konkrete Ansprechpartner vermitteln. Es gibt diese in größeren Städten und auch online. Recherchieren Sie online nach Stellen in Ihrer Umgebung oder wenden Sie sich z. B. an: http://www.fv-medienabhaengigkeit.de/hilfe-finden.html oder https://www.nummergegenkummer.de/. Eine Sucht hat meistens andere Ursachen als das Computerspielen selbst. Diese sollten Sie im Gespräch mit Ihrem Kind und mit Hilfe von Fachleuten herausfinden.

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