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Medienerziehung von Geschwistern 

In vielen Familien mit Geschwistern gibt es Streit über die Mediennutzung: Die Kleineren fühlen sich ungerecht behandelt, wenn sie weniger dürfen als die Großen. Was die einen begeistert, finden die anderen langweilig. Andersherum überfordern manche Medienangebote die Jüngeren. Die Älteren haben das Gefühl, ständig Rücksicht auf ihre jüngeren Geschwister nehmen zu müssen. Wie können Eltern den Spagat zwischen den Bedürfnissen der Geschwister meistern und bei ihren Kindern einen kompetenten Umgang mit Medien fördern? 

Medienregeln fair gestalten 

Egal ob Einzelkind oder Geschwister – Regeln zur Mediennutzung in der Familie geben Kindern Struktur und Sicherheit für ihren Alltag mit Medien. Die Bedürfnisse und Entwicklungsstufen jedes Kindes sollten dabei berücksichtigt werden. So kann es sinnvoll sein, älteren Geschwistern mehr Freiheiten bei der Mediennutzung einzuräumen, während für jüngere Kinder engere Grenzen gelten. Zum Beispiel dürfen die Großen schon bestimmte Geräte ins eigene Zimmer mitnehmen, während die Kleinen Medien nur in den gemeinsamen Wohnräumen nutzen sollen. Die Nutzungszeiten müssen zum Alter der Kinder passen. Jüngere sollten weniger Zeit vor dem Bildschirm verbringen als Ältere. Legen Sie die Regeln gemeinsam fest und achten Sie darauf, dass sie für alle gerecht und verständlich sind. Dabei kann zum Beispiel ein Mediennutzungsvertrag helfen, den Sie für jedes Kind individuell gestalten. An grundsätzliche Medienregeln wie „Keine Medien am Esstisch“ sollten sich alle in der Familie halten. 

Geschwister-Konflikte begleiten 

„Gib mir sofort mein Tablet zurück!“, „Das ist doch für Babys, ich will was Spannendes anhören!“, „Warum muss ich ausmachen, wenn sie noch schauen darf?“. Kommen Ihnen solche Sätze bekannt vor? Ist der Altersabstand groß, gelten unterschiedliche Regeln für jedes Kind. Das kann leicht zu Streit zwischen Geschwistern führen, sei es um den Zugang zu bestimmten Geräten oder die Wahl von Inhalten. Machen Sie Ihren Kindern die Regeln transparent und helfen sie ihnen, sich in das Geschwister hineinzuversetzen. Zum Beispiel so: „Deine große Schwester durfte im Grundschulalter auch noch nicht länger als eine Stunde Video schauen.“. Achten Sie darauf, Konflikte rechtzeitig zu erkennen und sie gut zu begleiten. Das stärkt die Beziehung der Geschwister und sie lernen, zu verhandeln, Kompromisse einzugehen und Konflikte immer selbstständiger zu lösen.  

Gemeinsame Medienerlebnisse schaffen  

Zusammen Filme schauen oder zocken macht Spaß und schafft Verbindung. Eltern sollten ihre Kinder dabei unterstützen, passende Medieninhalte für die gemeinsame Mediennutzung auszuwählen. Gemeinsame Medienrituale wie das Schauen einer Wissenssendung am Sonntag oder das Musikhören im Auto machen Spaß und stärken den Zusammenhalt in der Familie. Oft verarbeiten Geschwister Medieninhalte gemeinsam und spielen Szenen aus Serien nach oder tauchen im Rollenspiel in die Welt ihrer Lieblingsfiguren ein. Viel voneinander lernen können Geschwister besonders dann, wenn sie gemeinsam kreativ mit Medien sind und Hörspiele, Stopp-Trickfilme oder Foto-Collagen selbst gestalten.  

Tipps zur Mediennutzung von Geschwistern 

  • Vermeiden Sie Überforderung: Wählen Sie altersgerechte Medien aus, beachten Sie die Altersfreigaben und orientieren Sie sich bei der gemeinsamen Mediennutzung am jüngsten Kind. 
  • Schaffen Sie Schutzräume: Stellen Sie sicher, dass jüngere Kinder eingeschränkten Zugang zu Medien haben. Machen Sie den älteren Kindern klar, dass sie mitverantwortlich sind und den Kleineren nicht unerlaubt Zugang geben dürfen. 
  • Treffen Sie Vereinbarungen: Sorgen Sie dafür, dass die Medienregeln in der Familie eingehalten werden. Nehmen Sie die unterschiedlichen Bedürfnisse und Vorlieben Ihrer Kinder ernst. Stellen Sie Gerechtigkeit her und legen Sie zum Beispiel gemeinsam fest, welches Kind wann über welche Medieninhalte bestimmen darf. 
  • Finden Sie Alternativen: ein Kind schaut auf dem Fernseher, das andere auf dem Tablet – das kann eine Lösung für unterschiedliche Vorlieben und Entwicklungsstände sein. Ist die Medienzeit für das jüngere Kind schon vorbei, während das Ältere noch länger Medien nutzen darf, bieten Sie Ihrem kleinen Kind ein alternatives, medienfreies Spielangebot an.  
  • Fördern Sie Medienkompetenz: Seien Sie sich Ihrer Vorbildfunktion bewusst, indem sie ein gesundes Verhältnis zu ihrer eigenen Mediennutzung vorleben. Führen Sie in der Familie regelmäßig offene Gespräche über die Vor- und Nachteile von Medien. So unterstützen Sie Ihre Kinder altersgemäß dabei, kritisch und reflektiert mit Medien umzugehen und fördern ihre Medienkompetenz.  

Die TikTok-Nutzung meines Kindes kontrollieren!?

Es gibt Kinder und Jugendliche, die viel Zeit auf TikTok verbringen. Sie schauen sich Kurzvideos von anderen an oder produzieren eigene TikToks. Was genau sie sich dort anschauen und selbst veröffentlichen, wissen viele Eltern nicht und machen sich Sorgen – auch darum, dass ihr Kind mit Fremden in Kontakt kommen kann.

Als Reaktion auf Kritik hat TikTok bereits 2020 den “Begleiteten Modus” für die elterliche Kontrolle eingeführt, der 2023 noch einmal überarbeitet wurde. Damit können Sie als Erziehungsberechtigte steuern, wie lange die Anwendung genutzt werden kann, ob private Nachrichten verschickt und empfangen werden können und welche Inhalte auf der „Für dich“-Seite angezeigt werden. Hier kommen Sie zur ausführlichen Vorstellung der App.

Vertrauen und Begleitung sind besser als Kontrolle

Es ist nachvollziehbar, dass Sie sich als Eltern Sorgen machen, wenn Ihr Kind auf Social Media-Plattformen unterwegs ist. Deshalb sollten Sie vor der Nutzung solcher Apps in Ruhe mit Ihrem Kind darüber sprechen, was es daran interessiert. Erklären Sie ihm Ihre Sorgen und machen Sie verständlich, welche Risiken es bei der Nutzung gibt. Wenn es für Sie in Ordnung ist, dass Ihr Kind TikTok nutzt, fragen Sie regelmäßig nach und bleiben Sie interessiert. Lassen Sie sich zeigen, was Ihr Kind dort macht.

Die App ist für Kinder unter 13 Jahren nicht geeignet – so steht es auch in den Nutzungsbedingungen von TikTok. Bis 16 Jahre müssen Eltern der Nutzung außerdem zustimmen. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind wirklich sein richtiges Geburtsdatum angibt. Denn dies hat Auswirkungen auf die Standard-Einstellungen der App und auf den begleiteten Modus. TikTok selbst ist dort automatisch auf „privat“ gestellt und hat eine maximale Nutzungsdauer von 60 Minuten am Tag für die jüngsten Nutzerinnen und Nutzer.

Häufig sind Kinder schon vorher an der App interessiert. Wenn Ihr Kind TikTok nutzen möchte, überlegen Sie, ob es vielleicht auch erst mal ohne eigenen Account TikTok-Videos anschaut. Denn das ist über einen Browser möglich!

Begleiteten Modus aktivieren

Wenn Ihr Kind mit Ihrer Erlaubnis einen TikTok-Account anlegen darf und Sie sich für die Nutzung des Begleiteten Modus‘ entscheiden, richten Sie diesen wie folgt ein:

TikTok muss auf dem Smartphone Ihres Kindes und auf Ihrem eigenen Gerät installiert sein. Sie finden den Begleiteten Modus in den „Digital Wellbeing“-Einstellungen unter „Privatsphäre und Einstellungen“. Auf dem Gerät des Elternteils öffnet sich mit Klick darauf ein QR-Code, der mit dem Smartphone Ihres Kindes gescannt wird. Damit willigt Ihr Kind ein, dass Sie als Eltern die Nutzung steuern dürfen. WICHTIG: Sprechen Sie vorher mit Ihrem Kind über die Funktionen im Begleiteten Modus und überlegen Sie gemeinsam, was in welchem Umfang eingeschaltet werden soll:

  • Sie können eine tägliche Nutzungszeit von 40, 60, 90 oder 120 Minuten pro Tag einstellen. Die Zeiten können für verschiedene Wochentage oder Zeiten (Schulzeit/Ferien) unterschiedlich festgelegt werden. Nach Ablauf der Zeit muss ein Passwort eingegeben werden, um TikTok weiter nutzen zu können.
  • Wenn der eingeschränkte Modus aktiviert wird, sollen bestimmte Inhalte, die nicht für Kinder geeignet sind, herausgefiltert, d. h. nicht mehr auf der “For You-Page” angezeigt werden. Kinder und Eltern können zudem Begriffe und Hashtags eingeben, um selbst Inhalte zu herauszufiltern.
  • Sie können einstellen, dass nur Freundinnen und Freunde Ihrem Kind Nachrichten senden können. Es ist auch möglich, den Empfang von Nachrichten komplett zu deaktivieren.
  • Zudem lässt sich regulieren, ob und wann die App Benachrichtigungen sendet – Eltern können also einstellen, dass etwa während der Schulzeit oder nachts keine Push-Benachrichtigungen ankommen.
  • Seit 2023 enthält die Eltern-App ein „Bildschirmzeit-Dashboard“, in dem Eltern genau sehen können, wann, wie oft und wie lange ihr Kind TikTok genutzt hat.

TikTok möchte im Laufe des Jahres 2023  einen „TikTok Jugendbeirat“ einrichten, um sich mit der Community selbst darüber auszutauschen, wie die App weiterentwickelt werden soll.

Was Eltern noch beachten sollten

Beachten Sie, dass es weitere Einstellungsmöglichkeiten bei TikTok außerhalb des Begleiteten Modus’ gibt, die unbedingt aktiviert werden sollten. Achten Sie zum Beispiel darauf, dass das Konto auf privat eingestellt ist, so dass die Videos Ihres Kindes nicht von Fremden gesehen werden können. Bei Nutzerinnen und Nutzern zwischen 13 und 15 Jahren macht TikTok diese Einstellung zwar automatisch – Sie sollten aber unbedingt mit Ihrem Kind darüber sprechen, was der Vorteil ist und warum es das auch dabei belassen bzw. ab 16 selbst so einstellen sollte.

Als Eltern können Sie nicht nachverfolgen, welche Inhalte angesehen werden. Sie können auch keine Nachrichten oder Kommentare lesen, so dass die Privatsphäre Ihres Kindes weitestgehend gewahrt bleibt. Wenn Sie Ihrem Kind vertrauen und es Medien bereits bewusst und sicher nutzen kann, ist es sicherlich schöner, auf diese Kontrollmöglichkeit verzichten zu können. Besprechen Sie regelmäßig mit Ihrem Kind, ob die Einstellungen so noch passen, oder Sie bestimmte Einstellungen verändern können.

Digitale Beratungsangebote für Jugendliche und Eltern

Kinder und Jugendliche wenden sich mit ihren Problemen nicht immer an ihre Eltern. Probleme in der Schule, mit Gleichaltrigen oder sich selbst, werden lieber im Freundeskreis besprochen. Sie suchen nach Antworten, Gleichgesinnten im Internet oder behalten es für sich. Doch was ist, wenn die Probleme größer werden und die Betroffenen keinen Ausweg mehr finden? Wenn Sie als Eltern mitbekommen, dass es Ihrem Kind nicht gut geht? Nicht immer ist das Internet ein guter Ratgeber bei Problemen, aber es gibt durchaus sichere und hilfreiche digitale Beratungsangebote für Jugendliche und Eltern.

Was sind digitale Beratungsangebote?

Online-Beratungsangebote bieten Unterstützung bei Problemen und Sorgen wie z. B. Mobbing, Essstörungen oder Depressionen. Einige Angebote richten sich speziell an Kinder und Jugendliche. Betroffene können sich selbstständig Hilfe suchen und sich zu unterschiedlichen Themen anonym und kostenlos über eine Website oder telefonisch beraten lassen. 

Einzelberatung, Gruppenchats und Foren

Viele der Beratungsangebote im Netz bieten neben einer Einzelberatung die Möglichkeit, Probleme in einer Gruppe oder einem Forum zu besprechen. Für eine Einzelfallberatung schreiben Betroffene ihre Probleme direkt an psychologisch ausgebildete Beraterinnen und Berater. In einem solchen Austausch erhalten Jugendliche sofort Hilfe und Unterstützung. Je nach Problem und Bedarf kann dieser Austausch unterschiedlich lang ausfallen. Gruppenangebote finden meist in einem Rhythmus statt, z. B. wöchentlich. Eine regelmäßige Teilnahme ist oft hilfreich, aber nicht zwingend nötig. Manchmal finden sich in solchen Chats auch Gleichgesinnte, die auch außerhalb der Sitzungen füreinander da sind.   Innerhalb von Foren tauschen sich Betroffene mit Peers aus. Peers sind Gleichaltrige. Sie wurden geschult, um im Chat bei Problemen unterstützen zu können. Sie haben zudem immer die Möglichkeit, auf die Hilfe erwachsener Fachkräfte zurückzugreifen. Der Austausch in den Foren wird außerdem moderiert, um Beleidigungen, Trigger oder das Preisgeben von Daten zu vermeiden. 

Gute Beratungsangebote im Internet

Die Beratungs- und Hilfsangebote unterscheiden sich darin, welche Altersgruppe angesprochen wird, welche Themen im Mittelpunkt stehen und auf welchem Weg die Beratung in Anspruch genommen werden kann. Einige Angebote richten sich auch an hilfesuchende Eltern:

  • Die Telefonseelsorge berät Kinder, Jugendliche und Erwachseneonline oder per Telefon zu unterschiedlichen Problemen
  • Die Nummer gegen Kummer bietet, neben einer Jugendberatung, ein Elterntelefon. Dieses können Eltern bei Problemen wie z. B. Überforderung, Sorgen oder Erziehungsproblemen nutzen. 
  • Die ausgebildeten Berater und Beraterinnen der Jugendnotmail sind 365 Tage im Jahr für Jugendliche bis 19 Jahre anonym zu erreichen
  • Das Beratungsangebot jugend.bke-beratung unterstützt Jugendliche im Alter von 14 bis 21 Jahre. Auf der Website können sie sich in Einzel- oder Gruppenchats über ihre Probleme und Sorgen austauschen – vom Liebeskummer und Ärger in der Schule bis hin zu größeren Problemen
  • Auf juuuport bekommen Kinder und Jugendliche Hilfe bei Problemen im Netz wie z. B. Cybermobbing oder Cybergrooming
  • Beratung4kids bietet unter anderem einen eigenen Bereich mit Foren für trans Personen, also solche, die mit ihrer Geschlechtsidentität hadern
  • Bei der Youth-Life-Line können sich Jugendliche bis 21 Jahren in akuten Krisen und bei Suizidgefährdung von Gleichaltrigen beraten lassen
  • Auf der Website von u25-deutschland gibt es neben Beratungsangebote, eine Infothek zu Themen wie Essstörung, Suizid, Depression
  • Das Angebot Kid Kit berät junge Menschen bis 18 Jahre bei Sucht, Gewalt oder psychischen Erkrankungen in der Familie. Nacoa berät alle Altersgruppen
  • Bei netz-und-boden.de gibt es Unterstützung für Kinder mit psychisch erkrankten Eltern
  • Auf da-sein.de unterstützen Peers Jugendliche, die sich in Trauer befinden oder selbst an einer lebensverkürzenden Krankheit leiden
  • Peer-to-Peerberatung gibt es auch bei nethelp4u. Jugendliche beraten Jugendliche unter anderem bei selbstverletzendem Verhalten, Selbstmordgedanken, Drogenproblemen, Depressionen, Essproblemen. Der Hilfsangebot-Finder der Initiative Freunde fürs Leben hilft dabei, das passende Beratungsangebot zu finden. Dabei lässt sich filtern, ob die Beratung telefonisch, online oder vor Ort in Anspruch genommen werden möchte
  • Pausentaste ist ein Angebot für Kinder und Jugendliche, die sich um ihre Familien kümmern
  • In jeglichen Kristen bietet Krisenchat eine Chatberatung von Profis für alle unter 25 Jahren

Digitale Beratungsangebote haben Grenzen 

Hilfsangebote im Netz können einfach und kostenlos angenommen werden. Sie sind leichter zugänglich für junge Menschen als z. B. Beratungsstellen. Die beratenden Personen sind ausgebildet und die Betroffenen bleiben anonym. Eine Kontaktaufnahme kann ein erster und richtiger Schritt sein. Vor allem bei Problemen in der Schule, zu Hause oder mit sich selbst kann es helfen, sich mit Gleichaltrigen auszutauschen oder den Rat einer objektiven Person zu erhalten. Ein Online-Beratungsangebot ersetzt aber keine Therapie! Bei Suizidgedanken oder psychischen Störungen sollte unbedingt der Rat einer weiteren therapeutischen Fachkraft gesucht werden und sich um eine fortlaufende Therapie bemüht werden. Auch bei rechtlichen oder medizinischen Fragen sollten andere Fachstellen aufgesucht werden.

Was sollten Eltern beachten

Erzählen Sie Ihrem Kind, dass es diese Angebote gibt. Erklären Sie, dass diese im Vergleich zu Gruppen in offenen Foren oder auf Social Media sicherer sind, da geschultes Personal dahintersteht. Vorsicht auch vor sogenannten Psycho-Apps. Diese sind nicht immer hilfreich und können sogar gefährlich werden. Zeigen Sie Ihrem Kind, welche Angebote es bei Problemen und Sorgen bedenkenlos in Anspruch nehmen kann. 

Machen Sie vor allem deutlich, dass es bei Problemen auf Ihre Hilfe zählen kann. Setzen Sie Ihr Kind nicht unter Druck und fragen Sie unvoreingenommen, wenn Sie das Gefühl haben, es hat Probleme. Ein Problem, das Ihnen klein erscheint, kann sich für Ihr Kind wesentlich schlimmer anfühlen. Sie können sich auch selbst oder gemeinsam online beraten lassen.

Medienerziehung in den ersten Lebensjahren 

„Mama, kann ich Video schauen?“, „Ich will Tablet spielen, Papa!“ – Medien faszinieren kleine Kinder und sind bereits früh Teil ihres Alltags. In den ersten Lebensjahren legen Eltern den Grundstein für den Umgang mit Medien. Die Medienerziehung orientiert sich an den generellen Werten in der Familie. 

Kleine Kinder langsam an Medien heranführen 

Babys und Kleinkinder haben noch kein großes Interesse an Medien. Sie suchen den Kontakt zu den Eltern und erkunden die Welt mit allen Sinnen. Entwicklungsschritte wie essen, laufen und sprechen lernen stehen im Vordergrund. Da Eltern sich häufig Medien zuwenden, etwa dem Smartphone, bekommen nach und nach auch kleine Kindern Interesse daran. 

Gezielte Mediennutzung, wie etwa das Anschauen eines Bilderbuches oder das Videotelefonat mit Oma und Opa, findet bei Kleinkindern in der Regel in Begleitung von Erwachsenen statt. Mehr und mehr fordern Kinder solche gemeinsame Medienzeit auch ein. 

Geeignete Medien für Kleinkinder 

Neben dem gemeinsamen Anschauen von Bilderbüchern haben Kleinkinder Spaß an Musik und Hörgeschichten; nebenbei können sie spielen oder sich entspannen. Angebote wie Kinderradio-Sendungen und Hörboxen sind kindgerecht und ein guter Einstieg in die Vielfalt der Medienwelt.  

Bewegte Bilder und hektische Geräusche kann das kindliche Gehirn noch nicht gut verarbeiten. Erst mit etwa drei Jahren können Kinder verfilmte Geschichten verstehen. Dennoch schaut Ihr Kind vielleicht schon früher gemeinsam mit älteren Kindern Serien auf dem Tablet oder ähnliches. Achten Sie darauf, was sich Ihr Kind anschaut. Am besten ist es, wenn Sie dabei sind, aufkommende Fragen beantworten können oder mitbekommen, wenn Ihr Kind Angst bekommt. Kinder im Kindergartenalter schauen begeistert Sendungen mit ihren Lieblingsfiguren wie Peppa Wutz, Bobo Siebenschläfer oder Feuerwehrmann Sam. Mit kindgerechten Apps und Spielen können Kinder selbst aktiv werden. Solche Apps sind überschaubar, fördern die Kreativität und können beim Lernen unterstützen.  

Egal ob Audio, Video oder Spiele: wählen Sie kurze, einfache und altersgerechte Inhalte aus. Kleine Kinder sollten Medien so wenig wie möglich allein nutzen, denn sie sind keine Babysitter. Wenn Sie und Ihr Kind bestimmte Inhalte bereits kennen, kann es einer Hörgeschichte auch mal alleine lauschen und sich eine Folge der Lieblingsserie anschauen, ohne dass Sie daneben sitzen.  

Vorbild sein von Anfang an 

„Darf ich dein Handy?“ – Kinder lernen durch Beobachten und machen nach, was ihre Bezugspersonen tun. Auch bei der Mediennutzung sind Sie das wichtigste Vorbild für Ihr Kind. Legen Sie das Smartphone beim Spielen mit Ihrem Kind zur Seite. Genießen Sie die Zeit mit Ihrem Kind und nehmen Sie Auszeiten vom Bildschirm. Leben Sie einen bewussten und reflektierten Umgang mit Medien vor. Auch Kinder haben bereits Persönlichkeitsrechte. Fragen Sie Ihr Kind, ob es damit einverstanden ist, Fotos von ihm per Messenger zu versenden und stellen Sie möglichst keine Kinderfotos ins Netz. 

Altersgerechte Inhalte auswählen 

„Das war mir zu gruselig!“ – Kinder können oft noch schwer zwischen Fiktion und Realität unterscheiden und Gefahren noch nicht zuverlässig einschätzen. Manche Medieninhalte sind für Kinder ungeeignet.  

  • Beachten Sie die Alterseinstufungen von Filmen, Apps und Spielen. Machen Sie sich bewusst, dass Alterskennzeichnungen von USK, FSK und Co. dem Jugendschutz dienen und keine pädagogischen Empfehlungen sind. Was genau dahintersteckt, erfahren Sie in diesem Artikel
  • Schützen Sie Ihr Kind vor gefährdenden Inhalten und wählen Sie altersgerechte Angebote nach dem Entwicklungsstand Ihres Kindes aus. 
  • Empfehlungen für geeignete Filme und Videos finden Sie zum Beispiel auf der Webseite von Flimmo. Der Spieleratgeber NRW gibt ausführliche Hintergrundinformationen zu Games und liefert pädagogische Ratschläge.  
  • Vorsicht vor In-App-Käufen und Co: Nutzen Sie die Einstellungsmöglichkeiten von Medienangeboten und machen Sie Ihre Geräte kindersicher

Medienregeln in der Familie vereinbaren 

„Nur noch eine Folge!“ – Kinder in den ersten Lebensjahren können ihre Mediennutzung noch nicht selbst steuern, sie brauchen Grenzen.  

  • Setzen Sie Medien bewusst und sparsam ein und erweitern Sie das Angebot langsam. Achten Sie auf die Bildschirmzeit
  • Nutzen Sie Medien weitestgehend gemeinsam und beobachten Sie, wie Ihr Kind darauf reagiert. 
  • Führen Sie schon früh Regeln im Umgang mit Medien ein und achten Sie darauf, diese auch einzuhalten. Ein kurzer Clip zum Entspannen nach dem Kindergarten, ein Hörspiel zum Einschlafen – solche Rituale schaffen Orientierung.  
  • In besonderen Situationen wie langen Autofahrten oder bei einem Krankenhausaufenthalt können andere Regeln gelten. Das ist in Ordnung! 
  • Zeigen Sie Interesse für die Medienwelt Ihres Kindes. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über das Erlebte und helfen Sie ihm, Medieninhalte richtig einzuordnen.  
  • Werden Sie zusammen aktiv: malen Sie etwas am Tablet, gestalten Sie lustige Fotos und Videos oder komponieren Sie mit Apps Musik. Haben Sie gemeinsam Spaß mit Medien! 

Basierend auf einer Langzeitstudie des JFF – Institut für Medienpädagogik zur Bedeutung digitaler Medien in Familien mit jungen Kindern gibt es jetzt einen Flyer rund um das Thema Medienerziehung in den ersten Lebensjahren. 

Vorbild sein von Anfang an – wie Babies und Kleinkinder den Umgang mit Medien lernen

Sie lesen Ihrem Kind gerade eine Geschichte vor und plötzlich piepst das Handy, um eine neue WhatsApp-Nachricht anzukündigen. Was machen Sie? Greifen Sie automatisch zu Ihrem Smartphone oder lesen Sie die Nachricht erst später, wenn das Kind schläft?

Solche Situationen gibt es wahrscheinlich in jeder Familie. Wenn der kleine Sohn dann nach dem Smartphone greift, heißt es: “Das ist noch nichts für dich!”.

Durch Beobachtung lernen

Seien Sie sich bewusst, dass Eltern und auch andere Erwachsene für Kinder eine wichtige Vorbildfunktion haben. Kinder erleben, wie Sie als ihre engsten Bezugspersonen mit digitalen Medien umgehen und orientieren sich daran. So lernen Kinder, wie die Welt funktioniert und wie man sich in bestimmten Situationen verhält. Ihr Verhalten hat deshalb einen großen Einfluss darauf, wie Ihr Kind selbst Medien nutzt. Indem Sie aktiv vorleben, wie ein guter Umgang mit Medien aussehen kann, unterstützen Sie Ihr Kind dabei zu lernen, Smartphone und Co. selbstständig, sinnvoll und bewusst zu nutzen.

Gerade für jüngere Kinder sind Eltern die Nummer Eins. Für Babies und Kleinkinder ist es besonders wichtig, dass sie über den direkten Blickkontakt Ihre Aufmerksamkeit erkennen und eine gute Bindung aufbauen. Wenn Papa ständig auf sein Smartphone schaut, ist das nicht möglich. Kinder, auch schon in jungen Jahren, merken das. Je älter Kinder werden, desto mehr eifern sie Ihnen nach. Im Kleinkindalter greifen sie nach dem Smartphone von Papa oder sprechen in einen Baustein, der eine ähnliche Form hat. Sie erkennen schon früh, wie wichtig dieses Gerät für Erwachsene oder ältere Geschwister ist.

Ein gutes Vorbild sein

Schaffen Sie von Anfang an eine gute Basis für einen reflektierten Umgang mit Medien. Lassen Sie das Smartphone auf lautlos gestellt in der Tasche, wenn Sie mit Ihrem Kind spielen, so dass es nicht den Eindruck hat, dass das Smartphone immer wichtiger ist. Später wird sich Ihr Kind dann vielleicht genauso verhalten. Wenn es doch mal herausgeholt wird, erklären Sie Ihrem Kind, warum.

Es gibt sicherlich auch Momente, in denen das Smartphone gebraucht wird, um ein schönes Foto von Ihrem Nachwuchs zu schießen. Halten Sie schöne Momente mit der Kamera fest! Überlegen Sie aber, wie oft das sein muss. Schließlich möchte Ihr Kind Ihnen lieber in die Augen sehen, als ständig auf das Smartphone vor Ihrem Gesicht.

Auch gemeinsame Zeiten mit Medien gehören in der Familie dazu. Führen Sie Ihr Kind langsam daran und wählen Sie altersgerechte Inhalte aus. Solche Medienerlebnisse sollten sich aber immer mit medienfreien Zeiten abwechseln.

Bei allem gilt: Seien Sie sich Ihrer Rolle als Vorbild bewusst!

Medienregeln für Schulkinder

Mit Medien können Kinder lernen, kreativ sein, sich entspannen und Spaß haben. Als Eltern sind Sie dafür verantwortlich, dass der Medienkonsum nicht ausufert. Hilfreich sind gemeinsame Regeln für eine Mediennutzung in der Familie.  

Feste Bildschirmzeiten 

Eine konkrete Empfehlung, wie viel Zeit ein Kind in einem bestimmten Alter mit Medien verbringen darf, ist schwierig. Erstens, weil jedes Kind anders ist und mit Medien unterschiedlich gut umgehen kann. Zweitens, weil Medien für ganz verschiedene Zwecke genutzt werden – zum Lernen, um gemeinsam Zeit mit der Familie zu verbringen, zur Ablenkung usw. 

Trotzdem kann es helfen, festzulegen, wie viel Zeit Ihr Kind pro Tag oder Woche mit bestimmten Medien verbringen darf. Dabei sollten Sie vorher gemeinsam überlegen, welche Mediennutzung darunter fällt. Geht es nur um Bildschirmmedien und die Mediennutzung allein zur Unterhaltung und Entspannung? Gibt es eigene Zeitbudgets für das Lernen mit Medien?

Für Kinder im Grundschulalter sind klare Regeln sehr wichtig, da sie noch viel Orientierung benötigen. Sie schaffen Stabilität im Alltag und verhindern eine unkontrollierte Mediennutzung. Bei Kindern in den ersten Grundschuljahren funktioniert eine bestimmte Dauer am Tag besser, z. B. eine Stunde Medienzeit. Ab etwa 10 Jahren sind Kinder schon recht selbständig und können sich Wochenkontingente selber einteilen.

Eine bewusste Mediennutzung begleiten

Bei jüngeren Kindern kann ein fester Zeitpunkt für die Nutzung von Medien festgelegt werden – beispielsweise nach den Hausaufgaben und vor dem Abendessen. Das strukturiert den Alltag. 

Einstellungen in Apps oder Geräten können Kindern helfen, die vereinbarte Zeit nicht zu überschreiten. Allerdings sollte Ihr Kind nach und nach lernen, das Smartphone oder Tablet nach Ablauf der Bildschirmzeit von sich aus zur Seite zu legen. So übt und verinnerlicht es einen bewussten Umgang mit Medien.

Kinder sind noch in der Entwicklung. Deshalb sollten Sie darauf achten, dass sie nur altersgemäße Medien nutzen. Der Wunsch, Filme zu schauen oder Spiele zu spielen, die erst für Jugendliche ab 12 oder 16 Jahren geeignet sind, führt häufig zu Konflikten in der Familie. Gerade wenn Ihr Kind beginnt, Medien zunehmend eigenständig zu konsumieren, sollten Sie deshalb gemeinsam diese notwendige Regel besprechen. 

Eine weitere wichtige Regel sollte mindestens bis zum 13. Lebensjahr sein, dass neue Apps nur mit Ihrer Zustimmung und gemeinsam mit Ihnen herunterladen und ausprobiert werden dürfen. Übertragen Sie Ihrem Kind mit zunehmendem Alter mehr Verantwortung und lassen Sie ihm Freiräume, Medien eigenständig zu nutzen. Ab dem Jugendalter können feste Bildschirmzeiten langsam abgeschafft werden. Dennoch sollte es Regeln geben, welche Apps genutzt werden und wie mit den eigenen Daten, z. B. bei der Registrierung bei Sozialen Netzwerken, umgegangen werden soll.

Eine Begleitung durch die Eltern ist auch im Jugendalter noch wichtig. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über seine Mediennutzung. Fragen Sie nach, wie und warum es was nutzt und wie es klar kommt. Seien Sie auch bei Problemen immer ansprechbar!

Mediennutzungsregeln für die ganze Familie 

Vereinbaren Sie Regeln nur gemeinsam mit Ihrem Kind, damit es diese nachvollziehen kann. Überlegen Sie auch, was im Falle eines Regelverstoßes passiert. Sie können alle diese Dinge in einem Mediennutzungsvertrag festhalten. Achten Sie darauf, Medienverbote nicht als Druckmittel einzusetzen.

Als Eltern sind Sie eine wichtige Orientierung für Ihr Kind. Nehmen Sie Ihre Vorbildfunktion deshalb bewusst wahr – auch bezogen auf den Umgang mit Medien. Bestimmte Regeln sollten für alle gelten. Sie können beispielsweise vereinbaren, dass Smartphones nichts beim Essen zu suchen haben oder smartphonefreie Familientage einrichten.  Ihr Kind wird im Schulalter zunehmend durch Freunde beeinflusst. Deshalb kann es helfen, sich mit anderen Eltern zu verständigen, welche Regeln bei ihnen gelten. Eventuell kann es Regeln geben, die bei allen gleich sind.

Unter uns: Elternabende zu Fragen der Medienerziehung

Als Eltern haben Sie eine besondere Verantwortung für die Medienerziehung Ihres Kindes. Aber Sie sind nicht allein damit. Der Austausch mit anderen Eltern kann eine wichtige Unterstützung sein. Doch nicht immer hat man spontan Zeit für ein ausführliches Gespräch. Es gibt daher konkrete Angebote und Formate, um sich mit anderen Eltern zu Erziehungsthemen auszutauschen und sich zu informieren. Einige davon möchten wir Ihnen hier vorstellen.

Der Elterntalk

Die Idee ist einfach: Eltern von Kindern bis 14 Jahren werden zu einem Gastgeber oder einer Gastgeberin nach Hause eingeladen und tauschen sich in kleiner Runde etwa zwei Stunden über festgelegte Themen aus. Die Moderation übernehmen engagierte Eltern. Neben Themen wie Ernährung oder Stress geht es oft um den Medienumgang der Kinder, Nutzungsregeln oder neue Trends. Es gibt keine Expertenvorträge, sondern nur den Austausch untereinander. Die Idee ist, dass Eltern schon viel Wissen mitbringen und dieses im Elterntalk teilen können. Dieses Format gibt es in Bayern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Auf den verlinkten Webseiten können Sie sich informieren, ob in Ihrer Region eine Elterntalk-Runde organisiert wird. Oft kooperieren die aktiven Eltern mit Behörden oder Sozialarbeitern, sodass Sie auch dort fündig werden können. 

Medienpädagogische Elternabende

An vielen Schulen und anderen Bildungseinrichtungen finden regelmäßig medienpädagogische Elternabende statt. Darin geht es oft um einen Überblick zu Handy und Internet oder Themen wie Cybermobbing und Hate Speech, kindersichere Mediennutzung oder auch darum, wie man mit Medien lernen und Inhalte gestalten kann. In der Regel ist eine medienpädagogische Fachkraft vor Ort, die Ihnen das Thema nahe bringt und Fragen beantwortet. Sie erfahren dort auch, wo Sie sich weiter informieren und Ideen zur Medienerziehung sammeln können. Fragen Sie am besten in der Schule Ihres Kindes nach, ob ein solcher Elternabend organisiert werden kann.

Angebote und Ansprechpartner finden

Sie möchten selbst aktiv werden und ein Angebot für Eltern anfragen oder organisieren? Die Verteilung und Erreichbarkeit von medienpädagogischen Fachkräften in Deutschland ist sehr unterschiedlich. Gerade in ländlichen Regionen ist es manchmal schwierig, geeignete Personen zu kontaktieren. Jedes Bundesland organisiert diesen Aufgabenbereich anders. Wenden Sie sich am besten zuerst an die Kita oder die Schule Ihres Kindes. Meistens gibt es Sozialarbeiter, manchmal auch Lehrkräfte, die sich mit Fragen der Medienerziehung beschäftigen. Fragen Sie gezielt nach. Oft sind bereits Medienpädagogen aus der Umgebung bekannt, die weiterhelfen können.

Werden Sie selbst aktiv

Überall in Deutschland gibt es medienpädagogische Initiativen, Medienzentren und freiberufliche Akteure, die Seminare, Workshops und Vorträge für Eltern anbieten. Suchen Sie auch im Internet nach geeigneten Kontakten oder Angeboten in Ihrer Nähe.
Solche Elternabende werden auch immer öfter online angeboten – unter anderem vom Elternguide. Aufzeichnung dieser Online-Elternabende gibt es z. B. von klicksafe und dem Internet-ABC. Der Elterntalk NRW hat sich im Format Podcast ausprobiert. Zwei Medienpädagoginnen sprechen in ihrem Podcast Medially regelmäßig über Themen rund um Medienkompetenz.     

Mediennutzungsvertrag

Wer darf was und wie lange mit Medien machen? Diese Fragen kommen in jeder Familie früher oder später vor und sorgen nicht selten für Stress und Streit. Regeln zur Mediennutzung können helfen, eine Struktur zu schaffen und Konflikte zu vermeiden. Diese können von Eltern und Kinder gemeinsam besprochen und in einem Vertrag festgehalten werden. Dafür eignet sich das hier vorgestellte Online-Tool für einen Mediennutzungsvertrag – ein Angebot von klicksafe und dem Internet-ABC.

Kurz gefasst:

  • Kostenloses Online-Tool, erreichbar über: www.mediennutzungsvertrag.de
  • Vertrag lässt sich individuell anpassen und personalisieren
  • Auswahl aus vielen Regelvorschlägen
  • Eigene Regeln sind integrierbar
  • Kreative Hintergründe
  • Direkt zum Ausdrucken

Wie funktioniert die Erstellung des Vertrags?

Das Tool führt Sie Schritt für Schritt bis zum fertigen Papier. Sie können aus zwei Altersgruppen wählen (6-12 Jahre und 12+) und sich ein Titeldesign, ein Maskottchen und einen Hintergrund aussuchen. Alle Regeln, die Sie auswählen, werden wie Bausteine automatisch eingefügt, sodass man den Überblick behält. Jeder Baustein kann einzeln bearbeitet werden. Natürlich können Sie auch eigene Regeln einfügen. Am Ende speichern Sie das Dokument, dann kann es zu einem anderen Zeitpunkt ergänzt werden. Sie können auch mehrere Verträge für verschiedene Kinder anlegen.

Tipps und Hintergründe

Nutzen Sie die Bausteine als Vorschlag, um in Ihrer Familie über den Medienumgang ins Gespräch zu kommen. Über einige mögliche Regeln haben Sie vielleicht noch gar nicht nachgedacht, andere sind bereits selbstverständlich. Setzen Sie Schwerpunkte, denn das Tool bietet sehr viele Ideen, die nicht alle umgesetzt werden müssen. Es gibt verschiedene Arten von Regeln:

  • Allgemeine Regeln (wie Umgang mit Konflikten, bedenkliche Inhalte, Umgang mit Geräten)
  • Zeitliche Regelung (Festlegung von Zeitkontingenten)
  • Handy (wie Umgang mit Apps und Daten, handyfreie Orte, Umgang mit Kosten)
  • Internet (wie Sicherheitseinstellungen, Nutzung von Webseiten)
  • Fernsehen (wie altersgerechte Angebote, gemeinsame Nutzung)
  • Spiele (wie gemeinsame Spiele, Fairness)

Ein Vertrag ist nichts anderes als aufgeschriebene Regeln, auf die man sich geeinigt hat. Der Vorteil ist, dass man immer wieder drauf schauen und sich daran erinnern kann.

Eine Besonderheit ist, dass auch Regeln für Eltern festgelegt werden können. Eltern können sich beispielsweise dazu verpflichten, das Handy auch nicht beim Abendessen zu nutzen, oder Medieninhalte für Erwachsene nur in Abwesenheit der Kinder zu nutzen. Denn für Kinder sind Regeln verständlicher, wenn sich alle daran halten müssen und Sie als gutes Beispiel voran gehen.

Medienkompetenz – was heißt das eigentlich?

Digitale Medien sind nützlich und vielseitig. Mit ihren Funktionen können wir jede Menge organisieren, lernen, gestalten und nicht zuletzt Spaß haben. Kein Wunder, dass sie unseren Alltag erobert haben. Weil Medien unser Leben in vielen Bereichen beeinflussen, gilt der sichere Umgang mit ihnen genauso wie lesen, schreiben und rechnen können als eine zentrale Fähigkeit, um in der Welt zurechtzukommen. Dazu gehört z. B., dass wir Risiken wie Fake News, Stress im Netz oder Datenklau einschätzen und vermeiden können, Chancen wie etwa Lernen mit Tutorials erkennen und nutzen und möglichst schöne Erlebnisse mit Medien haben können. All das ist Teil von Medienkompetenz. Medienkompetenz bedeutet also nicht nur, dass man technische Geräte bedienen kann, sondern auch ein Verständnis zu entwickeln, wie Medien gemacht werden und wer dafür sorgt, dass z. B. bestimmte Nachrichten gesendet werden. Wer medienkompetent ist, weiß wie und warum er oder sie welche Medien nutzt. Man kann negative Auswirkungen einschätzen und abwenden, aber auch positiv auf Medien und ihre Chancen zugehen.

Wer braucht Medienkompetenz?

Oft bezieht sich die Forderung nach „mehr Medienkompetenz“ auf Kinder und Jugendliche, weil sie auf die Welt von morgen vorbereitet werden sollen. Diese Welt kennen wir zwar noch nicht, aber wir können sicher sein, dass Medien – vor allem das Internet – eine große Rolle spielen werden.

Stellen Sie sich vor, das Internet ist wie eine Stadt: Es gibt Spielplätze, schöne Geschäfte, aber auch Verkehr und unbekannte Menschen. Sie schicken Ihr kleines Kind nicht einfach los, sondern gehen die ersten Schritte gemeinsam, zeigen ihm alles, z. B. worauf zu achten ist, wenn man eine Straße überquert, wie man eine Rutsche benutzt, dass beim Bäcker bezahlt werden muss und man nicht einfach mit Fremden mitgeht. Genauso sollte es im Internet sein. Nehmen Sie Ihr Kind an die Hand und begleiten Sie es bei der Erkundung der digitalen Welt.

Medienkompetenz zu entwickeln ist von Anfang eine gemeinsame Familienaufgabe – auch die Geschwister spielen dabei eine Rolle. Je jünger Ihr Kind, desto mehr müssen Sie als Eltern die Verantwortung für die Mediennutzung übernehmen und Vorbild sein. Mit höherem Alter können und sollten Kinder und Jugendliche zunehmend ihre eigenen Erfahrungen und Entdeckungen machen dürfen. Bleiben Sie dabei interessiert und im Gespräch mit Ihrem Kind. Für Sie und Ihre Kinder sind gemeinsame Regeln im Umgang mit Medien hilfreich.

Medienkompetenz – nur wichtig für Kinder?

Damit Sie Ihr Kind begleiten können, müssen auch Sie medienkompetent sein. Als Eltern sollten Sie versuchen, sich Medienkompetenz anzueignen, zusammen mit Ihrem Kind, anderen Eltern oder durch Angebote der Schulen und anderen Bildungsträgern. Für Lehrkräfte gilt das Gleiche, da sie Kinder und Jugendliche unterrichten und ihre Medienkompetenz fördern sollen. Bei der ARD finden Sie viele Informationen, Videoclips usw. online unter „Gemeinsam Medienkompetenz stärken„.

Auch aus anderen Gründen ist es wichtig, dass alle Menschen Medienkompetenz entwickeln. Viele Berufstätige bilden sich weiter, weil Arbeitsprozesse digital organisiert sind. Ältere Menschen haben viele Chancen und Möglichkeiten, Medien im Alltag zu ihren Zwecken zu nutzen, so können Oma und Opa z. B. mit dem Enkel per Videochat in Kontakt bleiben. Wenn Sie herausfinden möchten, wie kompetent Sie im Umgang mit Medien sind, probieren Sie doch mal diesen Selbsttest aus.

Medienumgang in der Familie – Austausch mit anderen Eltern

“Aber der Paul darf das!”. Vielleicht kommt Ihnen diese Aussage von Ihrem Kind bekannt vor. Andere Kinder dürfen, wenn es um Medien geht, offenbar immer viel mehr, früher und länger. Und wahrscheinlich stellen Sie sich selbst auch bestimmte Fragen: „Ab wann sollte ich meinem Kind das erste Handy erlauben? Wie geht das mit den Einstellungen? Welche Lern-Apps sind gut?“. Um diese Fragen zu beantworten, kann das Gespräch mit anderen Eltern ein guter Weg sein. Sie können gemeinsam Ideen und Erfahrungen zur Medienerziehung austauschen und überlegen, ob Sie ähnliche Regeln zum Medienumgang in der Familie aufstellen möchten.

Warum der Austausch sinnvoll ist

Das ist in vielen Fällen sinnvoll, kann aber auch mal nervig oder problematisch werden. Zwischen Tür und Angel, bei Besuchen oder in Chat-Gruppen, z. B. auf WhatsApp, suchen und finden Eltern Gelegenheit über das Medienverhalten ihrer Kinder, Regeln und Erlebnisse zu sprechen. Je nach Alter des Kindes sind die Themen und Fragen unterschiedlich. Am stärksten ist der Bedarf an gegenseitiger Beratung dort, wo die höchste Verunsicherung herrscht; wenn das Kind neue Medien kennenlernt und sich seine Medienbedürfnisse ändern. Ein Top-Thema ist z. B. die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt für das erste Handy. Mit dem Gerätezugang allein ist es jedoch nicht getan. Es ist wichtig, den Austausch darüber zu führen, was Kind genau mit Medien macht, was gut funktioniert und welche Regeln gelten.

Fluch und Segen im Elternchat

Elterngruppen-Chats sind aus vielen Gründen nützlich, aber können auch sehr nervig werden. Die meisten Eltern sind in einer oder mehreren solcher Chats, um schnell und unkompliziert informiert zu sein und auf einfache Weise über Anregungen, Wünsche und Ideen zu kommunizieren.

Solche Chats haben auch einige Nachteile und Konfliktpotential. Sie sind ungeordnet und manchmal voller Belanglosigkeiten und Missverständnisse. So unterschiedlich die Eltern sind, so gehen sie auch mit möglichen Konflikten um. Kindererziehung ist ein Reizthema für manche. Gruppen erzeugen oft einen Druck, dabei sein zu müssen, um mitreden zu können. Einige Eltern werden da von vornherein ausgeschlossen.

Das Ziel der Gruppe sollte klar formuliert werden. Ebenso wichtig sind ein respektvoller Umgang und Toleranz bei allen Beteiligten. Denken Sie daran: Alle Eltern nutzen selbst Medien auf ihre persönliche Weise und sind dadurch immer auch Vorbilder für Ihr Kind.

Guter Austausch und sinnvolle Unterstützung

Sie als Eltern haben die Medienerziehung Ihres Kindes zu verantworten, deshalb sitzen Sie mit anderen Eltern in einem Boot, in dem Unterstützung sehr wertvoll sein kann. Sie müssen über Rechte und Verbote aufklären und grundsätzliche Regeln der Mediennutzung durchsetzen. Kinder können vieles nicht wissen und auch Sie als Eltern wissen sicherlich nicht alles. Umso hilfreicher sind die Erfahrungen anderer Eltern zu neuen Trends, Apps oder Medienerlebnissen. Durch den geschützten Raum ohne Kinder und Lehrkräfte herrscht eine vertrauliche Ebene, bei denen sich besprechen lässt, was Kinder können und dürfen oder welche Regeln bei gegenseitigen Besuchen gelten.

Eltern können sich auch mithilfe der Schule oder des Sportvereins der Kinder zusammenschließen, um gemeinsame Wege in der Medienerziehung zu gehen. Suchen Sie ab der Einschulung oder einem Schulwechsel das Gespräch mit der leitenden Lehrkraft.

Nehmen Sie auch Angebote der Schule wie Elternabende wahr. In einigen Bundesländern (derzeit in NRW, Niedersachsen und Bayern) gibt es sogenannte Elterntalks, bei dem sich Eltern in privater untereinander austauschen und weiterbilden können.

Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen, alles richtig machen zu müssen. Informieren Sie sich auch an geeigneten anderen Stellen, wie z. B. hier auf Elternguide.online.

Alles unter Kontrolle? Wie Parental Control Apps für mehr Sicherheit sorgen wollen

Als Eltern wollen Sie Ihre Kinder vor allen möglichen Gefahren und Risiken schützen – ob auf dem Weg zur Schule, im Straßenverkehr oder im Internet. Sogenannte Parental Control Apps möchten Sie dabei unterstützen: Mit unterschiedlichen Funktionen wollen sie für höhere Sicherheit für Ihr Kind sorgen. Aber: Was ist dran an den Versprechen dieser Apps, welche Funktionen sind sinnvoll und welche Risiken bergen die Apps selbst?

Was können solche Apps?

Einige dieser Apps setzen vor allem darauf, den Standort Ihres Kindes über GPS-Tracking ermitteln zu können. Diese müssen  auf dem Elterngerät und auf dem Smartphone des Kindes installiert, GPS und “Mobile Daten” aktiviert sein. Einige Apps bieten auch die Möglichkeit, virtuelle Grenzen und Zonen festzulegen: Verlässt Ihr Kind eine dieser Zonen, wie z. B. den Schulhof, ertönt bei Ihrem Smartphone ein Signal.

Mit anderen Apps kann man zusätzlich die eingehenden und ausgehenden Telefonate, SMS sowie Bild-, Video und Tonmaterial einsehen. Auch die Social-Media-Aktivitäten und den kompletten Browserverlauf kann man bei bestimmten Anwendungen kontrollieren. Bestimmte Funktionen können außerdem aus der Ferne gesperrt und Inhalte blockiert werden.

Andere Apps, wie z. B. JoLo Kindersicherung, setzen auf den Schutz Ihres Kindes anstatt auf Überwachung. Diese werden auf dem Smartphone des Kindes installiert. Mit dem Setzen eines Passworts können Sie diejenigen Apps auswählen, die Ihr Kind gar nicht nutzen darf oder nur für eine bestimmte Zeit an bestimmten Wochentagen. Auch Inhalte können durch Filter gesperrt werden. Dafür eignet sich z. B. die iPhone-App JusProg. Auch Google Family Link bringt viele dieser Funktionen mit. Die App haben wir in diesem Beitrag genauer unter die Lupe genommen.

Was kann problematisch sein an diesen Apps?

Solche Apps versprechen Ihnen als Eltern mehr Sicherheit für Ihr Kind. Doch die vermeintliche Sicherheit hat teilweise ihren Preis und die Kontroll-Apps geraten nicht umsonst immer wieder in die Kritik. In einer aktuellen Studie des Fraunhofer-Instituts wurden viele Apps getestet. Das Institut hat vor allem hinsichtlich der Datensicherheit große Bedenken. Die Daten Ihres Kindes werden meist unverschlüsselt auf unbekannten Servern gespeichert – Standort, Tonaufnahmen, aber auch Bilder und Videos können so schnell in die falschen Hände geraten.

Außerdem bedeuten viele dieser Apps einen massiven Eingriff in die Privatsphäre Ihres Kindes. Auch Ihr Kind hat ein Recht darauf und braucht seine Freiheiten und Geheimnisse. Das gehört zu einer kindgerechten Entwicklung dazu. Hätten Sie gewollt, dass Ihre Eltern alles wissen, was Sie mit Ihren Freundinnen oder Freunden austauschen?

Die App vermittelt für Sie vielleicht ein Sicherheitsgefühl, für Ihr Kind kann die ständige Kontrolle aber sehr unangenehm sein. Es sollte nicht das Gefühl bekommen, Überwachung sei etwas Normales. Zudem ist die Frage, ob die Tatsache, dass Sie einsehen können, was Ihr Kind mit dem Smartphone macht, wirklich zu mehr Sicherheit führt.

Was können Sie als Eltern für den Schutz Ihres Kindes tun?

Suchen Sie deshalb regelmäßig das Gespräch mit Ihrem Kind und sensibilisieren es für mögliche Risiken. Fragen Sie nach und lassen Sie sich zeigen, welche sozialen Netzwerke Ihr Kind nutzt und welche Fotos es zum Beispiel teilt.

Seien Sie dabei offen und lassen Sie sich die Begeisterung für bestimmte Netzwerke und Apps erklären. Geben Sie Ihrem Kind aber auch die Freiheit, Dinge für sich zu behalten.

Wenn Sie solche Apps ausprobieren wollen, sehen Sie sich den Funktionsumfang genau an. Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber und entscheiden Sie, welche App auch ihm oder ihr ein sicheres Gefühl geben würde.

Möchten Sie Ihr Kind vor gefährlichen Inhalten schützen oder die Zeit am Smartphone begrenzen, bringen oft Smartphones selbst Einstellungsmöglichkeiten wie Filter oder Bildschirmzeit mit. Oder nutzen Sie ausgewiesene Kinder- und Jugendschutzprogramme.

Den Live-Standort Ihres Kindes sehen Sie mit diesen Apps nicht. Statt Überwachung sollten Sie Ihrem Kind Vertrauen entgegenbringen. Besprechen Sie morgens, wann es wo ist. Ihr Kind kann Sie benachrichtigen, wenn sich die Pläne für den Nachmittag kurzfristig ändern – schließlich ist es auch ohne GPS-Tracking über das eigene Smartphone fast immer erreichbar. Ein langer Schulweg kann vielleicht gemeinsam mit einem Nachbarskind bestritten werden. Machen Sie Ihrem Kind deutlich, dass Sie sich Sorgen machen, wenn Sie nicht wissen, wo es sich aufhält.

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