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Verbotene Symbole im Netz

Wer ein Hakenkreuz auf eine Hauswand schmiert, wird dafür bestraft. Doch die Straße ist längst nicht mehr allein Ort der Verbreitung von verbotenen Symbolen. Im Netz genügt ein Klick, um einen Text, ein Bild oder ein Video mit verbotenen Inhalten mit zahlreichen Leser*innen zu teilen. Wie in der physischen Welt gibt es dazu auch in der digitalen Welt Regeln. Wir informieren über verbotene Symbole im Netz.

Was sind verbotene Symbole?

Es ist verboten, Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen zu verwenden. Das steht in Paragraf 86a des Strafgesetzbuches. Solche Kennzeichen sind Symbole, die eindeutig einer bestimmten Organisation zugeordnet werden können, wie zum Beispiel das Hakenkreuz. Auch Parolen wie „Heil Hitler“ sind verboten, weil diese eindeutig auf den Nationalsozialismus hinweisen. Verfassungswidrige Organisationen sind verbotene Parteien, Vereinigungen oder NS-Organisationen.

Regeln im Netz

Das Teilen verbotener Symbole im Netz ist nicht immer strafbar. Schreibt jemand beispielsweise „Heil Hitler“ in einem privaten Chat, hat das keine rechtlichen Konsequenzen. Teilt dieselbe Person dies jedoch öffentlich auf Plattformen wie FacebookX oder TikTok, ist es strafbar. Die Verbreitung solcher Symbole im öffentlichen Raum ist gesetzlich untersagt. 
Eltern haften nicht für ihre Kinder, wenn diese unter 14 Jahren verbotene Inhalte teilen. Jedoch wird in den meisten Fällen das Jugendamt informiert, das gemeinsam mit Eltern und Kind versucht, die Hintergründe des Teilens aufzuarbeiten. Ab 14 Jahren können Jugendliche nach dem Strafgesetzbuch belangt werden.

Gefahren für Kinder

Kinder können bereits durch einen einfachen Klick im Netz verbotene Symbole wie das Hakenkreuz oder SS-Runen teilen, ohne die potenziellen rechtlichen Konsequenzen zu verstehen. Auf welche Art und Weise verbotene Symbole geteilt werden, ist egal. Ob im Text, auf Fotos oder Videos – das öffentliche Teilen an sich ist strafbar. Das macht es insbesondere für Kinder so tückisch. Denn ein Video oder Meme, das auf den ersten Blick lustig scheint, kann verbotene Symbole beinhalten. Wer sich nicht auskennt, hat es schnell geteilt und damit Verbotenes verbreitet. 
Problematisch ist außerdem, dass einige Symbole  in Deutschland verboten sind, während sie in anderen Teilen der Welt erlaubt sind. Insbesondere Symbole der NS-Zeit dürfen in manchen Ländern legal im Netz geteilt werden. Deshalb können Kinder unwissentlich – trotz Verbots in Deutschland – das Hakenkreuz googeln, herunterladen und teilen. Extremistische Gruppen nutzen häufig soziale Netzwerke, um verbotene Symbole und Inhalte zu teilen, da viele Menschen erreicht werden und die Nachverfolgung oft schwierig ist.

Was sollten Eltern beachten?

Bildung und Begleitung: Informieren Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind, welche Symbole verboten sind und warum, um ein besseres Verständnis für potenziell problematische Inhalte zu entwickeln. Es ist wichtig und erlaubt, solche Symbole zu Bildungszwecken zu zeigen und dabei die Hintergründe und Konsequenzen zu erklären. Einen guten und schnellen Überblick bieten die Zusammenstellung der Website Demokratie und Vielfalt sowie das Projekt NinA NRW. Der Verfassungsschutz hat detaillierte Beschreibungen verschiedener Erkennungszeichen und Symbole von rechtsextremen Bewegungen.

Löschen und Melden: Wenn Sie oder Ihr Kind ein verbotenes Symbol in privaten Chats erhalten, löschen Sie es sofort. Wenn Sie welche im Netz entdecken, ist es wichtig, sie bei der Polizei oder bei Beschwerdestellen im Internet zu melden. 

Offene Kommunikation: Fördern Sie einen offenen Austausch über Online-Aktivitäten. Ermutigen Sie Ihr Kind, von Erfahrungen im Netz zu erzählen, auch von unangenehmen oder beunruhigenden Situationen.

Förderung kritischen Denkens: Stärken Sie das kritische Denken Ihres Kindes im Online-Umfeld. Besprechen Sie, wie man Nachrichten und Inhalte im Internet kritisch hinterfragt.

Gegen Verharmlosung: Setzen Sie sich aktiv gegen die Verharmlosung verbotener Symbole ein. Klären Sie Ihr Kind darüber auf, dass diese Symbole in der heutigen Zeit extremistische Ideologien repräsentieren.

Für Widerstand: Ermutigen Sie Ihr Kind, sich gegen die Verbreitung verbotener Symbole einzusetzen. Fördern Sie eine positive Online-Gemeinschaft, setzen Sie sich für Toleranz und demokratische Werte ein.

Fake News – mit Desinformation und Falschmeldungen im Internet umgehen

Das Internet, besonders in sozialen Netzwerken, überflutet uns täglich mit unzähligen Nachrichten, Meldungen und Geschichten. Dabei wird es zunehmend schwierig, zwischen Wahrheit und Täuschung zu unterscheiden. Kindern beizubringen, wie sie falsche Informationen im Internet erkennen können, ist eine echte Herausforderung. Dieser Artikel bietet praktische Ratschläge, wie Sie mit Desinformation und Falschmeldungen im Internet umgehen und mit Ihrem Kind darüber sprechen können.

Fake News in unsicheren Zeiten

Die vielen Nachrichten, Meldungen und Geschichten, die uns täglich begegnen, stammen meist aus Fernsehsendungen, Tageszeitungen, von Personen in unserem Umfeld oder bekannten Persönlichkeiten. Viele werden von weniger bekannten Menschen im Internet und über Messenger-Dienste wie WhatsApp verbreitet. Unter den Absendern verbergen sich aber auch Internetseiten und Menschen, die absichtlich Lügen oder Halbwahrheiten streuen, um Verwirrung zu stiften. Sie verbreiten bewusst Desinformationen, Gerüchte oder sogar hasserfüllte Meldungen, die Unsicherheit schüren und uns vorsätzlich täuschen sollen.

Es ist nicht nur für Kinder und Jugendlichen schwierig, vertrauenswürdige Nachrichten von gefälschten Meldungen, sogenannten Fake News, zu unterscheiden. Denn häufig sind diese gefälschten Nachrichten so geschickt gemacht, dass sie auf den ersten Blick wie seriöse Nachrichten wirken . Das kann problematisch sein, insbesondere wenn es sich um politische Beiträge mit extremistischem oder populistischem Hintergrund handelt oder Verschwörungstheorien verbreitet werden. Auch Inhalte, die vor allem jüngere Kinder verunsichern oder ängstigen können, sind problematisch. Besonders Deep-Fake-Videos wirken täuschend echt. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, die Unterschiede zwischen Desinformationen, Falschmeldungen und Satire zu erkennen.

Desinformation breitet sich besonders dann aus, wenn Menschen ohnehin verunsichert sind und selbst Experten oder Politikerinnen keine Antworten auf alle Fragen haben – wie z. B. während der Coronakrise und des Ukrainekrieges. Fake News geben häufig die gewünschten Antworten und können helfen, mit Unsicherheit umzugehen. Leider sind sie aber nicht wahr. Fragen wie „Sind die Impfstoffe auch sicher?“ oder „Woher kommt das Virus?“ werden mit unpassenden Zahlen und falschen Fakten beantwortet. Das Problem daran ist: Je häufiger solche Artikel angeklickt werden, desto häufiger werden sie angezeigt – und von Menschen für wahr gehalten. Darum ist es wichtig zu erkennen, dass nicht alles, was gelesen wird, zwangsläufig der Wahrheit entspricht.

Wie man Fake News erkennt

Zu erkennen, ob es sich tatsächlich um eine Falschmeldung handelt, kann eine knifflige Aufgabe sein. Daher ist es hilfreich, klare Schritte zu befolgen, um die Verbreitung von Desinformation einzudämmen:

Quellenüberprüfung

Überprüfen Sie, woher die Nachricht stammt und wer sie verfasst hat. Ist der Autor bekannt und Expertin für das Thema? Handelt es sich um eine seriöse Internetseite? 

Faktencheck

Versuchen Sie, die Nachricht bei verschiedenen Quellen zu überprüfen. Fragen Sie sich, wie aktuell die Informationen sind, und prüfen Sie, woher die genannten Zahlen und Daten stammen sowie in welchem Kontext sie erhoben wurden.

Prüfen der Nachrichtenform

Achten Sie auf die Art und Weise, wie die Nachricht präsentiert wird. Ist die Sprache seriös und sachlich, oder wird emotionale Sprache und übermäßige Großschreibung verwendet? Enthält der Artikel Schlagworte wie „Lügenpresse“ oder ähnliche provokante Begriffe? Könnte der Artikel satirisch gemeint sein?

Beweise überprüfen

Stellen Sie sicher, dass Fotos und Videos zur Nachricht passen und aktuell sind. Achten Sie auf Bildunterschriften und darauf, ob sie das Beschriebene tatsächlich darstellen oder aus einem anderen Zusammenhang stammen.

Gemeinsame Prüfung

Diskutieren Sie Nachrichten und Meldungen als Familie gemeinsam. Ihr Kind sollte verstehen, dass nicht alles, was im Internet steht oder per WhatsApp verschickt wird, der Wahrheit entsprechen muss. Wenn Sie gemeinsam Nachrichten überprüfen, kann es nach und nach lernen, wahr und falsch zu unterscheiden. Fragen Sie nach der Meinung Ihres Kindes und teilen Sie Ihre eigenen Gedanken. So können Sie und Ihr Kind sicherer und besser vorbereitet sein, um Desinformationen und Fake News im Internet zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken.

Weitere Tipps

Falschnachrichten verbreiten sich insbesondere dann, wenn viele Menschen sie weiterleiten oder teilen. Deshalb sollten Sie immer überlegen, ob eine Nachricht wirklich stimmen kann. Hier sind einige Tipps, wo Sie Fake News überprüfen können und wie Sie und Ihr Kind den Umgang damit spielerisch lernen können:

Von Cybermobbing bis Hassrede: Meldestellen im Überblick

Cybermobbing, Belästigung, extremistische Inhalte – einige Betreiber von Apps und sozialen Netzwerken können Bilder und andere Inhalte löschen, wenn sie darauf aufmerksam gemacht werden. Ein entscheidender Schritt in diese Richtung ist das Melden von Online-Problemen. Dieser Artikel stellt Meldestellen vor.

Warum ist das Melden wichtig?

Das Melden von problematischem Verhalten oder Inhalten ermöglicht es den zuständigen Institutionen und Organisationen, schnell zu handeln und Ihr Kind zu schützen. Durch das Melden können Sie dazu beitragen, dass ähnliche Vorfälle in Zukunft vermieden werden, indem beispielsweise ein schockierendes Video entfernt wird. In einigen Fällen kann problematisches Online-Verhalten strafrechtliche Konsequenzen haben. Das Melden solcher Vorfälle kann dazu beitragen, dass Täter zur Verantwortung gezogen werden.

Was können Sie melden?

Einige der häufigsten Arten von Online-Problemen, die gemeldet werden sollten:

  • Cybermobbing: Cybermobbing beinhaltet wiederholte Belästigung, Bedrohungen oder Beleidigungen im Internet. Dies kann in sozialen Medien, per E-Mail, über Textnachrichten oder andere Online-Plattformen auftreten.
  • Belästigung: Online-Belästigung kann verschiedene Formen annehmen, darunter sexuelle Belästigung, rassistische oder diskriminierende Kommentare, Stalking oder unerwünschte Nachrichten.
  • Gewalt in den Medien: Für Gewaltdarstellungen in den Medien gibt es Altersbeschränkungen, die durch den Jugendmedienschutz geregelt sind. Filme oder auch Computerspiele erhalten Alterskennzeichen, um deutlich zu machen, dass die dargestellten Inhalte erst für Kinder ab einem bestimmten Alter geeignet sind.
  • Hassrede und extremistische Inhalte: Inhalte, die Hass, Gewalt oder Extremismus fördern, sollten gemeldet werden, um die Verbreitung solcher Ideen einzudämmen.
  • Sexuelle Gewalt gegen Minderjährige: Wenn Sie auf Inhalte stoßen, die sexuell explizite Bilder oder Videos von Minderjährigen enthalten, sollten Sie dies umgehend melden, da es sich um eine schwere Straftat handelt.
  • Identitätsdiebstahl: Wenn Sie vermuten, dass Ihre persönlichen Informationen gestohlen wurden oder dass jemand Ihre Identität online missbraucht, ist dies ein ernstes Problem, das gemeldet werden sollte.
  • Verstöße gegen die Nutzungsrichtlinien: Viele Online-Plattformen haben Nutzungsrichtlinien, die bestimmte Verhaltensweisen verbieten. Verstöße gegen diese Regeln sollten gemeldet werden, damit die Plattformen Maßnahmen ergreifen können.
  • Radikalisierung oder Selbstverletzung: Wenn Sie Anzeichen für radikalisierende Inhalte oder Inhalte zur Selbstverletzung oder Suizid sehen, ist es wichtig, dies zu melden, um möglicherweise Leben zu retten.

Meldestellen

Sie können ein Problem immer direkt in der App melden, in der es auftaucht. Zum Beispiel, wenn es gegen die Nutzungsrichtlinien verstößt, die Sicherheit bedroht oder belästigt. Oder wenn es dringend ist und sofortiges Handeln erfordert. Das Melden in der App ermöglicht eine schnellere Reaktion und Maßnahmen seitens der App-Administratoren. Suchen Sie dazu nach einer Option wie „Melden“, „Feedback senden“ oder „Hilfe“ – diese befindet sich oft in den Einstellungen oder im Menü der App.

Zusätzlich gibt es offizielle Meldestellen, die speziell dafür eingerichtet wurden, um problematisches Online-Verhalten zu melden:

Hilfe bei Stress im Netz: juuuport.de

Bei der Anlaufstelle können Jugendliche problematische Inhalte wie Hass-Rede oder extremistische Kommentare melden. Die Website bietet außerdem Infos und Rat zu Kommunikationsrisiken wie Cybermobbing und sexuelle Belästigung. Jugendliche Scouts bieten per Kontaktformular und Messenger Online-Beratung zu Stress im Internet, Umgang mit Schönheitsbildern, Mediensucht und vielem mehr.

Pornografie, Gewaltdarstellungen oder Hassrede: FSM-Beschwerdestelle

Die FSM ist eine Einrichtung, die sich mit dem Schutz von Kindern und Jugendlichen in den Medien beschäftigt. Die Beschwerdestelle der FSM ermöglicht es Eltern und anderen Nutzerinnen, problematische Inhalte im Internet zu melden. Die Beschwerdestelle prüft die Meldungen und kann bei Bedarf Maßnahmen ergreifen, um die Verbreitung problematischer Inhalte zu stoppen.

Verstöße gegen Jugendschutzbestimmungen: jugendschutz.net

Diese staatliche Stelle befasst sich mit dem Jugendmedienschutz in Deutschland. Hier können Sie Verstöße im Zusammenhang mit jugendgefährdenden Inhalten melden. Die Website bietet klare Anleitungen und Ratschläge, wie Sie problematische Inhalte melden können. Darüber hinaus informiert jugendschutz.net über aktuelle Entwicklungen im Bereich Jugendmedienschutz.

Illegale Inhalte: Internet-Beschwerdestelle

Die Internet-Beschwerdestelle ist eine zentrale Anlaufstelle für die Meldung von illegalen Inhalten im Internet, insbesondere im Zusammenhang mit sexuellem Kindesmissbrauch. Sie arbeitet eng mit den zuständigen Strafverfolgungsbehörden zusammen, um solche Inhalte zu entfernen und Täterinnen und Täter zu verfolgen.

Was sollten Eltern tun?

Machen Sie sich mit den verschiedenen Meldemöglichkeiten vertraut. Zögern Sie nicht, diese zu nutzen. Klären Sie Ihr Kind über mögliche Konflikte im Netz auf. Ermutigen Sie es, Ihnen von Problemen zu berichten. Nutzen Sie Jugendschutzeinstellungen und –programme.

Behalten Sie die Online-Aktivitäten Ihres Kindes im Auge und bleiben Sie im Gespräch, um frühzeitig auf Probleme reagieren zu können.

Wenn Sie sich überfordert oder unsicher fühlen, wie Sie mit bestimmten Online-Problemen umgehen sollen, können Sie außerdem Beratungsstellen aufsuchen. Es gibt einige Beratungsangebote für Jugendliche und Eltern. Die Nummer gegen Kummer bietet beispielsweise einer Jugendberatung und ein Elterntelefon bei Problemen wie Überforderung, Sorgen oder Erziehungsproblemen.

Online-Games – ein Ort für Extremismus?

Rechtsextreme und Islamisten suchen verstärkt im Internet nach Anhängern – auch in der Gaming-Community. Ihr Ziel ist es, Spielende von ihren Ansichten zu überzeugen. Das passiert in den Spielen selbst, aber auch im Chat und in den Foren von Steam, Twitch oder Discord. Manche Jugendliche sind empfänglich für solche extremistischen Ansprachen und sollten dafür gewappnet sein.

Warum nutzen Extremisten Gaming-Plattformen?

Videospiele sind eine weit verbreitete Freizeitbeschäftigung. Gerade junge Menschen spielen gerne online. Jugendliche suchen nach Orientierung, probieren sich in verschiedenen Rollen aus. Das hilft ihnen, eine eigene Identität auszubilden. Die Eltern sind nicht mehr unbedingt die ersten Ansprechpartner. Manche Jugendliche sind einsam und suchen online nach Anschluss. Das macht einige von ihnen anfällig für extremistische Ansprachen. Vor allem Rechtsextreme und Islamisten versuchen in Games gezielt junge Anhänger für ihre menschenverachtenden Ideologien zu finden.

Die sehr direkte und harte Sprache, die in vielen Gaming-Chats und -Foren herrscht, enthält teilweise auch rassistische, homophobe und sexistische Elemente. Diese Kommunikation kann zur Verbreitung von Hassnachrichten und Cybermobbing führen. Manche rechtsextreme Gruppierungen, wie die “Identitäre Bewegung”, nutzen Gaming-Communities, um ihre Botschaften zu verbreiten.  

Wie sieht Extremismus in Online-Games aus?

Extremisten spielen meist unauffällig in beliebten Spielen mit, während sie im Chat einzelne rassistische oder ideologische Aussagen streuen. So testen sie, ob jemand darauf reagiert. Ist das der Fall, dann schicken sie diesen Links oder Einladungen über Gruppen in sozialen Netzwerken, Messenger-Apps oder Foren. In diesen meist geschlossenen Gruppen werden extremistische Inhalte geteilt und so neue Anhänger gewonnen. Teilweise versuchen Extremisten in privaten Chats in Spielen oder Foren direkt Kontakt mit Jugendlichen aufzunehmen. Das ist besonders gefährlich, wenn Jugendliche einsam und über den Kontakt, vor allem zu älteren und erfahrenen Spielern, dankbar sind.

Außerdem nutzen Extremisten neben dem direkten Zugang zu Gamern in Spielen oder Foren Elemente aus der Gaming-Community für ihre Propaganda. So wurde beispielsweise der beliebte Ego-Shooter Call of Duty, der Kriegshandlungen realistisch darstellt, von der Terrororganisation IS zur Rekrutierung von Gamern genutzt. Sie warben damit, dass Jugendliche beim IS das Spiel zur Realität machen könnten. So könnten Gamer nicht, wie nach dem Tod im Spiel, nur dort weiterspielen, sondern im Paradies. 

Was machen Plattformen wie Steam oder Discord dagegen?

Es ist wichtig zu wissen, dass viele extremistische Inhalte gegen geltende Gesetze verstoßen und jugendgefährdend oder sogar strafbar sind. Wie überall im Internet gilt auch im Zusammenhang mit Games, dass Plattformbetreiber oder Diensteanbieter oft erst reagieren, wenn ihnen solche Inhalte gemeldet werden. 

In den großen sozialen Netzwerken wie Facebook oder YouTube wird Propaganda von Extremisten meist direkt von den Betreibern gelöscht. Bei kleineren Diensten, wie Steam, Twitch oder Discord, die vielfach von der Gaming-Community genutzt werden, ist das oft nicht so einfach. Dadurch kommt es immer wieder zur Verbreitung extremistischer Inhalte. 

Es gibt zwar vereinzelt Mechanismen in Spielen, auf Gaming-Plattformen und -Foren, die es Extremisten schwer machen sollen, wie z. B. Wortfilter oder die Möglichkeit problematische Nutzende zu melden. Doch diese Mechanismen können leicht umgangen werden und führen selten zur Verhinderung extremistischer Ansprachen.

Was können Sie tun, um Ihr Kind zu schützen?

Das Wichtigste ist, dass Sie mit Ihrem Kind sprechen und sich für die Spielewelt interessieren, in der es sich bewegt. Fragen Sie Ihr Kind, was es in Online-Games erlebt und mit wem es sich austauscht. Seien Sie offen und hören Sie zu, wenn Ihr Kind Ihnen davon erzählt. Machen Sie Ihr Kind darauf aufmerksam, dass es auch in Spielen und auf Gaming-Plattformen Menschen gibt, die schlechte Absichten haben und sie zu schlimmen Dingen überreden wollen.

Sollten Sie bei Ihrem Kind Anzeichen für den Kontakt mit extremistischen Ansprachen sehen, sprechen Sie mit ihm und suchen Sie sich Hilfe. Eine Übersicht über Anlaufstellen gibt es von der Bundeszentrale für politische Bildung. In besonders schweren Fällen sollten Sie sich an die Polizei wenden. Das geht auch im Internet über die Onlinewachen.

Wenn Ihnen extremistische Inhalte mit volksverhetzenden oder kriegsverherrlichenden Aussagen in Foren oder sozialen Netzwerken auffallen, können Sie diese auch bei der Internetbeschwerdestelle melden.

Extremismus im Netz

Jugendliche sind dabei, eine eigene Identität zu entwickeln. Dazu gehört, sich eine Meinung zu allem möglichen zu bilden. Sie stellen sich Fragen, auf die es nicht immer einfache Antworten gibt. Das kann sehr verwirrend sein. Manche Jugendliche sehnen sich deshalb besonders nach Klarheit. Einfache Antworten, klare Strukturen und Regeln – genau das wollen ihnen Extremisten mit ihren Vorstellungen bieten, die nur schwarz oder weiß sind, aber keine Grautöne kennen.

Extremisten nutzen beliebte Onlinekanäle, um junge Menschen zu erreichen

Ihr Weltbild vermitteln Extremisten meistens durch vereinfachte Inhalte und kurze Aussagen. Sie nutzen aktuelle Netztrends, wie unterhaltsame Videos und Bilder, um vor allem junge Menschen mit ihren extremen politischen Aussagen zu erreichen. Dazu gehören z. B. Memes, in denen eine Botschaft einprägsam über ein angeblich lustiges Bild verbreitet wird. Am liebsten werden solche Inhalte über beliebte soziale Netzwerke wie YouTube, WhatsApp oder Facebook geteilt. Oft werden auch Falschmeldungen dazu genutzt, Menschen zu verunsichern und sie politisch in eine Richtung zu drängen. Bestimmte Inhalte sind aber, vor allem für junge Menschen, auf den ersten Blick nicht unbedingt als extremistisch zu erkennen.

Rechtsextremisten und Islamisten nutzen ähnliche Strategien

Besonders aktiv im Internet sind Rechtsextremisten und Islamisten. Wenn ihre Propaganda klar erkennbar ist, kann sie von den Betreibern der Plattformen meistens schnell gelöscht werden. Deshalb weichen die Extremisten auf weniger bekannte und weniger stark kontrollierte Online-Angebote wie etwa die russische Plattform vk.com aus. Ein Großteil der Kommunikation findet auch gar nicht öffentlich sichtbar statt, sondern in geschlossenen Gruppen, z. B. bei Telegram oder Facebook.

Sowohl Rechtsextremisten als auch Islamisten sehen sich gerne in der Opferrolle. Sie geben vor, vom eigenen oder anderen Staaten unterdrückt zu werden. Rechtsextremisten in Deutschland sprechen oft von der sogenannten „Lügenpresse“. Sie werfen den Medien vor, von der Regierung gesteuert zu sein, weshalb rechtsextreme Meinungen keine Stimme hätten. Beide Gruppen äußern auch Kritik am Kapitalismus. Das ist besonders gefährlich, da Aspekte der Kritik durchaus berechtigt sind und auch von vielen jungen Menschen geteilt werden. Das nutzen Extremisten, um sie für ihre Sache zu gewinnen. In jüngerer Zeit werden aus beiden Lagern vermehrt wieder antisemitische (also gegen Juden gerichtete) Verschwörungstheorien verbreitet. Diese Verschwörungstheorien tauchen mittlerweile auch unter bei Jugendlichen beliebten Musikern auf – z. B. in einigen Liedern des deutschen Rappers Kollegah.

Was können Sie als Eltern tun?

Deshalb ist es besonders wichtig, dass Sie mit Ihren Kindern darüber sprechen, was sie beschäftigt. Welche Themen werden im Freundeskreis besonders heiß diskutiert? Welche Bilder und Videos schauen sie sich an und teilen sie mit anderen? Thematisieren Sie auch die Ziele, die bestimmte Gruppierungen verfolgen, wenn sie Inhalte mit extremen politischen Aussagen ins Netz stellen.

Machen Sie Ihr Kind darauf aufmerksam, dass jeder seine Meinung im Netz kundtun kann und das das leider auch Menschen mit schlechten Absichten tun. Deshalb darf man nicht allen Inhalten einfach trauen, sondern muss sie hinterfragen. Auf der Seite knowyourmeme.com lassen sich bekannte Memes inklusive ihrer Geschichte nachschlagen (leider ist die Seite nur in englischer Sprache verfügbar). Mimikama.at ist eine gute Anlaufstelle, um Meldungen aus Sozialen Netzwerken wie Facebook auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen.

Sollten Sie oder Ihr Kind auf offensichtlich extremistische Inhalte stoßen, können Sie diese direkt bei den Plattformbetreibern melden. Bei großen Angeboten wie Facebook und YouTube ist das mit wenigen Klicks erledigt. Sie können ganz allgemein auch die Internetbeschwerdestelle nutzen. In besonders schweren Fällen kann es sinnvoll sein, sich direkt an die Polizei zu wenden. In den meisten Bundesländern geht das mittlerweile online über eine sogenannte Internetwache.

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