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Reiten, chatten, Rätsel lösen mit Star Stable

Jungs spielen gerne Fußball und Minecraft – Mädchen mögen Pferde und spielen gerne Star Stable. So einfach ist es glücklicherweise nicht. Die Entwickler des Online-Rollenspiels Star Stable sehen das offenbar anders. Das Spiel kommt nur mit weiblichen Figuren aus.

Kurz gefasst

  • Online-Rollenspiel für den PC (für Windows oder Mac)
  • Spielen nach Installation möglich
  • erfordert die Erstellung eines Accounts
  • ab Level fünf kostenpflichtig
  • keine Altersempfehlung
  • beinhaltet In-App-Käufe

Ein Online-Pferdespiel nur für Mädchen!? 

Bei Star Stable reiten die Spielenden mit einem Pferd über eine Insel und treffen dabei auf andere Reiterinnen. Mit ihnen können sie sich während des Spiels über einen Chat austauschen. Sie müssen Aufträge erfüllen, Rätsel lösen und Turniere gewinnen. Dadurch können sie neue Kleidung und bessere Reitausrüstung bekommen. Bis zum fünften Level ist das Spiel kostenlos, anschließend gibt es verschiedene Bezahlmodelle für die Vollversion: Man kann sich den Zugang zum Spiel für einen Monat, drei Monate oder ein ganzes Jahr kaufen.

Neben dem eigentlichen Spiel gibt es ergänzende Apps, um das Pferdeerleben für Mädchen zu erweitern.

Was begeistert Kinder an dem Angebot?

Star Stable bietet eine große virtuelle Welt, die Kinder gerne entdecken möchten. Der Spielverlauf wird selbst gestaltet. Die Charaktere, in die Ihr Kind schlüpfen kann, sowie dessen Pferde können individuell angepasst werden und erscheinen dadurch einzigartig. Gerade Mädchen, auf die das Spiel zugeschnitten ist, können hier ihre Liebe zu Pferden ausleben. Die Grafik ist ansprechend und realitätsnah, so dass sie das Gefühl bekommen können, selbst auf einem Pferd zu sitzen. Die Landschaften und Farben sprechen Kinder positiv an.

Das Pferdespiel hat bereits eine große Community. Auf YouTube gibt es etliche Let’s Play-Formate zu Star Stable. Spielerinnen geben darin Tipps und kommentieren ihr eigenes Spielen unterhaltsam. Es gibt bei YouTube sogar eine eigene animierte Serie. 

Was kann problematisch sein an Star Stable?

Bevor gespielt werden kann, müssen Spielende erst einen Account erstellen und dabei ihr Geburtsdatum angeben. Eine Überprüfung der Angaben findet nicht statt, so dass man nicht sicher sein kann, ob nur Kinder das Spiel nutzen. Deshalb besteht das Risiko von Cybermobbing und Cybergrooming – auch wenn die Chatfunktion kinderfreundlich gestellt ist. Auch eine unangemessene Sprache, wie Hate Speech, kann in solchen Chats auftreten und unangenehm für Ihr Kind sein. 

Der kostenlose Einstieg ins Spiel hat das Ziel, Kinder dafür zu begeistern, so dass sie gern weiterspielen möchten. Die Kosten für die Vollversion sind allerdings recht hoch. Außerdem gibt es eine virtuelle Währung, die sogenannten Star Coins, von denen jede Spielerin einmal wöchentlich 100 Stück erhält. JorvikShillinge erhält man z. B., indem man Aufgaben erledigt. Ungeduldige Spielende können diese aber auch im Shop von Star Stable direkt kaufen. Star Stable setzt starke Anreize, Geld für Zubehör auszugeben. Gerade für jüngere Kinder und Teenager sind In-App-Käufe ein Risiko, viel Geld auszugeben.

Trotz der vielen Möglichkeiten, seinen Charakter und das Pferd nach eigenen Vorstellungen zu gestalten, lässt sich kein männlicher oder geschlechtsneutraler Charakter erstellen. Auch wenn Pferde bei Mädchen besonders beliebt sind, werden die meisten Jungen von Anfang an ausgeschlossen. Das Spiel vermittelt, dass Pferde und Reiten nichts für Jungs ist. Damit greift Star Stable auf klassische Geschlechterrollen zurück, wodurch sich sowohl Jungen als auch Mädchen diskriminiert fühlen können.

Was meint der Anbieter?

Auf Star Stable haben die Spielemacher Informationen für Eltern bereitgestellt. Darin betonen sie die positiven Aspekte des Spiels, wie das Erlernen sozialer Fähigkeiten und die Entwicklung eines Verantwortungsbewusstseins durch den Umgang mit virtueller Währung. Es wird darauf verwiesen, dass Eltern ihre Kinder über mögliche Risiken und Gefahren des Internets aufklären sollten. Dafür wurden die Star Stable-Regeln gesondert aufgeführt. Eine Altersempfehlung gibt es nicht.

Die Spielemacher betonen, mit persönlichen Daten von Kindern besonders sensibel umzugehen und sich an das sogenannte Safe Harbor-Abkommen zu halten, das sich dem Schutz online gesammelter persönlicher Daten von Kindern widmet. Außerdem heißt es, sollen keine Informationen oder Details zum Konto an Dritte weitergegeben werden. 

Was sollten Eltern beachten? 

Da es keine konkrete Altersempfehlung gibt, sollten Sie sich das Spiel vor dem ersten Spielen durch Ihr Kind selbst anschauen. So können Sie einschätzen, ob Ihr Kind schon mit den Inhalten, Funktionen und schnellen Bildern zurechtkommt. Aufgrund der möglichen Risiken sollte Ihr Kind mindestens 10 Jahre alt sein und das Spiel anfangs unbedingt gemeinsam mit Ihnen kennenlernen.

Sprechen Sie mit Ihrem Kind über mögliche Gefahren und wie In-App-Käufe funktionieren. Setzen Sie Zeitlimits, damit Ihr Kind sich nicht vollkommen in der virtuellen Welt verliert. Mehr Tipps dazu gibt es in unserem Beitrag “Games in der Familie”.

Versuchen Sie Ihrem Kind verständlich zu machen, dass Pferde und Reiten nicht nur ein Thema für Mädchen ist. Sollte Ihr Sohn das Spiel spielen wollen, ermutigen Sie ihn trotz der einseitigen Perspektive der Spielemacher dazu, das Spiel zu spielen.

Vom Kinderzimmer zu YouTube – Pferdegeschichten in Spielfilmlänge

Spielfiguren und Kuscheltiere sind in vielen Kindergeschichten die Hauptdarsteller. Selbstausgedachte Geschichten nicht nur im eigenen Kinderzimmer zu spielen, sondern sich dabei zu filmen und das auf YouTube zu veröffentlichen, ist angesagt.

Von der “Insel der Pferde” zur “Schleich-WG”

Im Mittelpunkt der YouTube-Kinderzimmergeschichten stehen meistens Pferde-Sammelfiguren. Egal ob Serien mit mehreren Staffeln, Kurzfilme, Musikvideos oder sogar Filme in Spielfilmlänge: Wer bei YouTube den Suchbegriff „Schleich-Pferde“ oder „Modell-Pferde“ eingibt, erhält etliche Treffer mit zehntausenden Klicks. Es steckt viel Zeit und Mühe in den Produktionen, viele Videos haben sogar einen aufwändigen Vorspann und eigene Titelmusik. Die bekanntesten Videos sind von YouTuberinnen zwischen zehn und fünfzehn Jahren. Sie denken sich den Inhalt der Filme, der von der klassischen Reiterhofgeschichte bis hin zur Romanze reicht, selbst aus, sprechen den Text der Figuren ein und filmen und schneiden den Film selbstständig. Sie selbst tauchen meistens nur mit ihrer Stimme und der Hand auf, die die Figur bewegt.

Sind Pferde-YouTuberInnen die neuen Influencer?

Die YouTuberinnen haben große Fangemeinden und sind für ihre Zuschauerinnen auch Vorbilder. Komplimente zu Requisiten, Charakteren und zur Story füllen die Kommentarspalten. Unter den vielen positiven Kommentaren sind kaum negative oder gar beleidigende Kommentare zu finden.

Im Vergleich zu vielen anderen bekannten Influencern spielt das Privatleben keine besondere Rolle. Viele der Mädchen betonen, dass es ihnen in erster Linie darum geht, kreativ zu sein und sich mit anderen über das gemeinsame Hobby auszutauschen. Sie sammeln zum Teil schon seit Jahren kleine Figuren aus Kunststoff. Tiere der Marke Schleich sind die beliebtesten. Deshalb sind die Pferde-Filme gerade für diese Firma eine gute Werbung. Für die YouTuberinnen und ihre Fans sind sie aber vor allem die gemeinsame Leidenschaft.   

Worauf Sie als Eltern achten können

Wenn Ihr Kind selbst Filme mit Sammelfiguren oder anderem Spielzeug drehen möchte, ermutigen sie es ruhig dazu. Überlegen Sie gemeinsam, was Ihr Kind von sich selber zeigen möchte und ob es notwendig ist, das eigene Gesicht zu zeigen oder den Namen preiszugeben. Besprechen Sie, dass jede Person auf YouTube Kommentare zu den Videos abgeben kann, die mitunter auch verletzend sein können. Überlegen Sie, die Kommentarfunktion für hochgeladene Inhalte auszustellen.

Um die persönlichen Daten Ihres Kindes zu schützen, können Sie auch gemeinsam einen YouTube-Account anlegen und Ihre eigenen Daten dafür nutzen.

Sprechen Sie mit Ihrem Kind auch darüber, dass einige YouTuber mit ihren Kanälen Geld verdienen, indem sie Werbung für bestimmte Produkte machen. Wenn solche Pferdegeschichten viel Aufmerksamkeit bekommen, werden sie auch für Firmen wie Schleich als Werbemarkt interessant.

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