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Sexting

Besonders Jugendliche in der Pubertät wollen ihre eigene Sexualität entdecken, sich ausprobieren und testen, wie sie auf andere Menschen wirken. Dies geschieht auch im digitalen Raum via Messenger oder Sozialem Netzwerk. Wir erklären, was Sexting ist und worauf man achten sollte. 

Worum geht’s?  

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https://www.youtube.com/watch?v=yNi-mnvg6ZY_%_

Sexting meint also das Versenden von erotischen Nachrichten, freizügigen Bildern oder Videos, wie Bilder in Shorts, Badeanzug oder ganz oben ohne sein. Dabei will man sich möglichst sexy in Szene setzen, um auf das Gegenüber attraktiv zu wirken. Übrigens ist Sexting kein Phänomen, das nur unter Jugendlichen vorkommt. Ganz im Gegenteil: Viel häufiger versenden Erwachsene solche Bilder. 

Was kann problematisch sein?

Grundsätzlich ist Sexting nichts Schlechtes: Es kann ein Liebesbeweis sein, der Versuch, den Schwarm zu beeindrucken oder einfach das Ausprobieren der eigenen Wirkung. Jedoch stellt sich ein grundsätzliches Problem: Beziehungen zwischen Menschen verändern sich. Vertrauen ist nicht immer gegeben. Man kann nicht wissen, was mit den eigenen Bildern geschieht. Zum Beispiel können Bilder, die einvernehmlich und im Vertrauen zugeschickt wurden, dann ungefragt oder ohne Einverständnis an andere weitergesendet werden. 
Sexting an sich ist also nicht schlecht, sondern der Missbrauch der Bilder durch andere Personen ist das Problem – und kann auch strafbar sein. Jugendliche, deren Bilder genutzt werden, sind in diesem Fall die Opfer. Sie sind überhaupt nicht zu verurteilen. 

Wie können Eltern damit umgehen?

Klären Sie Ihr Kind in Bezug auf Sexting auf. Sprechen Sie ganz offen und achten Sie selbst die Privatsphäre Ihres Kindes. So können Sie Ihr Kind unterstützen, sicher und verantwortungsbewusst mit digitalen Medien umzugehen. Unterstützen Sie Ihr Kind, ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln und ermutigen Sie es, sich einer erwachsenen Person anzuvertrauen, wenn es belästigt, bedroht oder Opfer von Missbrauch von Sexting geworden ist. Sollte das jemals vorkommen: Helfen Sie Ihrem Kind, den Missbrauch zur Anzeige zu bringen und das entsprechende Material löschen zu lassen, Erklären Sie Ihrem Kind, dass es nichts falsch gemacht hat. Auf www.safer-sexting.de können Sie und Ihr Kind sich umfangreich informieren, was beim Sexting erlaubt ist, worauf man achten sollte, was dringend zu unterlassen ist und wo es Unterstützung gibt. 

Hilfe, ich verstehe mein Kind nicht mehr! – Wenn Eltern und Kinder unterschiedliche Sprachen sprechen

Welche Wörter haben Sie benutzt, als Sie jünger waren und wie fanden das Ihre Eltern? Überlegen Sie mal! Denn es ist vollkommen normal, dass Sie Ihr Kind manchmal nicht verstehen, weil es Wörter benutzt, die Sie nicht kennen oder verstehen.

Abgrenzung von der Erwachsenenwelt

Unsere Sprache ist geprägt von der Welt der Erwachsenen. Jugendliche haben das starke Bedürfnis, eine eigene Identität auszubilden, selbstständig zu werden und sich von Erwachsenen abzugrenzen. Das kommt auch in der sogenannten Jugendsprache zum Ausdruck, mit der sie eine eigene Welt erschaffen. Mit eigener Sprache, oder zumindest eigenen Begriffen, schaffen sie etwas Eigenes und Jugendtypisches. Das verbindet und schafft Selbstvertrauen. Den “veralteten” Slang der Eltern zu verwenden, würde altmodisch und uncool klingen.

Jugendslang ist geprägt von der Sprache im Netz

In jeder neuen Generation, in bestimmten Jugendszenen und sogar an unterschiedlichen Orten verändert sich Jugendsprache und es gibt andere Wörter und Ausdrücke. Typisch ist, dass Jugendliche einfacher sprechen als Erwachsene. Dabei benutzen sie manchmal auch ungewöhnliche oder ungewohnte Begriffe. Die Sprache ist weniger “richtig”, weil Jugendliche spontaner sprechen. Dafür transportiert sie wesentlich mehr Gefühle und Stimmungen.

Auch die Kommunikation im Netz hat einen starken Einfluss darauf, wie Jugendliche sprechen oder schreiben. Im Messenger-Chat zum Beispiel werden Emojis verwendet, die Sprache wird deutlich verkürzt und ist oft fehlerhaft. Begriffe aus der Gamer- und Rapper-Szene, von Influencerinnen und vor allem aus dem im Netz dominierenden Englisch werden übernommen. Viele Begriffe spiegeln sich in Hashtags wider, wie zum Beispiel #staywoke zur Sichtbarkeit von sozialer Ungleichheit. Welche Sprache Jugendliche gebrauchen, ist abhängig davon, wo sie sich im Internet bewegen und welcher Trend gerade angesagt ist. Damit zeigen sie, welcher Jugendkultur sie sich zugehörig fühlen und welchen medialen Vorbildern sie nacheifern.

Kennen Sie diese Begriffe?

Checken Sie doch mal Ihr Wissen rund um die Sprache Ihres Kindes aus. Folgende Wörter werden im Jahr 2022 besonders gern benutzt. Am Ende des Beitrags finden Sie die Auflösung.

  • woke
  • sheesh
  • purge-watching
  • nh
  • cringe
  • Ehrenmann/Ehrenfrau
  • flexen
  • POV

Umgang mit der Sprache Jugendlicher

Es gibt also keinen ernsthaften Grund, sich Sorgen zu machen, wenn Sie Ihr Kind manchmal nicht verstehen. Respektieren Sie den Wunsch nach Abgrenzung und haben Sie grundsätzlich Verständnis dafür, wenn Ihr Kind andere Wörter benutzt als Sie. Das bedeutet aber nicht, dass Sie sich alles von ihm sagen lassen müssen. Gerade wenn die Sprache unanständig, verletzend oder beleidigend ist. Sagen Sie das Ihrem Kind. Verdeutlichen Sie ihm, warum er auch mit anderen nicht so sprechen soll und vereinbaren Sie, wenn nötig, Regeln zum Umgang miteinander.

Sie sind und bleiben der Erwachsene, von dem sich Ihr Kind unterscheiden möchte. Versuchen Sie deshalb nicht, sich sprachlich anzunähern. Das wird Ihr Kind eher als Eindringen in seine Intimsphäre empfinden. Sprechen Sie so, wie Sie es immer tun. Trotzdem können Sie sich gelegentlich über die phantasievollen Wortschöpfungen Ihres Kindes freuen und nachfragen, wenn Sie etwas nicht verstehen!

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Können Apps Jugendlichen bei (psychischen) Problemen helfen?

Während der Corona-Pandemie ging es vielen verschiedenen Menschen nicht gut. Einsamkeit, Sorgen und Unsicherheit machten auch jungen Menschen zu schaffen. Für Jugendliche ist es ganz normal, sich bei Problemen Rat im Netz zu suchen. Schnell stößt man bei der Recherche nach Hilfsangeboten auf sogenannte Psycho-Apps. Leider sind diese nicht immer hilfreich, sondern können sogar das Gegenteil bewirken.

Leere Versprechungen und Fehldiagnosen 

Psychologie- oder Diagnose-Apps locken mit dem Versprechen, schnell und einfach Hilfe bei psychischen Problemen wie z. B. Depressionen zu bieten. Während einige der Angebote nur Diagnose und Vorbeugung anbieten, werben andere sogar mit der Aussicht auf Heilung. Solche Apps und ihre Inhalte sind meistens aber nicht von Experten und Expertinnen entwickelt und entsprechen nicht den wissenschaftlichen Standards. So kann es schnell zu Fehldiagnosen kommen, die Jugendliche stark verunsichern und ihnen Angst machen können. Auch bei einer korrekten Diagnose durch die App werden die Nutzenden damit allein gelassen und erhalten nicht die Hilfe, die sie bräuchten. 

Bilder und Schilderungen von Selbstverletzung können Gefährdete animieren 

Besonders problematisch sind chat-basierte Angebote, bei denen Nutzende anonym ihre Probleme in öffentliche Foren stellen und andere Personen die Beiträge kommentieren.  Neben Liebeskummer oder eigenen Unsicherheiten, werden sogar Suizidgedanken oder Fotos von Selbstverletzungen geteilt und diskutiert. Die Beiträge in diesen Foren werden weder von wirklichen Expertinnen oder Experten moderiert, noch werden Inhalte geprüft und gefiltert. Gefährdete Personen können durch bestimmte Bilder und Nachrichten getriggert oder sogar animiert werden, sodass sie sich noch schlechter fühlen. Nicht selten kommt es in solchen Communitys dazu, dass durch das geteilte Leid eine Art Gemeinschaftsgefühl und Bestätigung entsteht, aus denen sie nur schwer wieder herauskommen. Auch Fälle von Cybergrooming, bei dem Erwachsene den verletzlichen Zustand der Jugendlichen ausnutzen, sind möglich. 

Fragwürdiger Datenschutz vieler Psycho-Apps

Hinzu kommt, dass viele dieser Apps dazu auffordern, genaue Auskunft über den gesundheitlichen und psychischen Zustand zu geben. Einige Anbieter geben die Daten ihrer Nutzenden an Drittanbieter wie z. B. Facebook weiter. Diese verwenden die Daten meist zu Werbezwecken. Doch auch vermehrt Versicherungsunternehmen oder Kreditanbieter interessieren sich für diese Art von Daten. Das kann dazu führen, dass künftig keine Krankenversicherung abgeschlossen werden oder man andere Nachteile hat. 

In chat-basierten Apps sind Nutzende vermeintlich anonym. Doch geben viele Jugendliche im Laufe der Zeit Telefonnummern oder Adressen weiter. Daten die schnell auf die Identität der Person schließen lassen.

Was können Sie als Eltern tun?

Sie als Elternteil sollten Ihr Kind über die Gefahren solcher Psycho-Apps aufklären und was es damit auf sich hat. In diesem Video von funk wird das Thema jugendgerecht dargestellt.

Bieten Sie Ihre Hilfe bei Problemen an und zeigen Sie Interesse. Hat Ihr Kind das Gefühl, bei Problemen nicht auf sich allein gestellt zu sein, wird es weniger die Hilfe im Netz suchen. Vor allem Jugendliche reden ungern mit den eigenen Eltern über ihre Probleme. Zeigen Sie Ihrem Kind deshalb geeignete Angebote und wie es sich selbstständig Hilfe suchen kann. 

Gute digitale Hilfsangebote bei psychischen Problemen

Unterstützung und Beratung erhalten Eltern und Kinder anonym z. B. über die Nummer gegen Kummer (116 111) oder die Telefonseelsorge (0800 1110111). Bei Problemen im Netz können sich Jugendliche außerdem selbstständig über juuuport.de Hilfe suchen. 

Einige Psychotherapeuten und -therapeutinnen bieten digitale Sprechstunden an. Um sicher zu gehen, dass es sich bei der beratenden Person um einen Therapeuten oder eine Therapeutin handelt, prüfen Sie z. B. das Impressum der Person. Dort erhalten Sie Informationen über die Adresse oder können vorerst telefonisch Kontakt aufnehmen. Sehen Sie sich außerdem den Lebenslauf genauer an: Hat die Person eine anerkannte Ausbildung um psychotherapeutische Hilfe anzubieten? Treffen diese Punkte zu, können Sie die Hilfe auch digital in Anspruch nehmen. 

Einige Therapeuten und Therapeutinnen empfehlen die Nutzung bestimmter Apps, als Begleitung zu einer Gesprächstherapie. Diese Apps sind von Experten und Expertinnen entwickelt, staatlich geprüft und verschreibungspflichtig.

Zwischen Schutz und Freiraum

Als Eltern haben Sie immer das Bedürfnis, Ihr Kind vor Gefahren zu schützen – egal, ob im Straßenverkehr, beim Toben mit Freunden oder eben bei der Mediennutzung und egal, wie alt es ist. Schließlich lauern überall potenzielle Gefahren. Wenn Kinder aber immer davor bewahrt werden, können sie nicht lernen damit umzugehen. Deshalb ist es wichtig, eine Balance zwischen Schutz und Freiraum zu finden. Dann kann sich Ihr Kind entfalten und eigenständig werden, ohne dass es permanent Risiken ausgesetzt ist.

Freiräume sind wichtig

Kinder und Jugendliche suchen ständig nach neuen Erfahrungsräumen, auch solche die fernab Ihrer Kontrolle als Eltern sind. Diese Freiräume müssen Sie Ihrem Kind zugestehen, denn sie sind sinnvoll und notwendig, damit es eine Eigenständigkeit entwickeln kann. 

Kinder und Jugendliche brauchen und nutzen diese Freiheit je nach Alter unterschiedlich. Jüngere Kinder ziehen sich in ihr Zimmer zurück oder schauen heimlich länger Fernsehen, wenn Mama oder Papa nicht aufpassen. Sobald Kinder lesen lernen, können sie auch Online-Medien mehr und anders nutzen. Dann landen sie schon mal aus Neugierde auf Internetseiten, die eigentlich noch nichts für sie sind. Je älter Ihr Kind wird, desto wichtiger ist es, dass es auch eigene Entscheidungen trifft. 

Spätestens im Teenie-Alter kommen soziale Netzwerke wie TikTok, Instagram, YouTube und Computerspiele dazu. Den Zugang zu diesen Plattformen generell zu verbieten, ist unmöglich und aus pädagogischer Sicht nicht sinnvoll. Jedoch können in diesen Räumen auch bewusst oder unbewusst Grenzen überschritten werden. Es gehört besonders zur Jugendphase dazu, sich vom Elternhaus abzugrenzen und eigene Wege zu gehen. Ihr Kind möchte herausfinden, wer es ist. Deshalb werden Grenzen ausgetestet und persönliche Freiheitsräume gesucht. Social Media bietet dafür viele Möglichkeiten. 

Ihr Rolle als Eltern

Es ist in Ordnung, wenn Sie Ihr Kind nicht überall beaufsichtigen. Eigenständigkeit ist positiv und sollte von Ihnen unterstützt und kritisch begleitet werden. Dazu gehört aber, Ihr Kind darauf vorzubereiten, indem Sie ihm die Risiken und Chancen digitaler Medien bewusst machen und Wege zeigen, damit umzugehen. Gemeinsam vereinbarte Medienregeln können helfen. Dazu sollten nicht nur Medienzeiten gehören, sondern auch ausgewählte Medieninhalte und App-Berechtigungen. Solche Regeln sollten jedoch immer wieder neu ausgehandelt werden, um sie dem Alter Ihres Kindes anzupassen.

Geben Sie nach und nach die Kontrolle ab und beziehen Sie Ihr Kind bei allen Entscheidungen mit ein. Nur wenn es Ihre Sorgen versteht, kann es Regeln auch umsetzen. Trotzdem wird es – gerade in der Pubertät – auch Momente geben, in denen Ihr Kind sich nicht daran hält. Versuchen Sie ruhig zu bleiben und suchen Sie immer wieder das Gespräch. Seien Sie vor allem ansprechbar, falls es mal an seine Grenzen kommt und verurteilen Sie Ihr Kind nicht dafür. Schließlich gehört das zum Aufwachsen dazu.

E-Girls und E-Boys – eine neue Jugendkultur im Internet?

Auf Instagram und vor allem auf der Plattform TikTok verwenden Jugendliche immer wieder den Hashtag #egirl oder #eboy für bestimmte Videoclips. Dort sieht man z. B., wie sich ein Mädchen in ein sogenanntes E-Girl verwandelt. Aber was steckt dahinter und welche Bedeutung hat die Bezeichnung für junge Menschen?

Abgrenzung zu Rollenbildern auf Instagram

Das “E” steht für elektronisch und bezeichnet die Generation junger Menschen, die vor allem in einer digitalen Welt aufgewachsen sind. Sie nutzen Online-Medien und bewegen sich auf Social-Media-Plattformen wie TikTok, Instagram oder YouTube. Mit E-Girl oder E-Boy wird ein bestimmter Stil bezeichnet, sich darzustellen und auszusehen. Oft tragen E-Girls schwarze Kleidung und ein auffälliges Make-Up, wie z. B. gemalte Sommersprossen und Herzchen auf den Wangen. Auch die E-Boys stylen sich teilweise mit leichtem Make-Up oder Nagellack, einige tragen Mittelscheitel und Schmuck. E-Boys grenzen sich vom typischen Männlichkeitsbild ab. Sie lächeln oder zwinkern süß in die Kamera und wollen nicht hart wirken.

Im Gegensatz zu anderen Influencerinnen und Fitness-Bloggern posieren E-Girls und E-Boys nicht an bekannten Orten oder mit der perfekten Strandfigur, sondern meist in ihrem eigenen Zimmer. Dabei nehmen sich selbst nicht so ernst. Einige von ihnen sind nur für den Videoclip auf TikTok, als E-Girl oder E-Boy zurechtgemacht und würden in der Schule nicht so auffällig herumlaufen. Sie nutzen das Internet, um sich auszuprobieren.

Negative Aspekte rund um E-Girls und E-Boys 

Problematisch ist, wenn Mädchen oder Jungen bestimmte Merkmale nachahmen, ohne dass sie verstehen, was damit gemeint ist. Es gibt typische Posen von E-Girls oder E-Boys, die stark sexualisiert wirken, auch wenn sie ironisch gemeint sind. Die Gefahr von Cybergrooming oder Missbrauch der Inhalte von Kriminellen ist durch das Veröffentlichen solcher Videos erhöht. 

Als E-Girl’’ werden manchmal auch abwertend Mädchen oder Frauen in der Gaming-Szene bezeichnet. Sie zeigen sich beim Spielen über einen Stream, wie viele männliche Spieler auch. Aber ihnen wird häufiger vorgeworfen, das nur für Klicks und Aufmerksamkeit zu tun und sich dafür besonders auffällig zu schminken und anzuziehen. Das problematische Verhältnis von Geschlechterrollen im Gaming haben wir in einem anderen Beitrag näher erläutert: Computerspiele und das Thema Geschlecht

Hilfe, mein Kind ist ein E-Boy!

Kinder und Jugendliche sind noch dabei, eine eigene Persönlichkeit auszubilden. Dabei orientieren sie sich an anderen. Vorbilder finden sie in der Familie, dem Freundeskreis, den Medien und anderswo. Gleichzeitig möchten sie sich abgrenzen und individuell sein. Jugendkulturen wie die E-Girl-Szene sind spannend, weil sie wahrscheinlich anders sind als ihr gewohntes Umfeld. 

Lassen Sie Ihrem Kind den Freiraum, sich zu entwickeln, sich zu erfinden und auszuprobieren, aber verlieren Sie nicht den Kontakt. Das ist gerade bei Jugendlichen in der Pubertät ein Drahtseilakt. Stärken Sie Ihr Kind in seinen Interessen und persönlichen Stärken, damit es sich frei entfalten kann. Tauschen Sie sich mit ihm über Jugendkulturen und Trends aus. Haben Sie sich als junger Mensch auch auf eine bestimmte Art und Weise gekleidet, um sich zu einer bestimmten Gruppe dazu zählen? Haben Sie sich darüber mit Stolz identifiziert oder fanden Sie es eher blöd, in eine Kategorie gesteckt zu werden? 

Body Positivity: Fühlt euch wohl in eurem Körper!

In der Pubertät spielt die Selbstfindung eine große Rolle. Deshalb bedeuten Likes für das neueste Foto auf Instagram oder Video auf TikTok Bestätigung und Anerkennung. Influencer und Influencerinnen dienen dabei als Vorbilder. Die perfekt inszenierten und bearbeiteten Bilder der Instagram-Scheinwelt können sich aber negativ auf die Zufriedenheit mit dem eigenen Körper auswirken. Body Positivity heißt eine Bewegung im Netz, die unterschiedliche Bilder von Körpern sichtbar machen will.

Wofür steht Body Positivity?

Body Positivity bedeutet nicht, sich selbst und andere immer schön finden zu müssen. Vielmehr geht es darum, sich durch die in den Medien dargestellten Körper nicht schlecht in seinem eigenen zu fühlen. Denn die meisten Menschen entsprechen nicht der vor allem von Medien vorgegebenen Schönheitsnorm. Body Positivity möchte zeigen, dass Schönheit ganz unterschiedlich wahrgenommen werden kann.

Body Positivity im Netz

Auf den Covern von Zeitschriften sieht man selten dicke Menschen oder Personen mit einer Behinderung. Auch Menschen mit dunkler Hautfarbe sind nicht die Regel, genauso wenig wie Frauen, die keine glatten Beine und straffe Haut haben. Aber nicht nur in Zeitschriften oder auf Nachrichtenseiten im Netz, auch in vielen Serien und Filmen entsprechen die Schauspieler und Schauspielerinnen einem sehr strikten Schönheitsideal.

Genauso scheint es in sozialen Netzwerken wie Instagram zu sein. Die Bewegung Body Positivity möchte unterschiedliche Menschen zeigen, die in den Medien oft ausgeblendet werden. Solche Bilder werden mit den Hashtags #bodypositivity #teambodylove oder #fürmehrrealitätaufinstagram versehen. Sie sollen darauf aufmerksam machen, dass in den Medien ein unrealistisches Schönheitsbild herrscht und ein Bewusstsein für die Vielfalt unserer Gesellschaft schaffen.

Gerade junge Menschen lassen sich von den meist bearbeiteten Bildern auf Instagram stark beeinflussen. Sie bekommen das Gefühl, der eigene Körper sei nicht normal, weil er nicht dem Bild aus den sozialen Netzwerken entspricht. Der Druck steigt, selbst perfekte Bilder hochladen zu müssen. Durch Apps und Filter bearbeiten viele ihre Bilder nach. Leider führt dies dazu, dass kaum echte Körper auf Instagram zu sehen sind. Ein Teufelskreis, den Body Positivity ändern möchte. Auch ernsthafte psychische Probleme, wie z. B. Essstörungen, können bei einzelnen die Folge sein, da sie noch keine stabile Persönlichkeit ausgebildet haben.

Was Eltern und Teenager von Body Positivity lernen können

Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, sich in seinem Körper wohlzufühlen. Lassen Sie sich die Vorbilder Ihrer Tochter oder Ihres Sohns auf Instagram, YouTube und Co. zeigen und sprechen Sie darüber, wie sich diese Leute dort inszenieren und wie realistisch die Darstellungen wirklich sind. Zeigen Sie Ihrem Kind bewusst Influencer, Filme und Serien, die nicht den typischen Klischees entsprechen.

Auch wenn Ihr Kind keine Modelmaße hat, bedeutet das nicht, dass es unnormal ist. Natürlich können Sie Ihr Kind zu gesunder Ernährung und Bewegung motivieren. Gehen Sie am besten als gutes Beispiel voran. Aber vermitteln Sie ihm nicht, dass man unbedingt dünn sein muss, um sich schön zu fühlen. Body Positivity hilft uns, die Vielfalt der Menschen als etwas Schönes wahrzunehmen.

Niemand ist frei von Vorurteilen. Manchmal hilft es, sich das bewusst zu machen: Benutze ich oder mein Kind Wörter wie schwul oder behindert abwertend? Warum tun wir das und wie fühlen sich andere damit?

Schaden WhatsApp & Co. der Sprachentwicklung meines Kindes?

Wenn man hört, wie Jugendliche miteinander reden oder wenn man zufällig einen Chat von ihnen sieht, könnte man meinen, unsere Kinder verlernen, richtig zu sprechen und zu schreiben. Dabei nutzen auch wir Umgangssprache, wenn wir uns in sozialen Netzwerken oder im Messenger mit anderen austauschen. Nicht immer wird im Internet auf Groß- und Kleinschreibung geachtet, “irgendetwas” wird schnell mal zu “was” gekürzt und anstelle von Worten werden Emojis verwendet. Ein typischer Chat zwischen Jugendlichen könnte so aussehen:

Bild: JFF

Wie Medien unsere Sprache verändern

Früher haben Menschen nur von Angesicht zu Angesicht miteinander sprechen können. Wenn das nicht möglich war, schrieb man sich Briefe. Irgendwann führten Erfindungen wie das Telefon dazu, dass Menschen in Echtzeit miteinander sprechen konnten, ohne am selben Ort sein zu müssen. Die Art und Weise, wie wir in einem Gespräch reden, ist dabei anders als in der schriftlichen Sprache. Obwohl wir in der mündlichen Sprache nicht immer die korrekte Zeitform oder Satzstellung nutzen, schreiben wir dadurch nicht schlechter. Denn wir können gut zwischen mündlicher Sprache und schriftlicher Sprache unterscheiden.

Durch Chats und Social Media hat sich unsere Kommunikation und Sprache noch einmal verändert. Anstatt zu sprechen, können wir nun in Echtzeit miteinander schreiben. Wir können z. B. sehen, ob die andere Person die Nachricht liest, gerade dabei ist zu antworten oder auf unsere Antwort wartet. Wir halten unsere Nachrichten dadurch kürzer, schreiben schneller und haben weniger Zeit, um über unsere Worte nachzudenken. In der Online-Kommunikation vermischen sich Elemente der Schriftsprache und der mündlichen Sprache.

Je nach Situation verwenden wir eine bestimmte Sprachform. In einer E-Mail an eine Lehrerin oder Firma verwenden wir andere Formulierungen als in einer Nachricht an eine Freundin oder an den Bruder. Wir passen unsere Sprache ganz automatisch an. Und genauso lernen auch Kinder in einem Schulaufsatz oder einem Bewerbungsschreiben anders zu schreiben als beim Chatten.

Positive Einflüsse auf die Sprachentwicklung

Haben Sie keine Bedenken, dass sich die Kommunikation über Messenger schlecht auf die Sprache Ihres Kindes auswirkt. Achten Sie eher darauf, wie Ihr Kind in verschiedenen Situationen spricht und bieten Sie Zugang zu unterschiedlichen Formaten, in denen Sprache eine Rolle spielt – ob Bücher, Zeitschriften, Reportagen, Serien, Podcasts und natürlich der persönliche Umgang mit anderen Menschen. Denn jedes Kind erwirbt Sprache vor allem durch sein gesamtes Sprachumfeld, also auch durch seine Eltern, durch Bekannte, Freunde, Lehrerinnen und Lehrer usw. Seien Sie im Umgang mit Medien ein gutes Vorbild und lesen, schreiben oder unterhalten Sie sich auch ohne das Handy. Gemeinsame Medienregeln für zu Hause können dabei hilfreich sein.

funk – Online-Fernsehen für 14- bis 25-Jährige

Kinder und Jugendliche möchten sich ab einem gewissen Alter über Medien, Freundschaft und Liebe aber auch über Politik und Weltgeschehen informieren. Talkshows oder Fernsehserien für Erwachsene können für junge Menschen schnell langweilig werden, weil sie mit ihrer Lebenswelt kaum etwas zu tun haben. Das Online-Angebot funk hat sich auf Formate spezialisiert, die vor allem Jugendliche und junge Erwachsene ansprechen.

Kurz gefasst:

  • kostenloses Online-Medienangebot und Netzwerk von ARD und ZDF
  • richtet sich an junge Menschen ab ca. 14 Jahren
  • jugend- und zeitgemäße Formate
  • Inhalte werden über Social Media-Plattformen ausgestrahlt

Was kann funk?

funk ist ein Netzwerk aus Audios, Videos und Kanälen, die junge Menschen im Netz verfolgen können. Inhalte werden für speziell für die Altersgruppen 14-16, 17-19, 20-24 und 25-29 Jahre produziert und auf funk.net und beliebten Plattformen wie Instagram, YouTube, Snapchat und TikTok ausgestrahlt. Ob im Bereich Comedy, Musik, Trends, Politik, Sexualität und Liebe oder Wissen – funk bietet über 70 Kanäle für unterschiedliche Altersgruppen. Es gibt verschiedene Formate wie z. B. Podcasts, Reportagen oder fiktive Soaps.

Dabei widmet funk sich auch alternativen Themen abseits vom Mainstream und zeigt, wie vielfältig die Gesellschaft ist. Das sieht man gut an Formaten wie Auf Klo oder Jäger und Sammler.

Was fasziniert Kinder/Jugendliche daran?

Die Angebote von funk sind ebenso vielfältig und dort zu finden, wo Jugendliche sowieso Videos anschauen. funk kommt den Seh- aber auch Hörgewohnheiten junger Menschen entgegen, die lieber dann Medien nutzen wollen, wenn es ihnen passt und nicht, wenn etwas im Fernsehen oder Radio läuft.

Vor der Kamera und hinterm Mikro stehen oft selbst junge Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen, mit denen sich die jungen Zuschauerinnen und Zuschauer identifizieren können. “Wer bin ich und wie möchte ich sein?” sind bei jungen Menschen wichtige Fragen. Die Charaktere in den funk-Formaten können Vorbilder für sie sein. Es geht um Themen, die sie interessieren und ansprechen, z. B. Dokus auf YouTube zum Alltag von Influencern, warum Sneaker so angesagt sind oder wie es sich eine Woche ohne Smartphone lebt. Aber auch ernste Themen rund um Kriminalität, Extremismus oder Rassismus werden behandelt.

Was sagt der Anbieter?

Das Angebot von funk wird durch den Rundfunkbeitrag finanziert. So können die Produzenten von Videos für funk, Inhalte erstellen, die werbefrei und unabhängig von finanziellen und politischen Einflüssen sind. funk ist offen, so dass Zuschauer Themenwünsche einreichen und YouTuber selbst Teil des Netzwerks werden können. Alle Inhalte auf funk werden vorab geprüft.

Was sollten Eltern beachten?

Mit 14 oder 17 Jahren haben Jugendliche andere Interessen als mit 12. Deshalb richten sich die Formate von funk nicht an eine bestimmte Altersgruppe, sondern an viele verschiedene. Das bedeutet aber, dass nicht alle Angebote von funk unbedingt für Ihr 14 Jahre altes Kind geeignet sind.

Da funk von öffentlich-rechtlichen Sendern produziert wird, ist das Angebot frei verfügbar und es gibt keine versteckte Werbung, die Kinder und Jugendliche zum Kauf von Produkten verleiten soll, wie es bei vielen privaten YouTube-Formaten der Fall ist.

Gerade bei jüngeren Zuschauern kann der Eindruck entstehen, die Personen vor der Kamera zeigen sich ganz privat und persönlich. Dies trifft aber nicht immer zu, z. B. bei Webserien (z. B. iam.meyra oder Druck), die über Instagram oder Snapchat in Echtzeit verfolgt werden. Es ist kaum zu erkennen, dass es sich um Schauspielerinnen und nicht um echte Personen handelt. Deshalb bleiben Sie mit Ihrem Kind im Gespräch darüber, was es sich anschaut und machen Sie es darauf aufmerksam, dass nicht alles real ist, was es in solchen Netzwerken findet.

Zu alt für Kinderseiten – zu jung für Erwachsenenangebote

Zu alt für Die Sendung mit der Maus, aber noch zu jung für Galileo? Es gibt eine Zeit, in der Ihr Kind nicht richtig weiß, wo sein Platz ist. Es steckt irgendwo zwischen Kindheit und Jugend. Das betrifft viele der ungefähr 11- bis 13-Jährigen. Sie befinden sich in einer Übergangsphase, die sich auch in ihrer Mediennutzung widerspiegelt.

Während es ein maßgeschneidertes Angebot für Kinder gibt, das aus altersgerechten Büchern, Hör- und Fernsehsendungen besteht, werden die älteren Kinder, die sich dafür nicht mehr interessieren, direkt in die Erwachsenenwelt der Medien geschickt. Der Sprung ist ziemlich groß und das Angebot kann Ihr Kind teilweise noch überfordern.

Eine wichtige Entwicklungsphase für Ihr Kind

Zu Beginn der Pubertät befindet sich Ihr Kind an der Schwelle zum Jugendlichen. In einigen Dingen verhält es sich noch kindlich, in anderen möchte es sich bereits von Ihnen abgrenzen. Es orientiert sich immer mehr an Älteren und an Personen, Trends und Ideen außerhalb der Familie. Das führt dazu, dass es sich immer weniger für Kindermedien interessiert.

In dieser Phase bekommen die meisten Kinder außerdem ein Smartphone, so dass sie Medien zunehmend eigenständig und selbstbestimmt nutzen können. Sie beginnen ohne die Begleitung und Aufsicht der Eltern mit den Mitteln der Medien, eine eigene Welt aufzubauen. Jedoch kann Ihr Kind noch nicht besonders gut abschätzen, was es bedeutet, gewisse Daten ins Netz zu stellen und welche Risiken es im Netz erwartet. Daher ist Ihre Tochter oder Ihr Sohn auf den ständigen Austausch mit Ihnen angewiesen.

Worauf Sie als Eltern achten sollten

Ob Ihr Kind noch Kindersendungen schauen möchte, oder ob er oder sie eher zu den Frühreifen gehört und schon mit elf Jahren durch das Erwachsenenprogramm zappt – Sie sollten es in seinem Entwicklungsstand unterstützen und ihm die Zeit lassen, die es braucht.

Nach und nach sollten Sie die Kontrolle abgeben und Ihr Kind dabei unterstützen, Medien eigenständig, sicher und verantwortungsvoll nutzen zu können. Ihr Kind hat zwar schon einige Erfahrungen gesammelt, geht aber an viele Dinge noch unbedarft heran, so dass es über das Netz leicht mit jugendgefährdenden Inhalten in Kontakt kommen kann. Seine Neugier und der Wunsch, sich zunehmend von Erwachsenen abzugrenzen, lässt ihn oder sie außerdem nach provokanten Inhalten suchen. Trotzdem haben Sie als Eltern in der Übergangsphase noch eine wichtige Orientierungsfunktion. Suchen Sie immer wieder das Gespräch mit Ihrem Kind und fragen Sie nach seine Medienerlebnissen.

Angebote für die Übergangsphase

Nach für diese Altersgruppe passenden Angeboten muss man ein wenig suchen und nicht jedes Kind wird daran interessiert sein. Auf klassischen Medien wie Büchern oder Hörspielen helfen Altersangaben. Bei Computerspielen und Filmen gibt es oft nur die Jugendschutzangaben der Freiwilligen Selbstkontrollen, die Ihnen “nur” sagen, ob die Inhalte ab einem gewissen Alter unproblematisch für die Entwicklung sind.

Medienangebote, die für Kinder in der Übergangsphase zugeschnitten sind, gibt es beim genauen Hinsehen sowohl im Fernsehen als auch im Netz. Hier ein paar Empfehlungen:

  • Flimmo, die Programmberatung für Eltern, ordnet Sendungen altersgemäß ein und zeigt passende Sendungen für die 11- bis 13-Jährigen.
  • Die öffentlich-rechtlichen Sender haben mit funk ein Online-Angebot für Jugendliche und junge Erwachsene geschaffen. Die Sendungen finden sich auch auf den bei Jugendlichen beliebten Plattformen wie YouTube und Instagram.
  • Handysektor befasst sich mit den Medienthemen Jugendlicher und spricht sie direkt an. Auf der Website, dem Instagram-Kanal usw. gibt es jugendgerechte Clips und Artikel.
  • Der Spieleratgeber NRW hat jede Menge Computerspiele und Spiele-Apps unter die Lupe genommen und pädagogisch bewertet. Hier können Sie nach geeigneten Angeboten für Ihr Kind suchen.

Sie sollten Ihrem Kind auch zugestehen, Angebote, die nicht speziell für Kinder gedacht sind, zu nutzen. Informieren Sie sich vorab über Sendungen und Inhalte. Wenn Sie gemeinsam mit der Familie einen Film anschauen oder ein Spiel spielen, hat Ihr Kind die Möglichkeit, nachzufragen und Sie erkennen, wie es mit bestimmten Inhalten klarkommt.

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