Elternguide Logo

Selbstwahrnehmung in Zeiten von Instagram & Co.

Perfekte Haut, glänzende Haare, Modelfigur – das ist ein für viele Jugendliche vertrautes Bild aus der schillernden Instagram-Welt. Vor allem junge Mädchen nehmen den dort vorgelebten Lifestyle oder das Aussehen als Vorbild und empfinden es als Ideal. Was das für ihre Selbstwahrnehmung bedeutet und wie Sie Ihr Kind darin unterstützen können, sich wohl im eigenen Körper zu fühlen, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Die Scheinwelt Instagram

Viele der bei Instagram geposteten Fotos oder Videos entsprechen nicht der Realität. Ob Mitschülerin oder Beauty-Bloggerin – jeder möchte den eigenen Followern möglichst beneidenswerte Fotos präsentieren. Dafür werden die von Instagram bereitgestellten Filter genutzt, mit denen die Haut glatter, die Sonne strahlender und die Haare glänzender wirken. Mit speziellen Apps können sogar die Nase kleiner oder die Taille schmaler gemacht werden.

Vor allem Influencer präsentieren sich und ihr Leben in sozialen Netzwerken als nahezu makellos und perfekt. Ihre Follower nehmen diese Darstellung als authentisch wahr und eifern ihnen nach. Das kann sich durch den Wunsch nach den neuesten Sneakern äußern oder durch Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper. Denn die Instagram-Welt hat nur wenig mit der Realität zu tun, da „normale“ Körper kaum präsent und daher für Jugendliche nicht erstrebenswert sind. Teenager werden dem Druck ausgesetzt, dieser schiefen Wirklichkeit nahezukommen.

Um Teil der Community zu sein, entsteht zudem der Druck, eigene Fotos auf Instagram zu posten. Dabei wird manchmal schon das Fotografieren oder Filmen als frustrierend empfunden, weil es lange dauert und die fertigen Medienprodukte nicht immer den Erwartungen entsprechen. Die Anzahl an Likes und Kommentaren gilt für viele junge Menschen dann auch als Bestätigung ihrer Person. Die Selbstzweifel steigen, wenn das gepostete Foto  oder Video nur wenige oder gar keine Likes erhält.

Einfluss auf Jugendliche und ihr Selbstbewusstsein

Verschiedene Studien haben ergeben, dass sich Jugendliche, die Instagram nutzen, in ihrem Körper besonders häufig unwohl fühlen. Auch Snapchat wird deshalb kritisiert. Jugendliche werden nicht nur in sozialen Netzwerken mit perfekten Fremdbildern konfrontiert, sondern auch durch Fernsehformate wie “Germany’s Next Topmodel” oder durch Werbung. Zu ihren Vorbildern in sozialen Netzwerken fühlen sich Jugendliche allerdings besonders stark persönlich verbunden.

Die verzerrten Körperbilder in den sozialen Netzwerken werden viel kritisiert. Es gibt starke Bemühungen, Körper in den Medien in all ihren Formen zu präsentieren, z. B. indem sich Menschen auf Instagram und Co. unter Hashtags wie #fürmehrrealitätaufinstagram oder #teambodylove ungeschminkt und natürlich zeigen. Die Bilder sind nicht bearbeitet. So wird versucht, vor allem jungen Menschen ein realistisches Körperbild zu vermitteln und ihnen Mut zu machen, den eigenen Körper zu akzeptieren.

Darüber hinaus gibt es Forderungen, bearbeitete Bilder in Zukunft als solche markieren zu müssen, um deutlich zu machen, dass diese eben nicht der Realität entsprechen.

Wie Sie als Eltern Ihr Kind unterstützen können

Bleiben Sie mit Ihrem Kind über seine Vorbilder im Gespräch. Schauen Sie sich gemeinsam Bilder auf Instagram an und fragen Sie nach, was genau es an den Bildern toll findet. Machen Sie Ihre Tochter oder Ihren Sohn auf bearbeitete Bilder aufmerksam und hinterfragen Sie, inwiefern diese realistisch sein können. Dazu hilft es auch sich ins Bewusstsein zu rufen, dass nur sehr wenige Menschen das Aussehen von Influencern und Models haben und dass selbst diese mit Fotobearbeitung nachhelfen müssen.

Zeigen Sie vielleicht auch Kanäle, die gezielt versuchen, realistische Fotos hochzuladen. Suchen Sie gemeinsam nach Kanälen oder Hastags, die weniger Stereotypen entsprechen, sondern die Vielfalt der Gesellschaft abbilden. Das gibt Ihrem Kind unterschiedliche Anreize für die eigene Persönlichkeitsentwicklung.

Nutzen Sie gemeinsam aus Spaß eine Fotobearbeitungsapp und verändern Sie ein Foto von sich oder Ihrem Kind mit Hilfe von Filtern. So realisiert Ihr Kind auch, wie einfach es ist, ein Bild zu verändern oder gar zu manipulieren. Ganz unabhängig von Medien können Sie Ihr Kind täglich darin unterstützen, den eigenen Körper zu akzeptieren und zu lieben und so das Selbstwertgefühl stärken.

Body Positivity: Fühlt euch wohl in eurem Körper!

In der Pubertät spielt die Selbstfindung eine große Rolle. Deshalb bedeuten Likes für das neueste Foto auf Instagram oder Video auf TikTok Bestätigung und Anerkennung. Influencer und Influencerinnen dienen dabei als Vorbilder. Die perfekt inszenierten und bearbeiteten Bilder der Instagram-Scheinwelt können sich aber negativ auf die Zufriedenheit mit dem eigenen Körper auswirken. Body Positivity heißt eine Bewegung im Netz, die unterschiedliche Bilder von Körpern sichtbar machen will.

Wofür steht Body Positivity?

Body Positivity bedeutet nicht, sich selbst und andere immer schön finden zu müssen. Vielmehr geht es darum, sich durch die in den Medien dargestellten Körper nicht schlecht in seinem eigenen zu fühlen. Denn die meisten Menschen entsprechen nicht der vor allem von Medien vorgegebenen Schönheitsnorm. Body Positivity möchte zeigen, dass Schönheit ganz unterschiedlich wahrgenommen werden kann.

Body Positivity im Netz

Auf den Covern von Zeitschriften sieht man selten dicke Menschen oder Personen mit einer Behinderung. Auch Menschen mit dunkler Hautfarbe sind nicht die Regel, genauso wenig wie Frauen, die keine glatten Beine und straffe Haut haben. Aber nicht nur in Zeitschriften oder auf Nachrichtenseiten im Netz, auch in vielen Serien und Filmen entsprechen die Schauspieler und Schauspielerinnen einem sehr strikten Schönheitsideal.

Genauso scheint es in sozialen Netzwerken wie Instagram zu sein. Die Bewegung Body Positivity möchte unterschiedliche Menschen zeigen, die in den Medien oft ausgeblendet werden. Solche Bilder werden mit den Hashtags #bodypositivity #teambodylove oder #fürmehrrealitätaufinstagram versehen. Sie sollen darauf aufmerksam machen, dass in den Medien ein unrealistisches Schönheitsbild herrscht und ein Bewusstsein für die Vielfalt unserer Gesellschaft schaffen.

Gerade junge Menschen lassen sich von den meist bearbeiteten Bildern auf Instagram stark beeinflussen. Sie bekommen das Gefühl, der eigene Körper sei nicht normal, weil er nicht dem Bild aus den sozialen Netzwerken entspricht. Der Druck steigt, selbst perfekte Bilder hochladen zu müssen. Durch Apps und Filter bearbeiten viele ihre Bilder nach. Leider führt dies dazu, dass kaum echte Körper auf Instagram zu sehen sind. Ein Teufelskreis, den Body Positivity ändern möchte. Auch ernsthafte psychische Probleme, wie z. B. Essstörungen, können bei einzelnen die Folge sein, da sie noch keine stabile Persönlichkeit ausgebildet haben.

Was Eltern und Teenager von Body Positivity lernen können

Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, sich in seinem Körper wohlzufühlen. Lassen Sie sich die Vorbilder Ihrer Tochter oder Ihres Sohns auf Instagram, YouTube und Co. zeigen und sprechen Sie darüber, wie sich diese Leute dort inszenieren und wie realistisch die Darstellungen wirklich sind. Zeigen Sie Ihrem Kind bewusst Influencer, Filme und Serien, die nicht den typischen Klischees entsprechen.

Auch wenn Ihr Kind keine Modelmaße hat, bedeutet das nicht, dass es unnormal ist. Natürlich können Sie Ihr Kind zu gesunder Ernährung und Bewegung motivieren. Gehen Sie am besten als gutes Beispiel voran. Aber vermitteln Sie ihm nicht, dass man unbedingt dünn sein muss, um sich schön zu fühlen. Body Positivity hilft uns, die Vielfalt der Menschen als etwas Schönes wahrzunehmen.

Niemand ist frei von Vorurteilen. Manchmal hilft es, sich das bewusst zu machen: Benutze ich oder mein Kind Wörter wie schwul oder behindert abwertend? Warum tun wir das und wie fühlen sich andere damit?

Fitness-Wahn und Abnehm-Challenges in Sozialen Netzwerken

Ein DIN-A4 Blatt ist 21 cm breit bzw. schmal. Auf Instagram streben junge Menschen danach, so dünn zu sein, dass ihre Taille hinter einem Blatt Papier verschwindet. Als Beweis posten sie das entsprechende Foto. Die A4-Waist-Challenge ist nur einer der absurden Abnehm-Wettbewerbe in sozialen Netzwerken. Solche Challenges vermitteln nicht nur ein vollkommen unrealistisches Schönheitsideal, sondern bringen Jugendliche auch dazu, den eigenen Körper als zu dick wahrzunehmen und schlimmstenfalls riskanten Abnehmtrends zu folgen.

Schönheitsideale auf YouTube

Groß, dünn, sportlich: Dieses Ideal wird Jugendlichen vor allem durch Medien als erstrebenswert vermittelt. Videos zu gesunder Ernährung und Fitness kommen auf YouTube sehr gut an. Mit gesund ist hier aber oft auch gemeint, dünn und damit  vermeintlich attraktiv zu sein. Die Grenze zwischen gesunder Ernährung und ungesunder Diät ist schmal. Den Unterschied zu erkennen, ist für Jugendliche nicht immer leicht. Einige YouTuber, die Fitnessvideos machen, beschäftigen sich auch mit Fashion und Beauty. Es geht also bei manchen eher darum, ein bestimmtes Bild von Schönheit zu zeigen, als eine gesunde Lebensweise darzustellen. Unter dem Hashtag #WhatIEatInADay zeigen YouTuber z. B., was sie alles an einem Tag gegessen haben und zählen die Kalorien. Diese bleiben in der Regel deutlich unter der notwendigen und von Ärzten empfohlenen Zahlen.

Wer ist am dünnsten? Challenges auf Instagram und Co.

Bei Instagram können Jugendliche selbst aktiv werden und sich zeigen, indem sie an Challenges teilnehmen. Neben der #A4Waist-Challenge kursieren schon seit Jahren immer wieder verschiedene Abnehmtrends auf Instagram. Bei der #thighgap-Challenge geht es darum, wer die größte Lücke zwischen den Oberschenkeln hat. Je dünner, desto „schöner“ ist man angeblich.

Challenges gehören zu den beliebtesten Inhalten, die Jugendliche in sozialen Netzwerken verfolgen. Es gibt regelmäßig neue Herausforderungen, die teilweise große Aufmerksamkeit auf sich ziehen und viele Menschen animieren, mitzumachen. Bei den Abnehm-Challenges auf Instagram handelt es sich aber nicht um einen lustigen Gag, sondern hier messen sich junge Menschen mit anderen um die dünnsten Beine oder die schmalste Taille. So wird ein vollkommen unrealistisches und teilweise ungesundes Schönheitsideal vermittelt. Jugendliche können sich dadurch unter Druck gesetzt werden, genauso aussehen zu müssen, um attraktiv und beliebt zu sein. Instagram geht einen ersten Schritt zum Schutz vor problematischen Schönheitsidealen: Minderjährigen soll künftig keine Werbung für Gewichtsreduzierung oder kosmetische Eingriffe mehr angezeigt werden.

Attraktivität bedeutet nicht unbedingt Schlanksein

Nicht alle Fitness-Videos oder Challenges stellen ein Problem dar. Bewegung und gesundes Essen sind eine gute Sache. Wenn Jugendliche mit Hilfe von Influencern motiviert werden, sich regelmäßig zu bewegen, ist das eine gute Sache!
Wichtig ist, dass Sie Ihr Kind dabei unterstützen, unterscheiden zu können, welche Inhalte realistisch und welche problematisch sind. Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber und lassen Sie sich zeigen, was sie oder ihn an bestimmten Social-Media-Kanälen gefällt.

Auch unabhängig von Medien sollten Sie mit Ihrem Kind über die Veränderungen seines Körpers – besonders in der Pubertät – sprechen. Sich im eigenen Körper wohl zu fühlen, ist eine wichtige Voraussetzung, sich nicht durch andere beeinflussen zu lassen. Attraktivität hat meistens wenig mit einem bestimmten Aussehen zu tun. Wer sich wohl im eigenen Körper fühlt und Freude am Leben hat, strahlt das auch aus – und das wirkt anziehender und interessanter als ein perfekter Körper allein!

Projektpartner
Unterstützer