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YouTuber, Let’s Player, Romanautor – wer ist Paluten?

Paluten – klingt wie eine Frühstücksbeilage oder ein Accessoire aus einem schwedischen Möbelhaus? Weit gefehlt. Tatsächlich tummelt sich Paluten überall da, wo Kinder und Jugendliche Medien nutzen – und das schon ziemlich lange und ziemlich erfolgreich. Höchste Zeit also, mal genauer hinzuschauen!

Wer ist Paluten eigentlich?

Paluten ist das mediale Alter Ego von Patrick Mayer. Der Hamburger (*1988) gründete unter diesem Kunstnamen 2012 seinen ersten YouTube-Kanal und begann, dort hauptsächlich Let’s Play-Videos zu verschiedenen Spielen zu veröffentlichen.

Das Publikum war begeistert, wuchs schnell und Paluten wurde so zügig zu einem der wichtigsten deutschen Let’s Player. In seinen Videos spezialisierte er sich zunehmend auf das Spiel Minecraft – und errichtete dort nach und nach eine ganze Paluten-Welt, deren Figuren, Geschichten und Inhalte er über alle Medien hinweg erzählt und verkauft.

Mittlerweile kann man von Paluten nicht nur rund 8.000 YouTube-Videos, sondern auch Profile bei Twitch, TikTok und Instagram finden, er ist in zwei verschiedenen Podcasts zu hören und hat die Buchreihe „Freedom“ veröffentlicht, die an seine Videoreihe „Minecraft FREEDOM“ anknüpft und in ebendieser Minecraft-Welt spielt. Die verkauft er, gemeinsam mit Kleidung, Plüschtieren, Trinkflaschen und allerlei anderen Produkten in seinem Shop und lebt damit den Traum vieler YouTuber*innen: Er macht seine Klicks zu Geld und das höchst erfolgreich. Das Computermagazin Chip schätzte das Vermögen des findigen Gamers 2023 auf ca. 3 Mio. €.

Welche Rolle spielt Paluten für Kinder und Jugendliche?

Für Kinder und Jugendliche schlüpft Paluten in die Rolle eines etwas älteren, aber coolen Freundes, der sie mit seinen Videos genau bei ihren Interessen abholt. Er baut seine Minecraft-Welt und lädt seine Follower*innen ein, mitzumachen und dabei zu sein. Er greift die Themen Jugendlicher auf und verarbeitet sie in kurzen, lustigen Videos auf Augenhöhe – und gibt sich dabei in Kleidung, Aussehen und Sprache immer betont jung, obwohl er selbst längst seiner Zielgruppe entwachsen ist. Gerade Jugendliche, die ihre Freizeit selbst gern mit Games verbringen, finden in ihm deshalb so etwas wie ein Vorbild, das ihre eigene Lebenswelt kennt und versteht.

Sein erfolgreicher Werdegang als YouTube– und Medien-Macher macht ihn für junge Menschen zu einem Idol, das geschafft hat, was sich viele wünschen: Reich werden als Influencer.

Was sollten Eltern beachten?

Auch wenn Themen, Optik und Sprache der Videos vielleicht nicht ganz Ihrem Geschmack entsprechen: Nehmen Sie die Begeisterung Ihrer Kinder für Paluten und seine Themen ernst. Interessieren Sie sich dafür und schauen Sie auch mal ein Video mit – oder stapeln sogar selbst ein paar Steine in Minecraft. So haben Sie die Chance, etwas über die Themen und Interessen Ihres Kindes zu erfahren und sich darüber auszutauschen. Und über eine offene, wertschätzende Kommunikation bleiben Sie auch Ansprechpartnerin oder Ansprechpartner, wenn Ihr Kind unangenehme Erfahrungen (im Netz oder anderswo) macht.

Dennoch ist es wichtig, auch über die Hintergründe von Medienpersonen wie Paluten miteinander zu sprechen: So lustig Patrick Mayer auf dem Bildschirm daherkommt, bleibt Paluten doch auch ein kleines Unternehmen, mit dem vor allem Geld verdient werden soll. Viele der Videos sind reine Werbung und auch die Produkte im Shop generieren vor allem viel Geld. Natürlich spricht nichts dagegen, die eigenen Stars auch finanziell zu unterstützen – ein Bewusstsein für die Hintergründe und reflektiertes Konsumieren sind aber immer gut und wichtig.

Und gerade wenn Kinder in die Fußstapfen ihrer Idole steigen und eigene Profile erstellen und befüllen wollen, ist es wichtig, gemeinsam zu überlegen, wie und was gepostet wird, um die Privatsphäre im Netz zu wahren und späteren Ärger zu vermeiden.

Der YouTube-Kanale von Paluten enthält auch Ausschnitte von Filmen und Videos, die erst ab 16 oder 18 Jahren freigegeben sind. Ihr Kind kann auf ungeeignete Inhalte wie Gewalt oder drastische Sprache treffen. Beobachten Sie Ihr Kind, wie es mit diesen Inhalten umgeht und begleiten Sie es beim Umgang damit. Bieten Sie Ihrem Kind Zugang zu alternativen, altersgerechten Inhalten. Weitere Let’s Play-Kanäle stellen wir Ihnen in diesem Artikel vor.

Let’s Plays auf Videoplattformen – Influencer im Portrait 

Chips und Popcorn raus, ab auf’s Sofa – wir schauen Computerspiele. Richtig gelesen: PC-Spiele können nicht nur selbst gezockt werden. Wer möchte, kann auch anderen beim Spielen zusehen – den sogenannten Let’s Plays.  Let’s Playerinnen und Let’s Player sind teilweise richtige Stars und verdienen eine Menge Klicks und Geld damit, sich beim Spielen zu filmen und andere dabei zuschauen zu lassen. 

Was machen Influencerinnen und Influencer bei Let’s Plays? 

Let’s Plays gibt es schon fast so lange, wie es Computerspiele gibt. Der Name dafür entstand etwa 2007 und ist eine Wortschöpfung aus der englischen Aufforderung „Let’s play“, also „Lasst uns (zusammen) spielen“. Let’s Playerinnen und Let’s Player sind sowas wie die Erklärbären der Computerspielszene. Sie spielen Games, zeigen ihre Strategien und Tricks, steuern noch ein paar eigene Meinungen und Kommentare bei – und stellen das Ganze als Video auf Plattformen wie YouTube oder Twitch online. 

Manchmal dokumentieren die Gaming-Stars ihre Spielaktivitäten live und unterhalten sich parallel mit ihrem Publikum, manchmal produzieren sie auch fertige Videos und der Austausch findet in der Kommentarspalte statt. 

Wer spielt da eigentlich? 

Let’s Player oder Let’s Playerinnen können eigentlich alle sein, die über ein Videospiel und eine Kamera verfügen. Mittlerweile gibt es eine fast unüberschaubare Anzahl an Gamerinnen und Gamern, die zum gemeinsamen Spielen und Diskutieren einladen.  

Einige davon bringen es allerdings zu besonderer Berühmtheit und sind teilweise auch über die Computerspiel-Szene hinaus bekannt. 

Gronkh etwa ist ein Name, den bestimmt viele schon einmal gehört haben. Erik Range, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, war einer der ersten deutschen Let’s Player und ist seit 2010 auf seinem YouTube-Kanal aktiv. Etwa fünf Millionen Abonnent*innen begleiten ihn da auf seine digitalen Abenteuer. Der ausgebildete Fachinformatiker ist neben seinen Let’s Play-Videos auch selbst Computerspieleentwickler, hat mehrere Unternehmen gegründet und gewann verschiedene Auszeichnungen für seine Videos. 

Simon Unge (bürgerlich Simon Wiefels) mischt seit 2011 in der Online-Video-Szene mit. Er spielte auf seinen Kanälen vor allem das Open-World-Spiel Minecraft und organisierte darin auch verschiedene Großprojekte mit anderen Gaming-Stars. Unge verursachte 2014 einigen Medienwirbel durch einen öffentlichen Konflikt mit seinem Netzwerk Mediakraft Networks, er erreicht über seine verschiedenen Kanäle rund 2 Millionen Fans.  

Elias „Eli“ Nerlich, im Internet als EliasN97 oder Eligella bekannt, startete mal als E-Sportler und nahm so erfolgreich an FIFA-Wettbewerben teil, dass er Profispieler für Hertha BSC wurde. Seit 2017 lässt er andere FIFA-Fans außerdem auf seinem YouTube-Kanal zusehen, wie er digitale Bälle kickt und hat dort fast 1,5 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten.  

Und warum schauen Kinder und Jugendliche sich das an? 

Unter spiele-affinen Kindern und Jugendlichen (aber auch bei einem älteren Publikum) sind Let’s Play-Videos sehr beliebt. Hier können sie sich über ein Spiel informieren und eine Meinung bilden, können sich Tipps für bestimmte Aufgaben oder Herausforderungen mitnehmen oder einfach zuschauen, weil es Spaß macht.  

Doch nicht nur wegen der Spiele werden Let’s play-Videos geschaut: Auch die Let’s Player und Let’s Playerinnen selbst sind oft richtige Stars. Sie haben häufig ein bestimmtes Thema, spielen also vorrangig Spiele aus einem konkreten Genre. Viele kommentieren ihre Videos sehr lustig oder unterhaltsam und machen so ein ganz eigenes Erlebnis daraus. Ihre Fans sind deshalb oft treue Anhänger, die auch untereinander eine Community finden, in der sie sich austauschen und über ein gemeinsames Hobby Freundschaften schließen – während die Gaming-Influencerinnen und -Influencer selbst bisweilen viel Geld mit Werbung, Merchandise oder Veranstaltungen verdienen

Was sollten Eltern beachten? 

Schauen Sie sich Let’s Plays gemeinsam mit Ihrem Kind an. So bekommen Sie ein Gefühl dafür, was Ihr Kind an den Lieblings-Influencerinnen und Influencern begeistert. Außerdem: Auch für Sie Eltern können Let’s Play-Videos eine gute Möglichkeit sein, Einblick in ein Hobby Ihres Kindes zu bekommen und darüber vielleicht ins Gespräch zu kommen.  

Ist Ihr Kind noch jünger, achten Sie darauf, dass es keine Let’s Play-Videos von Spielen anschaut, die noch nicht ab ihrem Alter freigegeben sind. Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, wie Gaming-Stars ihr Geld verdienen und unterstützen Sie es dabei, Produktplatzierungen und Werbung sowie Spendenaufrufe kritisch zu hinterfragen. So fördern Sie die Medienkompetenz Ihres Kindes. 

Die Sprache der Gamerinnen und Gamer

Sie kommen ins Wohnzimmer, Ihr Kind sitzt vor der Spielkonsole. Aufgeregt ruft es ins Headset: „Ah Mist, ich bin knocked, einer ist Heaven, einer Zig-Zag hinter der Drywall und looted die Chest, pass auf, der oben hat ‘ne Purple Shotty und camped mich!“1. Sie haben gehört, was Ihr Kind gesagt hat – doch was es bedeutet, ist Ihnen schleierhaft?

Was ist Gaming-Sprache?

Nicht nur verschiedene Landessprachen, Dialekte und Akzente prägen die Sprache von Kindern und Jugendlichen. Auch die Kreise, in denen sie sich bewegen, haben Auswirkungen auf ihre Ausdrucksweise. Wer viel zockt, verwendet oft einen bestimmten Gaming-Wortschatz.

Die meisten Videospiele werden online gespielt und die Gaming-Sprache nimmt eine wichtige Rolle bei der Kommunikation zwischen den Spielenden ein. Oftmals ist es notwendig, schnell und effizient Informationen mit anderen zu teilen, um die Zusammenarbeit zu verbessern und das Spiel zu gewinnen. Die Gaming-Sprache bietet hier eine gute Möglichkeit, sich mit anderen effizient zu verständigen und eine erfolgreiche Strategie zu entwickeln.

Gaming-Sprache trägt zur Schaffung von Identität und Gemeinschaft bei. Mit ihrem Gaming-Slang zeigen Gamerinnen und Gamer, dass sie Teil einer bestimmten Gruppe sind. Die gemeinsame Sprache dient auch dazu, soziale Normen und Erwartungen innerhalb der Gaming-Community zu etablieren und zu verstärken. Gängige Begriffe hat die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) in ihrem Lexikon aufgeführt.

Gaming-Sprache als Popkultur

Die Gaming-Sprache wird von Jugend- und Netzkulturen beeinflusst und ist ein sehr facettenreiches Phänomen. Mit „Smash“ und „Sus“ waren 2022 wieder zwei Begriffe aus dem Gaming unter den Top 10 der Jugendwörter des Jahres. Die Gaming-Sprache verändert sich stetig: neue Wörter und Ausdrücke werden eingeführt, während andere langsam verschwinden oder an Bedeutung verlieren. Dies liegt zum einen daran, dass sich die Art der Spiele im Laufe der Zeit ändert. Zum anderen zeichnet sich jedes Game-Genre durch eigene Wörter aus. In Fifa heißt es: „GKs die ja mal Trash sind“ (d. h. der Torwart/die Torwärtin, der/die nicht gut spielt) und „Boah der Bronze banked wieder“ (d. h. er oder sie manipuliert die Wertung seines Teams absichtlich, indem er Spielerinnen und Spieler mit schlechter Wertung auf die Ersatzbank schickt und damit vom System gegen tendenziell schwächere Spielerinnen und Spieler gepaart wird).In Fall Guys geht es um „Proxy Strats“ (d. h. der Versuch das Spiel durch absichtliches Zurückfallen zu Beginn der Runde zu gewinnen) oder um „Jump-Dives“ (d. h. Kombination aus Springen und „nach vorne werfen“).

Gaming-Sprache hat Einfluss auf andere Bereiche der Popkultur und wird gleichzeitig von der Popkultur mitgeprägt. Immer häufiger werden Ausdrücke und Begriffe aus der Gaming-Sprache in Musik, Film und Werbung übernommen. Zum Beispiel verwenden Rapper wie Travis Scott und Drake in ihren Texten Ausdrücke wie „loot“ (engl. für „Beute“) und „pogchamp“ (ein Emote auf der Livestreaming-Plattform „Twitch“). Unternehmen wie Coca-Cola und KFC greifen in ihren Werbekampagnen Gaming-Begriffe und -Themen auf und richten sich damit an eine bestimmte Zielgruppe.

Was Eltern beachten sollten

Bedenken Sie, dass die Sprache Ihres Kindes durch den Gebrauch von Gaming-Sprache nicht nachhaltig verändert oder verschlechtert wird. Ihr Kind spricht eventuell mit seinen Freundinnen und Freunden für Außenstehende völlig unverständlich. Das heißt aber nicht, dass es nicht eine angemessene Ausdrucksweise in Schul- und später auch in Arbeitskontexten finden wird.

Trotzdem ist es wichtig, die Wörter gemeinsam mit Ihrem Kind einmal unter die Lupe zu nehmen, da sich in der Gaming-Sprache häufig diffamierende oder beleidigende Ausdrücke finden. So werden Begriffe wie etwa „Huan“ als Kurzform für „Hurensohn“ oder „Fag“ als Kurzform für „Faggot“, das englische Pendant zu „Schwuchtel“, verwendet. Kinder und Jugendliche greifen derartige Ausdrücke oft unüberlegt auf und verwenden sie selbst, ohne darüber nachzudenken. Sprechen Sie mit Ihrem Kind offen darüber, warum der Gebrauch dieser Wörter problematisch ist. Erklären Sie ihm, was die Wörter überhaupt bedeuten und machen Sie deutlich, dass Sie solche Begriffe nicht tolerieren.

Zu unterscheiden sind solche Beleidigungen von dem Phänomen Trashtalk, welcher sich in der Gaming-Sprache als Umgangsform in bestimmten Gaming-Gruppen etabliert hat. Zeigen Sie Interesse für das Hobby Ihres Kindes, beobachten Sie es beim Spielen und zocken Sie gemeinsam eine Runde. So können Sie sich selbst ein Bild von der Gaming-Kultur machen und sich mit Ihrem Kind auf Augenhöhe über Games austauschen.

1Auflösung der Begriffe in der Einleitung:

knocked: Auf dem Boden liegend, aber noch nicht ausgeschieden.

Heaven: Eine Ortsangabe, die sich auf einen höher gelegenen Punkt bezieht.

Zig-Zag: Eine Ortsangabe, die sich auf eine Z-förmige Wand bezieht.

Drywall: Eine Wand, welche von Projektilen durchschlagen werden kann.

looted: Engl. für plündern, hier auch: durchsuchen.

Purple Shotty: Eine seltene Schrotflinte im Spiel Fortnite.

camped: Jemand sitzt in der Nähe und wartet darauf, dass Teammitglieder zu Hilfe kommen.

Musik-Livestreams auf YouTube

Auf der Bühne oder von der Konserve, auf Vinyl gepresst oder digital abrufbar – Musik begleitet uns unser ganzes Leben lang in unterschiedlichsten Formen. Aktuell im Trend: Musik als Livestream, bei YouTube oder auf anderen Plattformen. Für junge Menschen ist das eine beliebte Möglichkeit, ihre Lieblingsmusik zu hören und gleichzeitig mit anderen in Kontakt zu bleiben.

Was ist das Besondere am Livestream?

Auf den ersten Blick sieht es ein bisschen aus wie eine Rückkehr zum linearen Fernsehen: Musik wird live gesendet – und die Nutzenden haben die Möglichkeit, sich einzuklicken und mitzuhören, wenn sie möchten. Sie wählen die Lieder nicht selbst einzeln aus, sondern rufen eine Playlist ab, die jemand für sie zusammengestellt hat.

Tatsächlich gibt es auch viele Ähnlichkeiten – aber auch Unterschiede zu VIVA, MTV und Co. oder 1990er Jahre:

  • Livestreams können auf vielen Plattformen angeboten werden, etwa bei Twitch und Instagram, Facebook oder YouTube. Während Livestreams in den Sozialen Netzwerken aber eher für Gespräche, etwa Interviews, genutzt werden, finden sich auf YouTube neben Nachrichten, Gaming- oder Interview-Angeboten auch viele Musik-Streams.
  • Anbieten kann einen Livestream grundsätzlich jeder Nutzer und jede Nutzerin. Bei YouTube wird eine Mindestanzahl an Followern vorausgesetzt und die Funktion muss erst freigeschaltet werden – der erste Livestream will also vorbereitet sein.
  • Dann kann es losgehen. Die Anbieterinnen und Anbieter des Livestreams nutzen ihre Webcam, externe Aufnahmegeräte oder vorbereitete Dateien auf ihrer Festplatte, die sie per Livestream senden. Die Nutzenden können zuhören, sich zeitgleich im Chat austauschen oder kommentieren.
  • Eine Zeitbegrenzung gibt es für die Streams nicht. Nach der Live-Ausstrahlung bleiben allerdings nur Streams unter 12 Stunden weiterhin auf der Plattform abrufbar.

Bei den Nutzenden sind Livestreams tatsächlich sehr beliebt: 30 Prozent der YouTube-Nutzerinnen und -Nutzern einer weltweiten Studie von Datareport gab 2022 an, mindestens einen Livestream pro Woche zu sehen.

Musik und Gemeinschaft: Zwei Fliegen mit einer Klappe für Kinder und Jugendliche

Für Kinder und Jugendliche bedient der Livestream gleich zwei wichtige Bedürfnisse. Zum einen können sie sich hier mit ihrer Lieblingsmusik versorgen und inspirieren lassen. Je nach Geschmack und Situation finden sie immer das passende Angebot – etwa die Hits des Jahres für die Silvesterparty oder LoFi-Kanäle. (LoFi steht für „Low Fidelity“ und bezeichnet Musik, die mit einfachen technischen Geräten aufgenommen wurde und eine beliebte akustische Begleitung beim Lernen sind). Gleichzeitig bietet der Live-Chat ihnen die Möglichkeit, sich parallel mit dem Freundeskreis, mit anderen Zuhörenden oder den Urheberinnen und Urhebern des Streams auszutauschen. So finden sie Verbindung und Gemeinschaft – und Menschen mit ähnlichem Musikgeschmack.

Kinder und Jugendliche mit eigenem Profil können auch selbst Livestreams anbieten. So werden sie selbst kreativ, teilen sich mit und verleihen sich Ausdruck.

Alles super? Wenn man sich an die Regeln hält!

Im Großen und Ganzen scheinen Livestreams also ein gutes Angebot für Musikliebhaberinnen und Musikliebhaber aller Art zu sein. Grundsätzlich dürfen Minderjährige YouTube nur mit der Erlaubnis ihrer Eltern nutzen. Die Nutzung von YouTube ist in Deutschland ab einem Mindestalter von 16 Jahren gestattet. Ab 13 Jahren können Eltern ihren Kindern die Nutzung über den Family Link freigeben.

Einige Dinge gibt es in Sachen Musik-Livestreams zu beachten – und die sollten Eltern unbedingt ansprechen, bevor sie ihre Kinder in die Weiten von YouTube entlassen:

  • Zum einen kosten Streams – natürlich – jede Menge Datenvolumen. Wer zu Hause ein stabiles WLAN hat, muss sich darüber wenig Gedanken machen. Bei Handyverträgen mit begrenzten Möglichkeiten ist es wichtig, Kindern und Jugendlichen deutlich zu machen, dass ein Dauerstream über den Monat hinweg eher nicht möglich ist.
  • Zum zweiten bietet der Chat zwar Möglichkeiten zu interessanten Kontakten, sollte aber auch mit Vorsicht genossen werden. Wie in anderen Chats, Foren oder Netzwerken weiß man auch hier nie, mit wem man es zu tun hat. Eltern sollten ihre Kinder deshalb unbedingt auch für die Risiken der Kommunikation im Netz sensibilisieren. Ausführliche Informationen dazu finden sich in diesen Elternguide-Artikeln: Kommunikation von Jugendlichen im Netz, Kommunikationsrisiken im Netz und Cybergrooming.
  • Für Musik gibt es keine Alterskennzeichnungen. In manchen Musikgenres wie dem Gangster-Rap geht es verbal heftig zu. In einigen Songs kommen zum Beispiel frauenfeindliche Inhalte, die Verherrlichung von Kriminalität, Gewalt oder Drogen vor. Bleiben Sie mit Ihrem Kind über seine Lieblingsmusik im Gespräch und zeigen Sie bei unangemessenen Inhalten Grenzen auf.
  • Schließlich gilt für Jugendliche, die selbst aktiv werden wollen: Es gelten hier dieselben Regeln wie bei der sonstigen Nutzung von Social Media. Urheber- und Persönlichkeitsrechte müssen auch im Livestream gewahrt werden. Es dürfen nur Musikstücke oder Bilder verwendet werden, an denen man alle Rechte hat. Zum Beispiel selbstgemachte Musik etwa oder Musik unter einer CC-Lizenz.

Twitch – die Streamingplattform für Gamer

Kennen Sie Let’s Plays? Das sind Videos, in denen sich Menschen beim Spielen von Games z. B. auf YouTube zeigen. Die bei Kindern und Jugendlichen sehr beliebte Plattform Twitch.tv funktioniert im Prinzip genauso, nur dass man hier live dabei zusehen kann, wie andere spielen. Für junge Gamer ist das Portal ein Muss.

Kurz gefasst:

  • Streaming-Plattform, hauptsächlich zur Liveübertragung von Videospielen
  • Altersfreigabe laut AGB: ab 18 Jahre – oder ab 13 Jahre unter Aufsicht eines Elternteils
  • Anmeldung nur für eigene Streams erforderlich
  • kostenlos als App verfügbar sowie als Browser-Version und Anwendung für Spielekonsolen
  • enthält Werbung und verschiedene kostenpflichtige Funktionen

Was ist Twitch?

Twitch ist das größte Livestreaming-Portal, über das Games gestreamt und angeschaut werden können. Die Seite ähnelt vom Prinzip anderen Videportalen. Nutzende können Kanäle oder den Stream eines bestimmten digitalen Spiels besuchen. Dabei müssen sie sich nicht anmelden.

Nur registrierte User können das Spiel, das sie gerade spielen, live für ein Publikum übertragen. Dabei nutzen sie in der Regel Webcam und Mikrofon, um das eigene Spiel gleichzeitig zu kommentieren. Über die Chatfunktion können Spielende und Zuschauende in Echtzeit miteinander kommunizieren. Ein Spiel wird oft von mehr als 10.000 Personen verfolgt. Wer genügend Zuschauer*innen hat, kann Werbung schalten. Der Erlös daraus wird unter Twitch und dem streamenden Spielenden aufgeteilt. Einzelne Kanäle lassen sich auch kostenpflichtig abonnieren und es gibt die Möglichkeit, einem Gamer während des Livestreams Geld zu spenden.

Die am häufigsten auf Twitch gezeigten Spiele sind auch sonst sehr beliebt, z. B. Fortnite, Leagues of Legend, Counterstrike und Minecraft. Auch eSport-Ereignisse werden bei Twitch übertragen. Die meisten Inhalte auf Twitch sind von Nutzer*innen, aber es gibt auch professionell produziertes Material. Neben dem Hauptthema Games werden auch andere Inhalte auf Twitch gezeigt. Es gibt Streams zum Programmieren, Zeichnen, Basteln und vielen anderen Dingen aus dem Alltag.

Warum ist Twitch für Jugendliche so spannend?

Bei Twitch können Jugendliche ihr Hobby Computerspiele mit anderen teilen und aus einer anderen Perspektive live miterleben. Sie können sich direkt mit ihren Gaming-Idolen austauschen und ihre Fähigkeiten in einem bestimmten Spiel verbessern. Für die Gamer ist es interessant, da sie ihre Fähigkeiten zeigen und auch Geld verdienen können.

Was kann problematisch sein an dem Angebot?

Wer Zugang zum Internet hat, kann auch Twitch nutzen, da zum Zuschauen keine Registrierung erforderlich ist. Deshalb können Kinder und Jugendliche Streamings von Spielen sehen, die laut Altersbeschränkung noch nicht für sie geeignet sind. Laut AGB ist das Angebot erst ab 13 Jahren und dann auch nur mit Aufsicht der Eltern zu nutzen. Das wird aber höchstens bei der Registrierung für eigene Streams oder die Interaktion mit Gamern relevant. Eine Überprüfung, ob das bei der Anmeldung angegebene Alter stimmt, findet nicht statt.

Ihr Kind kann auf gewaltvolle, angstmachende und sexualisierte Inhalte stoßen. Aus diesem Grund hat der Jugendschutz die Plattform als nicht geeignet für Kinder und Jugendliche eingestuft.

Werbung bei Twitch ist nur schwer erkennbar. Das hängt auch damit zusammen, dass immer mehr Gamer zu Influencern werden. Persönliche Spiele-Empfehlungen erkennen die jungen User oft nicht als Werbung.

Die integrierte Spendenfunktion ist ebenfalls kritisch zu sehen. Wenn Zuschauende ihren Lieblingsspielern während des Livestreams Geld überweisen, wird das vom Gamer gleichzeitig kommentiert. Diese Art der persönlichen Rückmeldung kann vor allem jüngere Nutzende dazu verleiten, mit den elterlichen PayPal-Kontodaten Geld zu spenden.

Da sich User, die nur Livestreams verfolgen, nicht registrieren müssen, besteht vor allem bei jungen Streamern die Gefahr, dass (fremde) Erwachsene Kontakt aufnehmen und es zu Cybergrooming kommt.

Was sagt der Anbieter?

Twitch Interactive, Inc. existiert seit Juni 2011 (damals noch unter dem Namen Justin.tv) und gehört seit 2014 zu Amazon. Es gibt also ein Interesse Nutzerdaten zu sammeln, um personenbezogene Werbung zu machen. Die Datenschutzbestimmungen liegen auf Deutsch vor und geben genau wieder, wie und wofür der Dienst personenbezogene Daten erhebt. Auch die Sicherheitshinweise gibt es auf Deutsch. Twitch bietet eine Meldefunktion, so dass Personen, die im Stream oder Chat gegen die Community-Richtlinien verstoßen, von anderen Usern gemeldet werden können. Nach Überprüfung durch ein Moderationsteam werden unangemessene Inhalte gelöscht.

Sobald ein Video angeklickt wird, in dem ein Spiel mit Altersbeschränkung gespielt wird, gibt es einen Hinweis. Dieser lässt sich jedoch einfach wegklicken.

Was sollten Eltern beachten?

Aufgrund der angesprochenen Risiken sollten Sie Ihr Kind begleiten, wenn es den Dienst nutzt, oder sich zumindest regelmäßig mit ihm darüber austauschen. Sprechen Sie mit ihm über die Plattform und schauen Sie sich diese gemeinsam an. Recherchieren Sie die Altersfreigaben für die einzelnen Spiele und halten Sie sich daran. Machen Sie Ihr Kind außerdem darauf aufmerksam, dass es als Streamer keine persönlichen Informationen veröffentlichen sollte, da Twitch diese weitergeben kann. Nutzen Sie in den Einstellungen die Möglichkeit, die Kommunikation mit Fremden zu deaktivieren.

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