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Social-Media-Nutzung mit Sinn? – Das Geschäft der Sinnfluencer

Eine nachhaltige Lebensweise, klimafreundliche Ernährungstipps, gesellschaftliche Fragen und Tagespolitik – neben schicken Urlaubsbildern und lässigen Shopping-Fotos finden sich in sozialen Netzwerken immer mehr informierende Inhalte, die auch Kinder und Jugendliche ansprechen. Die Personen hinter diesen Inhalten sind oft sogenannte Sinnfluencerinnen und Sinnfluencer.

Was Sinnfluencer von Influencern unterscheidet

To influence“ bedeutet „beeinflussen“ – und genau das machen die sogenannten Influencer in unterschiedlicher Weise. Sie präsentieren gewisse Lebensstile, werben für Produkte oder empfehlen Aktivitäten. All das soll für die Fangemeinde in den sozialen Netzwerken möglichst attraktiv wirken und vielleicht sogar nachgeahmt werden. Influencer verdienenGeld, wenn sie mit Firmen kooperieren und für diese Werbung machen.

Das Wort Sinnfluencer setzt sich zusammen aus „Sinn“ und „Influencer“. Damit sind Menschen gemeint, die ihre Reichweite in sozialen Netzwerken nutzen, um sinnvolle Inhalte zu bewerben und zu verbreiten. Sie vertreten z. B. bestimmte Werte und informieren über Themen wie alternative und klimafreundliche Lebensstile, Nachhaltigkeit, Diskriminierung, Rassismus, Sexualität, Feminismus und mehr. Ein Beispiel ist der YouTuber Rezo, der ein bekanntes Video über die CDU machte und damit auch über Tagespolitik informierte. Andere Sinnfluencer zeigen unter dem Hashtag #zerowaste, wie man im Alltag Verpackungsmüll vermeidet oder sich nachhaltig kleidet.

Bezug zu Kindern und Jugendlichen

Sinnfluencer tragen mit ihren Informationen und Inhalten zur Meinungsbildung von Kindern und Jugendlichen bei und können ein Vorbild sein. Damit haben sie einen Vorteil gegenüber anderen informativen Plattformen und Formaten, denn Sinnfluencer sind da, wo die Kinder und Jugendlichen sich täglich aufhalten: Auf TikTok, Instagram, YouTube und Co. Für jüngere Generationen sind soziale Netzwerke mehr als nur Plattformen, um Urlaubsbilder zu posten und lustige Videos anzuschauen. Sie nutzen diese auch zum Vernetzen, um sich zu informieren und auszutauschen. Sinnfluencerinnen und Sinnfluencer sprechen dabei Themen an, die vielen Kindern und Jugendlichen wichtig sind.

Das sollten Eltern beachten

Es gibt auch Sinnfluencer, die mit ihren Inhalten Geld verdienen. Hinter den empfohlenen Produkten stecken auch bei Sinnfluencern Kooperationen mit Unternehmen und Werbedeals. Wichtig ist es, Produkte nicht einfach nachzukaufen, sondern gemeinsam zu überlegen: Brauche ich das empfohlene Produkt? Entspricht das Gesehene auch meinen Werten oder werde ich zu stark beeinflusst? Geht es um Information oder Werbung?

Viele Themen der Sinnfluencer werden in der Gesellschaft kontrovers diskutiert und können für Konfliktpotenzial sorgen. Informationen über Gleichberechtigung, Rassismus, Nachhaltigkeit und mehr stoßen nicht immer auf Offenheit in den digitalen Räumen. Daher kann es sein, dass sich in den Kommentaren auch Hassbotschaften befinden. Damit Kinder und Jugendliche sich davon nicht entmutigen oder verängstigen lassen, ist ein offenes Gespräch wichtig. Erklären Sie Ihrem Kind, dass hinter solchen Kommentaren eine intolerante Haltung des Schreibenden steckt, die sich allgemein gegen Andersdenkende richtet, und dass solche Beleidigungen und Hassbotschaften immer verletzend und nicht in Ordnung sind.

Grundsätzlich gilt: Sinnfluencer machen Soziale Netzwerke informativer – trotzdem sollte genau geschaut werden, wer was verbreitet.

Mit Computerspielen die Welt erkunden

Kinder entdecken die Welt und lernen mit der Zeit immer mehr, wie sie funktioniert. Dazu gehören auch Regeln und Werte, wie Menschen miteinander umgehen. Medien helfen ihnen dabei, die Welt zu begreifen. Als Ort für Information und Orientierung beantworten sie viele Fragen des Alltags und unterstützen Kinder in ihrer persönlichen Entwicklung.

Kinder und Jugendliche brauchen Vorbilder zur Orientierung für ihre eigene Persönlichkeitsentwicklung. Diese suchen sie sich nicht nur im direkten Umfeld, sondern auch in Filmen oder Sozialen Netzwerken, z. B. bei YouTube oder Instagram. Aber auch Computerspiele können Orientierung geben, denn in ihnen werden Geschichten erzählt und Rollen ausprobiert.

Beim Computerspielen hat man eine Spielfigur, einen Avatar, mit dem man handeln kann, wie man möchte – zumindest soweit es die Programmierung des Spiels zulässt. Denn irgendjemand hat sich überlegt, was möglich ist und bestimmte Spielregeln festgelegt. Im Spiel verstehen schon Kinder und Jugendliche, was passiert, wenn sie in bestimmter Weise handeln. Der Vorteil ist: Hier können sie sich ausprobieren, ohne dass es Folgen für ihr echtes Ich und das reale Umfeld hat. Sie müssen Entscheidungen treffen, die etwas bewirken, aber in einem geschützten Raum. Dabei können teilweise auch die Erfahrungen aus dem “echten Leben” genutzt werden.

Games für die Wertevermittlung

Die meisten Computerspiele funktionieren nicht, ohne dass man sich an Regeln hält – auch wenn sich nicht alle ohne weiteres auf das eigene Leben übertragen lassen.

Das bei Jugendlichen beliebte Minecraft kann im Kreativmodus so gespielt werden, dass Spielerinnen und Spieler gemeinsam an einer Welt bauen. Dafür müssen sie sich vorab auf Regeln einigen, damit die gemeinsame Welt  nicht im Chaos endet. Vielleicht gibt es auch Ideen, wie diese Welt aussehen soll – ob z. B. alle zusammenleben oder jeder sein eigenes Haus hat, ob es eine Bürgermeisterin gibt oder alle zusammen entscheiden. Hier können Kinder und Jugendliche schon lernen, wie Politik funktioniert und warum sie für unser Leben mit anderen Menschen wichtig ist.

In anderen Spielen sind die Rollen der Figuren vorab festgelegt, z. B. bei Monument Valley (Teil 2). In diesem Puzzlespiel (für mobile Geräte) müssen in mehreren Levels abstrakte Welten durchlaufen werden. Die Figuren, eine Mutter und ihr Kind, müssen einen Ausweg finden – mal alleine, mal zu zweit. Das Spiel wird alleine gespielt. Unbewusst werden bestimmte Werte vermittelt, wie das Überwinden von Hürden oder die Unterstützung durch die Mutter. Kinder können erfahren, wie man sich fühlt, wenn man allein ein Hindernis bewältigen muss, aber dabei von der Mutter unterstützt wird.

Gemeinschaft, Vertrauen, Toleranz: Hinter Computerspielen steckt manchmal mehr, als man denkt. Spielen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind und achten Sie doch mal darauf, ob darüber bestimmte Werte, wie z. B. Rollenbilder, vermittelt werden. Nutzen Sie das, um mit Ihrem Kind darüber zu sprechen und zu überlegen, ob es zu Ihren und seinen Vorstellungen vom Leben passt.

(Dieser Beitrag beruht teilweise auf den Ergebnissen einer wissenschaftlichen Arbeit von Karolina Kaczmarczyk, siehe auch hier.)

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