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Hilfe, mein Kind schaut Pornos!

Ob über Suchmaschinen, Messenger oder Social Media – viele Kinder und Jugendliche kommen im Netz schon früh in Kontakt mit pornografischen Inhalten, zufällig und ohne Absicht genauso wie aus Neugierde und Interesse. Für Eltern kann das erschreckend sein, wenn sie irgendwann mitbekommen, dass ihr Kind Pornos schaut. Warum das nichts Unnormales ist, welche pornografischen Inhalte problematisch sein können und wie Sie damit umgehen sollten, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Zugang zu Pornos

Während Pornos früher vor allem in speziellen Geschäften oder Videotheken zu finden und nur Erwachsenen zugänglich waren, kommt man heute im Internet ganz leicht dran. Außerdem wird man nicht gesehen und es kostet nicht unbedingt etwas. Das gilt nicht nur für Erwachsene. Kinder und Jugendliche entwickeln spätestens in der Pubertät eine eigene Sexualität. Dafür suchen sie Orientierung und Vorbilder. Da Sex häufig immer noch ein Tabuthema ist, wird gern die Anonymität des Netzes gesucht. Hier können sie sich unbeobachtet schlau machen, bevor die Sexualität mit anderen ausgelebt wird. Doch können auch ganz unabsichtlich plötzlich aufreizende Nacktbilder von Männern und Frauen auf dem Handydisplay aufploppen, wenn Ihr Kind eigentlich nur eine Serie gucken möchte, für die Schule im Netz recherchiert oder im Klassenchat schreibt.

Auch auf beliebten Plattformen wie YouTube und Instagram finden sich Fotos und Videos, auf denen Menschen mit wenig Kleidung und in erotischen Posen dargestellt sind. Solche Inhalte sind keine Pornografie und deshalb für alle einsehbar. Sie können aber für manche – vor allem jüngere – Kinder trotzdem unangenehm oder sogar verstörend sein.

Schutz vor Pornografie

In Deutschland sorgt der Jugendmedienschutz dafür, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren vor Inhalten im Internet zu schützen, die sie gefährden oder in ihrer Entwicklung beeinträchtigen können. Manche Inhalte, z.B. gewalthaltige Pornografie oder Darstellungen des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen sind grundsätzlich für alle verboten!

Pornografische Inhalte, bei denen der Sex detailliert dargestellt wird, sind in Deutschland erlaubt, aber nur für Erwachsene ab 18 Jahren. Das bedeutet, dass der Zugang nur nach einer sicheren Prüfung des Alters möglich sein darf. Bei Porno-Seiten aus Deutschland wird das streng überprüft.

Anders sieht es bei Seiten aus anderen Ländern aus, deren Porno-Inhalte teilweise frei zugänglich sind. Viele Plattformen mit pornografischen Inhalten wie zum Beispiel OnlyFans sind zwar nicht für Minderjährige freigegeben. Eine Nutzung ist jedoch oft mit einem Klick auf den Button „Ich bin 18 Jahre oder älter“ möglich. Große Porno-Webseiten müssen allerdings nun das Digitale-Dienste-Gesetz der Europäischen Union erfüllen und jetzt wesentlich strengere Regeln umsetzen.

Warum Pornos problematisch sein können

Gerade für Jugendliche in der Pubertät sind Pornos reizvoll – auch weil sie verboten sind. Sie sind für solche Reize besonders anfällig und begeben sich auf die Suche nach pornografischen Inhalten oder klicken neugierig auf die Seiten, die ihnen zufällig begegnen. Besonders wenn das Thema Sexualität zu Hause ein Tabu ist und sie nicht mit ihren Eltern darüber sprechen möchten, greifen sie auf das zurück, was sie im Netz finden. Und das ist nicht unbedingt altersgerecht.

Die schnelle Verfügbarkeit solcher Inhalte kann besonders anziehend wirken, wenn man z. B. gerade Ablenkung sucht oder vor seinen Alltagsproblemen fliehen möchte. Aus einer Gewohnheit kann bei manchen Jugendlichen Abhängigkeit werden. Außerdem können sich beim regelmäßigen Anschauen von Pornos Vorstellungen von Sex entwickeln, die nicht viel mit der Wirklichkeit zu tun haben. Sex und Pornografie werden mit Liebe und Beziehung gleichgesetzt. Einige Jugendliche erwarten dann, dass ihr eigenes Liebesleben genauso aussehen muss. Dazu gehört auch die Entwicklung des eigenen Körpers. Das kann Jugendliche stressen, wenn sie selbst sexuell aktiv werden wollen. Oder die Freundin oder der Freund wird unter Druck gesetzt, sich ebenso darzustellen, dabei zu filmen und das Video zu verschicken. Freiwilliges und einvernehmliches Sexting ist okay, die Bilder dürfen aber nicht erpresst oder missbraucht werden. Mehr zum Thema Sexting erfahren Sie in unserem Beitrag dazu.

Was Sie als Eltern beachten sollten

Sex gehört zu unserem Leben dazu. Tabuisieren Sie das Thema nicht und seien Sie immer offen und gesprächsbereit. Sorgen Sie für eine altersgerechte Aufklärung, wenn Ihr Kind Fragen rund um Liebe und Sexualität stellt. Wenn Sie unsicher sind, holen Sie sich Hilfe, zum Beispiel beim Elterntelefon der Nummer gegen Kummer. Weitere digitale Beratungsangebote für Jugendliche und Eltern stellen wir Ihnen in diesem Artikel vor.

Begleiten Sie Ihr Kind bei den ersten Schritten im Internet und erklären Sie ihm, dass man auf Inhalte stoßen kann, die unangenehm sind. Sollten bestimmte Seiten unabsichtlich erscheinen, sollte Ihr Kind mit Ihnen darüber reden können. Vor allem jüngere Kinder dürfen mit solchen Erfahrungen nicht allein gelassen werden. Sie können das Gesehene nicht richtig einordnen, weil es nichts mit ihrem eigenen Erfahrungsspektrum zu tun hat.

Beachten Sie folgende Punkte:

  • Ist Ihr Kind noch jünger, geben Sie ihm Zugang zu altersgerechten Inhalten und lassen Sie es über Kindersuchmaschinen im Internet surfen. Damit reduzieren Sie die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Kind auf für sein Alter unangemessene Inhalte stößt.
  • Nutzen Sie Jugendschutzprogramme und Filtermöglichkeiten Ihres Browsers, Smartphones oder Tablets, so dass jugendgefährdende Inhalte erst gar nicht angezeigt werden.
  • Solche technischen Einstellungen können aber immer nur unterstützen, da sie keinen hundertprozentigen Schutz vor solchen Inhalten bieten. Viel wichtiger ist, dass Ihr Kind weiß, dass es im Netz auch solche Inhalte gibt und es Wege kennt, damit umzugehen.
  • Wenn Kinder älter werden und in die Pubertät kommen, brauchen sie aber auch ihren Freiraum und möchten nicht unbedingt mit den Eltern über die Veränderung ihres Körpers sprechen. Ältere Geschwister können gute Gesprächspartner sein. Außerdem gibt es jugendgerechte Aufklärungsseiten im Netz, wie z. B. Loveline oder Liebesleben.
  • Wenn Sie mitbekommen, dass Ihr Sohn oder Ihre Tochter Pornos schaut, sprechen Sie ihn oder sie darauf an, aber verurteilen Sie Ihr Kind nicht. Machen Sie ihm klar, dass Pornografie nicht realistisch ist, sondern sich jemand die “Geschichten” ausgedacht hat, die Körper professionell dargestellt sind und die Lust inszeniert ist. Sprechen Sie mit Ihrem Kind auch über Schönheitsideale und Rollenbilder.
  • Reine Verbote und Filtermaßnahmen werden vor allem bei Jugendlichen nicht helfen. Sie suchen sich ihre Wege, Pornos zu schauen. Verbote wirken eher noch reizvoller. Deshalb ist ein offener Umgang mit dem Thema Sex wirksamer.
  • Klären Sie Ihr Kind auf, was in Sachen Pornografie erlaubt ist und was nicht. Zeigen Sie Ihrem Kind, wie es verbotene Inhalte im Netz melden kann, zum Beispiel über eine Beschwerdestelle.

Ausführliche Informationen zum Thema bietet Klicksafe im Rahmen des Safer Internet Day 2024. Hier geht es zum Infoblatt für Eltern: https://www.klicksafe.de/materialien/voll-porno-wie-spreche-ich-mit-meinem-kind-ueber-pornografische-inhalte-im-netz

Das Internetphänomen Pranks: Von witzig und harmlos bis übermütig und riskant

Jemandem einen Streich spielen, zum Beispiel an der Haustür klingeln und dann einfach weglaufen, das hat wahrscheinlich jeder als Kind gemacht und Spaß daran gehabt. Ähnlich wie das Phänomen Challenges, in dem es darum geht, sich dabei zu filmen, wie man eine Herausforderung meistert und den Clip ins Netz zu stellen, sind Pranks die moderne Variante des Kinderstreichs: Videos von Streichen, die anderen gespielt werden, kann man in großer Anzahl bei YouTube & Co. anschauen. Mehr dazu erfahren Sie in diesem Text.

Was begeistert Jugendliche an Pranks?

Wenn Kinder älter werden und sie anfangen vorausschauend zu denken, das heißt, sich vorstellen können, was als nächstes geschieht, begeistern sie sich für Streiche und Filme, in denen Menschen Missgeschicke passieren.

“Prank” ist der englische Begriff für Streich. Viele Influencer*innen filmen ihre Streiche, die sie Freund*innen, anderen Influencer*innen aus sozialen Netzwerken oder auch unbeteiligten Passanten spielen. Personen, die anderen auf diese Weise Streiche spielen, nennt man “Prankster”. Viele davon sind meist harmlos und witzig, wie zum Beispiel Telefonstreiche oder das Erschrecken der Freundin oder des Freundes im Schlaf. Wenn einer Person ein Streich gespielt wurde, spricht man davon, dass diese “geprankt” wurde.

Besonders die bei Kindern und Jugendlichen beliebten sozialen Netzwerke wie YouTube und TikTok sind beliebte Plattformen für Pranks aller Art.

Was kann an Pranks problematisch sein?

Um eine hohe Aufmerksamkeit bei der Community zu erzielen und möglichst viele Klicks zu bekommen, werden manche Pranks aber immer problematischer. Der YouTuber ApoRed ließ bei seinem „Bomben Prank“ eine Tasche in einer Sparkasse fallen und hat gerufen „30 Sekunden habt ihr alle Zeit, lauft lieber, wenn euch euer Leben etwas wert ist!“. Einige Passant*innen hatten große Angst und nachträglich noch Schlafstörungen. ApoRed wurde zu einer Bewährungsstrafe und zu 200 Sozialstunden verurteilt. Der Prozess sollte deutlich machen, dass auch Straftaten in sozialen Netzwerken vom Staat zur Kenntnis genommen und nicht geduldet werden.

Bei diesem Beispiel handelt es sich natürlich um einen extremen Einzelfall, der nicht die Regel darstellt. YouTube hat mittlerweile seine Nutzungsbedingungen verschärft, da immer mehr solcher Videos schwerwiegende Folgen hatten. Es ist nun verboten, Pranks und Challenges, die „das Risiko echter Gefahren oder des Todes“ beinhalten, bei YouTube einzustellen.

Fragwürdige Familien-Pranks

Egal ob auf TikTok, YouTube oder Instagram – problematische Pranks betreffen jede Altersgruppe. Hier geht es oft darum, den „Geprankten“ mit vermeintlich gefährlichen Situationen zu erschrecken, manchmal auch Ekel oder Verzweiflung hervorzurufen. Teilweise werden sogar schon Kleinkinder von Bezugspersonen wie älteren Geschwistern oder Eltern auf diese Weise vorgeführt, die aufgrund ihres unbeholfenen Verhaltens oft besonders gut bei der Community ankommen. Ein Bespiel dafür ist der “Egg Cracking Prank”, bei dem Eltern so tun, als würden sie ein Back-Video aufnehmen und dann plötzlich ein Ei auf der Stirn des Kindes aufschlagen. Andere Pranks nutzen auch Gesichts-Filter oder ähnliches, um Kinder zu erschrecken. Dass solche Pranks bei den betroffenen Kindern jedoch zu emotionalen Schäden und einem Vertrauensverlust in wichtige Bezugspersonen führen können, muss Konsument*innen solcher Videos bewusst sein.

Mehr zu fragwürdigen Familien-Pranks erfahren Sie hier bei Webhelm.

Worauf Eltern achten sollten

Tatsächlich ist es so, dass sich Jugendliche eher Prank-Videos anschauen, als sie selbst zu drehen. Influencer*innen animieren aber gerne dazu, die Inhalte nachzumachen, ob mit Kamera oder nicht, ob harmlos oder nicht. Jugendliche sind sich der Konsequenzen oft gar nicht bewusst. Andere können zu Schaden kommen oder finden es vielleicht gar nicht lustig, dass sie in einem Video vorgeführt werden. Das Recht am eigenen Bild ist Teil des Persönlichkeitsrechts, das jedem zusteht – auch minderjährigen Kindern. Erklären Sie Ihrem Kind, dass das Hochladen von Fotos oder Videos ohne Einwilligung der aufgenommenen Personen verboten ist. Eine Missachtung von Persönlichkeitsrechten kann in Deutschland strafrechtlich verfolgt werden.

Wenn Ihr Kind sich gern solche Videos im Netz anschaut, lassen Sie sich zeigen und erzählen, was sie oder ihn daran begeistert. Machen Sie aber auch deutlich, dass vor allem gefährliche Pranks nicht zum Nachahmen geeignet sind und viele Inhalte in sozialen Netzwerken inszeniert sind, auch wenn sie authentisch wirken. Bleiben Sie offen für lustige und ganz harmlose Challenges oder Pranks der Influencer*innen Ihres Kindes.

Mehr zum Phänomen Challenges erfahren Sie in diesem Artikel.

YouTuber, Let’s Player, Romanautor – wer ist Paluten?

Paluten – klingt wie eine Frühstücksbeilage oder ein Accessoire aus einem schwedischen Möbelhaus? Weit gefehlt. Tatsächlich tummelt sich Paluten überall da, wo Kinder und Jugendliche Medien nutzen – und das schon ziemlich lange und ziemlich erfolgreich. Höchste Zeit also, mal genauer hinzuschauen!

Wer ist Paluten eigentlich?

Paluten ist das mediale Alter Ego von Patrick Mayer. Der Hamburger (*1988) gründete unter diesem Kunstnamen 2012 seinen ersten YouTube-Kanal und begann, dort hauptsächlich Let’s Play-Videos zu verschiedenen Spielen zu veröffentlichen.

Das Publikum war begeistert, wuchs schnell und Paluten wurde so zügig zu einem der wichtigsten deutschen Let’s Player. In seinen Videos spezialisierte er sich zunehmend auf das Spiel Minecraft – und errichtete dort nach und nach eine ganze Paluten-Welt, deren Figuren, Geschichten und Inhalte er über alle Medien hinweg erzählt und verkauft.

Mittlerweile kann man von Paluten nicht nur rund 8.000 YouTube-Videos, sondern auch Profile bei Twitch, TikTok und Instagram finden, er ist in zwei verschiedenen Podcasts zu hören und hat die Buchreihe „Freedom“ veröffentlicht, die an seine Videoreihe „Minecraft FREEDOM“ anknüpft und in ebendieser Minecraft-Welt spielt. Die verkauft er, gemeinsam mit Kleidung, Plüschtieren, Trinkflaschen und allerlei anderen Produkten in seinem Shop und lebt damit den Traum vieler YouTuber*innen: Er macht seine Klicks zu Geld und das höchst erfolgreich. Das Computermagazin Chip schätzte das Vermögen des findigen Gamers 2023 auf ca. 3 Mio. €.

Welche Rolle spielt Paluten für Kinder und Jugendliche?

Für Kinder und Jugendliche schlüpft Paluten in die Rolle eines etwas älteren, aber coolen Freundes, der sie mit seinen Videos genau bei ihren Interessen abholt. Er baut seine Minecraft-Welt und lädt seine Follower*innen ein, mitzumachen und dabei zu sein. Er greift die Themen Jugendlicher auf und verarbeitet sie in kurzen, lustigen Videos auf Augenhöhe – und gibt sich dabei in Kleidung, Aussehen und Sprache immer betont jung, obwohl er selbst längst seiner Zielgruppe entwachsen ist. Gerade Jugendliche, die ihre Freizeit selbst gern mit Games verbringen, finden in ihm deshalb so etwas wie ein Vorbild, das ihre eigene Lebenswelt kennt und versteht.

Sein erfolgreicher Werdegang als YouTube– und Medien-Macher macht ihn für junge Menschen zu einem Idol, das geschafft hat, was sich viele wünschen: Reich werden als Influencer.

Was sollten Eltern beachten?

Auch wenn Themen, Optik und Sprache der Videos vielleicht nicht ganz Ihrem Geschmack entsprechen: Nehmen Sie die Begeisterung Ihrer Kinder für Paluten und seine Themen ernst. Interessieren Sie sich dafür und schauen Sie auch mal ein Video mit – oder stapeln sogar selbst ein paar Steine in Minecraft. So haben Sie die Chance, etwas über die Themen und Interessen Ihres Kindes zu erfahren und sich darüber auszutauschen. Und über eine offene, wertschätzende Kommunikation bleiben Sie auch Ansprechpartnerin oder Ansprechpartner, wenn Ihr Kind unangenehme Erfahrungen (im Netz oder anderswo) macht.

Dennoch ist es wichtig, auch über die Hintergründe von Medienpersonen wie Paluten miteinander zu sprechen: So lustig Patrick Mayer auf dem Bildschirm daherkommt, bleibt Paluten doch auch ein kleines Unternehmen, mit dem vor allem Geld verdient werden soll. Viele der Videos sind reine Werbung und auch die Produkte im Shop generieren vor allem viel Geld. Natürlich spricht nichts dagegen, die eigenen Stars auch finanziell zu unterstützen – ein Bewusstsein für die Hintergründe und reflektiertes Konsumieren sind aber immer gut und wichtig.

Und gerade wenn Kinder in die Fußstapfen ihrer Idole steigen und eigene Profile erstellen und befüllen wollen, ist es wichtig, gemeinsam zu überlegen, wie und was gepostet wird, um die Privatsphäre im Netz zu wahren und späteren Ärger zu vermeiden.

Der YouTube-Kanale von Paluten enthält auch Ausschnitte von Filmen und Videos, die erst ab 16 oder 18 Jahren freigegeben sind. Ihr Kind kann auf ungeeignete Inhalte wie Gewalt oder drastische Sprache treffen. Beobachten Sie Ihr Kind, wie es mit diesen Inhalten umgeht und begleiten Sie es beim Umgang damit. Bieten Sie Ihrem Kind Zugang zu alternativen, altersgerechten Inhalten. Weitere Let’s Play-Kanäle stellen wir Ihnen in diesem Artikel vor.

Beauty-Kanäle – Influencer*innen im Portrait

Strahlende Haut und glänzende Haare, perfekte Nägel und umwerfendes Makeup – in der Welt der Beauty-Influencer*innen dreht sich alles um Schönheit. Da wird gecremt und gepudert, gezupft und gepinselt. Und ganz viel geshoppt.

Von Kopf bis Fuß schön? Was machen Beauty-Influencer*innen da eigentlich?

Wer sich fragt, was an so einem Körper alles gestaltet, gepflegt und „verbessert“ werden kann, ist hier genau richtig. Die Beauty-Influencer*innen kennen sich in den Gängen eines Drogerie-Marktes besser aus als in der eigenen Westentasche. Sie wissen, was vor dem Sonnenbrand schützt und was danach hilft. Sie wissen, was beim Thema Augenbrauen dieses Jahr im Trend ist und welcher Zopfgummi gerade angesagt ist. Sie kennen den Unterschied zwischen Foundation und Primer. Und sie erklären es uns gerne.

Auf den Profilen der Schönheits-Erklärbären wird der Körper zur großen Leinwand – und auf der bleibt nichts dem Zufall überlassen. Dabei gehen die Themen von grundlegender Körperpflege über den Umgang mit kleineren und größeren „Problemen“ bis hin zu aufwendigen Schmink- und Haar-Tutorials oder der Auseinandersetzung mit Schönheits-Eingriffen.

Wer sind die Beauty-Influencer*innen?

Schon seit 2012 ist Dagmar Kazakov alias Dagi Bee auf Social-Media-Kanälen aktiv und erreicht mit ihrem YouTube-Kanal fast 4 Millionen Zuschauer*innen. Die Düsseldorferin veröffentlicht einen Mix aus Spaß-Videos, Vlogs und Beauty- und Makeup-Tutorials. Ihre Videos erwecken immer den Eindruck, sie würde Tipps an die beste Freundin weitergeben, sie nimmt ihre Follower*innen scheinbar mittenrein in ihr Privatleben, lädt sie etwa auch ein, sie in ihrer „Reise der Schwangerschaft“ zu begleiten oder macht Video-Touren durch ihr zu Hause, was vor allem für jüngere Zuschauer*innen sehr nahbar und ansprechend ist. Daneben verkauft Dagi Bee nicht nur Kosmetik-Produkte sondern auch Hafermilch.

Etwas konkreter wird es im Profil xskincare. Biologiestudent Leon beschäftigt sich hier umfassend mit dem Thema Hautpflege. Etwa 2019 war Leon laut eigener Aussage auf der Suche nach Produkten gegen seine Akne – und wurde, weil ihm niemand helfen konnte, kurzerhand selbst zum Experten. Mittlerweile folgen ihm fast 1 Million Menschen und lernen von ihm, was bei großen Poren, geröteter Haut oder Herbstwetter zu tun ist. Leon testet dabei vor allem gerne Produkte und „entlarvt“ weniger gute Angebote, während er gleichzeitig seine eigene Produktlinie bewirbt.

Jede Menge Farbe im Gesicht gibt es bei Paula Wolf. Seit 2018 veröffentlicht die „Make-up-Artistin“ auf Social Media Videos, in denen sie ihr Gesicht aufwendig gestaltet – und zwar teilweise mit „normalem“ Makeup, teilweise verwandelt sie sich aber auch vor der Kamera in den Grinch, eine Disney-Figur oder ein Tier. 6,5 Millionen Follower*innen sehen ihr dabei allein auf YouTube zu – und bekommen nebenbei natürlich auch immer ihre umfassende Produktpalette angeboten.

Sehr klassisch dagegen präsentiert Maxim Giacomo auf seinen Profilen Makeup-Tutorials: Der Berliner schminkt die Looks von Stars nach, erklärt, wie die perfekte Augenbraue zu ziehen ist und testet die Drogerie durch, um den perfekten Lidschatten zu finden. Auch hier natürlich nie, ohne die eigenen Produkte wärmstens zu empfehlen.

Was fasziniert Kinder und Jugendliche an der geballten Schönheit?

Gerade für Kinder und Jugendliche steckt da vieles drin: Auf dem Weg zum Erwachsenwerden verändert sich nicht nur der Körper, sondern auch der Blick darauf. Jugendliche sind häufig auf der Suche nach einer eigenen Identität, auch was das Aussehen betrifft. Sie nehmen Schönheitsideale aus den Medien und der Peer-Group stärker wahr und suchen nach ihrem eigenen Weg bei den Themen Körperpflege und -gestaltung. Wie kann die sich verändernde Haut gepflegt werden? Wie erreiche ich ein bestimmtes Aussehen? Was finde ich schön, was nicht? Diese Fragen stellen sich unweigerlich – und Beauty-Influencer*innen bieten darauf Antworten an.

Kinder und Jugendliche bekommen hier aber nicht nur Anleitungen, Erklärungen und Angebote auf dem Weg zum eigenen Körper- und Selbstbild, sondern die passende Einkaufsliste wird gleich mitgeliefert.

Was sollten Eltern beachten?

Wenn das Sortiment an Tuben und Tigelchen im Bad plötzlich explodiert und neben dem Spiegel ein fester Platz für das auf dem Smartphone laufende Tutorial eingerichtet werden muss, kann das für Eltern manchmal etwas befremdlich wirken. Je nach eigener Leidenschaft für Körperpflege sind die oft sehr bunten und teilweise auch etwas schrillen Videos vielleicht nicht immer ansprechend für Erwachsene.

Grundsätzlich ist trotzdem erst einmal Verständnis angesagt: Ihr Kind ist im eigenen Großwerden auf der Suche nach Orientierung und Unterstützung und die findet es auch auf solchen Kanälen. Zeigen Sie Interesse und schauen Sie sich die favorisierten Beauty-Vorbilder Ihres Kindes gemeinsam an. Vielleicht lernen Sie dabei selbst noch etwas über Haut- und Haarpflege und Co.!

Gleichzeitig ist hier aber auch eine gewisse Skepsis angebracht. Beauty-Influencer*innen vermitteln sehr stark die Botschaft, Schönheit wäre das wichtigste Thema – gerade für Mädchen und junge Frauen können hier unrealistische Schönheits-Ideale entstehen, die weder erreichbar noch förderlich für ein gesundes Selbstbild sind. Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, wie Fotos und Empfehlungen von Influencer*innen entstehen. Fördern Sie die Medienkompetenz Ihres Kindes, indem Sie ihm erläutern, wie es solche Angebote kritisch betrachten und bewusst nutzen kann. Helfen Sie Ihrem Kind, sich von unrealistischen Idealen abzugrenzen – und die wertvollen Tipps für sich auszuwählen.

Zudem zielen viele der Inhalte auf den Profilen darauf ab, Produkte anzupreisen – sei es, weil eine Werbepartnerschaft mit einem Kosmetik-Unternehmen im Hintergrund steht oder sei es die eigene Produktlinie. Besprechen Sie mit Ihrem Kind, dass diese Produkte nicht zwingend wirklich gut sind, sondern in erster Linie das Einkommen der Influencer*innen sichern sollen.

Fashion-Kanäle – Influencer*innen im Portrait

Sie wissen, was auf den Laufstegen und in den Modeläden dieser Welt gerade los ist: Fashion-Influencer*innen nehmen uns mit in ihren Kleiderschrank und präsentieren uns, was wir tragen sollten, um cool zu sein. Dieser Artikel gehört zu unserer Reihe „Influencer*innen im Portrait“.

Sie haben den Stoff und wissen, wie man ihn stylt: Fashion-Influencer*innen

Noch unschlüssig über das OOTD? Auf der Suche nach jemandem für GRWM? Oder verwirrt von all den Großbuchstaben? Wer auf Instagram und Co. in das Thema Kleidung und Mode einsteigt, trifft schnell auf eine große Zahl an Fashion-Influencer*innen und mindestens genauso viele Abkürzungen und Fachbegriffe. Da wird das Outfit of the Day (OOTD) vor der Kamera ausgewählt, angezogen und ausführlich erklärt, morgens gibt es ein „Get ready with me“ (GRWM), ebenfalls kommentiertes Anziehen. Nachmittags wird der Shopping-Haul präsentiert, also die Ausbeute vom Einkaufstrip. Und jeder Beitrag steckt voller „Inspo“ – als Inspiration zum Nachmachen. Die Influencer*innen hinter den Mode-Profilen wissen genau, was zu welcher Jahreszeit und zu welchem Anlass die passende Garderobe ist, präsentieren uns in ansprechenden Fotos und Videos ihre neuesten und liebsten Stoffe und verbinden das auch gerne noch mit ein bisschen Beauty-, Sport- oder Tagebuch-Content.

Wer sind die Fashion-Influencer*innen?

Sucht man die entsprechenden Schlagworte und Hashtags, finden sich auf Social-Media-Plattformen erstaunlich viele Profile mit großer Leidenschaft für Mode und Outfits.

Zu einiger Bekanntheit hat es etwa Gerda Lewis gebracht: Die Kölnerin Litauischer Herkunft präsentiert ihren 1 Million Follower*innen auf ihrer Instagram-Seite regelmäßig ihre Outfits, Kosmetik-Produkte und Aktivitäten und empfiehlt dazu die entsprechenden Produkte und Shops.

Vor allem für jüngere Zuschauer*innen ansprechend ist Mavie Noelle: Selbst noch ein Teenager nimmt Mavie ihre ca. 1 Million Fans mit in ihr Kinderzimmer, zeigt ihre liebsten Outfits für die Schule oder zum Chillen und teilt ihre Weihnachtsgeschenk-Ideen. Auch hier immer mit Direkt-Link zum jeweiligen Shop.

Madeleine Darya Alizadeh alias Dariadaria begann 2010 als Mode-Bloggerin. Ab 2013 allerdings verschob sie ihren Schwerpunkt, beschäftigte sich stärker mit Themen wie Nachhaltigkeit, Feminismus und soziale Gerechtigkeit und verbindet nun Fashion mit Sinnfluencing. Sie betreibt eine nachhaltige Modemarke und äußert sich häufig auch zu politischen und sozialen Themen.

Ein männlicher Vertreter der Fashion-Szene ist Toni Mahfud. Der Hamburger betreibt einen der größten Fashion-Accounts Deutschland und erreicht ca. 3,5 Millionen Follower*innen. Er ist als Model bei einer großen Agentur unter Vertrag und bewirbt darüber hinaus über Social Media Kleidung und andere Produkte.

Was fasziniert Kinder und Jugendliche an all der Fashion?

Mode war schon immer ein Dauerbrenner für die jeweils heranwachsende Generation. Auf dem Schulhof, in Jugendzeitschriften und nun eben auch auf Social Media: Was gerade in und out ist, wer was trägt und was damit aussagt sind zentrale Themen für Kinder und Jugendliche. Klar, dass die Fashion-Influencer*innen da offene Türen bei ihrer Zielgruppe einrennen.

Kinder und Jugendliche finden hier Orientierung und Vorbilder, sie können sich informieren und ihren eigenen Stil entwickeln, ausprobieren und finden.

Gerade weil die Fashion-Influencer*innen ihre Mode-Tipps häufig mit anderen Themen kombinieren, etwa scheinbar persönliche Einblicke in ihren Alltag geben oder private Themen teilen, wirken sie sehr nahbar und bieten Kindern und Jugendlichen viel Möglichkeit zur Identifikation.

Was sollten Eltern beachten?

Für Eltern ist der Reiz der modebegeisterten Online-Berühmtheiten nicht immer ganz nachzuvollziehen. Nicht nur die Mode selbst – die ja bekanntlich immer nur der je angesprochenen Generation gefällt – auch die Präsentation auf den Profilen kann auf Erwachsene überzogen und schrill wirken. Dennoch: Für Kinder und Jugendliche ist Mode ein wichtiges Thema und Influencer*innen sind oft die Stars ihrer Peer-Group. Als Eltern ist es daher gut, dem gegenüber zunächst einmal aufgeschlossen zu sein. Lassen sie sich die Profile von Ihren Kindern zeigen, schauen Sie die Videos gemeinsam an und tauschen Sie sich offen darüber aus.

Gleichzeitig sollten Kinder und Jugendliche lernen, dass die dargestellten Modewelten dieser Influencer*innen häufig wenig mit einem normalen Alltag gemein haben. Hier werden perfekte Bilder veröffentlicht und ein Hochglanz-Alltag gezeigt, der natürlich für die Profile so inszeniert ist. Kinder und Jugendliche müssen sich bewusst sein, dass weder die dargestellten Körper- und Schönheitsideale realistisch sind, noch das Ausmaß an Shopping und Kleiderverbrauch. Allein schon aus Gründen der Nachhaltigkeit.

Zudem steckt auch hier – wie bei den meisten Influencer*innen – ein Geschäftsmodell hinter den digitalen Präsenzen. Angepriesene Kleider oder Artikel sind häufig Teil eines Werbevertrags und keine persönlichen Lieblingsstücke.

Besprechen Sie diese Themen mit Ihrem Kind und unterstützen Sie es dabei, die Inhalte kritisch zu durchleuchten – damit stärken Sie seine Medienkompetenz. Und ein bisschen „Inspo“ lässt sich trotzdem noch jederzeit mitnehmen.

Sinn auf Social Media – Influencer*innen im Portrait

Das Klima retten, für mehr Toleranz werben, über psychische Gesundheit aufklären – sogenannte Sinnfluencer*innen sind die „Guten“ auf Social Media. Immer zur Stelle, wenn es gilt, für eine gute Sache aufzustehen. Dieser Artikel gehört zu unserer Reihe „Influencer*innen im Portrait“.

Für die gute Sache – wofür steht Sinnfluencing eigentlich?

Die Sinnfluencer*innen des 21. Jahrhunderts scheinen sich ihr Motto aus einem beliebten Lied der 90er-Jahre gepickt zu haben: Sie kämpfen „immer gegen das Unrecht in der Welt“.

Wo es gilt, für eine gute oder gegen eine schlechte Sache aufzustehen, sind sie stets zur Stelle. Sie nutzen ihre Reichweite und ihre digitale Berühmtheit, um Themen zu erklären, Perspektiven zu erweitern und „die gute Sache“ voranzubringen. Das kann Klimaschutz sein oder mentale, also psychische Gesundheit. Manche kämpfen für Toleranz und Offenheit in der Gesellschaft, andere setzen sich für vegane Ernährung oder für nachhaltigen Konsum ein. Zu diesem Zweck veröffentlichen sie zum Beispiel Statements oder Erklärvideos, empfehlen Veranstaltungen oder Produkte, tauschen sich mit anderen aus oder bieten Einblick in ihren eigenen Alltag.

Und wer erklärt uns da die Welt?

Der bekannteste Name aus dem Sinnfluencing-Kosmos ist im deutschsprachigen Raum wohl Luisa Neubauer. Die Berlinerin wurde 2019 zu einem der bekanntesten Gesichter der Klimabewegung „Fridays for Future“ und setzt sich seitdem öffentlich für Klimaschutz ein. Über ihr Instagram-Profil, auf dem sie Aufrufe zu Demonstrationen, Positionierungen zu politischen Entscheidungen und Erklärungen zum Klimaschutz postet, erreicht sie fast eine halbe Million Follower*innen.

Auch Louisa Dellert spricht oft über Umweltschutz, noch häufiger über mentale Gesundheit. Seit 2013 ist sie in den sozialen Medien aktiv, war erst Fitness-Influencerin und wandte sich nach einem Zusammenbruch 2015 dem Thema Mental Health (engl. für „Psychische Gesundheit“) zu. Sie schreibt über Achtsamkeit, gesundes Leben und ihren eigenen Burnout – und produziert zudem einen Podcast.

Wer sich mit dem Thema Ernährung – speziell: Veganismus – beschäftigen will, stößt schnell auf Philipp Steuer. Der Kölner veröffentlicht auf seinen Profilen nicht nur Informationen zur veganen Ernährung, sondern regelmäßig neue Rezepte, verkauft außerdem ein Kochbuch und betreibt eine vegane Kosmetik-Marke. Damit erreicht er etwa eine Viertelmillion Fans.

Ebenfalls aus Köln kommt Alice Hasters, die sich in erster Linie dem Thema Rassismus widmet. Anders als viele andere Influencer*innen kommt Hasters aus dem klassischen Journalismus, hat eine Journalismus-Ausbildung gemacht und arbeitet für viele große, deutsche Medien. Sie nutzt ihre Reichweite parallel, um auf Social Media über Rassismus aufzuklären und dagegen zu kämpfen.

Ricardo Simonetti ist Moderator, Autor, Aktivist und nutzt seine Reichweite als Sinnfluencer auf Social Media. Er begann schon als Jugendlicher, Theater zu spielen und Radiosendungen zu moderieren. Neben seinen Präsenzen auf Social Media ist er auch im Fernsehen aktiv. Er setzt sich vor allem für die Rechte der LGBTQIA+-Community ein und nutzt seine Bekanntheit, um gegen Homophobie, Diskriminierung und Hate Speech zu kämpfen.

Was fasziniert Kinder und Jugendliche am digitalen Gut-Sein?

Mit ihren Profilen und Inhalten präsentieren sich die Sinnfluencer*innen sehr stark als moralische und authentische Vorbilder. Gerade für Kinder und Jugendliche bieten sie deshalb Orientierung und Erklärungsansätze. Junge Menschen, die auf der Suche nach ihrer eigenen Identität und ihrem Weltbild sind, finden hier Personen, die ihnen die Welt gerne erklären. Es werden Themen aufgegriffen, die im Zuge des Erwachsenwerden wichtig sind: „Was ist gut, was ist schlecht? Wer will ich sein und wie positioniere ich mich?“ Während solche Themen etwa in der Schule manchmal zu kurz kommen, bieten ihre Vorbilder auf Social Media Erklärungen, Meinungen und gleich noch Möglichkeiten zum praktischen Umsetzen an und können für Kinder und Jugendliche deshalb wichtige Bezugspersonen sein.

Was sollten Eltern beachten?

Grundsätzlich ist es für Kinder und Jugendliche richtig und wichtig, sich mit der Frage nach „Gut und Böse“ zu beschäftigen. Viele nutzen dabei TikTok, Instagram, YouTube und Co. als Informationsquelle und Orientierungsraum. Und das bringt – wie immer – eine bestimmte Notwendigkeit zur Vorsicht mit sich. Denn auch Sinnfluencer*innen müssen mit ihren Profilen Geld verdienen. Deshalb sind viele der angepriesenen Produkte oder Inhalte Werbepartnerschaften.

  • Machen Sie Ihrem Kind klar, dass ihre Vorbilder Personen der Öffentlichkeit sind und von ihren digitalen Aktivitäten leben. Wie auch andere Influencer*innen vermarkten auch sie Produkte und leben davon.
  • Diskutieren Sie gerne gemeinsam, wie authentisch daher das „Einstehen für die gute Sache“ ist.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, dass Sinnfluencerinnen und Sinnfluencer natürlich immer „die richtigen Entscheidungen“ zeigen müssen. Dadurch tragen sie leicht ein hohes Maß an Moral und Perfektion zur Schau, das in einem normalen Alltag nie erreicht werden kann.
  • Schauen Sie sich die Lieblingsprofile Ihres Kindes gemeinsam an und beschäftigen Sie sich mit den Inhalten. So kann die ganze Familie etwas dazulernen, sich über wichtige Themen austauschen und vielleicht sogar ausgewählte Tipps der Sinnfluencer*innen ausprobieren und übernehmen.

Social Media als Suchmaschine

Aktuelle Nachrichten, Vorbereitung aufs Referat oder die Wettervorhersage – gleich mal auf TikTok schauen. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene nutzen häufig Social-Media-Plattformen wie TikTok und YouTube als Suchmaschinen. Das kann funktionieren, bringt aber auch ganz eigene Herausforderungen mit sich.

Social Media als Suchmaschine – was findet sich da?

Es war lange selbstverständlich – wer im Internet etwas finden will, „googelt“. Doch das scheint ins Wanken zu geraten. Junge Menschen beginnen ihre Online-Suche immer häufiger bei Social-Media-Plattformen wie YouTube, TikTok und Co. In manchen Statistiken taucht YouTube sogar als zweitgrößte Suchmaschine nach Google auf – Tendenz steigend.

Warum? Das ist ganz einfach: Social Media ist ohnehin die digitale Heimat vieler Jugendlicher. Da kennen sie sich aus, da fühlen sie sich wohl – und deshalb haben sie großes Vertrauen in die Suchergebnisse. Suchen junge Menschen hier nach Produkten, Veranstaltungen oder Orten, sind die Ergebnisse meist (scheinbar) persönliche Empfehlungen und Erfahrungen von Prominenten oder aus der Community, statt eher unpersönlicher und komplizierter Weblinks. Auf Jugendliche wirkt das glaubwürdig und nahbar. Zudem sind Videos oder Bilder einfacher und kurzweiliger als ewiges Klicken durch Textwüsten.

Plattformen wie TikTok und YouTube reagieren auf das Bedürfnis junger Menschen, Inhalte gut durchsuchen zu können. TikTok etwa hat das Suchfeld deutlich größer und prominenter gemacht und bietet mittlerweile für Smartphones ein Widget an, mit dem man direkt vom Startbildschirm aus die TikTok-Suche bedienen kann. Der Begriff „Widget“ kommt aus dem Englischen und ist ein zusammengesetztes Wort aus „Window“ = Fenster und Gadget = technische Spielerei. „Widget“ bezeichnet eine Art interaktives Fenster.

Was kann problematisch sein?

Doch wie können Kinder und Jugendliche auf Social Media vertrauenswürdige von unseriösen Informationen unterscheiden? Ist dort wirklich alles so authentisch, wie es manchmal scheint?

Denn natürlich sind auch Influencerinnen und Influencer nicht immer die netten Kumpels von nebenan – sondern verdienen mit ihren Auftritten und Empfehlungen viel Geld. Wenn hier also ein Restaurant mit besonders warmen Worten gelobt wird, kann es auch gut sein, dass einfach ein besonders lukrativer Werbevertrag dahintersteckt.

Zudem tauchen auch in sozialen Netzwerken klassische Werbeanzeigen auf. Auch der Algorithmus redet immer noch ein Wörtchen mit und präsentiert uns ständig ähnliche Ergebnisse – genau wie bei anderen Suchmaschinen. Und auch sonst ist Vorsicht angesagt: Neben seriösen Informationen tummeln sich in den Netzwerken auch Fake News oder gar absichtliche Propaganda verschiedener Interessengruppen. Auf Social-Media-Plattformen werden häufig mindestens genauso viele Daten erhoben und gesammelt wie bei klassischen Suchmaschinen.

Was können Eltern beachten?

Als Eltern sollten Sie mit Ihrem Kind gemeinsam gut überlegen, wie es die Suchfunktion von Social-Media-Angeboten sicher nutzen kann:

  • Speichern Sie auf dem Smartphone oder im Browser gemeinsam mehrere Zugänge zu verschiedenen Suchmaschinen. So kann Ihr Kind bei Bedarf mehrgleisig suchen und Ergebnisse vergleichen.
  • Machen Sie Ihr Kind gezielt auf Accounts von glaubwürdigen, journalistischen Medien, verifizierten Unternehmen und Personen aufmerksam und ermuntern Sie es, diesen zu folgen.
  • Schauen Sie sich gemeinsam Accounts und Seiten von Faktencheckern wie z. B. mimikama.at an, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Fake News zu enttarnen. Wenn Ihr Kind diese Seiten kennt, kann es Informationen leichter hinterfragen und überprüfen.
  • Sprechen Sie über Themen wie Werbung, Datenschutz, Geschäftsmodelle. Hilfreiche Angebote, um über einen sicheren Umgang mit den Angeboten im Internet zu sprechen, finden Sie bei klicksafe.

Zeigen Sie Interesse für die Mediennutzung Ihres Kindes und seine Lieblingsangebote auf TikTok und Co. Regen Sie Ihr Kind zu einer kritischen Nutzung von Social-Media-Plattformen an. Nur wenn Ihr Kind die Möglichkeiten und auch die Vor- und Nachteile verschiedener Angebote kennt, kann es bewusst und gezielt auswählen.

FLIMMO – der Elternratgeber für TV, Streaming, YouTube und Kino

„Ich will aber länger fernsehen, nur noch ein bisschen!“ – dieser Kindersatz dürfte den meisten Eltern vertraut sein. Fernsehen – egal ob über die klassischen Angebote oder per Streaming – ist ein beliebtes Streitthema in Familien und führt oft zu Diskussionen. Die Wünsche der Kinder mit den Vorstellungen der Erwachsenen zu vereinbaren, ist nicht immer einfach. Wie lange kann ich mein Kind ohne schlechtes Gewissen fernsehen lassen? Wie wähle ich geeignete Sendungen aus? Auf welchen Geräten und Kanälen wird geschaut? Genau um Fragen solcher Art zu beantworten, wurde FLIMMO ins Leben gerufen, der Elternratgeber für TV, Streaming, YouTube und Kino.

Kurz gefasst

  • Elternratgeber für kindgerechte Bewegtbildinhalte
  • pädagogische Empfehlungen nach Alter
  • Filme, Serien und Sendungen von Mediatheken, Streamingdiensten, YouTube und Fernsehsendern
  • kostenlos über die Website erreichbar

FLIMMO – beliebtes Kinderfernsehen auf einen Blick

Auf der Website flimmo.de können Sie sich als Eltern schnell informieren, ob eine bestimmte Serie oder Sendung für Ihr Kind geeignet ist. Sie erfahren außerdem, was aktuell im Fernsehen läuft und ob etwas Geeignetes für Ihr Kind dabei ist. Kinder nutzen nicht nur das klassische Fernsehprogramm, sondern schauen auch auf Streamingplattformen, YouTube oder in Mediatheken. Die FLIMMO-Expertinnen versuchen alle interessanten Angebote für Kinder zu prüfen. Dabei steht die Perspektive der jungen Mediennutzenden im Mittelpunkt: Was gefällt ihnen an Filmen, Serien oder Shows? Was bereitet ihnen Probleme? Was schauen sie sich gerne an und warum? Wie gehen sie mit Medienerlebnissen um und wie verarbeiten sie diese?

Die Einschätzungen weisen auf Problematisches hin oder warnen vor möglicher Überforderung. Genauso wird deutlich gemacht, was Kinder im jeweiligen Alter interessiert, sie fasziniert oder amüsiert.  Pädagogische Einschätzungen machen deutlich, was Kindern an einem Film oder einer Serie gefällt, was problematisch sein kann und worauf Eltern besonders achten sollten. FLIMMO greift außerdem Fragen rund um die Medienerziehung in der Familie auf: Wieviel Medienzeit ist in Ordnung? Welche Regeln helfen und wie bekommt man Geschwister unter einen Hut? Was ist im Umgang mit YouTube wichtig? Der Ratgeber hilft Eltern mit kurzen Informationen und praktischen Tipps, den Herausforderungen des Medienalltags zu begegnen.

Das Bewertungssystem

FLIMMO bespricht Filme, Serien, Dokus und Kinofilme, die Kinder zwischen 3 und 13 Jahren gerne sehen – oder sehen wollen. Eine Ampel zeigt auf einen Blick, ob ein Film, eine Serie oder ein YouTube-Kanal für Kinder geeignet ist oder nicht – und wenn ja, ab welchem Alter: 

Grün: Diese Inhalte sind ab dem jeweiligen Alter geeignet und kommen gut bei Kindern an. Sie finden Unterhaltsames, Spannendes, Lustiges und Lehrreiches.

Gelb: Es gibt aus pädagogischer Sicht problematische Aspekte. Das können fragwürdige Rollenbilder sein oder Heldinnen, die ausschließlich auf Gewalt setzen. Eltern sollten im Blick behalten, wie Kinder damit umgehen und gegebenenfalls gegensteuern.

Rot: Es gibt Elemente, die Kinder überfordern, verunsichern oder ängstigen können. Unabhängig vom Alter sind solche Inhalte für Kinder nicht geeignet.

Wer steckt hinter FLIMMO?

FLIMMO ist ein Projekt des gemeinnützigen Vereins Programmberatung für Eltern e.V. Es ist wissenschaftlich und pädagogisch fundiert. Erfahrene Medienpädagogen des JFF – Institut für Medienpädagogik kümmern sich um die Inhalte und Bewertungen. Außerdem befragt FLIMMO regelmäßig 3- bis 13-Jährige zu ihren Vorlieben.

Wie Sie FLIMMO in der Familie nutzen können

Auch wenn sich das Angebot in erster Linie an Sie als Eltern richtet, kann es spannend sein, sich gemeinsam mit Ihrem Kind durch die Inhalte der Website zu klicken. Das einfache und übersichtliche Bewertungssystem von FLIMMO eignet sich gut, um passende Inhalte zu finden. Wenn Ihr Kind von einer interessanten Serie oder einem YouTube-Kanal erzählt, können Sie gemeinsam nachschauen, was im FLIMMO dazu steht.

DIY-Kanäle auf Social Media – Influencerinnen und Influencer im Portrait 

Einladungen für den Kindergeburtstag, Weihnachtsgeschenke für die Eltern, selbstgemachter Schmuck – oder gleich ein neuer Wohnzimmerschrank aus Omas alter Kommode? Wer Lust hat, sich handwerklich kreativ zu betätigen, muss heutzutage nicht lange nach Anleitungen und Ideen suchen, denn auf Videoplattformen wie YouTube und auf Social-Media-Apps wie Instagram tummeln sich jede Menge Selbermach-Profis, die ihre Ideen und Anleitungen gerne weitergeben: Die DIY-Influencerinnen und -Influencer. 

Basteln, bauen, dekorieren … was tun DIY-Influencer? 

DIY kommt vom englischen „Do it yourself“, also „mach es selber“. Und die machen vom Kuchen über die Winterjacke bis zum Rennrad wirklich alles selbst, erklären die Arbeitsschritte – und haben meist auch noch die passenden Produkt-Tipps im Gepäck. 

Und wer bastelt da eigentlich? 

Wer sich einmal auf den gängigen Plattformen umgesehen hat, weiß: Selbermachen lässt sich fast alles. Mit genug Geduld, Motivation und den richtigen Materialien. Entsprechend gibt es DIY-Kanäle zu allen möglichen Themen, wir stellen drei vor.   

Sally Özcan etwa hat ihre Leidenschaft für Süßes zum Beruf gemacht. Auf ihrem Account „Sallys Welt“ bäckt Sally alles, vom Keks bis zur aufwändigen Motivtorte – und alle können mitmachen. Der Spaß an hübschen Süßspeisen hat bereits 2 Millionen YouTube-Abonnentinnen und -Abonnenten angelockt, so dass Sally neben Video und ihrem Blog auch einen Podcast und einen eigenen Shop betreibt.   

Wer statt Mehl und Zucker lieber Holz und Stein mag, findet etwa bei Easy Alex jede Menge Ideen und Anleitungen. Der Heimwerker füllt seinen Instagram-Account mit Ideen zum Thema „Hausumbau, Room Makeovers“ und mehr und spricht damit etwa 250 000 Follower*innen an.  
Und wenn das Haus fertig ist und die Deko noch fehlt? Dann gibt es eine ganze Menge „Deko“-Kanäle, auf denen die Ideen zur Haus- und Lebens-Gestaltung scheinbar nie ausgehen. Linda Seel etwa zeigt uns allerlei kreative Beschäftigungs-Ideen, von Sticken über IKEA-Hacks bis zur kompletten Raumgestaltung und hat damit auf YouTube 130.000  
Abonnent*innen gefunden. 

Per Klick zum Selbermach-Glück. Was finden Kinder und Jugendliche daran? 

Während Basteln mit Mama und Papa irgendwann im Grundschulalter meist deutlich absinkt im Coolness-Ranking, ist Selbermachen mit dem Tablet plötzlich der letzte Schrei. Für Kinder und Jugendliche sind die DIY-Erklärbären im Internet teilweise echte Stars und Vorbilder. Denn hier finden alle genau die Nische, die ihnen Spaß macht. Ob es aufwändige Cupcakes sind oder Papp-Kunstwerke, die Palette ist schier unerschöpflich. Junge Kreative können genau die Anleitungen und Ideen finden, die ihnen gefallen und Spaß machen – auch weit jenseits des elterlichen Repertoires. Hier können Kinder und Jugendliche etwas lernen und gestalten, auf das sie selbst stolz sind. Oft sind es aufwändige Dinge, die selbst die Erwachsenen nicht können und deshalb umso mehr bewundern. In einer Lebensphase, in der junge Menschen ständig auf der Suche sind nach eigenen Talenten, Themen und ihrer Identität, kann das sinnstiftend sein. Und als netter Nebeneffekt springen bisweilen Geschenke für die ganze Familie dabei raus. 

Was sollten Eltern beachten? 

Eltern dürfen sich grundsätzlich einmal freuen, wenn das eigene Kind per Online-Bastelbuch seine kreative Seite entdeckt. Dennoch gibt es auch hier ein paar Punkte zu besprechen:  
Nicht alle Anleitungen sind tatsächlich so einfach mit einem Fingerschnipsen umgesetzt, wie es im Video scheint. Damit Ihr Kind nicht schnell frustriert ist und die Lust am Selbermachen wieder verliert: Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, Anleitungen zu finden, die im Schwierigkeitsgrad dem Können und den Erfahrungen Ihres Kindes entsprechen.  

Zudem ist es bei DIY-Influencerinnen und -Influencern wie bei anderen in der Branche auch: Sie verdienen mit ihren Inhalten Geld. Sie empfehlen Produkte oder Inhalte, die sie von Firmen als Werbepartnerschaft bezahlt bekommen – aber nicht unbedingt, weil diese inhaltlich tatsächlich überzeugen. Fördern Sie die Medienkompetenz Ihres Kindes, indem sie ihm helfen, diese Zusammenhänge zu verstehen und die Videos entsprechend kritisch zu hinterfragen.  

Let’s Plays auf Videoplattformen – Influencer im Portrait 

Chips und Popcorn raus, ab auf’s Sofa – wir schauen Computerspiele. Richtig gelesen: PC-Spiele können nicht nur selbst gezockt werden. Wer möchte, kann auch anderen beim Spielen zusehen – den sogenannten Let’s Plays.  Let’s Playerinnen und Let’s Player sind teilweise richtige Stars und verdienen eine Menge Klicks und Geld damit, sich beim Spielen zu filmen und andere dabei zuschauen zu lassen. 

Was machen Influencerinnen und Influencer bei Let’s Plays? 

Let’s Plays gibt es schon fast so lange, wie es Computerspiele gibt. Der Name dafür entstand etwa 2007 und ist eine Wortschöpfung aus der englischen Aufforderung „Let’s play“, also „Lasst uns (zusammen) spielen“. Let’s Playerinnen und Let’s Player sind sowas wie die Erklärbären der Computerspielszene. Sie spielen Games, zeigen ihre Strategien und Tricks, steuern noch ein paar eigene Meinungen und Kommentare bei – und stellen das Ganze als Video auf Plattformen wie YouTube oder Twitch online. 

Manchmal dokumentieren die Gaming-Stars ihre Spielaktivitäten live und unterhalten sich parallel mit ihrem Publikum, manchmal produzieren sie auch fertige Videos und der Austausch findet in der Kommentarspalte statt. 

Wer spielt da eigentlich? 

Let’s Player oder Let’s Playerinnen können eigentlich alle sein, die über ein Videospiel und eine Kamera verfügen. Mittlerweile gibt es eine fast unüberschaubare Anzahl an Gamerinnen und Gamern, die zum gemeinsamen Spielen und Diskutieren einladen.  

Einige davon bringen es allerdings zu besonderer Berühmtheit und sind teilweise auch über die Computerspiel-Szene hinaus bekannt. 

Gronkh etwa ist ein Name, den bestimmt viele schon einmal gehört haben. Erik Range, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, war einer der ersten deutschen Let’s Player und ist seit 2010 auf seinem YouTube-Kanal aktiv. Etwa fünf Millionen Abonnent*innen begleiten ihn da auf seine digitalen Abenteuer. Der ausgebildete Fachinformatiker ist neben seinen Let’s Play-Videos auch selbst Computerspieleentwickler, hat mehrere Unternehmen gegründet und gewann verschiedene Auszeichnungen für seine Videos. 

Simon Unge (bürgerlich Simon Wiefels) mischt seit 2011 in der Online-Video-Szene mit. Er spielte auf seinen Kanälen vor allem das Open-World-Spiel Minecraft und organisierte darin auch verschiedene Großprojekte mit anderen Gaming-Stars. Unge verursachte 2014 einigen Medienwirbel durch einen öffentlichen Konflikt mit seinem Netzwerk Mediakraft Networks, er erreicht über seine verschiedenen Kanäle rund 2 Millionen Fans.  

Elias „Eli“ Nerlich, im Internet als EliasN97 oder Eligella bekannt, startete mal als E-Sportler und nahm so erfolgreich an FIFA-Wettbewerben teil, dass er Profispieler für Hertha BSC wurde. Seit 2017 lässt er andere FIFA-Fans außerdem auf seinem YouTube-Kanal zusehen, wie er digitale Bälle kickt und hat dort fast 1,5 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten.  

Und warum schauen Kinder und Jugendliche sich das an? 

Unter spiele-affinen Kindern und Jugendlichen (aber auch bei einem älteren Publikum) sind Let’s Play-Videos sehr beliebt. Hier können sie sich über ein Spiel informieren und eine Meinung bilden, können sich Tipps für bestimmte Aufgaben oder Herausforderungen mitnehmen oder einfach zuschauen, weil es Spaß macht.  

Doch nicht nur wegen der Spiele werden Let’s play-Videos geschaut: Auch die Let’s Player und Let’s Playerinnen selbst sind oft richtige Stars. Sie haben häufig ein bestimmtes Thema, spielen also vorrangig Spiele aus einem konkreten Genre. Viele kommentieren ihre Videos sehr lustig oder unterhaltsam und machen so ein ganz eigenes Erlebnis daraus. Ihre Fans sind deshalb oft treue Anhänger, die auch untereinander eine Community finden, in der sie sich austauschen und über ein gemeinsames Hobby Freundschaften schließen – während die Gaming-Influencerinnen und -Influencer selbst bisweilen viel Geld mit Werbung, Merchandise oder Veranstaltungen verdienen

Was sollten Eltern beachten? 

Schauen Sie sich Let’s Plays gemeinsam mit Ihrem Kind an. So bekommen Sie ein Gefühl dafür, was Ihr Kind an den Lieblings-Influencerinnen und Influencern begeistert. Außerdem: Auch für Sie Eltern können Let’s Play-Videos eine gute Möglichkeit sein, Einblick in ein Hobby Ihres Kindes zu bekommen und darüber vielleicht ins Gespräch zu kommen.  

Ist Ihr Kind noch jünger, achten Sie darauf, dass es keine Let’s Play-Videos von Spielen anschaut, die noch nicht ab ihrem Alter freigegeben sind. Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, wie Gaming-Stars ihr Geld verdienen und unterstützen Sie es dabei, Produktplatzierungen und Werbung sowie Spendenaufrufe kritisch zu hinterfragen. So fördern Sie die Medienkompetenz Ihres Kindes. 

Lifestyle-Kanäle auf Social Media – Influencerinnen und Influencer im Portrait 

Sie machen sich Frühstück und färben sich die Haare, gehen shoppen, dekorieren Regale oder schwitzen im Fitness-Studio – und wir sind immer live dabei. Lifestyle-Influencerinnen und Influencer lassen ihre Fans am (scheinbar) täglichen Leben teilhaben. Das bringt ihnen oft eine Menge Likes – und eine Menge Werbeeinnahmen. Wir stellen das Phänomen Lifestyle-Kanäle und vier Stars vor. 

Was genau passiert auf Lifestyle-Kanälen? 

Die Brotdose sieht langweilig aus, der Kleiderschrank ist leer oder für den nächsten Urlaub fehlt die zündende Idee? Da gibt’s doch was von … Instagram

Das Wort Lifestyle kommt aus dem Englischen und heißt übersetzt „Lebensstil“. Lifestyle-Influencerinnen und Influencer bieten uns glänzende Ideen für alle Lebenslagen an. Sie zeigen uns ihre Makeup-Routine oder ihr Sportprogramm, öffnen ihren Kühlschrank oder ihre Van-Türen und empfehlen uns nicht nur Aktivitäten und Produkte, sondern veröffentlichen gleich noch Links zu den passenden Shops, um es ihren Fans ganz einfach zu machen. Die Firmen bedanken sich dafür mit großzügigen Werbeverträgen

Lifestyle-Kanäle sind meist auf bestimmte Themen spezialisiert. Influencerinnen und Influencer inszenieren sich als Eltern, andere konzentrieren sich auf Sport, propagieren besonders gesunde Ernährung oder Bastel-Ideen. So vermitteln sie Erfahrung und Kompetenz in ihrem Bereich. Dieses eine Thema wird perfekt zelebriert und in solchem Hochglanz dargestellt, als sei dieser Weg der „Schlüssel zum Glück“.  

Wem schauen wir da eigentlich zu? 

  • Er gehörte zu den ersten deutschen Lifestyle-Kanälen, hat mehr als 6 Millionen Follower bei Instagram und fast 4 Millionen Abonnenten auf YouTube und macht seit 2014 sein Leben öffentlich: Julian Claßen aka. Julienco nimmt uns mit auf Reisen und ins Kino, verlost Haushaltsgeräte, feiert Kindergeburtstag oder baut sich Wasserbetten aus Glibber-Kugeln und hat damit Schätzungen zufolge ein Vermögen von etwa 4 Millionen € erwirtschaftet. 
  • Schon im zarten Alter von 13 Jahren waren die Zwillinge aus den sozialen Medien nicht wegzudenken, sie tanzten erst auf Musical.ly, dann auf TikTok, sind bei YouTube und Instagram: Lisa und Lena gehören zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Influencerinnen. Die blonden Schwestern wurden unter anderem mit Lipsync-Videos berühmt. Mittlerweile geben sie ihren Fans auf Instagram Einblick in ihr Leben, bewerben Parfüm, Kleidung und Essen. Darüber hinaus sind sie auch in klassischen Medien als Schauspielerinnen, Sängerinnen oder Moderatorinnen anzutreffen. 
  • „Queen of green“ verkündet ihr TikTok-Profil, denn ihr Markenzeichen sind die grünen Haarsträhnen: Dilaraa S bezeichnet sich selbst als leidenschaftliche Tänzerin und beglückt ihre Fans nicht nur mit Tanzvideos von sich, sondern auch mit Anleitungen zum Bauchtanzen, gemeinsamen Friseurbesuchen oder Schminktipps. Auf TikTok, Instagram und YouTube versammelt die 22-Jährige damit knapp 5 Millionen Fans. 

Was fasziniert Kinder und Jugendliche an Lifestyle-Kanälen? 

Für Eltern oft schwer verständlich haben Lifestyle-Influencerinnen und -Influencer häufig eine große Schar an jungen Fans, die regelrecht an ihren Lippen hängen. Die Social-Media-Berühmtheiten verkörpern dabei zweierlei: Ihren Erfolg und ihr scheinbar makelloses Leben. Das macht sie zu Stars und Vorbildern, die Mädchen und Jungen bewundern und denen sie nacheifern wollen. Durch die suggerierte Nähe in den sozialen Netzwerken scheinen sie aber gleichzeitig so etwas wie Freundinnen oder Freunde zu sein, zu denen quasi persönliche Beziehungen entstehen. Für junge Menschen auf der Suche nach eigenen Themen, Werten und einer eigenen Identität sind sie daher wichtige Figuren, die Angebote zur Lebensgestaltung machen. 

Was sollten Eltern beachten? 

Was nach netten Freundinnen und Freunden von nebenan mit lauter guten Ideen für ein gelingendes Leben aussieht, ist häufig hart durchkalkuliertes Geschäft. Denn Influencer*innen verdienen Geld mit Werbeverträgen und Produktplatzierungen. Hinter einer vermeintlich aus dem Alltag gegriffenen Produktempfehlung steckt meist ein aufwändiges Foto- und Videoshooting, das ein Produkt scheinbar persönlich und doch hoch professionell in Szene setzt – und das ist hier für Kinder und Jugendliche noch schwerer zu unterscheiden als in klassischen Werbespots. 

Zeigen Sie Interesse für die Idole Ihres Kindes. Schauen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind hinter die Kulissen der Lifestyle-Kanäle und erforschen Sie Ihrem Kind die Hintergründe, Entstehungsprozesse und den Realitätsgehalt der Darstellungen auf. Fördern Sie die Medienkompetenz Ihres Kindes, solche Inhalte kritisch zu hinterfragen. Ein perfektes Foto bedeutet noch kein perfektes Leben und eine euphorische Empfehlung bedeutet noch keine echte Begeisterung.  

Außerdem transportieren solche Stars oft klischeehafte Geschlechterrollen. Wenn Sie das Gefühl haben, dass sich Ihr Kind stark an den einseitigen Geschlechterdarstellungen orientiert, stärken Sie sein Selbstbewusstsein und zeigen Sie vielfältige Alternativen auf. 

Unterhaltung auf Social Media -Influencerinnen und Influencer im Portrait 

Nach der Schule erstmal ab auf die Couch und eine Runde durch Social Media scrollen. Da gibt’s neue Tanzschritte auf TikTok, kleine Prank-Streiche und lustige Comedy-Szenen auf YouTube und dazwischen ein bisschen mehr oder weniger unnützes Wissen auf Instagram. Mit all dem beglücken uns Influencerinnen und Influencer aus der Unterhaltungs-Szene. Sie bieten auf ihren Kanälen alle möglichen Inhalte an, um uns die Zeit zu vertreiben. 

Was machen eigentlich Stars auf Unterhaltungs-Kanälen? 

Sie präsentieren sich auf Video-Plattformen und Social Media, erreichen mit ihren Inhalten ein riesiges Publikum aus hauptsächlich jungen Menschen und erstellen am laufenden Band neue Fotos und Videos. Aber was genau machen sie da eigentlich? Influencerinnen und Influencer der Unterhaltungs-Szene sind – anders als ihre Pendants aus Lifestyle, DIY oder Let’s Play – nicht auf ein Thema festgelegt. Sie produzieren Inhalte, die vor allem eines sollen: Spaß machen und unterhalten. Sie tanzen oder singen, bauen oder zerstören etwas, drehen kurze Comedy-Filme, verkleiden oder schminken sich für Fotos oder erklären uns die Welt auf humorvolle Art.  

Wer unterhält uns da eigentlich? 

Unterhaltung ist ein weites Feld – und es gibt eine Menge Influencerinnen und Influencer, die dieses Feld bedienen. Wir stellen drei Social-Media-Stars vor. 

Einer, der schon lange dabei ist, ist Julien Bam (bürgerlich Julien Zheng Zheng Kho Budorovits). Der Aachener veröffentlicht seit 2012 Videos auf seinen Kanälen bei YouTube und Twitch und erreicht damit etwa 6 Millionen Follower*innen. Er filmt sich beim Tanzen, macht Parodien oder Tricks und Special Effects, singt und produziert gemeinsam mit anderen YouTube-Stars komödiantische Filme. Das alles betreibt er so erfolgreich, dass er nicht nur über Werbung, sondern mittlerweile auch mit seiner eigenen Produktlinie viel Geld verdient.  

Celeste Barber ist ebenfalls Parodistin, aber mit einem besonderen Dreh. Die Australierin ist eigentlich Schauspielerin, vielen aber eher bekannt durch ihren InstagramHashtag #celestechallengeaccepted. Sie lässt sich von den – teils absurden – Bildern und Videos von Social-Media- und Hollywood-Stars inspirieren und stellt diese Inhalte völlig überspitzt nach. Damit zeigt sie die Unterschiede zwischen den präsentierten, scheinbar perfekten Körpern und ihrem eigenen, ungeschönten Äußeren auf. Damit begeistert sie knapp 10 Millionen Fans. 

Seine Videos sind vor allem schnell, laut und lustig: Kaan.etm ist seit 2020 auf TikTok und postet dort kurze Videos, in denen er häufig selbst verschiedene Rollen in unterschiedlicher Verkleidung spielt. Er nimmt Klischees, Alltagssituationen oder andere Menschen aufs Korn, spielt Alltagssituationen nach und bewirbt dazwischen immer wieder Produkte. 

Was finden Kinder und Jugendliche daran so toll? 

Für Kinder und Jugendliche bieten Unterhaltungs-Kanäle vor allem das: Zeitvertreib, Spaß und Ablenkung. Was zu Zeiten des linearen Fernsehens die Nachmittags-Talkshows der Privatsender waren, übernehmen jetzt junge Menschen auf YouTube und Co.  

Doch solche Influencerinnen und Influencer sind für ihre Fans mehr als das. Durch ihre hohe Reichweite sind sie Identifikationsfiguren und Vorbilder. Sie setzen Trends und Themen, docken an den Fragen und Bedürfnissen ihrer jungen Zielgruppe an und bieten Antworten und Lebensmodelle an. Und nicht zuletzt sind sie Berühmtheiten auf dem Schulhof: Wer mitreden möchte, sollte sie kennen.  

Und wie können Eltern damit umgehen? 

Für Eltern können die Inhalte auf Unterhaltungs-Kanälen manchmal etwas befremdlich wirken: Von albern über niveaulos bis gefährlich gibt’s da allerlei, nicht alles entlockt Erwachsenen Begeisterung. 

Grundsätzlich ist das kein Problem: Inhalte für Jugendliche müssen – und sollen – nicht den Eltern gefallen und das ist auch in Ordnung. Bleiben Sie mit Ihrem Kind im Gespräch und fragen Sie nach, was Ihr Kind an Ihrem Idol fasziniert. Wenn Ihnen etwas nicht gefällt, beziehen Sie Stellung. Gerade bei gefährlichen Aktivitäten wie grenzwertigen Internet-Challenges oder zweifelhaften Meinungen wie Verschwörungsmythen braucht Ihr Kind den Abgleich mit weiteren Positionen, um besser reflektieren und sich eine eigene Meinung bilden zu können. 

Auch der Realitätsgehalt vieler Videos sollte unbedingt gemeinsam hinterfragt werden. Hinter scheinbar spontanen Unterhaltungsvideos steckt eine aufwändige Produktion und alltäglich wirkende Inhalte sind meist inszeniert. Klären Sie Ihr Kind auf, was hinter den lustigen Inhalten steckt. Fördern Sie die Medienkompetenz Ihres Kindes, indem Sie gemeinsam einen Schritt zurücktreten und Unterhaltungskanäle auch kritisch hinterfragen.  

Lasst uns spielen! – Faszination Let’s Play-Videos

Es ist ein neues Computerspiel auf dem Markt! Aber lohnt es sich, das zu kaufen? Macht es Spaß? Wie genau sieht es aus und welche Tricks gibt es für das Spiel? Solche Fragen stellt sich vielleicht auch Ihr Kind, wenn es von einem neuen Game hört. Auf der Suche nach Antworten schaut es sich erstmal ein „Let’sPlay“ bei YouTube oder Twitch an. Aber was ist das überhaupt?

Übersetzt heißt Let’s Play „Lasst uns spielen!“. In diesen Videos zeigen Spielerinnen und Spieler, wie sie ein Videospiel an- oder sogar komplett durchzocken. Dabei filmen sie gleichzeitig sich selbst und ihren Bildschirm. Zuschauende bekommen einen Einblick ins Spiel und hören die Kommentare der Spielenden. Let’s Plays werden entweder vorher aufgezeichnet und auf eine Videoplattform hochgeladen oder als Livestream gesendet.

Warum sind Let’s Plays für Jugendliche so spannend?

Zum einen finden Kinder und Jugendliche es spannend, sich ein Spiel mal aus einer anderen Perspektive anzusehen und möchten mehr darüber lernen.
Wie auch bei anderen YouTube-Stars geht es zum anderen um die Nähe zu den Let’s Playerinnen und Let’s Playern. Zuschauerinnen und Zuschauer können mitfiebern und die persönlichen Reaktionen der Spielenden erleben. Durch die Kommentarfunktion bei YouTube können Fans mitdiskutieren und fühlen sich dadurch noch mehr involviert. Viele aktive Let’sPlayerinnen und Let’s Player veröffentlichen regelmäßig ihre Videos, was einer Daily Soap ähnelt, die die jungen Zuschauenden besonders in den Bann zieht. Viele der sogenannten Streamerinnen und Streamer gehen auf die Kommentare ihres Publikums ein und erzählen oft mehr von sich selbst als nur über das Spiel. Erfolgreiche YouTuberinnen oder YouTuber, die Let’sPlays streamen, sind meist sehr individuell. Eine humorvolle Moderation und comedyhafte Inhalte machen ihre Videos besonders unterhaltsam.

Nicht nur auf der weltweit größten Let’s Play-Plattform YouTube können diese Gamingvideos angesehen werden. Auch Twitch wird dafür genutzt. Hier können Fans sogar direkt in einem Chat schreiben und so noch persönlicher kommunizieren.

Worauf sollen Sie als Eltern achten?

Besonders beliebt sind diese Videos bei Jugendlichen ab 13 Jahren, aber schon Kinder ab ca. 10 Jahren fangen an, sich für solche Videos zu begeistern. In Let’sPlays werden Spiele aus jedem Genre und mit jeder Altersfreigabe (USK) gespielt. So können auch Jüngere verleitet werden, Spielinhalte zu sehen, die eigentlich erst für Jugendliche ab 16 oder sogar ab 18 Jahren freigegeben sind. Viele Let’s Playerinnen und Let’s Player zeigen in ihren Videos auch die von ihnen selbst als besonders spannend empfundenen Momente, die mitunter sehr gewaltvoll, grausam oder sexistisch sein können.

Professionelle Let’sPlayerinnen und Let’s Player investieren sehr viel Zeit in die Games. Sie arbeiten manchmal mit den Spieleherstellern direkt zusammen und es kann zu gezieltem Product-Placement kommen – auch wenn nicht gesondert auf eine gesponserte Verbindung hingedeutet wird. Durch Abonnements auf Twitch oder Spendenaufrufe auf YouTube werden Zuschauende dazu gebracht, Geld für Ihre Lieblingsstars auszugeben. So kommentieren manche Streamerinnen und Streamer live, wenn eine Person etwas gespendet hat.

Der erste und sicherste Tipp ist hier, dass Sie sich die Let’sPlays zusammen mit Ihrem Kind anschauen. Sprechen Sie darüber, was Ihren Sohn oder Ihre Tochter daran fasziniert, aber auch was es bei Let‘s Plays zu beachten gibt und was problematisch sein kann. Machen Sie Ihr Kind auf Kommunikationsrisiken im Netz aufmerksam, klären Sie es über die Geschäftsmodelle von Influencerinnen und Influencern auf und informieren Sie sich über die Alterseinstufungen der Lieblingsspiele Ihres Kindes. Let’s Plays können Jugendliche animieren, selbst zum YouTuber oder zur YouTuberin zu werden und das eigene Hobby Gaming in Let’s Plays-Videos zu zeigen. Was Sie tun können, wenn Ihr Kind professionell auf YouTube agieren möchte, erklären wir in diesem Artikel.

Nichtsdestotrotz…

Let’sPlays sind sehr beliebt und das hat auch seinen Grund! Es kann unglaublich viel Spaß machen, seinen Idolen zuzuschauen, wie sie ein neues Spiel anspielen und Aufgaben humorvoll meistern – oder eben auch nicht! Denn die Spielerinnen und Spieler sind eben auch nur junge Menschen, eventuell sogar im gleichen Alter wie die Zuschauenden selbst und das macht es eben gerade so faszinierend.

Musik-Livestreams auf YouTube

Auf der Bühne oder von der Konserve, auf Vinyl gepresst oder digital abrufbar – Musik begleitet uns unser ganzes Leben lang in unterschiedlichsten Formen. Aktuell im Trend: Musik als Livestream, bei YouTube oder auf anderen Plattformen. Für junge Menschen ist das eine beliebte Möglichkeit, ihre Lieblingsmusik zu hören und gleichzeitig mit anderen in Kontakt zu bleiben.

Was ist das Besondere am Livestream?

Auf den ersten Blick sieht es ein bisschen aus wie eine Rückkehr zum linearen Fernsehen: Musik wird live gesendet – und die Nutzenden haben die Möglichkeit, sich einzuklicken und mitzuhören, wenn sie möchten. Sie wählen die Lieder nicht selbst einzeln aus, sondern rufen eine Playlist ab, die jemand für sie zusammengestellt hat.

Tatsächlich gibt es auch viele Ähnlichkeiten – aber auch Unterschiede zu VIVA, MTV und Co. oder 1990er Jahre:

  • Livestreams können auf vielen Plattformen angeboten werden, etwa bei Twitch und Instagram, Facebook oder YouTube. Während Livestreams in den Sozialen Netzwerken aber eher für Gespräche, etwa Interviews, genutzt werden, finden sich auf YouTube neben Nachrichten, Gaming- oder Interview-Angeboten auch viele Musik-Streams.
  • Anbieten kann einen Livestream grundsätzlich jeder Nutzer und jede Nutzerin. Bei YouTube wird eine Mindestanzahl an Followern vorausgesetzt und die Funktion muss erst freigeschaltet werden – der erste Livestream will also vorbereitet sein.
  • Dann kann es losgehen. Die Anbieterinnen und Anbieter des Livestreams nutzen ihre Webcam, externe Aufnahmegeräte oder vorbereitete Dateien auf ihrer Festplatte, die sie per Livestream senden. Die Nutzenden können zuhören, sich zeitgleich im Chat austauschen oder kommentieren.
  • Eine Zeitbegrenzung gibt es für die Streams nicht. Nach der Live-Ausstrahlung bleiben allerdings nur Streams unter 12 Stunden weiterhin auf der Plattform abrufbar.

Bei den Nutzenden sind Livestreams tatsächlich sehr beliebt: 30 Prozent der YouTube-Nutzerinnen und -Nutzern einer weltweiten Studie von Datareport gab 2022 an, mindestens einen Livestream pro Woche zu sehen.

Musik und Gemeinschaft: Zwei Fliegen mit einer Klappe für Kinder und Jugendliche

Für Kinder und Jugendliche bedient der Livestream gleich zwei wichtige Bedürfnisse. Zum einen können sie sich hier mit ihrer Lieblingsmusik versorgen und inspirieren lassen. Je nach Geschmack und Situation finden sie immer das passende Angebot – etwa die Hits des Jahres für die Silvesterparty oder LoFi-Kanäle. (LoFi steht für „Low Fidelity“ und bezeichnet Musik, die mit einfachen technischen Geräten aufgenommen wurde und eine beliebte akustische Begleitung beim Lernen sind). Gleichzeitig bietet der Live-Chat ihnen die Möglichkeit, sich parallel mit dem Freundeskreis, mit anderen Zuhörenden oder den Urheberinnen und Urhebern des Streams auszutauschen. So finden sie Verbindung und Gemeinschaft – und Menschen mit ähnlichem Musikgeschmack.

Kinder und Jugendliche mit eigenem Profil können auch selbst Livestreams anbieten. So werden sie selbst kreativ, teilen sich mit und verleihen sich Ausdruck.

Alles super? Wenn man sich an die Regeln hält!

Im Großen und Ganzen scheinen Livestreams also ein gutes Angebot für Musikliebhaberinnen und Musikliebhaber aller Art zu sein. Grundsätzlich dürfen Minderjährige YouTube nur mit der Erlaubnis ihrer Eltern nutzen. Die Nutzung von YouTube ist in Deutschland ab einem Mindestalter von 16 Jahren gestattet. Ab 13 Jahren können Eltern ihren Kindern die Nutzung über den Family Link freigeben.

Einige Dinge gibt es in Sachen Musik-Livestreams zu beachten – und die sollten Eltern unbedingt ansprechen, bevor sie ihre Kinder in die Weiten von YouTube entlassen:

  • Zum einen kosten Streams – natürlich – jede Menge Datenvolumen. Wer zu Hause ein stabiles WLAN hat, muss sich darüber wenig Gedanken machen. Bei Handyverträgen mit begrenzten Möglichkeiten ist es wichtig, Kindern und Jugendlichen deutlich zu machen, dass ein Dauerstream über den Monat hinweg eher nicht möglich ist.
  • Zum zweiten bietet der Chat zwar Möglichkeiten zu interessanten Kontakten, sollte aber auch mit Vorsicht genossen werden. Wie in anderen Chats, Foren oder Netzwerken weiß man auch hier nie, mit wem man es zu tun hat. Eltern sollten ihre Kinder deshalb unbedingt auch für die Risiken der Kommunikation im Netz sensibilisieren. Ausführliche Informationen dazu finden sich in diesen Elternguide-Artikeln: Kommunikation von Jugendlichen im Netz, Kommunikationsrisiken im Netz und Cybergrooming.
  • Für Musik gibt es keine Alterskennzeichnungen. In manchen Musikgenres wie dem Gangster-Rap geht es verbal heftig zu. In einigen Songs kommen zum Beispiel frauenfeindliche Inhalte, die Verherrlichung von Kriminalität, Gewalt oder Drogen vor. Bleiben Sie mit Ihrem Kind über seine Lieblingsmusik im Gespräch und zeigen Sie bei unangemessenen Inhalten Grenzen auf.
  • Schließlich gilt für Jugendliche, die selbst aktiv werden wollen: Es gelten hier dieselben Regeln wie bei der sonstigen Nutzung von Social Media. Urheber- und Persönlichkeitsrechte müssen auch im Livestream gewahrt werden. Es dürfen nur Musikstücke oder Bilder verwendet werden, an denen man alle Rechte hat. Zum Beispiel selbstgemachte Musik etwa oder Musik unter einer CC-Lizenz.

YouTube Kids

YouTube Kids ist die kindgerechte kleine Schwester von YouTube. Die Plattform bietet eine große Sammlung altersgerechter Videos für Kinder. Sie wurde speziell für Familien entwickelt.

Kurz gefasst:

  • kostenlose App für Android und iOS
  • geschlossene YouTube-App und Website mit speziellen Kinderinhalten für das Vorschul- und Grundschulalter
  • Sicherheits- und Kontrollfunktionen durch die Eltern
  • erfordert Anmeldung mit einem Google-Konto
  • Werbung im Angebot

Was ist YouTube Kids?

YouTube Kids ist ein spezielles Angebot für Kinder. Dabei handelt es sich um eine Plattform, die durch einen speziellen Algorithmus kindgerechte Inhalte herausfiltert und in die App oder Webseite einspielt. Zu Beginn der Nutzung können Eltern zwischen drei Altersstufen wählen: Vorschulalter (bis vier Jahre), jünger (von 5-8 Jahre) und älter (von 9-12 Jahre).

Die Inhalte sind in vier Kategorien unterteilt: Serien, Musik, Lernen und Erkunden. Es finden sich weitere spannende Inhalte rund um Themen wie Musik, Gaming, Wissenschaft oder Basteln. Auch die beliebten Heldinnen und Helden der Kleinen sind auf YouTube Kids vorhanden: Der kleine Drache Kokosnuss, Bibi und Tina, das Sandmännchen usw.

YouTube Kids ist so gestaltet, dass Kinder die Plattform einfach bedienen können. Mit großen Abbildungen und einer Sprachsuche können auch Kinder, die noch nicht lesen können, die Webseite nutzen. Die Inhalte von YouTube Kids lassen sich über Systeme wie Chromecast, Apple TV und Spielekonsole auch auf einen Smart-TV streamen. Das Hochladen eigener Videos wie beim „richtigen“ YouTube ist nicht möglich.

Was begeistert Kinder an dem Angebot?

Kinder mögen – wie Erwachsene auch – Unterhaltungsangebote. Sie können in der App ihre Lieblingsfiguren und -geschichten quasi zu jeder Zeit abrufen. Somit ermöglicht YouTube Kids eine gewisse Form der Eigenständigkeit – sofern Eltern es erlauben. So können Inhalte z. B. eigenständig gesucht und angesehen werden.

Auch ist es möglich Videos und Kanäle vom YouTube-Account der Eltern auf dem ihres Kindes zu teilen. Das sind Videos, die normalerweise nicht auf YouTube Kids zu finden sind.

Was ist problematisch an YouTube Kids?

Das Angebot basiert auf einem Algorithmus. Das heißt, dass Inhalte nicht durch Menschen ausgewählt und nicht alle auf ihre Qualität überprüft werden, sondern dass es sich um einen technischen Auswahlprozess handelt. Dabei können Fehler auftreten. Seit Start des Angebots sind z. B. zahlreiche Angebote aufgetaucht, die anfangs kindgerecht erschienen, sich aber später als ungeeignet herausstellten.

Zusätzlich spielt der Algorithmus Videos mit großer Reichweite und großen Abrufzahlen zuerst aus. So sind z. B. neben den bekannten und beliebten Trickfilmfiguren besonders auch Kinder-Influencer oder Familien-YouTube-Kanäle beliebt, die oftmals auch Produktplatzierungen o. Ä. enthalten. Nicht zuletzt enthält das kostenlose Angebot offensichtlich Werbung, die der Zielgruppe angepasst ist. Nur mit einem Abonnement von YouTube Premium ist auch der YouTube-Kids-Kanal ohne Werbung anzusehen. Positiv ist jedoch, dass sich aus dem Angebot heraus keine anderen Websites öffnen lassen.

Was sagt der Anbieter?

Es kann zu Fehlern bei der Auswahl der Videos kommen. Kein System ist perfekt. Daher wird der Algorithmus stetig verbessert und es finden manuelle Überprüfungen statt. Eltern werden explizit dazu aufgefordert, Videos zu melden, wenn diese problematisch erscheinen. Um als Eltern eine noch bessere Kontrolle zu erhalten, können alle Such- und Vorschlagsfunktionen ausgeschaltet werden, so dass nur die Angebote auf der Startoberfläche zugänglich sind. Weitere Tipps für Eltern zu den Jugendschutzeinstellungen gibt YouTube Kids auf seiner Webseite.

Der Anbieter Google weist explizit darauf hin, dass YouTube Kids die elterliche Kontrolle und Begleitung ihrer Kinder nicht ersetzt. Eltern sollten gemeinsam Videos auswählen und in der Nähe bleiben.

Was sollten Eltern beachten?

Sie sollten möglichst gemeinsam mit Ihrem Kind Videos anschauen, so dass Sie erkennen können, mit welchen Inhalten es gut zurechtkommt und welche nicht für Ihr Kind geeignet sind.

Da Funktionen wie das Hochladen, Teilen oder Bewerten von Videos nicht zur Verfügung stehen, ist YouTube Kids sicherer als seine große Schwester YouTube. Eltern haben die Möglichkeit, ihr eigenes Passwort zu erstellen, um in der App auf die Einstellungen zugreifen zu können.

Für mehr Kontrolle wurden spezielle Einstellungen eingefügt, die per Passwort geschützt sind:

  • Sucheinstellungen: Ist die Suchfunktion aktiviert, kann auf Millionen von Videos für die ganze Familie zugegriffen werden. Ist sie deaktiviert, wird die Nutzung der App eingeschränkt. Dann sehen Kinder nur Videos auf der Startseite der App. Sie werden entsprechend der bisher gesehenen Videos und der Alterseinstellung vom System ausgewählt. Der Verlauf kann jeweils gelöscht werden.
  • Mit dem eingebauten Timer kann die Dauer, die Ihr Kind vor dem Bildschirm verbringt, beschränkt werden. Wenn die eingestellte Zeit vorbei ist, weist die App Kinder darauf hin und sperrt sich von selbst.

Probieren Sie die App erst einmal ohne Ihr Kind aus und entscheiden Sie dann, ob sie für Sie und Ihre Familie geeignet ist!

Bei Medien kindersicher gibt es eine ausführliche Anleitung zur Einrichtung von YouTube Kids.

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