Elternguide Logo

Deep Fakes – täuschend echte Fälschungen

Das Internet ist voll mit Fotos und Videos. Wenn es Bilder zu einem Text gibt, hält man das oft für einen Beweis, dass es sich um eine wahre Meldung handelt. Leider können aber auch Fotos und Videos täuschen oder sogar gefälscht sein. Mit Deep Fakes sind genau solche Fälschungen gemeint. Sie führen dazu, dass sich Desinformation noch besser verbreiten lässt, weil sie sehr überzeugend wirken.

Wie funktionieren Deep Fakes?

Durch künstliche Intelligenz, also sehr schlaue Computerprogramme, können Ton- oder Videoaufnahmen verfälscht oder komplett neu erstellt werden. Entwickler von Deep Fakes können einer Person zum Beispiel jede beliebige Aussage in den Mund legen oder sie Dinge tun lassen, die sie in echt nicht getan hat. Die Software analysiert dafür Aufnahmen von einer Person und „lernt“ deren Mimik und Gestik. Danach können beliebige Sätze eingesprochen und die Aufnahme so manipuliert werden, dass es aussieht, als hätte die Person es selbst gesagt. 

Mittlerweile kann diese Software kostenlos aus dem Netz heruntergeladen werden. Es gibt sogar relativ einfach zu bedienende Apps, sodass fast jeder Deep Fakes erstellen und verbreiten kann.

Was ist so gefährlich an Deep Fakes?

Fake-Videos sind gefährlich, weil sie so überzeugend wirken. Informationen in Textform werden von Menschen kritischer betrachtet, als Informationen, die mit Fotos oder Videos scheinbar bewiesen werden. Dass sich Fotos fälschen lassen, wissen viele, aber von Videos ist das noch nicht so bekannt. Gerade bei Kindern und jüngeren Jugendlichen ist die Gefahr groß, dass sie auf diese Täuschung hereinfallen, weil ihre Medienkompetenz noch nicht sehr ausgeprägt ist.

Viele Deep Fakes werden zum Spaß erstellt, etwa um bekannte Filmszenen zu verändern und das Publikum zu unterhalten. Es kommt aber auch immer häufiger vor, dass die Fälschungen mit böser Absicht produziert werden: Fake-News, die zur Beeinflussung politischer Meinungen verbreitet werden, werden dadurch glaubwürdiger und auch gefährlicher. Gefälschte Video- und Tonaufnahmen können auch benutzt werden, um Betrug zu begehen, indem mit falscher Identität Geldüberweisungen veranlasst werden. Das Ziel eines Deep Fakes ist meistens, einer einzelnen Person zu schaden. Neben Politikern und Prominenten werden so auch immer wieder Privatpersonen zum Opfer.

Welche Bedeutung haben Deep Fakes für Jugendliche?

Wenn Jugendliche auf Deep Fakes reinfallen, weil sie sie nicht als Fälschung erkennen, ist das in den meisten Fällen harmlos. Wird der Trick im Nachhinein aufgeklärt, wie z. B. in einem Video eines berühmten deutschen YouTubers, kann das sogar eine lehrreiche Erfahrung sein.

Problematisch wird es, wenn sich Jugendliche durch Deep Fakes dazu manipulieren lassen, bestimmte Informationen preiszugeben oder sich in unpassende oder gefährliche Situationen zu begeben.

Es kann auch vorkommen, dass Jugendliche selbst ins Visier geraten und ein Deep Fake erstellt wird, der sie bloßstellt. Das kann für die Betroffenen eine sehr peinliche und traumatische Erfahrung sein.

Neue technische Möglichkeiten sind für Jugendliche auch immer anziehend. Es kann sein, dass Ihr Kind selbst versucht, Deep Fakes zu erstellen. Bisher gibt es keine konkreten Vorschriften zu Deep Fakes, trotzdem können sie juristisch problematisch sein. Es besteht z. B. die Gefahr einer Urheberrechtsverletzung durch die Verwendung geschützter Videoaufnahmen. Videos können auch gegen das Persönlichkeitsrecht verstoßen, wenn sie beleidigend oder verleumderisch sind. 

Was bedeutet das für die Eltern?

Deep Fakes sind ein relativ neues Phänomen, das sich schnell weiterentwickelt. Auch wenn es nicht immer leicht ist, die technischen Details zu verstehen, ist es wichtig, dass Sie mit Ihrem Kind über diese Themen reden. Hier ein paar Tipps, welche Punkte Sie dabei ansprechen können:

  • Vertrauen: Falls Ihr Kind selbst Opfer eines Deep Fakes wird, ist es wichtig, dass Sie das erfahren. Wenn Sie im Gespräch über seinen Medienumgang sind, können Sie Ihr Kind gegebenenfalls unterstützen.
  •  Respekt vor anderen: Möchte Ihr Kind sich selbst eine Deep Fake-App herunterladen, besprechen Sie gemeinsam, wo die Grenzen liegen, damit Ihr Kind keiner anderen Person Schaden zufügt oder sich strafbar macht.
  • Kritischer Umgang mit Videos: Zeigen Sie Ihrem Kind, wie es überprüfen kann, ob es sich bei einem Video um einen Deep Fake handelt. Hilfestellung dabei bieten z.B.

“logo!” Die Kindernachrichten des ZDF erklären, wie man Deep Fakes erkennen kann. 

“Reporter” ein YouTube-Kanal der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten, schaut sich genauer an, wie Deep Fakes erstellt werden.

“Deutschlandfunk Nova” das junge Informationsprogramm von Deutschlandfunk erklärt jugendgerecht, wie man manipulierte Videos erkennt.

Dark Social – die dunkle Seite des Internets?

Ein besonderer Vorteil des Internets ist die schnelle und einfache Kommunikation. Meistens nutzen wir dafür Soziale Netzwerke und Messenger-Dienste. Allerdings wissen normalerweise nur diejenigen, die miteinander schreiben und chatten, worum es geht. Nach außen bleiben die Inhalte verborgen. Das ist auch gut so, denn schließlich möchte man manche Dinge nur mit dem besten Freund oder mit Mama besprechen.

Was bedeutet Dark Social?

Allerdings nutzen auch Menschen diese Kommunikationswege, die andere Absichten haben, als persönliche Dinge für sich zu behalten. Sie wollen Falschmeldungen streuen und Meinungen manipulieren. Was wir als Fake News von Nachrichtenportalen oder aus sozialen Netzwerken kennen, findet vermehrt auch in versteckten also dunklen Netzwerken statt. Man spricht dabei von Dark Social, weil man keinen Einblick in die Kommunikation hat. Niemand kann kontrollieren, ob das Internet in dieser Weise missbraucht wird. Radikale oder Menschen mit extremen politischen Ansichten nutzen Chatgruppen, um Personen anzusprechen und Vertrauen aufzubauen. Sie schleichen sich über andere in solche Chats ein, verbreiten Nachrichten, die andere unbedacht weiterleiten.

Risiken von Dark Social

Nicht nur für Kinder und Jugendliche stellt das eine Gefahr dar, denn es fühlt sich an, als würde man mit Freunden oder der Familie über das Smartphone quatschen. Nachrichten, die man in einer eigentlich privaten Chatgruppe bekommt, wirken glaubwürdig, weil man die Person kennt, die sie geteilt hat. Man geht ganz unbedacht davon aus, dass die Meldung tatsächlich stimmt und hinterfragt sie nicht. So können sich Falschmeldungen schnell verbreiten und Meinungen manipuliert werden.

Darauf sollten Sie und Ihre Kinder achten

Egal woher man Informationen bekommt, sollte man sie kritisch hinterfragen und nicht alles glauben. Das ist sicherlich leicht gesagt. Ein Tipp: Gerade Meldungen, die Sie emotional besonders mitreißen oder aufregen, sollten Sie mit Vorsicht genießen und besser prüfen. Finden sich an anderer Stelle auch Hinweise darauf? Recherchieren Sie die Meldung im Internet und schauen Sie sich verschiedene Quellen an. Überlegen Sie, woher die Information kommt und wer sie verbreitet hat. Selbst wenn ein Freund, enger Vertrauter oder Verwandter schreibt, lohnt es sich in vielen Fällen, einfach mal nachzufragen. Besonders kritisch sollten Sie und Ihr Kind sein, wenn flüchtige Bekannte oder Kontakte Informationen verbreiten. Auch in Messenger-Gruppen sollte man sensibel für Fake News, Hate Speech und Beleidigungen einzelner Gruppen sein.

Wenn Ihr Kind erkennt, dass Sie als Eltern kritisch mit Informationen umgehen, fördern Sie ein solches Verhalten auch bei Ihrem Kind. Erklären Sie ihm, warum manche Menschen Informationen manipulieren und wie man mit Informationen umgehen sollte.

Gerade Jugendliche suchen permanent nach Vorbildern und möchten sich zugehörig fühlen. Sie bauen sich eigene Werte und Ideale auf, die durch Dritte negativ beeinflusst werden können.

Projektpartner
Unterstützer