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18.02.2025

Cybermobbing

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3 Minuten Lesezeit
6-17 Jahre
Kommunikation
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Streit gehört zur kindlichen Entwicklung dazu. Kinder und Jugendliche lernen dabei, mit Konflikten umzugehen und Lösungen zu finden. Digitale Medien können jedoch dazu führen, dass Auseinandersetzungen sich verschlimmern. Cybermobbing betrifft immer mehr Kinder und Jugendliche. Umso wichtiger ist es, Ihr Kind für einen respektvollen Umgang im Netz zu sensibilisieren und es beim Umgang mit Online-Konflikten zu begleiten. In diesem Artikel erklären wir, was Sie als Eltern tun können.

Was ist Cybermobbing?

Cybermobbing bedeutet, dass Menschen über das Internet beleidigt, bloßgestellt oder bedroht werden, zum Beispiel über Apps wie TikTok, Snapchat, WhatsApp oder Instagram.

Dabei gibt es verschiedene Rollen: die Betroffenen, die aktiven Mobber*innen, aber auch die stillen Zuschauer*innen und Assistent*innen, die mitmachen. Viele Kinder und Jugendliche bewegen sich in mehreren dieser Rollen, manchmal ohne sich dessen bewusst zu sein. Cybermobbing kann viele Formen annehmen:

  • Beleidigungen oder Drohungen in Nachrichten oder Kommentaren
  • Ausgrenzung aus Gruppen oder Chats
  • Verbreitung von Gerüchten oder privaten Informationen
  • Peinliche Fotos oder Videos, die ohne Zustimmung geteilt werden
  • Identitätsdiebstahl und gefälschte Profile
  • Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI), um Fake-Bilder oder Videos, sogenannte Deepfakes, zu erstellen

Da digitale Inhalte gespeichert und weiterverbreitet werden können, kann ein einzelner Beitrag langfristige Auswirkungen haben. Angreifende können sich dabei oft hinter ihrer Anonymität verstecken.

Warum kommt es zu Cybermobbing?

Es gibt viele Gründe, warum Kinder und Jugendliche andere mobben:

  • Langeweile oder der Wunsch, sich zu profilieren
  • Gruppenzwang und das Bedürfnis, dazuzugehören
  • Rache oder das Gefühl, sich wehren zu müssen
  • Fehlendes Bewusstsein für die Konsequenzen
  • Das Gefühl, online mutiger zu sein als im echten Leben

Neue Technologien wie Deepfake-Software haben Cybermobbing noch verschärft. Jugendliche nutzen diese manchmal aus Neugier oder um andere gezielt bloßzustellen.

Die Folgen von Cybermobbing

Mobbing gibt es nicht erst seit der Erfindung des Internets. Doch während früher ein Kind nach der Schule nach Hause kommen und abschalten konnte, sind Kinder und Jugendliche heute ständig miteinander vernetzt. Konflikte aus der Schule setzen sich im Klassenchat oder auf Social-Media-Plattformen fort. Deshalb kann Cybermobbing schwerwiegende Folgen haben. Kinder, die online gemobbt werden, fühlen sich oft hilflos und alleingelassen. Langfristig kann es zu Angstzuständen, Schlafstörungen, depressiven Verstimmungen oder sogar Suizidgedanken führen. Statistiken zeigen, dass fast die Hälfte der Jugendlichen bereits Erfahrungen mit Cybermobbing gemacht hat. Laut der JIM-Studie 2024 haben 11 Prozent der Jugendlichen im letzten Monat direkt Cybermobbing erlebt.

Was können Eltern tun?

Wenn Kinder und Jugendliche miteinander kommunizieren, kommt es immer auch mal zu Beleidigungen. Das muss nicht gleich Mobbing sein, sondern ist oft nur ein Spaß. Sie testen damit aus, wie weit sie gehen können. Allerdings ist diese Grenze bei jedem Kind woanders.

Eltern können viel dazu beitragen, dass ihr Kind respektvoll kommuniziert und sicherer im Netz unterwegs ist:

  • Offene Gespräche führen: Fragen Sie regelmäßig nach, was Ihr Kind im Internet macht, mit wem es in Kontakt ist und welche Erfahrungen es dort macht.
  • Empathie fördern: Erklären Sie Ihrem Kind, dass Beleidigungen auch im Internet verletzend sind und es Grenzen gibt.
  • Sicherheitsfunktionen nutzen: Nutzen Sie die Jugendschutzeinstellungen in Geräten und Apps und erklären Sie Ihrem Kind, wie es Personen blockieren oder melden kann.
  • Grenzen setzen: Gerade jüngere Kinder sollten nur mit einem begrenzten Kreis an Personen online kommunizieren dürfen. Richten Sie gemeinsam mit Ihrem Kind das Smartphone sicherer ein und passen Sie die Einstellungen an den Entwicklungsstand Ihres Kindes an.
  • Verhaltensveränderungen ernst nehmen: Wenn sich Ihr Kind zurückzieht, traurig oder angespannt wirkt, kann das ein Hinweis auf Cybermobbing sein.

Eine gute Vorbeugung beginnt früh. Eltern sollten mit ihren Kindern über den kompetenten Umgang mit dem Internet sprechen, bevor sie auf Social Media aktiv werden. Für Grundschulkinder gibt es Programme wie das Lernangebot Genial digital des Deutschen Kinderhilfswerks, die spielerisch Medienkompetenz vermitteln. Die Cybermobbing-Erste-Hilfe-App von klicksafe hilft Jugendlichen beim Umgang mit Konflikten im Netz.

Zudem können Schulen helfen, indem sie klare Regeln gegen (Online-)Mobbing festlegen und Aufklärungsarbeit leisten. Eltern können zum Beispiel anregen, dass Lehrkräfte digitale Lernmodule oder Videos aus der Wake Up Initiative unter anderem mit der FSM in den Unterricht integrieren.

Was tun, wenn mein Kind betroffen ist?

Falls Ihr Kind von Cybermobbing betroffen ist, sollten Sie ruhig bleiben und ihm klarmachen, dass es nicht schuld daran ist. Dann können Sie gemeinsam folgende Schritte unternehmen:

  1. Beweise sichern: Machen Sie Screenshots der beleidigenden Inhalte (außer bei illegalen Inhalten wie harter Pornografie).
  2. Mobbing auf der Plattform melden: Social-Media-Apps haben Meldefunktionen, um beleidigende Inhalte zu entfernen. Auch Beschwerdestellen können kontaktiert werden.
  3. Gespräch mit der Schule suchen: Wenn das Mobbing von Mitschüler*innen ausgeht, kann die Schule helfen.
  4. Externe Hilfe in Anspruch nehmen: Viele Beratungsplattformen wie die Nummer gegen Kummer oder Juuuport bieten anonyme Beratung für Kinder, Jugendliche und Eltern an.
  5. Im Ernstfall rechtliche Schritte einleiten: Bedrohungen, Verleumdung oder Identitätsdiebstahl können strafbar sein. Falls erforderlich, kann eine Anzeige bei der Polizei gestellt werden. Hilfe finden Sie online zum Beispiel bei den Online-Wachen der Polizei und Hate Aid.

Cybermobbing ist eine ernsthafte Herausforderung für Kinder und Jugendliche. Doch Eltern können viel tun, um ihre Kinder zu stärken, sie aufzuklären und ihnen bei Problemen zur Seite zu stehen. Nutzen Sie die Unterstützungsangebote, bleiben Sie mit Ihrem Kind im Gespräch und setzen Sie sich für eine sichere und respektvolle Online-Welt ein.

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