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02.05.2025

Hetze im Netz: erkennen, verstehen und handeln

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3 Minuten Lesezeit
11-17 Jahre
Kommunikation
Sicherheit
Social Media
Artikel
Photothek

Social Media und Messenger-Apps wie Instagram, TikTok, WhatsApp oder Snapchat sind bei Jugendlichen besonders beliebt. Hier posten sie Beiträge, vernetzen sich und tauschen sich über Themen aus, die sie bewegen. Natürlich sind nicht immer alle bei allen Themen einer Meinung. Genauso wie im echten Leben kommt es auch im Internet zu Konflikten, Diskussionen oder Missverständnissen unter Jugendlichen. Meistens ist das harmlos, und für Sie als Eltern besteht kein Grund zur Sorge. Doch das Internet bringt auch neue Herausforderungen: Manche Diskussionen können entgleiten und in bewusste Anfeindungen oder Hetze umschlagen.

Was ist Hate Speech?

Das Internet kann dazu beitragen, dass Hemmschwellen für Beleidigungen, Hass und Diskriminierungen sinken. Viele Menschen schreiben online schneller abwertende oder verletzende Dinge, die sie persönlich niemals aussprechen würden. Geschützt durch Anonymität und Distanz vergessen sie oft, dass auf der anderen Seite echte Menschen sitzen.

Hate Speech, also Hassrede, kann viele Formen annehmen. Oft richtet sie sich gegen ganze Gruppen – etwa Menschen mit anderer Hautfarbe, Religion, sexueller Orientierung oder Herkunft.
Typische Merkmale von Hate Speech sind: abwertende Sprache oder Beleidigungen, Aufruf zu Ausgrenzung oder Gewalt oder die Verbreitung menschenfeindlicher Ideologien.

Während beim Cybermobbing meist eine bestimmte Person gezielt angegriffen wird, sind von Hate Speech häufig ganze Bevölkerungsgruppen betroffen.

Wichtig zu wissen: Hasskommentare können nicht nur verletzend, sondern auch strafbar sein. Auf no-hate-speech.de wird verständlich erklärt, welche Formen von Hate Speech gegen das Gesetz verstoßen können.

Versteckte Hassbotschaften: Rechte Codes und Dog Whistling

Nicht jede Hassbotschaft im Netz ist sofort erkennbar. Häufig verwenden extremistische Gruppen sogenannte geheime Zeichen und Begriffe, die für Außenstehende harmlos wirken, in bestimmten Kreisen aber klare Botschaften senden.

Dog Whistling bedeutet sinngemäß: eine Botschaft senden, die nur Eingeweihte verstehen – so wie eine Hundepfeife nur für Hunde hörbar ist. Im Internet wird Dog Whistling genutzt, um radikale oder extremistische Inhalte zu verbreiten, ohne offen gegen Plattformregeln oder Gesetze zu verstoßen. Das macht es schwerer, Hass und Hetze sofort zu erkennen.

Achten Sie auf ungewöhnliche Begriffe, Emojis oder Hashtags auftauchen. Typische Beispiele sind:

  • Frosch-Emoji 🐸 („Pepe“): Die Comicfigur „Pepe the Frog“ war ursprünglich ein harmloses Internet-Meme. Inzwischen nutzen rechtsextreme Gruppen das Symbol gezielt als Zeichen für ihre Ideologie – oft im Zusammenhang mit rassistischen oder antisemitischen Aussagen.
  • Ananas-Emoji 🍍: In bestimmten verschwörungsideologischen und rechtsextremen Kreisen wird die Ananas als versteckter Hinweis auf ein rechtes Weltbild verwendet – etwa als Symbol für angebliche geheime Eliten oder als Teil codierter Hassbotschaften.
  • Zahlen wie „14“ oder „88“: Die Zahl „14“ steht für die „14 Worte“ („We must secure the existence of our people and a future for white children“ | auf deutsch „Wir müssen die Existenz unseres Volkes und eine Zukunft für weiße Kinder sichern“), ist also ein rassistisches Motto. Die Zahl „88“ wird als Code für „Heil Hitler“ verwendet (H ist der 8. Buchstabe im Alphabet).
  • Begriffe wie „Redpilled“: Der Begriff stammt ursprünglich aus dem Film Matrix, wird heute aber auch von extremistischen Gruppen verwendet, um eine angebliche „Erweckung zur Wahrheit“ zu beschreiben, meist verbunden mit verschwörungsideologischen oder rassistischen Inhalten.

Mehr Beispiele finden Sie im Artikel „Geheime Codes von Rechtsextremen online“ (Campact) oder im YouTube-Video „Dog Whistling erklärt“ (Berliner Register).

Natürlich muss nicht hinter jedem ungewöhnlichen Symbol eine böse Absicht stehen. Trotzdem lohnt es sich, bei seltsamen Symbolen oder Begriffen gemeinsam mit Jugendlichen genau hinzuschauen und nachzufragen.

Was können Eltern tun?

Sprechen Sie über Hate Speech. Setzen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind über Diskriminierung im Netz und deren Folgen auseinander. Oft verschließen sich Jugendliche, wenn sie selbst betroffen sind und im Netz beleidigt oder angefeindet werden. Wenn es bei Ihnen zu Hause üblich ist, offen über alles zu sprechen, wird sich Ihr Kind im Fall der Fälle eher vertrauensvoll an Sie wenden. Themen für Gespräche könnten sein: Was ist respektvoller Umgang? Wie fühlt sich Hate Speech für Betroffene an? Wie kann man sich gegen Hass im Netz wehren?

Wichtig: Online sollten die gleichen Regeln gelten wie im echten Leben – Fairness, Offenheit und Wertschätzung.

Bieten Sie Unterstützung an. Signalisieren Sie Ihrem Kind, dass es nicht allein ist, wenn es Hass im Netz erlebt. Hören Sie zu und nehmen Sie Ihr Kind ernst.
Sichern Sie Beweise, indem Sie Screenshots von beleidigenden Kommentaren oder Nachrichten machen. Auf vielen Plattformen gibt es Funktionen, um Hassbotschaften zu melden – sei es direkt in der App oder über spezielle Anlaufstellen, die sich mit problematischen Inhalten im Netz befassen. Wenn nötig, können Beratungsstellen oder Online-Portale weiterhelfen.

Treten Sie aktiv gegen Hass auf. Hass im Netz sollte nicht einfach hingenommen werden. Jugendliche können lernen: Betroffene durch freundliche Kommentare zu unterstützen, Hassbotschaften zu melden und mit respektvoller Gegenrede Haltung zu zeigen (ohne sich selbst zu gefährden). Projekte wie #NichtEgal helfen Jugendlichen dabei, Zivilcourage im Netz zu zeigen und eine positive Diskussionskultur zu fördern.

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