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Schon in jungen Jahren kann es passieren, dass Ihr Kind unbeabsichtigt mit Formen von Gewalt über Medien in Berührung kommt. Das kann über einen Werbeclip sein, der gerade im Fernsehen läuft oder indem es auf dem herumliegenden Tablet herumwischt und sich ein Video bei Youtube öffnet. Viele Inhalte aus Filmen, Videos oder Spielen, die für ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene leicht zu verarbeiten sind, können junge Kinder verängstigen. Sie lernen erst mit der Zeit, das, was sie auf einem Bildschirm sehen, klar einzuordnen und als Medienerlebnis zu verstehen.
Nicht jede Gewaltdarstellung muss körperlich sein. Auch bedrohliche Stimmen und Aussagen, düsteres Licht oder dramatische Musik können junge Kinder ängstigen. Deshalb ist es in dieser Phase besonders wichtig, dass Sie Ihr Kind bei der Mediennutzung begleiten und beobachten. Suchen Sie währenddessen und danach das Gespräch, gehen Sie auf seine Fragen ein, bieten Sie Schutz und Erklärungen an. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind nur auf altersgemäße Medien zugreifen kann.
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Datenschutz bezieht sich auf den Schutz personenbezogener Daten (z. B. Name, Geburtsdatum oder Telefonnummer) und ist ein Grundrecht in der Europäischen Union. Jede Person hat das Recht zu entscheiden, was mit den eigenen Daten passiert. Alle Unternehmen, die solche Daten nutzen und verarbeiten, müssen für Datenschutz sorgen. Man sollte aber auch selbst darauf achten, denn wenn Informationen über sich einmal im Netz verbreitet wurden, können sie missbraucht werden.
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Grenzen auszutesten ist wichtig für die Entwicklung Ihres Kindes. Dazu gehört möglicherweise auch, sich Inhalten auszusetzen, die nicht altersgemäß sind. Besonders das Internet macht ihnen das leicht. Die Darstellung von Gewalt, Pornografie, auch Propaganda und rassistische Inhalte oder die Darstellung von selbstverletzendem Verhalten sollen Kindern aber eigentlich nicht zugemutet werden. Sie können auf Kinder und Jugendliche verängstigend wirken und die Entwicklung beeinträchtigen. Die Wirkung ist jedoch höchst unterschiedlich. Daher ist es unbedingt notwendig, sich diese Inhalte genau anzuschauen. Beobachten Sie wie Ihr Sohn oder Ihre Tochter auf verschiedene Medieninhalte reagiert und sprechen Sie mit Ihrem Kind über seine Medienerlebnisse. Schützen Sie es vor besonders kritischen Inhalten und Internetseiten. Dabei helfen Ihnen auch die Altersfreigaben der Jugendmedienschutzeinrichtungen, pädagogische Beurteilungen und kindgerechte Internetangebote. Mehr dazu erfahren Sie hier.
Das Internet ist voll mit hilfreichen und unterhaltenden Angeboten. Über Apps, die mit dem Internet verbunden sind, Videoplattformen und andere Online-Angebote gelangt man aber auch schnell auf Inhalte, die potentielle Gefahren bergen. Altersunangemessene Angebote können Ihrem Kind Angst machen. Einen umfassenden Schutz können auch die besten Maßnahmen des Kinder- und Jugendschutzes nicht bieten. Sie können Ihrem Kind dennoch einen möglichst sicheren Umgang ermöglichen.
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Seien Sie sich als Eltern bewusst, welchen Herausforderungen Ihr Kind im Umgang mit Medien begegnen kann. So können Sie im Ernstfall auf Ihr Kind eingehen und Hilfestellungen anbieten. Sie sollten dabei keine unnötige Angst bei Ihrem Kind schüren. Unterstützen Sie die Entwicklung einer gesunden Skepsis, ebenso wie die Lust an der Mediennutzung!
Achten Sie darauf, dass Ihr Kind auf altersgerechte Inhalte zugreifen kann. Dabei helfen auch Einstellungsmöglichkeiten am Gerät oder in Apps. Außerdem ist eine Begleitung bei der Mediennutzung gerade bei kleinen Kindern unverzichtbar.
Das Internet ermöglicht es quasi jedem, seine Meinung öffentlich kundzutun. Damit verbunden ist allerdings das Problem, dass im Netz auch Inhalte oder Verhalten präsentiert werden, die allgemein nicht als akzeptabel gelten. Besonders schwierig wird es, wenn Kinder und Jugendliche solche Inhalte annehmen, ohne groß darüber nachzudenken oder weil sie gut begründet erscheinen. Das betrifft zum Beispiel Angebote radikaler, extremistischer Vereinigungen. Diese präsentieren ihre Vorstellungen, Meinungen und Werte als einzig richtige. Jugendliche und vor allem Kinder können die Bedeutung und die Folgen solcher Inhalte aber nicht richtig einschätzen. Sie wissen dann nicht mehr, was richtig oder falsch ist und werden manipulierbar. Auch die Kommunikation von solchen Gruppen bietet kein gutes Vorbild für das Sozialverhalten von Kindern und Jugendlichen. Hassrede und das Runtermachen von Minderheiten sind Beispiele dafür.
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Ihr Kind sollte daher lernen, solche Angebote einzuschätzen und sich davon zu distanzieren. Hilfreich ist, wenn Sie von Anfang an mit Ihrem Kind über seine Mediennutzung sprechen, ihm ein angemessenes Kommunikationsverhalten vorleben und zeigen, wie man auch kritisch mit Medien umgeht. Es hilft nicht, soziale Netzwerke oder ähnliche Dienste technisch zu sperren. Denn das verhindert auch deren positive Aspekte, wie Unterhaltung und die kreative Nutzung. Verschiedene Studien haben sogar gezeigt, dass Kinder und Jugendliche, die mit Angeboten im Netz aktiv umgehen, besser auf Gefahren vorbereitet sind. Sie können Risiken besser einschätzen und entwickeln eigene Abwehrstrategien.
Die Bedeutung von Urheberrecht, Privatsphäre, Datenschutz und Jugendmedienschutz sind selbst für uns Erwachsene oft schwer verständlich. Daher sollten sie immer wieder zum Thema gemacht werden. Und auch für ganz konkrete Herausforderungen können Sie als Eltern zumindest sensibilisieren und einen kritischen Blick schärfen. Was sind die Folgen einer allzu offenen Selbstdarstellung und dem Versenden von freizügigen Bildern? Warum sollte man nichts illegal herunterladen? Wie lassen sich sensible Daten schützen? Welche Vorschriften gelten im Netz und warum?
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Auch die vielfältigen Möglichkeiten der Medien sollten Sie als Anlass zum Gespräch oder zum gemeinsamen Ausprobieren und Gestalten nutzen. Dabei werden Sie nicht immer einer Meinung sein. Aber darum geht es auch nicht. Es geht darum, Ihrem Kind die Kompetenz mit auf den Weg zu geben, eigenständig und verantwortungsbewusst handeln zu können, ob in, mit oder ohne Medien!
Überall dort, wo Kinder und Jugendliche miteinander kommunizieren, können sie mit Personen in Kontakt kommen, die negative Absichten haben. Dabei kann es sich um die Vermittlung problematischer Inhalte handeln oder sogar um Aufforderungen von Verhalten, das Kindern schadet. Solche Kontakt- und Kommunikationsrisiken sind vielseitig: Beschimpfungen, Bedrohungen und Beleidigungen sind keine Seltenheit. Im Falle eines sich wiederholenden Vorgangs kann dies zum Cybermobbing führen.
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Schließlich sind auch sexuell orientierte Kommunikation, sexuelle Belästigung oder die Anbahnung von sexuellem Kontakt und letztlich sexueller Missbrauch (Cybergrooming) nicht auszuschließen. Solche Risiken treten vor allem in Sozialen Netzwerken auf. Vor allem über Ansprachen in Einzelnachrichten aber auch über Posts auf einer Pinnwand, Kommentare oder Gruppennachrichten kann Kontakt aufgenommen werden. Besonders problematisch sind Einzelnachrichten, da diese nicht für andere einsehbar und somit intimer sind. Kinder und Jugendliche sollten die Gefahr solcher Kontakte frühzeitig erkennen und geeignete Gegenmaßnahmen ergreifen können. Hierzu gehören zum Beispiel das Blockieren oder Melden des Users oder das Verwenden sicherer Messenger. Versuchen Sie Ihrem Kind klar zu machen, dass es niemals zweifelhaften Aufforderungen folgen sollte. Die Preisgabe von privaten Bildern, Adressen oder Telefonnummern ist ebenfalls tabu. Kommt es trotzdem zu einem gefährdenden Kontakt, sollte Ihr Kind das Gefühl haben, sich Ihnen stets anvertrauen zu können. Mehr zum Thema erfahren Sie in unserem Beitrag „Klein und Groß sollten sicher sein im Netz„.
Problematisches Verhalten beginnt, wenn sich jemand selbst oder anderen schadet oder damit droht. Dies kann in Phasen des Umbruchs durchaus vorkommen, da sich Jugendliche in starken Wandlungsprozessen bei sich selbst und auch im Umfeld befinden, ist aber nicht die Regel.
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Manche verschließen sich, andere tun sich etwas an, wiederum andere neigen zu Aggressivität. Dies alles kann mit Medieninhalten und Mediennutzung zusammenhängen, hat aber so gut wie nie die Ursachen dort. Die Gründe sind in der psychischen Entwicklung und dem sozialen Umfeld des Kindes zu suchen. Allerdings gibt es dabei auch eine digitale Komponente: Jugendliche kommunizieren online, informieren sich im Netz und suchen Orientierung. Auch problematisches Verhalten wird im Internet gezeigt, diskutiert und dokumentiert. Es gibt spezielle Foren und Social-Media-Kanäle, die Gewalt, Selbstverletzungen, Essstörungen und düstere Gedanken thematisieren. Hier können Jugendliche in Kontakt mit anderen kommen, die ähnlich fühlen und denken wie sie und bekommen Aufmerksamkeit, die sie anderswo nicht erhalten. Besonders labile und unsichere Jugendliche können so animiert werden, es anderen gleichzutun, ohne dass sie Inhalte und Verhalten hinterfragen. Wenn Ihnen bei Ihrem Kind Veränderungen auffallen und Sie Sorge haben, dass es solche Seiten besucht, fragen Sie nach. Lassen Sie sich von Außenstehenden helfen, wenn Sie nicht mehr weiter wissen. Hilfe finden Sie offline, z. B. bei Sozialpädagoginnen oder Psychologen der Schule Ihres Kindes, und bei Online-Beratungsstellen wie die der bke.
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Allgemeine Aussagen zu Wirkungen und Folgen möglicher problematischer Inhalte zu treffen, ist schwierig. Das trifft auch auf pornografische Inhalte zu. Sie sollten zumindest junge Kinder von Pornografie fernhalten. Bei Jugendlichen ist die Lage etwas komplizierter. Hier ist es stark abhängig von der jeweiligen Veranlagung und vom konkreten Inhalt. Die pauschale Behauptung, Jugendliche bekämen durch pornografische Inhalte ein falsches Bild von Sexualität, ist nicht zutreffend. Sie können oft sehr wohl zwischen Darstellungen in den Medien und realistischer Sexualität unterscheiden. Harte Pornografie sollte jedoch keinesfalls zugänglich sein. Insbesondere solche pornografischen Inhalte, die Gewalt zeigen oder ein Maß an tolerierbarer Freiheit auf andere Weise überschreiten, können ungeahnte Folgen haben. Dazu zählen auch Darstellungen des sexuellen Missbrauchs von Kindern oder Jugendlichen. Weil solche Inhalte in der Regel strafbar sind, sollten sie an eine Beschwerdestelle gemeldet werden.
Gewaltdarstellungen sind in vielen Filmen, Serien, Spielen und Bildern präsent. Kinder und Jugendliche werden zwangsläufig früher oder später damit konfrontiert. Sie müssen mit der Zeit lernen, damit umzugehen und Strategien entwickeln, um die Darstellungen zu verarbeiten. Das ist auch eine Frage des Alters. Deshalb gibt es für Gewaltdarstellungen in den Medien Beschränkungen, die durch den Jugendmedienschutz geregelt sind. Filme oder auch Computerspiele erhalten ein sogenanntes Alterskennzeichen, um deutlich zu machen, dass die dargestellten Inhalte erst für Kinder ab einem bestimmten Alter geeignet sind.
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Gleichzeitig führt Gewalt in den Medien nicht automatisch dazu, dass Kinder und Jugendliche auffällig, aggressiv, verängstigt oder gewalttätig werden. Wir müssen genauer hinsehen: Ist die Gewaltdarstellung sinnvoll für die Geschichte oder geht es nur um die Freude am Blutvergießen? Findet sie in einem heiteren oder bedrohlich-düsteren Umfeld statt? Sind die Gewalthandlungen verharmlost dargestellt wie in manchen Comics oder Computerspielen wie z. B. bei Clash of Clans? Wird gewalttätiges Handeln im Medium bestraft oder belohnt? Außerdem muss nicht jede Gewalt körperlich sein. Auch psychische Gewalt kann sehr bedrohlich und verängstigend wirken. In Horrorfilmen wird mehr mit der Emotion Angst “gespielt”, als dass es übermäßig viele und bedrohliche Gewaltdarstellungen gibt.
Für Kinder und Jugendliche ist es wichtig, dass sie eine Distanz zu dem Wahrgenommenen herstellen können und verstehen, dass es sich nicht um die Realität handelt. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über Gesehenes und beobachten Sie, wie es mit bestimmten Medieninhalte zurechtkommt.
Wenn Sie feststellen, dass Ihr Kind zu Gewalt als Konfliktlösung neigt oder diese allgemein verherrlicht, können Sie sich Unterstützung bei einem Sozialarbeiter der Schule oder einer Familienhilfe-Einrichtung in Ihrer Umgebung suchen.