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26.11.2024

Hilfe, ich verstehe mein Kind nicht mehr! – Wenn Eltern und Kinder unterschiedliche Sprachen sprechen

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3 Minuten Lesezeit
11-17 Jahre
Kommunikation
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Welche Wörter haben Sie benutzt, als Sie jünger waren – und wie fanden das Ihre Eltern? Überlegen Sie mal! Denn es ist vollkommen normal, dass Sie Ihr Kind manchmal nicht verstehen, weil es Wörter benutzt, die Sie nicht kennen oder verstehen.

Abgrenzung von der Erwachsenenwelt

Unsere Sprache ist geprägt von der Welt der Erwachsenen. Jugendliche haben das starke Bedürfnis, eine eigene Identität auszubilden, selbstständig zu werden und sich von Erwachsenen abzugrenzen. Das kommt auch in der sogenannten Jugendsprache zum Ausdruck, mit der sie eine eigene Welt erschaffen. Mit eigener Sprache, oder zumindest eigenen Begriffen, schaffen sie etwas Eigenes und Jugendtypisches. Das verbindet und schafft Selbstvertrauen. Den “veralteten” Slang der Eltern zu verwenden, würde altmodisch und uncool klingen.

Jugendslang ist geprägt von der Sprache im Netz

In jeder neuen Generation, in bestimmten Jugendszenen und sogar an unterschiedlichen Orten verändert sich Jugendsprache und es gibt andere Wörter und Ausdrücke. Typisch ist, dass Jugendliche einfacher sprechen als Erwachsene. Dabei benutzen sie manchmal auch ungewöhnliche oder ungewohnte Begriffe. Die Sprache ist weniger “richtig”, weil Jugendliche spontaner sprechen. Dafür transportiert sie wesentlich mehr Gefühle und Stimmungen.

Auch die Kommunikation im Netz hat einen starken Einfluss darauf, wie Jugendliche sprechen oder schreiben. Im Messenger-Chat zum Beispiel werden Emojis und Sticker verwendet. Die Sprache wird deutlich verkürzt und ist oft fehlerhaft. Begriffe aus der Gaming– und Rap-Szene, von Influencer*innen und vor allem aus dem im Netz dominierenden Englisch werden übernommen. Viele Begriffe spiegeln sich in Hashtags wider, wie zum Beispiel #staywoke zur Sichtbarkeit von sozialer Ungleichheit. Welche Sprache Jugendliche gebrauchen, ist abhängig davon, wo sie sich im Internet bewegen und welcher Trend gerade angesagt ist. Damit zeigen sie, welcher Jugendkultur sie sich zugehörig fühlen und welchen medialen Vorbildern sie nacheifern.

Kennen Sie diese Begriffe?

Checken Sie doch mal Ihr Wissen rund um die Sprache Ihres Kindes aus. Folgende Wörter werden im Jahr 2024 besonders gern benutzt. Am Ende des Beitrags finden Sie die Auflösung.

  • Aura
  • Talahon
  • Akh
  • Schere
  •  Yurr
  • Hölle nein
  • Nein Pascal, ich denke nicht
  • Pyrotechnik

Umgang mit der Sprache Jugendlicher

Es gibt also keinen ernsthaften Grund, sich Sorgen zu machen, wenn Sie Ihr Kind manchmal nicht verstehen. Respektieren Sie den Wunsch nach Abgrenzung und haben Sie grundsätzlich Verständnis dafür, wenn Ihr Kind andere Wörter benutzt als Sie. Das bedeutet aber nicht, dass Sie sich alles von ihm sagen lassen müssen. Gerade wenn die Sprache unanständig, verletzend oder beleidigend ist. Sagen Sie das Ihrem Kind. Verdeutlichen Sie ihm, warum es auch mit anderen nicht so sprechen soll, und vereinbaren Sie, wenn nötig, Regeln zum Umgang miteinander. Auch in der Online-Kommunikation kann der Einsatz von Jugendsprache problematisch sein, etwa beim Trashtalk in Online-Spielen oder bei Cybermobbing. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über einen respektvollen Umgang im Internet. Die gleichen Regeln, die offline für ein faires und wertschätzendes Miteinander gelten, sollten auch online beachtet werden: Fairness, Offenheit und Respekt.

Sie sind und bleiben der Erwachsene, von dem sich Ihr Kind unterscheiden möchte. Versuchen Sie deshalb nicht, sich sprachlich anzunähern. Das wird Ihr Kind eher als Eindringen in seine Intimsphäre empfinden. Sprechen Sie so, wie Sie es immer tun. Trotzdem können Sie sich gelegentlich über die fantasievollen Wortschöpfungen Ihres Kindes freuen und nachfragen, wenn Sie etwas nicht verstehen!

Lösungen:

  • AURA wird vor allem scherzhaft genutzt und meint die Ausstrahlung oder den Status einer Person
  • TALAHON (aus dem Arabischen „Komm mal her!“ / „Komm her, wenn Du Dich traust!“) ist ein Begriff, mit dem männliche arabische Jugendliche mit Migrationshintergrund gemeint sind, die oft auch Bauchtasche, Goldkette, Sonnenbrille und gefälschte Markenklamotten tragen. Der Begriff ist stark umstritten, weil er auf Social Media genutzt wird, um arabisch und muslimisch gelesene Jugendliche und ihren Kleidungsstil abzuwerten.
  • AKH (arabisch für „Bruder“) wird als Anrede für Freund*innen oder Bekannte genutzt
  • YURR kommt aus dem US-amerikanischen Slang und meint „Ja“ (als Zustimmung) oder „What’s up?“ (engl. für „Was geht?“, zur Begrüßung)
  • HÖLLE NEIN (vom englischen „hell no“) drückt Widerspruch oder Ablehnung aus
  • NEIN PASCAL, ICH DENKE NICHT (bekannt durch die Sendung „Hilf mir! Jung, pleite, verzweifelt“) wird genutzt, um eine Aussage zu verneinen
  • PYROTECHNIK als Ausdruck entstand im Zusammenhang mit der EM, bei der im Stadion Pyrotechnik verboten war. Er drückt aus, dass jemand für die Nutzung von Pyrotechnik bei Sportveranstaltungen ist

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