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12.12.2023

Sinn auf Social Media – Influencer*innen im Portrait

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3 Minuten Lesezeit
11-17 Jahre
Information
Unterhaltung
Social Media
Artikel
karolina grabowska_pexels

Das Klima retten, für mehr Toleranz werben, über psychische Gesundheit aufklären – sogenannte Sinnfluencer*innen sind die „Guten“ auf Social Media. Immer zur Stelle, wenn es gilt, für eine gute Sache aufzustehen. Dieser Artikel gehört zu unserer Reihe „Influencer*innen im Portrait“.

Für die gute Sache – wofür steht Sinnfluencing eigentlich?

Die Sinnfluencer*innen des 21. Jahrhunderts scheinen sich ihr Motto aus einem beliebten Lied der 90er-Jahre gepickt zu haben: Sie kämpfen „immer gegen das Unrecht in der Welt“.

Wo es gilt, für eine gute oder gegen eine schlechte Sache aufzustehen, sind sie stets zur Stelle. Sie nutzen ihre Reichweite und ihre digitale Berühmtheit, um Themen zu erklären, Perspektiven zu erweitern und „die gute Sache“ voranzubringen. Das kann Klimaschutz sein oder mentale, also psychische Gesundheit. Manche kämpfen für Toleranz und Offenheit in der Gesellschaft, andere setzen sich für vegane Ernährung oder für nachhaltigen Konsum ein. Zu diesem Zweck veröffentlichen sie zum Beispiel Statements oder Erklärvideos, empfehlen Veranstaltungen oder Produkte, tauschen sich mit anderen aus oder bieten Einblick in ihren eigenen Alltag.

Und wer erklärt uns da die Welt?

Der bekannteste Name aus dem Sinnfluencing-Kosmos ist im deutschsprachigen Raum wohl Luisa Neubauer. Die Berlinerin wurde 2019 zu einem der bekanntesten Gesichter der Klimabewegung „Fridays for Future“ und setzt sich seitdem öffentlich für Klimaschutz ein. Über ihr Instagram-Profil, auf dem sie Aufrufe zu Demonstrationen, Positionierungen zu politischen Entscheidungen und Erklärungen zum Klimaschutz postet, erreicht sie fast eine halbe Million Follower*innen.

Auch Louisa Dellert spricht oft über Umweltschutz, noch häufiger über mentale Gesundheit. Seit 2013 ist sie in den sozialen Medien aktiv, war erst Fitness-Influencerin und wandte sich nach einem Zusammenbruch 2015 dem Thema Mental Health (engl. für „Psychische Gesundheit“) zu. Sie schreibt über Achtsamkeit, gesundes Leben und ihren eigenen Burnout – und produziert zudem einen Podcast.

Wer sich mit dem Thema Ernährung – speziell: Veganismus – beschäftigen will, stößt schnell auf Philipp Steuer. Der Kölner veröffentlicht auf seinen Profilen nicht nur Informationen zur veganen Ernährung, sondern regelmäßig neue Rezepte, verkauft außerdem ein Kochbuch und betreibt eine vegane Kosmetik-Marke. Damit erreicht er etwa eine Viertelmillion Fans.

Ebenfalls aus Köln kommt Alice Hasters, die sich in erster Linie dem Thema Rassismus widmet. Anders als viele andere Influencer*innen kommt Hasters aus dem klassischen Journalismus, hat eine Journalismus-Ausbildung gemacht und arbeitet für viele große, deutsche Medien. Sie nutzt ihre Reichweite parallel, um auf Social Media über Rassismus aufzuklären und dagegen zu kämpfen.

Ricardo Simonetti ist Moderator, Autor, Aktivist und nutzt seine Reichweite als Sinnfluencer auf Social Media. Er begann schon als Jugendlicher, Theater zu spielen und Radiosendungen zu moderieren. Neben seinen Präsenzen auf Social Media ist er auch im Fernsehen aktiv. Er setzt sich vor allem für die Rechte der LGBTQIA+-Community ein und nutzt seine Bekanntheit, um gegen Homophobie, Diskriminierung und Hate Speech zu kämpfen.

Was fasziniert Kinder und Jugendliche am digitalen Gut-Sein?

Mit ihren Profilen und Inhalten präsentieren sich die Sinnfluencer*innen sehr stark als moralische und authentische Vorbilder. Gerade für Kinder und Jugendliche bieten sie deshalb Orientierung und Erklärungsansätze. Junge Menschen, die auf der Suche nach ihrer eigenen Identität und ihrem Weltbild sind, finden hier Personen, die ihnen die Welt gerne erklären. Es werden Themen aufgegriffen, die im Zuge des Erwachsenwerden wichtig sind: „Was ist gut, was ist schlecht? Wer will ich sein und wie positioniere ich mich?“ Während solche Themen etwa in der Schule manchmal zu kurz kommen, bieten ihre Vorbilder auf Social Media Erklärungen, Meinungen und gleich noch Möglichkeiten zum praktischen Umsetzen an und können für Kinder und Jugendliche deshalb wichtige Bezugspersonen sein.

Was sollten Eltern beachten?

Grundsätzlich ist es für Kinder und Jugendliche richtig und wichtig, sich mit der Frage nach „Gut und Böse“ zu beschäftigen. Viele nutzen dabei TikTok, Instagram, YouTube und Co. als Informationsquelle und Orientierungsraum. Und das bringt – wie immer – eine bestimmte Notwendigkeit zur Vorsicht mit sich. Denn auch Sinnfluencer*innen müssen mit ihren Profilen Geld verdienen. Deshalb sind viele der angepriesenen Produkte oder Inhalte Werbepartnerschaften.

  • Machen Sie Ihrem Kind klar, dass ihre Vorbilder Personen der Öffentlichkeit sind und von ihren digitalen Aktivitäten leben. Wie auch andere Influencer*innen vermarkten auch sie Produkte und leben davon.
  • Diskutieren Sie gerne gemeinsam, wie authentisch daher das „Einstehen für die gute Sache“ ist.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, dass Sinnfluencerinnen und Sinnfluencer natürlich immer „die richtigen Entscheidungen“ zeigen müssen. Dadurch tragen sie leicht ein hohes Maß an Moral und Perfektion zur Schau, das in einem normalen Alltag nie erreicht werden kann.
  • Schauen Sie sich die Lieblingsprofile Ihres Kindes gemeinsam an und beschäftigen Sie sich mit den Inhalten. So kann die ganze Familie etwas dazulernen, sich über wichtige Themen austauschen und vielleicht sogar ausgewählte Tipps der Sinnfluencer*innen ausprobieren und übernehmen.

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