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22.12.2023

Beauty-Kanäle – Influencer*innen im Portrait

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3 Minuten Lesezeit
11-17 Jahre
Information
Kreativität
Unterhaltung
Social Media
Foto: pexels.com/RonLach

Strahlende Haut und glänzende Haare, perfekte Nägel und umwerfendes Makeup – in der Welt der Beauty-Influencer*innen dreht sich alles um Schönheit. Da wird gecremt und gepudert, gezupft und gepinselt. Und ganz viel geshoppt.

Von Kopf bis Fuß schön? Was machen Beauty-Influencer*innen da eigentlich?

Wer sich fragt, was an so einem Körper alles gestaltet, gepflegt und „verbessert“ werden kann, ist hier genau richtig. Die Beauty-Influencer*innen kennen sich in den Gängen eines Drogerie-Marktes besser aus als in der eigenen Westentasche. Sie wissen, was vor dem Sonnenbrand schützt und was danach hilft. Sie wissen, was beim Thema Augenbrauen dieses Jahr im Trend ist und welcher Zopfgummi gerade angesagt ist. Sie kennen den Unterschied zwischen Foundation und Primer. Und sie erklären es uns gerne.

Auf den Profilen der Schönheits-Erklärbären wird der Körper zur großen Leinwand – und auf der bleibt nichts dem Zufall überlassen. Dabei gehen die Themen von grundlegender Körperpflege über den Umgang mit kleineren und größeren „Problemen“ bis hin zu aufwendigen Schmink- und Haar-Tutorials oder der Auseinandersetzung mit Schönheits-Eingriffen.

Wer sind die Beauty-Influencer*innen?

Schon seit 2012 ist Dagmar Kazakov alias Dagi Bee auf Social-Media-Kanälen aktiv und erreicht mit ihrem YouTube-Kanal fast 4 Millionen Zuschauer*innen. Die Düsseldorferin veröffentlicht einen Mix aus Spaß-Videos, Vlogs und Beauty- und Makeup-Tutorials. Ihre Videos erwecken immer den Eindruck, sie würde Tipps an die beste Freundin weitergeben, sie nimmt ihre Follower*innen scheinbar mittenrein in ihr Privatleben, lädt sie etwa auch ein, sie in ihrer „Reise der Schwangerschaft“ zu begleiten oder macht Video-Touren durch ihr zu Hause, was vor allem für jüngere Zuschauer*innen sehr nahbar und ansprechend ist. Daneben verkauft Dagi Bee nicht nur Kosmetik-Produkte sondern auch Hafermilch.

Etwas konkreter wird es im Profil xskincare. Biologiestudent Leon beschäftigt sich hier umfassend mit dem Thema Hautpflege. Etwa 2019 war Leon laut eigener Aussage auf der Suche nach Produkten gegen seine Akne – und wurde, weil ihm niemand helfen konnte, kurzerhand selbst zum Experten. Mittlerweile folgen ihm fast 1 Million Menschen und lernen von ihm, was bei großen Poren, geröteter Haut oder Herbstwetter zu tun ist. Leon testet dabei vor allem gerne Produkte und „entlarvt“ weniger gute Angebote, während er gleichzeitig seine eigene Produktlinie bewirbt.

Jede Menge Farbe im Gesicht gibt es bei Paula Wolf. Seit 2018 veröffentlicht die „Make-up-Artistin“ auf Social Media Videos, in denen sie ihr Gesicht aufwendig gestaltet – und zwar teilweise mit „normalem“ Makeup, teilweise verwandelt sie sich aber auch vor der Kamera in den Grinch, eine Disney-Figur oder ein Tier. 6,5 Millionen Follower*innen sehen ihr dabei allein auf YouTube zu – und bekommen nebenbei natürlich auch immer ihre umfassende Produktpalette angeboten.

Sehr klassisch dagegen präsentiert Maxim Giacomo auf seinen Profilen Makeup-Tutorials: Der Berliner schminkt die Looks von Stars nach, erklärt, wie die perfekte Augenbraue zu ziehen ist und testet die Drogerie durch, um den perfekten Lidschatten zu finden. Auch hier natürlich nie, ohne die eigenen Produkte wärmstens zu empfehlen.

Was fasziniert Kinder und Jugendliche an der geballten Schönheit?

Gerade für Kinder und Jugendliche steckt da vieles drin: Auf dem Weg zum Erwachsenwerden verändert sich nicht nur der Körper, sondern auch der Blick darauf. Jugendliche sind häufig auf der Suche nach einer eigenen Identität, auch was das Aussehen betrifft. Sie nehmen Schönheitsideale aus den Medien und der Peer-Group stärker wahr und suchen nach ihrem eigenen Weg bei den Themen Körperpflege und -gestaltung. Wie kann die sich verändernde Haut gepflegt werden? Wie erreiche ich ein bestimmtes Aussehen? Was finde ich schön, was nicht? Diese Fragen stellen sich unweigerlich – und Beauty-Influencer*innen bieten darauf Antworten an.

Kinder und Jugendliche bekommen hier aber nicht nur Anleitungen, Erklärungen und Angebote auf dem Weg zum eigenen Körper- und Selbstbild, sondern die passende Einkaufsliste wird gleich mitgeliefert.

Was sollten Eltern beachten?

Wenn das Sortiment an Tuben und Tigelchen im Bad plötzlich explodiert und neben dem Spiegel ein fester Platz für das auf dem Smartphone laufende Tutorial eingerichtet werden muss, kann das für Eltern manchmal etwas befremdlich wirken. Je nach eigener Leidenschaft für Körperpflege sind die oft sehr bunten und teilweise auch etwas schrillen Videos vielleicht nicht immer ansprechend für Erwachsene.

Grundsätzlich ist trotzdem erst einmal Verständnis angesagt: Ihr Kind ist im eigenen Großwerden auf der Suche nach Orientierung und Unterstützung und die findet es auch auf solchen Kanälen. Zeigen Sie Interesse und schauen Sie sich die favorisierten Beauty-Vorbilder Ihres Kindes gemeinsam an. Vielleicht lernen Sie dabei selbst noch etwas über Haut- und Haarpflege und Co.!

Gleichzeitig ist hier aber auch eine gewisse Skepsis angebracht. Beauty-Influencer*innen vermitteln sehr stark die Botschaft, Schönheit wäre das wichtigste Thema – gerade für Mädchen und junge Frauen können hier unrealistische Schönheits-Ideale entstehen, die weder erreichbar noch förderlich für ein gesundes Selbstbild sind. Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, wie Fotos und Empfehlungen von Influencer*innen entstehen. Fördern Sie die Medienkompetenz Ihres Kindes, indem Sie ihm erläutern, wie es solche Angebote kritisch betrachten und bewusst nutzen kann. Helfen Sie Ihrem Kind, sich von unrealistischen Idealen abzugrenzen – und die wertvollen Tipps für sich auszuwählen.

Zudem zielen viele der Inhalte auf den Profilen darauf ab, Produkte anzupreisen – sei es, weil eine Werbepartnerschaft mit einem Kosmetik-Unternehmen im Hintergrund steht oder sei es die eigene Produktlinie. Besprechen Sie mit Ihrem Kind, dass diese Produkte nicht zwingend wirklich gut sind, sondern in erster Linie das Einkommen der Influencer*innen sichern sollen.

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