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06.09.2022

Divers und queer – Vielfalt in Kinder- und Jugendmedien

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4 Minuten Lesezeit
3-17 Jahre
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Unterhaltung
Social Media
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Artikel
Foto: Stefano Ghezzi/unsplash.com

Das Medienangebot für Kinder und Jugendliche ist heute so groß wie nie. Obwohl oft klassische Rollenbilder und Klischees vorherrschen, gibt es auch viele Medieninhalte, in denen Vielfalt gezeigt wird.

Was bedeutet divers und queer?

Die Wörter Diversität und queer oder Queerness sind auf Social Media immer häufiger zu lesen. Diversität bedeutet Vielfalt und bezieht sich auf die Gesellschaft. Das heißt die Menschen, die eine Gesellschaft ausmachen, sind nicht alle gleich. Eine vielfältige Gesellschaft besteht aus Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion, Denkweisen, sexueller Orientierung, Geschlechteridentität, mit Behinderung und vieles mehr.

Queere Menschen sind Teil dieser Gesellschaft. Sehr viele Menschen identifizieren sich als heterosexuell und fühlen sich in dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, wohl. Menschen, die sich als queer bezeichnen, haben meist eine andere Sexualität, z. B. sind sie lesbisch oder bi-sexuell. Andere queere Menschen sind trans oder non-binär – sie identifizieren sich also nicht unbedingt mit dem Geschlecht, das sie laut Geburtsurkunde haben. Queere Menschen waren in der Gesellschaft lange nicht sichtbar. Das ändert sich zunehmend.

Mehr Informationen zum Themen Queerness gibt es u. a. kindgerecht im Buch „Was ist eigentlich dieses LGTBQI*?“ und bei Kindersache vom Deutschen Kinderhilfswerk (DKHW) aufbereitet sowie beim Queer-Lexikon.

Für Kinder und Jugendliche ist es wichtig, dass die Vielfalt, die es in der Gesellschaft gibt, auch medial sichtbar ist. Denn Influencer*innen, Serienfiguren, Sportler*innen usw. sind Vorbilder für sie. Sie bieten jungen Menschen Orientierung bei der Entwicklung einer eigenen Identität.

Empfehlungen für diverse Medien

Wenn kleine Kinder über Bilderbücher erfahren, dass die Welt bunt und die Gesellschaft divers ist, wird es für sie auch in Zukunft normal sein. Kinder sind wissbegierig und möchten die Welt entdecken. Für Schulkinder bietet u. a. der KiKa interessante Dokumentationen sowie spannende Filme und Serien an. In Medienangeboten für Jugendliche oder die von Jugendlichen genutzt werden, ist Diversität und Queerness bisher am sichtbarsten. Herauszuheben sind neben den Kanälen von diversen Influencer*innen auf Social Media einige Serien der Streaminganbieter und Mediatheken. Hier einige ausgewählte Medienempfehlungen für Kinder und Jugendliche:

Meine neue Mama und ich

Das Bilderbuch von Renata Galindo zeigt, dass Familien unterschiedlich sind. Nicht in allen Familien gibt es Mama, Papa und Kinder. Ein kleiner Hund erzählt von seinem Leben mit seiner neuen Mama, einer Katze. [Erschienen im Nord-Süd-Verlag; ab 4 Jahren.]

Julian ist eine Meerjungfrau

Julian liebt Meerjungfrauen und am liebsten wäre er selbst eine. Ein wunderschön illustriertes Buch darüber, dass es in Ordnung ist „anders“ zu sein. [Erschienen im Knesebeck-Verlag; ab 4 Jahren.]

Mehr Anregungen für Kinder- und Jugendbücher, die sich dem Thema Vielfalt widmen, gibt es auf dem Blog buuu.ch.

Ein Känguru wie du

Der Trickfilm erzählt liebevoll die Geschichte der beiden Zirkuskatzen Pascha und Lucky. Sie fliehen vor ihrem schwulen Zirkusdirektor. Auf ihrer Flucht finden sie einen neuen Freund, das – ebenfalls schwule – Känguru Django, und lernen, worum es im Leben wirklich geht. [Empfohlen ab 5 Jahren; mehr bei FLIMMO.]

stark – jetzt erzähle ich

In der Dokureihe des KiKA erzählen Kinder ihre Geschichten. In der Folge „Leo“ geht es um einen Jungen, der eigentlich als Mädchen geboren wurde. [Zu finden in der KiKA-Mediathek, empfohlen ab 7 Jahren.]

The Unstoppables

Die App greift die Themen Vielfalt und Inklusion in einem Abenteuerspiel auf, in dem vier Freunde ihren entführten Blindenhund Tofu suchen. Mehr dazu bei lesenmit.app. [Kostenlos für iOS und Android; empfohlen ab ca. 8 Jahren.]

MOOOMENT

In dieser KiKA-Serie machen sechs Teenies auf rassistisches Verhalten aufmerksam. Humorvoll regen sie das Publikum zum Denken an und zeigen, dass es auch anders geht. [Zu finden in der KiKA-Mediathek, empfohlen ab 9 Jahren.]

ECHT!

Im Zentrum der ZDF-Webserie steht eine Clique aus einer sechsten Klasse. Das Hauptthema in der Geschichte ist Freundschaft. Diversität spielt keine vordergründige Rolle, sondern ist durch die Vielfalt der Figuren selbstverständlich dargestellt. [Zu finden in der ZDF-Mediathek, empfohlen ab 9 Jahren.]

13 – Das Musical

Der Spielfilm erzählt von Evan, der kurz vor seinem 13. Geburtstag aus New York in eine Kleinstadt ziehen muss. Auch hier geht es um Freundschaft; Diversität wird durch die unterschiedlichen Figuren sichtbar. [Mehr dazu bei FLIMMO; zu sehen bei Netflix; empfohlen ab 9 Jahren.]

Good Night Stories for Rebel Girls – 100 außergewöhnliche Frauen

Das erste Buch einer sehr erfolgreichen Reihe: Darin wird die Geschichte von 100 Frauen erzählt, u. a. Malala und Sophie Scholl. Es geht darum zu zeigen, dass auch Frauen viel erreichen können, aber in der Vergangenheit zu wenig davon berichtet wurde. Das Buch bietet positive Vorbilder für Mädchen und junge Frauen. Für Jungs ist es sicherlich auch spannend, diese beeindruckenden Frauen zu entdecken. [Auf Deutsch erschienen bei Hanser; ab ca. 10 Jahren.]

Tell Me Why

Das Computerspiel dreht sich um die Geschichte der Zwillinge Alyson und Tyler. Thematisch geht es sowohl um die Kultur eines indigenen Volkes in Nordamerika, als auch um die Geschlechtsangleichung Tylers, der sich seit seiner Kindheit als männlich identifiziert. [Spiel von Microsoft; USK: 12 Jahre.]

DRUCK

Die Webserie von funk stellt in jeder Staffel eine andere Person in den Vordergrund; immer geht es um Jugendliche kurz vor dem Abitur. Die Zuschauenden lernen über die kurzen Folgen und die Instagram-Kanäle der Figuren deren Gefühle und Sorgen bei der eigenen Identitätsfindung unmittelbar kennen und verstehen. [Zu sehen bei YouTube und in den Mediatheken von ARD und ZDF; empfohlen ab 14 Jahren.]

Sex Education

Im Zentrum dieser Serie steht Otis, ein etwas schüchterner Junge (ca. 16 Jahre alt). Per Zufall gibt er gemeinsam mit einer Mitschülerin gegen Geld Sexualratschläge an seiner Schule. Alle Figuren der Serie sind bunt und vielfältig. Sie beginnen, ihre Sexualität zu entdecken, was die Serie ohne Tabus darstellt. [Zu sehen bei Netflix; empfohlen ab ca. 14 Jahren.]

Becoming Charlie

Die Hauptfigur dieser ZDF-Serie ist Charlie, die in einer Hochhaussiedlung am Rande der Stadt lebt. Im Laufe der Handlung merkt sie, dass sie sich nicht so richtig wie ein Mädchen oder eine Frau fühlt, aber eben auch nicht wie ein Mann. Charlie ist non-binär. [Zu sehen in der ZDF-Mediathek; empfohlen ab 14 Jahren.]

Heartstopper und Loveless

In der liebevoll umgesetzten Netflix-Serie „Heartstopper“ verlieben sich Nick und Charlie ineinander. Die beiden Jungs könnten unterschiedlicher nicht sein: Der schüchterne Charlie ist bekennend schwul und der Footballstar Nick fühlt sich zu Charlie hingezogen, obwohl er bisher nur mit Mädchen zusammen war. [Zu sehen bei Netflix; empfohlen ab ca. 14 Jahren.]

Die Serie basiert auf der Graphic Novel bzw. dem Comic von Alice Oseman. Ihre Jugendbücher greifen die aktuelle Lebensrealität von Jugendlichen gelungen auf. „Loveless“ erzählt von der 18-jährigen Georgia, die noch nie richtig verliebt war und auf der Suche nach ihrer Sexualität ist. [Auf Deutsch erschienen bei Loewe; ab 14 Jahren.]

Was noch wichtig ist

Achten Sie bei der Auswahl der Medieninhalte für Ihr Kind darauf, dass auf die klischeehafte Darstellung von Figuren in Büchern, Serien und Filmen verzichtet wird. Das Medienangebot ist bunt und vielfältig. Wenn Ihr Kind Fragen zu diversen Figuren oder Personen in Medien hat, gehen Sie offen darauf ein. Sollten Sie selbst unsicher sein, nutzen Sie altersgerechte Informationsangebote im Internet und in Bibliotheken.

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