Elternguide Logo
06.10.2023

My AI – Der Chatbot bei Snapchat

☕️
3 Minuten Lesezeit
11-17 Jahre
Kommunikation
Sicherheit
Apps
Social Media
Toolbeschreibung
Foto: Screenshot Snapchat

Wer Snapchat nutzt, ist seit Februar 2023 automatisch mit My AI befreundet. Dahinter steckt eine künstliche Intelligenz, die Fragen beantwortet, chattet und insgesamt wie ein „echter“ Freund daherkommt. Für die Nutzerinnen und Nutzer kann das ein nettes Spielzeug sein – ist jedoch auch mit Vorsicht zu genießen.

Kurz gefasst

  • My AI („Meine künstliche Intelligenz“) ist ein KI-Chatbot auf Snapchat
  • Der Chatbot taucht automatisch als „Kontakt“ in der Freundesliste aller Snapchat-Nutzenden auf und wirkt wie ein „menschlicher“ Freund
  • Löschen lässt sich der Chatbot leider nur sehr umständlich und mit einem kostenpflichtigen Snapchat+ Abonnement
  • Nachrichten und Inhalte, die an den Bot gesendet werden, sowie der Standort werden von Snapchat gespeichert
  • Snapchat darf offiziell ab 13 Jahren genutzt werden – My AI agiert angepasst an das angegebene Alter der Nutzenden

Was kann My AI?

My AI basiert auf Chat GPT. Der Chatbot ist seit November 2022 öffentlich nutzbar und bietet ein Gegenüber, mit dem man sich fast wie mit einer Person unterhalten kann. Auf (fast) jede Frage hat der Chatbot eine Antwort in natürlicher Sprache parat.

Die Snapchat-Variante wirkt sogar noch etwas „menschlicher“: Man kann sie personalisieren, ihr einen Namen geben und Texte oder Bilder mit ihr austauschen. Sie ist nicht nur hilfreich bei der Referat-Vorbereitung, sondern kann auch Wege finden, das Wetter vorhersagen oder bei Liebeskummer trösten.

Was fasziniert Kinder und Jugendliche daran?

My AI funktioniert sehr intuitiv und unkompliziert – für Kinder kann die Kommunikation mit einem Roboter wie mit echten Freundinnen und Freunden sehr faszinierend sein. Gerade für eine schnelle Recherche oder wenn ein Thema auf dem Herzen liegt und sonst niemand Zeit hat zu sprechen, bietet sich My AI an und ist häufig auch wirklich hilfreich. Laut Anbieter wurde der KI-Chatbot so angepasst, dass er dem Alter der Nutzenden angemessene Antworten gibt. Diese Funktion haben andere Chatbots so nicht unbedingt.

Was kann problematisch sein an dem Angebot?

Bei all der Personifizierung von My AI kann es für Kinder schwer sein zu erkennen, dass der Chatbot kein echter Mensch ist – und zu ihm auch keine Freundschaft aufgebaut werden kann, die über oberflächliche Chats hinaus geht.

Zudem sind die Antworten des Chatbots zwar häufig passend, aber nicht immer richtig. Für Kinder ist es manchmal schwer zu unterscheiden, auf welche Informationen sie sich verlassen können und wo sie kritisch sein müssen.

Auch sollten Kinder vorsichtig damit sein, den Bot mit allzu vielen persönlichen Informationen zu füttern – denn Snapchat sammelt Informationen und speichert diese auch. Auch der Standort wird abgefragt und genutzt, um ortsbezogene Empfehlungen (etwa zu Restaurants etc.) zu geben. Achtung: Auch im Geistmodus greift Snapchat bzw. My AI auf den Standort zu – wer gar nicht ‚verfolgt‘ werden will, muss den Zugriff auf den Standort generell verbieten.

Was meint der Anbieter?

Snapchat selbst gibt an, dass My AI vor allem ein nützliches Tool zur Informationssuche ist – für Quizfragen, Geburtstagsgeschenke oder die Planung einer Wanderung. Der Anbieter räumt durchaus ein, dass Antworten auch „voreingenommen, falsch, schädlich oder irreführend“ sein können. Er empfiehlt deshalb, nur zu unstrittigen Themen  zu recherchieren und verweist darauf, dass My AI stetig weiterentwickelt wird.

Was sollten Eltern beachten?

Als Eltern sollten Sie das Angebot mit Ihrem Kind unbedingt besprechen. Grundsätzlich spricht nichts gegen die Nutzung des Chatbot – aber eben mit einer gewissen Vorsicht und einem Bewusstsein für die Grenzen von Künstlicher Intelligenz.

Probieren Sie My AI am besten gemeinsam aus und erklären Sie ihrem Kind genau, dass My AI ein Computerprogramm und kein echter Mensch ist. Geben Sie ihm Tipps, wie es mit Desinformationen umgehen und Informationen aus anderen Quellen nachprüfen kann.

Sprechen Sie mit Ihrem Kind über den Umgang mit seinen persönlichen Daten im Netz und legen Sie gemeinsam fest, welche privaten Informationen geheim sind und welche Ihr Kind nicht teilen sollte.

Verknüpfte Themen

Projektpartner
Unterstützer