Während der Pubertät macht der Körper von Heranwachsenden starke Veränderungen durch, mit denen sie erst einmal zurechtkommen müssen. Gleichzeitig suchen Jugendliche nach Bestätigung und Anerkennung. Dabei spielen auch soziale Medien wie Instagram, TikTok und WhatsApp eine Rolle: Selfies werden verschickt oder gepostet und man erhofft sich positive Rückmeldungen dazu. Influencer zeigen sich in perfekten und schlanken Körpern, die Jugendlichen als Vorbild dienen.
Wenn Jugendliche keine Ansprechpartner im Familien- oder Freundeskreis finden oder aus Unsicherheit lieber mit Unbekannten sprechen möchten, bietet das Internet viele Möglichkeiten, sich zu informieren und anonym auszutauschen.
Neben vielen hilfreichen Informationen findet man im Netz leider auch Angebote, die selbstgefährdendes Verhalten von – insbesondere jungen – Menschen verherrlichen. Pro-Ana- oder Pro-Mia-Blogs sind Foren, in denen sich Menschen, die an einer Essstörung wie Anorexie oder Bulimie leiden in Kontakt miteinander treten und austauschen können. Dort treffen sich vor allem junge Mädchen. Pro-Ana oder Pro-Mia sind dabei bewusst die gewählten Abkürzungen für Pro-Aneroxia Nervosa (Magersucht) und Pro-Bulimia Nervosa (Ess-Brech-Sucht). In den Blogs geht es nicht darum, sich gegenseitig darin zu unterstützen, die Krankheit in den Griff zu bekommen. Stattdessen wird die Krankheit verherrlicht.
In WhatsApp-Gruppen, die oft über solche Blogs zustandekommen, spornen sich Jugendliche gegenseitig dazu an, möglichst wenig zu essen. Dabei nehmen sie an Hunger-Challenges teil oder müssen durch das wöchentliche Abfotografieren der Waage beweisen, dass sie abgenommen haben. Wer sich nicht an die Regeln hält, fliegt raus. Auf den Blogs gibt es außerdem verherrlichende Inhalte wie Glaubensbekenntnisse oder die zehn Pro-Ana-Gebote: „Wenn ich nicht dünn bin, dann kann ich nicht attraktiv sein“ lautet z. B. das erste Gebot.
Viele Pro-Ana Blogs wurden mittlerweile gesperrt oder werden nicht mehr betrieben. Auch Instagram, Pinterest oder andere Bild-Netzwerke sperren Inhalte mit den jeweiligen Hashtags und verweisen stattdessen auf Beratungsangebote. Durch Blogs, die noch nicht gesperrt sind, ist es allerdings weiterhin leicht, verherrlichende Bilder und Videos anzusehen oder den Zugang zu WhatsApp-Gruppen zu finden.
Zunächst ist es wichtig, dass Sie für Ihr Kind auch hinsichtlich seiner Internetnutzung stets Ansprechpartner sind. Sie können nur schwer verhindern, dass Ihr Kind auf ungeeignete Inhalte stößt. Deshalb sollten Sie mit Ihrem Kind darüber sprechen, dass es im Internet auch problematische Seiten gibt und als Ansprechpartner zur Seite stehen. Wenn Sie selbst auf Webseiten landen, die Essstörungen gezielt verherrlichen, wenden Sie sich an den Support der Plattform oder lassen Sie diese von der Beschwerdestelle www.internetbeschwerdestelle.de oder durch www.jugendschutz.net prüfen.
Unabhängig von der Online-Nutzung Ihres Kindes sollten Sie stets das Selbstwertgefühl Ihres Kindes stärken und negative Bemerkungen über die Figur oder das Gewicht Ihres Kindes vermeiden. Vermuten Sie eine Essstörung, finden Sie Informationen und Hilfe bei Beratungsstellen, z. B. über die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.