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01.03.2024

Selbstgefährdung von Jugendlichen – Essstörungen online

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2 Minuten Lesezeit
11-17 Jahre
Information
Sicherheit
Social Media
Artikel
© photothek.net

Während der Pubertät macht der Körper von Heranwachsenden starke Veränderungen durch, mit denen sie erst einmal zurechtkommen müssen. Gleichzeitig suchen Jugendliche nach Bestätigung und Anerkennung. Dabei spielen auch soziale Medien wie Instagram, TikTok und WhatsApp eine Rolle: Selfies werden verschickt oder gepostet und man erhofft sich positive Rückmeldungen dazu. Influencer*innen zeigen sich in perfekten und schlanken Körpern, die Jugendlichen als Vorbild dienen.

Manchmal finden Jugendliche keine Ansprechpersonen im Familien- oder Freundeskreis oder möchten aus Unsicherheit lieber mit Unbekannten sprechen. Hier bietet das Internet viele Möglichkeiten, sich zu informieren und anonym auszutauschen.

Vermeintliche Hilfe in Internetforen

Neben vielen hilfreichen Informationen findet man im Netz leider auch Angebote, die selbstgefährdendes Verhalten von – insbesondere jungen – Menschen verherrlichen. Pro-Ana- oder Pro-Mia-Blogs sind Foren, in denen sich Menschen, die an einer Essstörung wie Anorexie oder Bulimie leiden in Kontakt miteinander treten und austauschen können. Dort treffen sich vor allem junge Mädchen. Pro-Ana oder Pro-Mia sind dabei bewusst die gewählten Abkürzungen für Pro-Anorexia Nervosa (Magersucht) und Pro-Bulimia Nervosa (Ess-Brech-Sucht). In den Blogs geht es nicht darum, sich gegenseitig darin zu unterstützen, die Krankheit in den Griff zu bekommen. Stattdessen wird die Krankheit als Lifestyle dargestellt. In „Thinspirations“ (Engl. zusammengesetzt für „dünn“ und „Inspiration“) teilen die Mitglieder der Communitys ihre Fotos und Videos von Schönheitsidealen.  Das können Merkmale wie hervorstehende Knochen oder der Lücke zwischen den Oberschenkeln.

Hunger- und Abnehmgruppen in Messengern und verherrlichende Profile auf Social Media

In WhatsApp-Gruppen spornen sich Jugendliche gegenseitig dazu an, möglichst wenig zu essen. Diese Gruppen kommen oft über Essstörungs-Blogs oder Aufrufe auf Social-Media-Plattformen zustande. Dabei nehmen die Gruppenmitglieder an Hunger-Challenges teil oder müssen durch das wöchentliche Abfotografieren der Waage beweisen, dass sie abgenommen haben. Wer sich nicht an die Regeln hält, fliegt raus oder bekommt Strafen wie absichtliches Erbrechen oder eine Extra-Portion Sport. Auf den Blogs und Social-Media-Profilen gibt es außerdem verherrlichende Inhalte wie Glaubensbekenntnisse oder die zehn Pro-Ana-Gebote: „Wenn ich nicht dünn bin, dann kann ich nicht attraktiv sein“ lautet z. B. das erste Gebot.

Viele Pro-Ana Blogs wurden mittlerweile gesperrt oder werden nicht mehr betrieben. Auch Instagram, Pinterest, TikTok oder andere Social-Media-Plattformen sperren Inhalte mit den jeweiligen Hashtags und verweisen stattdessen auf Beratungsangebote. Es gibt aber immer noch Blogs, die noch nicht gesperrt sind und Social-Media-Angebote, die weniger stark kontrolliert werden, wie zum Beispiel TikTok. Dadurch ist es weiterhin leicht, verherrlichende Bilder und Videos anzusehen oder den Zugang zu WhatsApp-Gruppen zu finden.

Essgestörte Kinder und Jugendliche finden in solchen Online-Austauschräumen Bestätigung. Das starke Gemeinschaftsgefühl bestärkt sie darin, an ihrem selbstgefährdenden Verhalten festzuhalten. Das kann besonders dann gefährlich werden, wenn Risiken abgetan werden, die Gruppen-Mitglieder dazu gedrängt werden, ihre Krankheit geheim zu halten und Hilfe von außen abzulehnen.

Wie Sie als Eltern Ihr Kind davor schützen können

Zunächst ist es wichtig, dass Sie für Ihr Kind auch hinsichtlich seiner Internetnutzung stets Ansprechperson sind. Sie können nur schwer verhindern, dass Ihr Kind auf ungeeignete Inhalte stößt. Deshalb sollten Sie mit Ihrem Kind darüber sprechen, dass es im Internet auch problematische Seiten und Kommunikationsrisiken gibt und  ihm stets zur Seite stehen. Wenn Sie selbst auf Webseiten landen, die Essstörungen gezielt verherrlichen, wenden Sie sich an den Support der Plattform oder lassen Sie diese von einer Meldestelle überprüfen.

Unabhängig von der Online-Nutzung Ihres Kindes sollten Sie stets das Selbstwertgefühl Ihres Kindes stärken und negative Bemerkungen über das Äußere oder das Gewicht Ihres Kindes vermeiden. Vermuten Sie eine Essstörung, finden Sie Informationen und Hilfe bei Beratungsstellen, z. B. über die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung oder digitalen Beratungsangeboten für Kinder und Jugendliche.

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