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31.03.2023

Sextortion – Erpressung im Internet

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3 Minuten Lesezeit
11-17 Jahre
Information
Social Media
Artikel
Foto: pexels.com/Luis Fernando Germinare

„Ich habe Nacktfotos von dir. Wenn du nicht willst, dass ich sie an deine ganze Klasse verschicke, überweise mir bis morgen 500 € auf dieses Konto!“  Wenn vermeintlich private Aufnahmen oder Informationen plötzlich verwendet werden, um jemanden zu erpressen, sprechen wir von Sextortion. Und das kann quasi alle Internetnutzenden treffen. 

Was bedeutet Sextortion? 

Sextortion setzt sich zusammen aus „Sex“ und dem englischen „Extortion“, also Erpressung.  Der Begriff beschreibt ein Internetphänomen, bei dem Nutzerinnen und Nutzer mit Nacktbildern oder -videos erpresst werden.  Dabei gehen die Erpresserinnen und Erpresser auf zwei verschiedene Arten vor: 

  • Manchmal werden gestohlene Kontaktdaten benutzt, um jemanden unter Druck zu setzen. Dann erreicht das ahnungslose Opfer plötzlich eine Mail. Darin steht, der PC sei gehackt und peinliche Bilder oder Videos seien gestohlen worden. Damit diese nicht verbreitet werden, solle man Geld überweisen. Häufig haben die Täterinnen und Täter tatsächlich gar keine Bilder oder Videos. Weil sie aber viele Kontaktdaten kennen, wirken die Mails sehr persönlich und damit auch bedrohlich. 
  • Viel häufiger noch entsteht Sextortion aus vermeintlich harmlosen Kontakten: Zwei Menschen lernen sich kennen, auf Dating-Plattformen, in Sozialen Medien oder in Games. Aus einem netten Chat entsteht mehr und schließlich lässt sich eine Person dazu überreden, Nacktaufnahmen von sich zu schicken. Sind die Bilder oder Videos erst einmal unterwegs, ändert sich aber plötzlich der Ton. Die vorher sympathische Bekanntschaft verlangt nun Geld und droht, die Bilder sonst zu veröffentlichen. 

Wen kann Sextortion treffen? 

Die Erpresserinnen und Erpresser in Sextortion-Fällen arbeiten mit dem Schamgefühl ihrer Opfer. Die Betroffenen wollen unbedingt vermeiden, dass ihre intimsten Bilder unkontrolliert online mit einem riesigen Publikum geteilt werden. Viele wehren sich aus Angst und Scham häufig nicht gegen die Erpressung. Dabei kann Sextortion alle treffen. 

Weil die Täterinnen und Täter den Kontakt über gängige Messenger und Social-Media-Plattformen suchen und dort generell viel untereinander kommuniziert wird, kommt bei der ersten Kontaktaufnahme oft noch kein Verdacht auf. Häufig lassen sich die Erpresserinnen und Erpresser erstmal viel Zeit, das Vertrauen ihrer Opfer zu gewinnen. 

Meist sind junge Männer das Ziel von Sextortion – es werden aber auch zunehmend Fälle bekannt, in denen Frauen erpresst werden. Teilweise werden sogar Kinder bedroht. 

In manchen Fällen wird kein Geld, sondern weitere sexuelle Handlungen gefordert – dann ist die Straftat nicht nur Erpressung, sondern auch sexuelle Nötigung oder sogar Vergewaltigung. 

Wie können Sie sich und Ihr Kind schützen? 

Die beste Vorsorge vor Internetkriminalität ist immer: Wissen und Vorsicht. Informieren Sie sich über Kommunikationsrisiken im Internet und klären Sie Ihr Kind diesbezüglich auf. Bleiben Sie mit Ihrem Kind über sein Online-Handeln im Gespräch und rufen Sie es zu Wachsamkeit auf. Schaffen Sie eine vertrauensvolle Gesprächsbasis und ermutigen Sie Ihr Kind, sich im Falle von Belästigung Ihnen oder einer erwachsenen Bezugsperson anzuvertrauen. Machen Sie ihm klar, dass nicht Ihr Kind etwas falsch gemacht hat, sondern die Täterin oder der Täter. Besprechen Sie bei Bedarf mit Ihrem Kind folgende Regeln: 

  • Schützen Sie persönlichen Daten. Webcams grundsätzlich schließen oder abkleben, wenn sie gerade nicht gebraucht werden.  
  • Auf Mails mit seltsamen oder bedrohlichen Inhalten am besten erst einmal gar nicht reagieren – auch wenn der Absender scheinbar den eigenen Namen kennt und auf den ersten Blick sehr glaubhaft klingt. 
  • Auch bei Bekanntschaften im Internet gilt: Lieber ein bisschen zu vorsichtig sein! Einer Person, die man nur aus dem Chat kennt, sollte man niemals Nacktbilder schicken. Egal, wie sehr sie bittet, schmeichelt oder auch droht. 
  • Unangenehme Kontakt in Social Media, Mails und Messenger lassen sich melden und blockieren. Informationen und Hilfsangebote zu sexueller Belästigung online bietet unser Artikel Cybergrooming. 

Hilfe und Beratung bei Sextortion

Wenn es schon zu spät ist, können Sie aktiv werden: Sextortion ist eine Straftat und sollte bei der Polizei angezeigt werden. Je mehr Menschen solche Fälle zur Anzeige bringen und je mehr Screenshots vorliegen, um die Erpressung zu dokumentieren, desto größer ist die Chance, dass Täterinnen und Täter gefasst werden. Die Betroffenen sind nicht Schuld. Doch wenn sie sich aus Angst und Schamgefühl nicht wehren, schützen sie nur die Täterinnen und Täter! Suchen Sie sich Hilfe und Beratung, zum Beispiel hier: 

Für Kinder und Jugendliche bei…  

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