Das Handy vibriert, eine Nachricht kommt an. Doch der Klick auf die Benachrichtigung enthält eine unschöne Überraschung: statt einer Nachricht aus dem Freundeskreis erscheint ein obszönes Foto auf dem Bildschirm. Wenn Menschen Fotos ihrer Geschlechtsteile ohne Einverständnis an andere schicken, nennt sich das Cyberflashing. Gerade für Kinder und Jugendliche kann das sehr unangenehm bis verstörend sein.
Neue Medienangebote und technische Möglichkeiten machen vieles in der Kommunikation leichter. Manchmal öffnen sie aber auch Tür und Tor für unschöne Phänomene. Cyberflashing ist ein solches.
Meist sind es Männer, die ihre Geschlechtsteile fotografieren und die entstandenen Fotos – sogenannte „Dickpics“ – an Frauen senden. Manchmal werden diese Bilder ungefragt über Messenger an eigene Kontakte geschickt. Häufiger aber nutzen die Sender soziale Netzwerke oder Dating-Apps, um ihre Bilder zu verschicken und richten sie an Personen, die sie kaum oder gar nicht kennen.
Verschärft hat sich das Problem durch Funktionen wie AirDrop: Damit können Inhalte auch an fremde Geräte in der Nähe verschickt werden – ohne dass die Nummer oder ein Klarname angezeigt werden. So können Frauen Bilder von unbekannten erhalten und wissen nicht einmal, von wem. Warum vor allem Männer solche Bilder versenden, ist nicht ganz klar. Es könnte eine Form des Exhibitionismus sein oder der Wunsch, eine sexuelle Beziehung anzubahnen oder ähnliche Bilder zurückzubekommen.
Für die Betroffenen ist der Empfang eines ungewollten Dickpics in der Regel etwas Unangenehmes. Je nach Situation kann das Bild nur nerven, ekeln, verstören oder traumatisieren – gerade, wenn es Jugendliche und junge Erwachsene trifft, oder in einer Situation passiert, in der noch andere das Display sehen können. Sprechen Sie offen und sachlich mit Ihrem Kind über das Phänomen Cyberflashing. Wenn Ihr Kind sicher sein kann, dass es solche Themen mit Ihnen besprechen kann, wird es auf Sie zukommen, falls es zu einem Vorfall kommen sollte.
Schnappschüsse vom Intimbereich ungefragt zu erhalten ist nicht nur unangenehm – es ist für die versendende Person auch strafbar. Nach Paragraph 184 im Strafgesetzbuch fällt Cyberflashing unter das „Verbreiten pornografischer Schriften“. Das ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat und kann bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe oder eine Geldstrafe nach sich ziehen. Wenn Sie oder Ihr Kind ein Dickpic erhalten, sollten Sie sich wehren. Sie können den Vorfall bei der nächsten Polizei-Station anzeigen. Es gibt auch Online-Portale, die eine Anzeige schnell und einfach möglich machen, etwa die Webseite dickstinction.com. Wenn Sie die Vermutung haben, dass Ihr Kind selbst solche Bilder verschickt, müssen Sie das unbedingt ernsthaft besprechen. Am besten ist es, wenn Sie Ihr Kind auf mögliche Konsequenzen und die unangenehme Situation für Empfängerin und Empfänger hinweisen, bevor es überhaupt dazu kommt. Bleiben Sie deshalb im Austausch über die Mediennutzung Ihres Kindes!
Um möglichst keine ungewünschten Bilder zu empfangen, ist es empfehlenswert, dass Sie gemeinsam mit Ihrem Kind die Sicherheitseinstellungen am Smartphone gründlich checken. AirDrop, aber auch Bluetooth sollten am besten ausgeschaltet sein, wenn Ihr Kind sich im öffentlichen Raum bewegt.
Unerwartete Nachrichten von unbekannten Personen sollte Ihr Kind gar nicht erst annehmen. Einige Messenger wie Signal bieten außerdem Einstellungen an, mit denen Personen, die noch nicht im Telefonbuch sind, erst eine Kontaktanfrage stellen müssen, bevor sie etwas senden dürfen.