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07.03.2023

Dark Patterns – Manipulation im Internet

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2 Minuten Lesezeit
6-17 Jahre
Information
Kommunikation
Sicherheit
Apps
Social Media
Artikel
Foto: pexels.com/Karolina Grabowska

„Alle Cookies erlauben“, „Nur noch 5 Stück auf Lager!“ – kommt Ihnen so etwas bekannt vor? Vielleicht haben Sie beim Surfen schon einmal etwas angeklickt oder beim Online-Shopping mehr Geld ausgegeben, obwohl Sie das eigentlich nicht wollten. Dahinter steckt ein Mechanismus, der Userinnen und Usern auf Webseiten, beim Online-Handel, in Apps und Games bewusst täuscht.

Verführende Designs

Dark Patterns (engl.: “dunkle Muster”) sind darauf angelegt, Internet-Nutzende zu Aktionen zu bewegen, die nicht in ihrem Interesse stehen, sondern zugunsten der Anbietenden wirken. Dabei wird sowohl mit Gestaltungsprinzipien aus dem Grafikdesign als auch mit Tricks aus der Verhaltenspsychologie gearbeitet. Ziel ist es, an persönliche Daten von Userinnen und Usern zu gelangen oder zum übermäßigen Kauf von Produkten, Abos oder Verträgen verführen sollen. Bekannte Beispiele sind:

  • Aufmerksamkeit lenken: Der Button „JETZT BESTELLEN“ leuchtet groß und farbig hinterlegt. Die Alternative „nein danke“ hält sich dezent im Hintergrund.
  • Formulierungen verwischen: Undeutliche Aussagen, doppelte Verneinungen oder missverständliche Ausdrucksweisen verwirren absichtlich. Besonders häufige Anwendung findet diese Strategie bei Formularen mit Checkboxen.
  • Informationen verstecken: Ausloggen, abmelden, kündigen – diese Aktionen sind manchmal gut versteckt oder gar nicht vorhanden. So wird es schwierig, von einem Angebot zurückzutreten.
  • Negative Emotionen erzeugen: Ein Sonderangebot läuft in Kürze aus, der Warenkorb wird gelöscht oder nur noch wenige Artikel sind verfügbar – das erzeugt mit Absicht Druck. Wer den Hinweis zum Newsletter-Abonnement nur mit der Alternative „Nein, ich möchte nicht informiert sein“ versieht, zielt bewusst auf das Schamgefühl von Userinnen und Usern ab.
  • Zusatzangebote automatisch hinzufügen: Im Warenkorb oder bei der Flugreservierung befindet sich plötzlich neben den selbst hinzugefügten Artikeln ein Zusatzangebot wie zum Beispiel eine Versicherung.

Auf diese Dark Patterns stoßen Kinder und Jugendliche

Auch Kinder und Jugendliche begegnen manipulativen Strategien tagtäglich im Netz. Besonders auf Social-Media-Plattformen, in Apps oder Videospielen müssen sie mit versteckten Informationen, Werbe-Bannern, Verkaufsstrategien und psychologischen Tricks umgehen. Die speziellen Algorithmen und endlosen Feeds von TikTok, Instagram und Co sind bewusst so gemacht, dass Userinnen und Usern so lange wie möglich in den Apps verweilen. Likes und Kommentare begeistern, erzeugen aber auch sozialen Druck. In Videospielen wie Fortnite und Gaming-Apps wie Coin Master kommen unter anderem Mechanismen wie unnötiger Zeitdruck, aufdringliche In-App-Käufe und undurchsichtige Lootboxen zum Einsatz. Auf Webseiten und Suchmaschinen ist es nicht immer leicht, Werbung von Inhalt zu unterscheiden. Besonders jüngere Kinder haben noch nicht die Erfahrung und Reife, Dark Patterns zu durchschauen und sich nicht von Emotionen leiten zu lassen.

Wie können Eltern damit umgehen?

Seien Sie vorsichtig beim Surfen im Internet, schützen Sie die Daten Ihres Kindes und animieren Sie Ihr Kind, sparsam mit Daten umzugehen. Besprechen Sie mit ihrem Kind den bewussten Umgang mit Geld und begleiten Sie es bei ersten Bestellungen oder Bezahlvorgängen online. Klären Sie Ihr Kind über die Mechanismen von Online-Werbung und Verkaufstricks im Internet auf. Beachten Sie folgende Hinweise und besprechen Sie sie mit Ihrem Kind:

  • Erst denken, dann klicken: Nicht zu schnell auf Buttons klicken, sondern in Ruhe anschauen, welche Möglichkeiten es gibt.
  • Genau lesen: Bei Formularen mit Checkboxen zum Anklicken sorgfältig nachlesen, was das Setzen eines Häkchens wirklich bedeutet.
  • Bestellungen überprüfen: Vor dem Abschluss eines Online-Kaufs den Warenkorb kontrollieren und sicherstellen, dass nur das drin ist, was benötigt wird.
  • Emotionen im Zaum halten: Sich keinen Druck bei Käufen und kein schlechtes Gewissen bei Angeboten machen lassen.

Darüber hinaus können Lösungen aus dem technischen Jugendmedienschutz die sichere Internet-Nutzung Ihres Kindes unterstützen, zum Beispiel Jugendschutzfilter, Zugriffsbeschränkungen oder Ad-Blocker.

Sind solche Strategien überhaupt erlaubt? Rechtlich bewegen sich Dark Patterns in einer Grauzone. Wenn Sie oder Ihr Kind negative Erfahrungen damit gemacht haben, melden Sie sie gemeinsam bei der Verbraucherzentrale: verbraucherzentrale.de/beschwerde.

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