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21.11.2023

Endlos zocken? Welche technischen Einstellungen helfen können

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4 Minuten Lesezeit
6-17 Jahre
Unterhaltung
Spiele
Artikel
Foto: pixabay/

„Nur noch ein bisschen, ich bin fast fertig.“, „Aber wenn ich das jetzt nicht mache, dann ist alles weg!“ – kennen Sie solche Aussagen Ihres spielbegeisterten Kindes? Es sind nicht nur bunte Spielwelten und unterhaltsame Spielmechaniken, mit denen Games Spielerinnen und Spieler faszinieren. In manchen Videospielen treten undurchsichtige Gewinnabsichten auf, mit denen Spielefirmen Geld verdienen wollen. Oder es gibt Spielmechaniken, die dazu verleiten können, viel zu lange zu spielen. Wir stellen Ihnen die wichtigsten Mechanismen hierzu vor und zeigen Einstellungsmöglichkeiten von Geräten und Plattformen, um Ihr Kind beim bewussten Gaming zu unterstützen.

Edelsteine und Belohnungen – Mechanismen in Spielen erkennen

Wie werden Gamerinnen und Gamer im Spiel gehalten? Dafür haben sich Entwicklerstudios verschiedene Methoden einfallen lassen:

  • Viele Spiele, gerade auf Smartphones, sind so genannte „Freemium-Spiele“: Das Spiel kann kostenlos heruntergeladen und gespielt werden. Im Spiel selbst gibt es jedoch viele Möglichkeiten, um schneller voranzukommen. Dies geschieht meist mit einer Premiumwährung wie Edelsteine oder Goldmünzen. Kleinere Mengen können sich Spielende beim Spielen selbst verdienen. Das verleitet dazu, möglichst viel Zeit im Spiel zu verbringen. Größere Mengen können gegen echtes Geld erworben werden, was den Konsumdruck steigert.
  • Einige Spiele vergeben eine tägliche Login-Belohnung für das Starten des Spiels. Wer sich jeden Tag einloggt, bekommt eine täglich größere Belohnung. Wer einen Tag verpasst, hat seine laufende Login-Serie unterbrochen und muss deshalb von vorne anfangen – bei der kleinsten Belohnung.
  • Comeback Gifts bekommen Spielende, die ein Spiel lange Zeit nicht mehr gestartet haben. Solche virtuellen Willkommen-zurück-Geschenke verstärken den Eindruck bei Kindern und Jugendlichen, dass es gut und wichtig ist, wieder zurück im Spiel zu sein.

Mit solchen Mechaniken verstärken Spielentwickler den „FOMO“-Effekt (steht für „fear of missing out“, engl. für „Angst davor, etwas zu verpassen“) und binden gerade jüngere und unerfahrenere Spielende an das Spiel.

Die unabhängigen Prüfgremien der USK beurteilen, wie stark diese Mechaniken im Spiel vorhanden sind und wie sie das Spielerlebnis beeinflussen. Die Altersfreigabe hängt dabei von der Umsetzung und den technischen Sicherheitseinstellungen im Spiel ab. Falls diese Mechaniken einen wesentlichen Einfluss auf die Altersfreigabe haben, werden sie als Zusatzhinweis in den Kennzeichen angegeben. Dazu zählen Zusatzhinweise wie “Druck zum Vielspielen” oder “Erhöhte Kaufanreize”.

Was Eltern beachten sollten:

Spielen ist ein beliebter Zeitvertreib für Kinder und Jugendliche. Damit Ihr Kind einen guten und verantwortungsvollen Umgang mit Games lernt, stellen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind Regeln auf und setzen Sie klare Grenzen. Nutzen Sie in Absprache mit Ihrem Kind die Elternoptionen und Jugendschutzeinstellungen von Spieleplattformen und Geräten, mit denen beispielsweise die Spielzeit beschränkt werden kann.

Wir haben hier die gängigsten Plattformen und deren Einstellungen für Sie gesammelt:

Smartphone:

  • Android: Für jüngere Kinder kann die Verknüpfung des Kinderkontos mit dem Elternkonto über Google Family Link eine gute Option sein. Hierüber können Sie die gesamte Handynutzung Ihres Kindes verwalten und Beschränkungen festlegen. Falls Sie selbst kein Android-Gerät besitzen, können Sie die Beschränkungen auch nur für das Konto Ihres Kindes einrichten. Für Apps und Inhalte können Sie Altersfreigaben angeben. Via Family Link lässt sich außerdem ein Tageslimit für die Bildschirmzeit einstellen. In den Einstellungen des Google Play Store können Sie Jugendschutzeinstellungen treffen und Kosten wie In-App-Käufe kontrollieren.
  • iOS: Unter iOS können Sie in den Einstellungen eine „Bildschirmzeit“ festlegen und eine Kindersicherung einrichten. Beachten Sie hierbei, dass zusätzlich ein „Bildschirmzeit-Code“ festgelegt werden muss, sonst kann Ihr Kind diese Einstellung selbst ändern. Wenn Sie selbst auch ein iOS-Gerät verwenden, können Sie die Beschränkungen auch von Ihrem Telefon aus verwalten. Im Apple App Store können Sie Einstellungen zu Kosten treffen und zum Beispiel die In-App-Käufe deaktivieren.

Zudem lassen sich bei beiden Betriebssystemen die App-Berechtigungen verwalten. Dort können Sie beispielsweise Push-Nachrichten für Spiele-Apps ausschalten, sodass Ihr Kind nicht automatisch Erinnerungen zum Weiterspielen erhält.

Konsole:

  • Playstation: In der „Konto-Verwaltung“ der Playstation können Sie unter „Familienverwaltung“ Einstellungen wie Spielzeit, monatliche Ausgabelimits, Nutzung von Chats und Inhalten, die von anderen erstellt wurden, Altersbeschränkungen für Spiele und Nutzung des Internetbrowsers treffen.
  • Xbox: Auch ohne ein Xbox-Konto können Sie eine generelle Zugriffs-PIN einrichten, die jegliche Benutzung der Konsole limitiert. Darüber hinaus können Sie im Anmeldebereich unter “+ Neu” eine Xbox-Familiengruppe erstellen. Hierbei lässt sich für jedes Kind ein eigenes Xbox-Kinderkonto anlegen, für das Sie individuelle Berechtigungen erteilen können. Neben detaillierten Auswertungen zur Nutzung können Sie dort Alterslimits für Spiele und die tägliche Spielzeit (nicht nur insgesamt, sondern sogar für einzelne Spiele separat) festlegen. In Sachen Kosten können Sie ein Taschengeld einrichten, mit dem Ihr Kind selbstständig Dinge kaufen kann (beschränkt durch das eingestellte Alterslimit), Einkäufe Ihres Kinds verhindern und sich eine E-Mail zur Freigabe schicken lassen. Es empfiehlt sich außerdem, auf dem Smartphone die Xbox Family Setting-App zu installieren, um weitere Übersichten und Einstellungsmöglichkeiten zu erhalten.
  • Nintendo Switch: In den “Systemeinstellungen” können Sie unter der Option “Altersbeschränkungen” und dann “Einstellungen für die Altersbeschränkungen” die Konsole entsprechend vorbereiten. Hier können unter anderem Altersbeschränkungen für Spiele eingestellt und Chatfunktionen deaktiviert werden. Auch hier empfiehlt es sich, die dazugehörige „App für die Nintendo Switch-Altersbeschränkungen” auf dem Smartphone zu installieren, um umfassende Übersichten zur Spielzeit zu erhalten und eine maximale Spieldauer auszuwählen. Dabei gelten diese Einstellungen für die gesamte Konsole und müssen an die jüngsten Nutzerinnen und Nutzern ausgerichtet werden. Wichtig: Um Käufe im angebundenen Nintendo eShop zu deaktivieren, müssen Sie sich am PC oder Smartphone in einen Nintendo-Account einloggen.

PC:

  • Steam: Im Reiter „Steam“ – „Einstellungen“ – „Family“ lassen sich Familienoptionen verwalten. Es empfiehlt sich, für Ihr Kind einen eigenen „Kinder-Account“ anzulegen. Erstellen Sie dazu einen neuen Account und geben Sie dabei „Ich bin unter 16 Jahre alt“ an und geben Sie ihre eigene Mailadresse als Elternteil-Mailadresse mit an. Danach lassen sich Einstellungen des Accounts vornehmen.
  • Epic Games Store: Im Epic Games Store lassen sich folgende Maßnahmen treffen: PIN-Eingabe für das Hinzufügen von Freunden, Sprachchat (in Abstufungen), Textchat (in Abstufungen), Kaufberechtigungen, Inhaltsbeschränkungen. Außerdem können Sie sich die Spielzeit Ihres Kindes als Auswertung wöchentlich per E-Mail zukommen lassen.

Darüber hinaus finden sich auch in vielen Spielen direkt Kindersicherungen. So beispielsweise in dem beliebten Online-Shooter Fortnite. Ausführliche Anleitungen zu Geräten, Apps und Programmen finden Sie auf der Plattform medien-kindersicher.

Generell gilt: Jugendschutzeinstellungen können nicht vor allen Gefahren und Risikos schützen. Nutzen Sie solche Einstellungen nur in Absprache mit Ihrem Kind und passen Sie sie an sein Alter und seinen Entwicklungsstand an. Bleiben Sie mit Ihrem Kind im Gespräch über die Tricks der Game-Industrie wie Login-Belohnungen und fördern Sie damit seine bewusste Game-Nutzung.

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