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03.06.2022

TikTok und der Krieg

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2 Minuten Lesezeit
11-17 Jahre
Information
Social Media
Video
Artikel
Copyright: photothek.de

Die Social-Media-Plattform TikTok ist vor allem bekannt für ihre lustigen Musik- und Tanzvideos. Die Smartphone-Clips dauern meist nicht länger als eine Minute und verschwinden nach einmal scrollen wieder. Unter Inhalten aus dem Freundeskreis, von Influencerinnen und Musikern mischen sich auch Inhalte, die TikTok automatisch für den eigenen Feed generiert. Wie zum Beispiel Videos vom Krieg in der Ukraine. Durch den speziellen Algorithmus von TikTok werden Clips aus dem Kriegsgeschehen, aber auch Propaganda und Fake-Videos ungefiltert auf die Smartphones von Kindern und Jugendlichen gespült. 

Was ist zu sehen?

Brutale Bilder, Panzervideos, brennende Häuser oder Fluchtgeschichten – einmal scrollen und Kinder und Jugendliche sehen auf TikTok Videos, die ohne Kontext gepostet wurden und eindeutig etwas mit Krieg zu tun haben. Die Betroffenen in den Videos sind oft genauso alt wie die Nutzenden selbst: Jugendliche, die aus der Ich-Perspektive aus Bunkern, von Bombenangriffen und von der Flucht erzählen. Doch was ist echt und was ist falsch? Desinformationen, Fake-Live-Streams und Kriegspropaganda werden über TikTok geteilt. Inszenierte Videos, die nur für Likes, Klicks oder mit der Bitte um Spenden gepostet werden, drehen ihre Runden. Bots werden eingesetzt, um Beiträge zu kommentieren und die Stimmung aufzuheizen.

Was ist problematisch?

TikTok dient Kindern und Jugendlichen als Informationsquelle, über Hashtags lassen sich leicht weitere Videos zum Thema suchen. Da die tatsächlichen Quellen meist nicht angezeigt werden, ist es für Kinder und Jugendliche herausfordernd, die Flut an ungeprüften Inhalten richtig einzuschätzen. Es besteht außerdem die Gefahr des Doomscrollings, also in eine Spirale schlechter Nachrichten zu geraten. 

Durch den Algorithmus werden Kinder und Jugendliche ungefragt mit “expliziten” Inhalten konfrontiert, die sie vielleicht gar nicht sehen möchten und die für sie ungeeignet sind. Schnitt und Musik von Fake-Videos schüren mitunter starke Emotionen und es ist schwer, Distanz zu bewahren. 

Russland nutzt die Plattform zu Propagandazwecken, das Wort “Krieg” ist in russischen Medien im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg verboten. Der ukrainische Präsident ruft seine Landsleute dazu auf, durch TikTok über den Krieg zu informieren. Der Krieg findet also auch über TikTok statt und die Plattform eignet sich perfekt zur Meinungsbeeinflussung. 

Was sagt TikTok dazu?

TikTok reagiert auf die aktuellen Entwicklungen und setzt Maßnahmen zum Schutz der Community ein. Aktuell werden immer mehr Inhalte staatlich kontrollierter Medien gekennzeichnet, unter anderem aus der Ukraine, Russland und Weißrussland. Außerdem geht TikTok stärker gegen Falschinformationen vor. Die Videoplattform arbeitet mit unabhängigen Fakten-Checkern zusammen, die kontinuierlich die Richtigkeit von Inhalten überprüfen und kennzeichnen, Konten sperren und Videos löschen. Auf ihrer “Entdecken” Seite gibt TikTok Tipps, wie Nutzende ihre digitalen Kompetenzen stärken können.

Was können Eltern tun?

Der Übergang von banaler Unterhaltung zum Schrecken des Kriegs geschieht auf TikTok rasant. Auf lustige Tanzvideos folgen Panzerbilder. Das kann Ihr Kind überfordern. Zu verhindern, dass Ihr Kind solche Videos zugespielt bekommt, ist nicht möglich. 

  • Begleiten Sie deshalb Ihr Kind bei der Nutzung von TikTok.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, was ihm auf TikTok begegnen kann.
  • Bestärken Sie Ihr Kind darin, sofort wegzuklicken, wenn es ein Video nicht sehen möchte.
  • Klären Sie Ihr Kind über den speziellen Algorithmus von TikTok auf. Liken, teilen und ein Video zu Ende anschauen tragen dazu bei, ähnliche Videos im Feed angezeigt zu bekommen. 
  • Unterstützen Sie Ihr Kind in der Entwicklung seiner Medienkompetenz und beim Erkennen von Fake-News.
  • Analysieren Sie gemeinsam TikTok-Videos: Was wird in dem Video gezeigt? Wissen wir, ob das Gezeigte echt ist? Werden Quellen angegeben? Wie berichten seriöse Nachrichtendienste darüber? 
  • Gehen Sie mit gutem Beispiel voran, was den eigenen Medienkonsum und den Umgang mit Quellen anbelangt. 

Der Krieg in der Ukraine und die Darstellung dessen in den Medien kann nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern auch für Erwachsene überfordernd sein. Bleiben Sie sie selbst und sprechen Sie über Ihre Gefühle im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg. Mehr zu diesem Thema finden Sie im Beitrag Kinder und Nachrichten vom Krieg.

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