Elternguide Logo
07.05.2021

Yubo – digitaler Schulhof oder “Tinder für Kinder”?

☕️
3 Minuten Lesezeit
11-17 Jahre
Information
Kommunikation
Kreativität
Sicherheit
Unterhaltung
Apps
Social Media
Video
Toolbeschreibung
Copyright: Ute Grabowsky/photothek.net

Yubo ist eine sogenannte Social-Livestreaming-App, die junge Menschen miteinander verbinden möchte und in einigen Funktionen stark an bekannte Dating-Apps erinnert. Yubo gibt es seit Anfang 2021 auf Deutsch und wird hierzulande immer beliebter. Wegen mangelnder Jugendschutzmaßnahmen gibt es einige Risiken für Kinder und Jugendliche im Umgang mit der neuen Trend-App. 

Kurz gefasst:

  • App (aus Frankreich) für Android und iOS
  • richtet sich an Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren (Mindestalter: 13 Jahre)
  • kostenlos mit Werbung oder kostenpflichtiger Premium-Account und teure In-App-Käufe
  • mangelnder Datenschutz, verschiedene Kommunikations- und Kontaktrisiken, unangemessene Inhalte

Was bietet Yubo?

Nutzerinnen und Nutzer können bei Yubo chatten, persönliche Fotos hochladen, ihren Standort teilen, Informationen zu sich veröffentlichen und via Live-Video-Funktion mit bis zu 10 Personen kommunizieren. Das Kennenlernen neuer Menschen findet mit Hilfe der Swipe-Funktion statt: Profile von anderen Userinnen und Usern werden vorgeschlagen. Wie z. B. bei  Tinder oder Lovoo wird entweder nach links oder nach rechts gewischt, um sein Gefallen für die Person auszudrücken. Wischen beide Personen nach rechts, kommt es zu einem sogenannten Match und sie können über Einzel- oder Gruppenchats in den Kontakt miteinander treten. Um das Kennenlernen zu erleichtern, bietet Yubo seinen Mitgliedern außerdem die Möglichkeit, Spiele miteinander zu spielen. Auch über Communities können Menschen miteinander in Kontakt kommen und sich zu bestimmten Themen, wie z. B. Sport, Musik oder Yoga, austauschen. Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren haben einen eigenen Raum und können so nicht mit volljährigen Mitgliedern in den Kontakt treten. 

Bei der Anmeldung auf Yubo wird ein eigenes Profil erstellt. Dafür verlangt die App mindestens ein Foto der Person, den Standort, das Geschlecht und das Alter. Die App unterscheidet zwischen minderjährigen Mitgliedern und Erwachsenen – überprüft wird das tatsächliche Alter der Nutzenden jedoch nicht. 

Was fasziniert Kinder und Jugendliche daran?

Jugendliche nutzen die App vor allem, um Spaß zu haben, neue Bekanntschaften zu schließen und im Austausch mit Gleichaltrigen zu sein. Durch ihren Dating-Charakter wird die App auch als solche genutzt, wie Videos von beliebten YouTuberinnen wie Livvy Day zeigen. Immer neue Features, wie z. B. Snapchat Lenses, machen die App spannend und interessant für junge Nutzerinnen und Nutzer, die sich darüber auch kreativ ausdrücken können.

Das Grundkonzept hinter Yubo, dass User zwischen 13 und 17 Jahren eine eigene, von Erwachsenen unabhängige, Community nutzen können, spricht sicherlich viele Jugendliche an, birgt aber einige Risiken.

Was kann an Yubo problematisch sein?

Yubo wurde nicht speziell für Jugendliche entwickelt, richtet sich aber mit seinen Features und über Werbung ganz klar an die Zielgruppe. Die App birgt jede Menge Kontakt- und Kommunikationsrisiken: Die fehlende Altersverifikation fördert das Risiko von Cybergrooming und sexueller Belästigung z. B. durch das ungefragte Verschicken von Nacktbildern. Anders als bei vielen Dating-Apps kann auch bei einseitigem Interesse Kontakt aufgenommen werden. Yubo bietet seinen Mitgliedern zwar die Möglichkeit, Personen zu melden und zu blockieren, doch ist der Schaden dann oft schon angerichtet.

Die Swipe-Funktion unterstützt zudem die oberflächliche Beurteilung anderer allein aufgrund ihres Aussehens. Das steigert das Risiko von Beleidigungen, Hate Speech oder Cybermobbing

Auch der Umgang mit den Daten der Nutzenden bei Yubo ist kritisch zu sehen. Um Freunde im eigenen Ort zu finden, rät die App dazu, den Standort freizugeben. Das ermöglicht dem Anbieter, umfassend sensible Daten zu sammeln und an Dritte weiterzugeben. Yubo behält sich vor, Daten zu veröffentlichen und für eigene Zwecke zu verwenden. 

Auch die In-App-Käufe können ein Problem darstellen, weil sich viele Kinder und Jugendliche leicht dazu verleiten lassen, kostenpflichtige Features zu erwerben, um z. B. bessere Filter nutzen zu können.

Was meint der Anbieter?

Yubo bietet keine speziellen Funktionen zum Jugendschutz. Zur Einhaltung der Community-Richtlinien setzt der Anbieter vor allem auf technische Maßnahmen. Eine Software soll z. B. nackte Haut und Rauch auf Bildern und in Videos erkennen und melden. So soll auch das angegebene Alter mit der Person auf den Bildern abgeglichen werden. Eine hundertprozentige Sicherheit dieser Maßnahmen wird allerdings nicht garantiert. Über eine externe App names Yoti können Mitglieder ihre Identität verifizieren lassen. Haben sie das getan, erscheint ein gelber Haken neben ihrem Benutzernamen. Diese Möglichkeit ist jedoch keine Voraussetzung und wird nur wenig wahrgenommen. Darüber hinaus gibt Yubo an, Leute zu beschäftigen, die Chatverläufe moderieren. Allerdings ist unklar, in welchem Maße das tatsächlich passiert. 

Was sollten Eltern beachten?

Wenn Ihr Kind den Wunsch hat, die App zu nutzen, haben Sie als Elternteil Verständnis dafür. Versuchen Sie Ihrem Kind die App nicht zu verbieten, aber besprechen Sie vorher die  Risiken und einen möglichen Umgang damit. So verhindern Sie eventuell eine heimliche Nutzung. Es ist wichtig, dass Ihr Kind sich verstanden fühlt und nicht das Gefühl hat, sich bei möglichen Unsicherheiten oder Problemen schämen zu müssen. So wird es sich bei Problemen auch eher an Sie wenden. Fragen Sie nach den Kontakten Ihres Kindes und sehen Sie sich die Personen gegebenenfalls genauer an. Auch Ihr Kind hat ein Recht auf Privatsphäre, sehen Sie also davon ab, Chatverläufe zu kontrollieren. Besser ist, Sie vereinbaren gemeinsam Regeln zum Umgang mit der App. Eine könnte beispielsweise sein, dass Ihr Kind Sie informiert, wenn es eine Person, die sie bei Yubo kennengelernt hat, treffen möchte.

Verknüpfte Themen

Projektpartner
Unterstützer