Ob über Suchmaschinen, Messenger oder Social Media – viele Kinder und Jugendliche stoßen heute schon früh im Netz auf pornografische Inhalte. Oft geschieht das zufällig, manchmal auch aus Neugier. Für Eltern ist das zunächst erschreckend – doch das Interesse an Sexualität gehört zur normalen Entwicklung dazu. Wichtig ist: Kinder und Jugendliche können lernen, mit solchen Inhalten umzugehen – wenn sie dabei unterstützt werden.
Während pornografische Inhalte früher nur eingeschränkt und meist kostenpflichtig verfügbar waren – etwa in Videotheken oder speziellen Magazinen – sind sie heute jederzeit und oft kostenlos im Netz abrufbar. Kinder und Jugendliche gelangen dabei nicht nur über klassische Pornoseiten an solche Inhalte – auch in sozialen Netzwerken oder über Messenger tauchen sexualisierte Darstellungen auf. Oft reicht ein Klick auf ein Bild oder einen zufälligen Link.
Plattformen wie TikTok und Instagram zeigen zwar keine explizite Pornografie, enthalten aber oft sehr freizügige, sexualisierte Inhalte, die besonders für Jüngere verwirrend oder verstörend sein können. In Internetforen wie Reddit existieren zudem Unterforen mit expliziten Inhalten – sie sind nicht immer klar als solche gekennzeichnet und lassen sich mit wenigen Klicks aufrufen.
Auch OnlyFans, ursprünglich für bezahlte Inhalte gedacht, wird häufig für erotische oder pornografische Beiträge genutzt. Zwar ist die Plattform offiziell erst ab 18 Jahren zugänglich – doch über Screenshots, Weiterleitungen oder Drittanbieter gelangt solcher Content auch auf andere Kanäle– oft ohne Alterskontrolle.
Besonders brisant sind neue Trends rund um Künstliche Intelligenz: Mit wenig Aufwand lassen sich täuschend echte Deepfakes erstellen – pornografische Videos, in denen etwa das Gesicht von Klassenkamerad*innen oder einer bekannten Person eingefügt wird. Das ist nicht nur eine Form digitaler Gewalt, sondern auch strafbar. Kinder und Jugendliche müssen wissen: Solche Inhalte sind verletzend, illegal – und können schwerwiegende Folgen haben.
In Deutschland ist es gesetzlich geregelt, dass Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren keinen Zugang zu pornografischen Inhalten haben dürfen. Dies basiert auf dem Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) und dem Jugendschutzgesetz (JuSchG), die solche Inhalte als entwicklungsbeeinträchtigend einstufen.
Einige Inhalte sind jedoch nicht nur für Minderjährige verboten, sondern generell strafbar – unabhängig vom Alter:
Trotz dieser Regelungen besteht in der Praxis die Herausforderung, den Schutz von Kindern und Jugendlichen effektiv umzusetzen, insbesondere im digitalen Zeitalter. Anbieter von pornografischen Inhalten sind verpflichtet, sicherzustellen, dass nur Erwachsene Zugang erhalten – beispielsweise durch Altersverifikationssysteme. In der Praxis sind jedoch viele Plattformen im Ausland ansässig und setzen diese Kontrollen unzureichend um. Oft genügt ein einfacher Klick auf „Ich bin 18“, um Zugriff zu erhalten.
Seit 2024 verpflichtet das Digitale-Dienste-Gesetz (Digital Services Act) der EU alle Anbieter zu strengeren Maßnahmen im Jugendschutz. Einige große Plattformen (z. B. Pornhub, xHamster) sperren mittlerweile Nutzer*innen aus Europa ohne Altersnachweis. Dennoch bestehen weiterhin Schlupflöcher, die den Schutz von Kindern und Jugendlichen erschweren.
Für Jugendliche in der Pubertät sind Pornos oft reizvoll – auch wegen des Verbots. Viele Jugendliche informieren sich online – besonders, wenn zu Hause nicht über Sexualität gesprochen wird. Dabei können falsche Vorstellungen entstehen:
Manche Jugendliche nutzen Pornos zur Flucht aus dem Alltag – dabei kann sich eine Gewohnheit oder sogar eine Sucht entwickeln.
Der beste Schutz ist keine App, sondern eine offene Beziehung: Sprechen Sie mit Ihrem Kind – auch über schwierige Themen wie Pornografie. Je früher Gespräche über Sexualität beginnen, desto weniger muss Ihr Kind heimlich danach suchen.
Zeigen Sie Interesse, statt zu strafen. Erklären Sie, dass Pornos inszeniert sind und oft wenig mit echter Sexualität zu tun haben. Machen Sie klar: Wer informiert ist, kann selbstbewusster und kritischer mit solchen Inhalten umgehen.
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