Der niedliche Bear von Fisher-Price sieht aus, wie Kinder Teddys lieben. Nur sein Kopf ist ungewöhnlich groß und viereckig. Darin befindet sich jede Menge Technik. Hinter den niedlich dreinblickenden Augen versteckt sich eine Kamera, die Nase ist eigentlich ein kleines Mikrofon. Natürlich gibt es auch Lautsprecher sowie eine Sprach- und Bilderkennungssoftware. Fisher Price bezeichnet den Kuschelbären als interaktiven Lernfreund mit dem Gehirn eines Computers. Der Teddy hört zu, spricht mit Ihrem Kind und merkt sich, was es mag und wann es ins Bett muss. Eltern können sich über WLAN mit dem Teddy verbinden und zum Beispiel ein Gute-Nacht-Lied abspielen lassen.
Der Fisher Price-Bear gehört zu den sogenannten „Smart Toys“ – intelligente Spielzeuge. Sie finden immer häufiger den Weg in heimische Kinderzimmer. Das Besondere an diesen Kuscheltieren ist, dass sie mit Ihrem Kind Smalltalk führen, rechnen oder sogar eine Fremdsprache lernen. Dabei geht das Spielzeug anscheinend individuell auf die Bedürfnisse des Kindes ein. Dino zum Beispiel registriert und speichert den Lernfortschritt, das Alter und den Entwicklungsstand seines Gegenübers. Wenn ein fünfjähriges Kind ihn nach der Entfernung des Mondes zur Erde fragt, antwortet dieser: „Er ist sehr weit weg. Zu weit zum Laufen“. Während er einem Neunjährigen antwortet: „Der Mond ist 238.900 Meilen weg und bewegt sich jedes Jahr weiter weg“.
Dieser Trend ist auch an Barbie nicht vorbeigegangen. Hello Barbie gehört zu den bekanntesten Smart Toys und wird seit ihrer Markteinführung stark kritisiert. Die Puppe unterhält sich nicht nur mit dem Kind, sondern zeichnet auch auf, was es allein oder mit anderen spricht und sendet diese Aufnahmen an die Eltern. Hierfür reicht eine Vernetzung über WLAN. Hallo Barbie ist jedoch nicht in Deutschland erhältlich bzw. wird „nur“ in den USA vertrieben.
Spielzeuge, die das Kind unterhalten, ihm ganz nebenbei auch noch etwas beibringen und von Ihnen als Eltern gesteuert werden können – das klingt doch eigentlich nach einer sinnvollen Anschaffung! Doch vernetzte, intelligente Puppen, Dinos und Roboter bringen auch Risiken mit sich.
Alles, was zum Beispiel die Hello Barbie von Ihrem Kind aufzeichnet, wird vom Hersteller gesammelt, also auf externen Servern gespeichert. Was mit den Daten weiter passiert, wie sie gespeichert, ausgewertet und weitergegeben werden, ist meistens nicht bekannt. Es gab in der Vergangenheit bereits einige Fälle, in denen sich Hacker zunächst unbemerkt Zugang zu zahlreichen Sprachnachrichten und Kinderprofilen verschafft haben. Auch ein Nachbar könnte sich mit einigen Spielzeugen leicht durch WLAN oder über Bluetooth verbinden, denn in der Regel reicht es aus, maximal 15 Meter entfernt zu sein. Dann könnte ein völlig Fremder mit Ihrem Kind kommunizieren, es ausfragen oder gar bedrohen, etwa durch einen Text, den die Puppe nach dem Eintippen vorliest, oder durch Sprachnachrichten. My friend Cayla wurde aus diesem Grund mittlerweile in Deutschland verboten. Auch der Roboter i-Que, der Toy-Fi-Teddy und der Hund Chip weisen unsichere Funkverbindungen auf. Sie sind aber weiterhin erhältlich.
Spielzeuge, mit denen man einen Blick auf seine Kleinen haben kann, scheinen auf den ersten Blick eine gute Sache zu sein. Doch auch Kinder haben ein Recht auf Privatsphäre, die besonders geschützt werden muss. Ein Kind traut seinem Spielzeug Geheimnisse an, die ohne sein Einverständnis per Mail an die Eltern geschickt werden. Mit einem Klick können Eltern die aufgenommenen Unterhaltungen dann auch über soziale Netzwerke verbreiten. Eine ständige Kontrolle und Überwachung des Kindes durch ein Spielzeug geht über die Aufsichtspflicht hinaus. Das Teilen über Facebook & Co., ohne das Kind einzubeziehen, verletzt außerdem die Persönlichkeitsrechte des Kindes.
Als Eltern sollten Sie sich vor allem klar darüber sein, dass immer noch Sie für die Erziehung Ihres Kindes verantwortlich sind. Geräte wie Hello Barbie & Co. können das nicht übernehmen, denn sie sind keine Freunde und kein Elternersatz, sondern bleiben Geräte.
Kritiker warnen immer wieder vor den Gefahren und Risiken von Smart Toys. Wenn Sie darüber nachdenken, so ein Spielzeug dennoch für Ihr Kind anzuschaffen, sollten Sie sich vor dem Kauf gut informieren. Recherchieren Sie auf Seiten des Herstellers und nach unabhängigen Testberichten von Verbrauchern. Lesen Sie sich die Datenschutzbestimmungen genau durch. Was passiert mit Ihren Daten und denen Ihres Kindes? Bei vernetzten Spielzeugen ist es ratsam, das Gerät vollständig auszuschalten, wenn Ihr Kind nicht damit spielt. Deaktivieren Sie WLAN und Bluetooth. Gibt es eventuell darüber hinaus Mikrofone oder gar eine Kamera, die die Gespräche aufzeichnen und lassen sich diese ausschalten?
Wägen Sie also gut ab, ob ein intelligentes Spielzeug tatsächlich das Richtige für Ihr Kind ist und zu Ihrem Erziehungsstil passt. Zuhören, Fragen beantworten, ein Lied zum Einschlafen anstimmen – das sind Dinge, die für das Kind viel schöner sind, wenn Sie sie übernehmen. Denn ein Teddy kann noch so schlau sein, Mama und Papa ersetzt er nicht!