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Jungen und Medien

Bob der Baumeister und Ninjago, Kriegsfilme und Ballerspiele. Wer an „Jungen-Medien“ denkt, bekommt schnell viele Klischees zusammen. Da geht es um Kraft und Kampf, um Härte und Gewinnen und um klassische Männlichkeitsbilder.

Doch passt dieses Medienangebot wirklich zu allen Jungs? Und wie können Sie als Eltern Ihren Sohn durch die stereotypen Medienbilder hin zu einer individuellen Entwicklung begleiten?

Wann ist ein Junge ein Junge?

XX oder XY: Unser Geschlecht ist die erste Schublade, in die wir meist schon vor der Geburt gesteckt werden. Für viele Menschen passt das Geschlecht, das sie nach Chromosom und primären Geschlechtsorganen zugeordnet bekommen. Doch nicht für alle. Manche sind etwa nicht binär oder trans. Und selbst, wer sich als Mädchen oder Junge wohlfühlt, möchte deshalb noch längst nicht automatisch mit allen Klischees verbunden werden. Für Eltern und Pädagog*innen gilt deshalb auch unabhängig von der Mediennutzung: Genau hinschauen und offen bleiben sind wichtig, um Kinder individuell zu sehen und zu begleiten. Deshalb nutzen wir in diesem Text das Sternchen an Jungen* – um zu zeigen, dass jede Form von Geschlechtsidentität gemeint ist.

Mehr Informationen zum Themen Queerness gibt es u. a. kindgerecht im Buch „Was ist eigentlich dieses LGTBQI*?“ und bei Kindersache vom Deutschen Kinderhilfswerk (DKHW) aufbereitet sowie beim Queer-Lexikon.

Welche Medien mögen Jungen*?

Jungen* wachsen heute von Anfang an mit Medien auf. Als Kindergartenkinder schauen sie Videos oder hören Hörspiele, in der Grundschule werden Smartphones und Spielekonsolen interessant. Dabei fällt auf, dass Jungen* häufig sehr früh andere Interessen entwickeln und andere Inhalte konsumieren als Mädchen*. Das zeigt zum Beispiel die aktuelle KIM-Studie. Sie interessieren sich stärker für Sitcoms oder Cartoons, zeigen mehr Interesse an Gaming und Action als Mädchen* und suchen sich meist männliche Vorbildfiguren – zunächst Figuren wie Feuerwehrmann Sam oder Superhelden, später Komiker, Musiker oder Sportler. Häufig sind dies Figuren und Personen, die sehr stereotype Bilder von Männern* als starke, harte Typen mit Macht, Geld und wenig emotionaler Erreichbarkeit verkörpern.

Warum Jungen* oft Angebote mögen, in denen überspitzte, stereotype Männlichkeitsbilder gepflegt werden, kann verschiedene Gründe haben: Eigene Vorliebe, Druck aus der Freundschaftsgruppe oder auch ein Mangel an Alternativen.

Für viele Eltern ist das eine schwierige Situation. Sie fragen sich, wie sehr sie den Klischees entgegenwirken sollten; wie sie mit Themen wie Gewalt oder Sexismus umgehen können – und wie viel Klischee in den Medien überhaupt in Ordnung ist.

Und jetzt? Wie können Eltern die Mediennutzung von Jungen* begleiten?

Überspitzungen und Klischees sind auch Mittel, die gerade junge Menschen nutzen, um sich an diesen extremen Darstellungen eigene Meinungen und Identitäten zu bilden. Sie können helfen Kindern und Jugendlichen, Identitäten auszuprobieren, zu reflektieren und zu eigenen Überzeugungen zu gelangen.

Dabei spielen direkte Bezugspersonen wie Sie als Eltern eine wichtige Rolle. Durch die Art, wie Sie selbst Ihre (Geschlechts-)Identität leben und welche Medien Sie nutzen, prägen Sie Ihr Kind mit. Überlegen Sie, wie Sie selbst über Mädchen* und Jungen* sprechen und welche Geschlechterstereotype in Ihrem Leben präsent sind.

Für heranwachsende Jungen* ist es gerade in der unsicheren Phase der Selbstfindung wichtig, in den Eltern offene und liebevolle Gesprächspartner*innen zu finden. Kommen Sie mit Ihrem Kind über in den Medien dargestellte Klischees ins Gespräch. Bieten Sie Ihrem Kind Alternativen für vielfältige Medienangebote an und begleiten Sie Ihr Kind bei der Findung der eigenen Geschlechtsidentität, indem Sie gemeinsam nach anderen und vielfältigen Vorbildfiguren suchen.

Wenn Jungen* mit unterstützenden, reflektierten Erwachsenen und vielfältigen Angebotenauch in den sozialen Medien – aufwachsen können, fällt es ihnen leichter, für sich selbst einen individuellen und guten Umgang mit Männlichkeit* und Klischees zu finden.

E-Girls und E-Boys – eine neue Jugendkultur im Internet?

Auf Instagram und vor allem auf der Plattform TikTok verwenden Jugendliche immer wieder den Hashtag #egirl oder #eboy für bestimmte Videoclips. Dort sieht man z. B., wie sich ein Mädchen in ein sogenanntes E-Girl verwandelt. Aber was steckt dahinter und welche Bedeutung hat die Bezeichnung für junge Menschen?

Abgrenzung zu Rollenbildern auf Instagram

Das “E” steht für elektronisch und bezeichnet die Generation junger Menschen, die vor allem in einer digitalen Welt aufgewachsen sind. Sie nutzen Online-Medien und bewegen sich auf Social-Media-Plattformen wie TikTok, Instagram oder YouTube. Mit E-Girl oder E-Boy wird ein bestimmter Stil bezeichnet, sich darzustellen und auszusehen. Oft tragen E-Girls schwarze Kleidung und ein auffälliges Make-Up, wie z. B. gemalte Sommersprossen und Herzchen auf den Wangen. Auch die E-Boys stylen sich teilweise mit leichtem Make-Up oder Nagellack, einige tragen Mittelscheitel und Schmuck. E-Boys grenzen sich vom typischen Männlichkeitsbild ab. Sie lächeln oder zwinkern süß in die Kamera und wollen nicht hart wirken.

Im Gegensatz zu anderen Influencerinnen und Fitness-Bloggern posieren E-Girls und E-Boys nicht an bekannten Orten oder mit der perfekten Strandfigur, sondern meist in ihrem eigenen Zimmer. Dabei nehmen sich selbst nicht so ernst. Einige von ihnen sind nur für den Videoclip auf TikTok, als E-Girl oder E-Boy zurechtgemacht und würden in der Schule nicht so auffällig herumlaufen. Sie nutzen das Internet, um sich auszuprobieren.

Negative Aspekte rund um E-Girls und E-Boys 

Problematisch ist, wenn Mädchen oder Jungen bestimmte Merkmale nachahmen, ohne dass sie verstehen, was damit gemeint ist. Es gibt typische Posen von E-Girls oder E-Boys, die stark sexualisiert wirken, auch wenn sie ironisch gemeint sind. Die Gefahr von Cybergrooming oder Missbrauch der Inhalte von Kriminellen ist durch das Veröffentlichen solcher Videos erhöht. 

Als E-Girl’’ werden manchmal auch abwertend Mädchen oder Frauen in der Gaming-Szene bezeichnet. Sie zeigen sich beim Spielen über einen Stream, wie viele männliche Spieler auch. Aber ihnen wird häufiger vorgeworfen, das nur für Klicks und Aufmerksamkeit zu tun und sich dafür besonders auffällig zu schminken und anzuziehen. Das problematische Verhältnis von Geschlechterrollen im Gaming haben wir in einem anderen Beitrag näher erläutert: Computerspiele und das Thema Geschlecht

Hilfe, mein Kind ist ein E-Boy!

Kinder und Jugendliche sind noch dabei, eine eigene Persönlichkeit auszubilden. Dabei orientieren sie sich an anderen. Vorbilder finden sie in der Familie, dem Freundeskreis, den Medien und anderswo. Gleichzeitig möchten sie sich abgrenzen und individuell sein. Jugendkulturen wie die E-Girl-Szene sind spannend, weil sie wahrscheinlich anders sind als ihr gewohntes Umfeld. 

Lassen Sie Ihrem Kind den Freiraum, sich zu entwickeln, sich zu erfinden und auszuprobieren, aber verlieren Sie nicht den Kontakt. Das ist gerade bei Jugendlichen in der Pubertät ein Drahtseilakt. Stärken Sie Ihr Kind in seinen Interessen und persönlichen Stärken, damit es sich frei entfalten kann. Tauschen Sie sich mit ihm über Jugendkulturen und Trends aus. Haben Sie sich als junger Mensch auch auf eine bestimmte Art und Weise gekleidet, um sich zu einer bestimmten Gruppe dazu zählen? Haben Sie sich darüber mit Stolz identifiziert oder fanden Sie es eher blöd, in eine Kategorie gesteckt zu werden? 

Starke Helden und schöne Prinzessinnen? – Rollenbilder in Kindermedien

Ob in Büchern, Film oder Fernsehen –  Kinder erlernen Rollenbilder durch Medien. Das bedeutet, durch Bücher, Serien, Hörgeschichten usw. bekommen sie schon früh eine Vorstellung davon, wie Mädchen oder Jungen und Familien angeblich typischerweise sind. Oft werden dabei klassische Bilder von starken Helden und Prinzessinnen herangezogen. An diesen Rollenbildern orientieren sich Kinder, um eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln.

Kinder identifizieren sich mit Figuren, die ihnen gefallen. Ungefähr ab Ende des Grundschulalters gewinnt das Geschlecht für die Identität von Kindern immer mehr an Bedeutung. Doch schon beim Betreten einer Buchhandlung wird durch gesonderte Büchertische vermittelt, Jungen und Mädchen seien grundsätzlich verschieden.

Mädchenrollen in Kino und TV

Im deutschen Kinderfernsehen gibt es viel mehr männliche Figuren als weibliche. Vor allem Tierfiguren oder Fantasiewesen sind seltener weiblich. Besonders auffällig ist, dass weibliche Figuren oft unerreichbare Schönheitsideale zeigen. Die Körperproportionen von Barbie und Co. haben wenig mit menschlichen Mädchen- oder Frauenkörpern zu tun. Dieses früh vermittelte unrealistische Bild von weiblichen Rollen kann gerade bei Mädchen zu großen Unsicherheiten mit dem eigenen Körper führen. Auch Kindererziehung und Haushaltsarbeit wird im Fernsehen meistens den Frauenrollen zugeteilt. Männliche Figuren sieht man eher bei der Arbeit außerhalb der Familie.

Familien sehen unterschiedlich aus

In vielen Bilderbüchern besteht eine Familie aus einer Frau, einem Mann und einem Kind. Generell kommen Väter in ihnen oft nur als Nebenfigur oder auch gar nicht vor. Dabei ist das klassische Mutter-Vater-Kind-Modell, in dem die Mutter sich um die Kinder kümmert und der Vater zur Arbeit geht, heute nur ein Familientyp von vielen. Viele Kinder haben mehrere Bezugspersonen, die sich um sie kümmern. Dazu zählen zum Beispiel die neuen Partner und Partnerinnen der (getrennt-lebenden) Eltern. Auch gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern werden in Kindermedien oft nicht abgebildet. Und wo kommen eigentlich die Erwachsenen vor, die nicht in einer Partnerschaft leben, sich aber trotzdem gern um die Kinder ihrer Freunde oder Familienmitglieder kümmern?

Berufe – Krankenschwestern und Feuerwehrmänner

Berufe sind ein spannendes Thema für Kinder. Denn sie helfen ihnen dabei, sich ihre Zukunft vorzustellen und zu gestalten. Dabei orientieren sich Mädchen und Jungen an den Berufen, die Männer und Frauen in den Geschichten haben, die ihre Eltern ihnen vorlesen oder die sie im Fernsehen sehen. Traditionelle Geschlechterrollen in den Berufen werden auch in Kindermedien abgebildet. Arbeit, die mit Kindern und Fürsorge zu tun hat, wird häufiger Frauenrollen zugeordnet. Sie werden als Krankenschwester, Lehrerin oder Erzieherin gezeigt, während Männer die starken Feuerwehrmänner sind oder angesehene Berufe haben, wie Pilot oder Arzt. Dabei ist die Berufsfeld für Männer und Frauen heute viel bunter: Auch Papa kann sich als Hausmann eine Weile um die Kinder kümmern, während Mama als Wissenschaftlerin arbeitet. Durch den technischen Fortschritt gibt es viel mehr Berufe, als man sie in Kinderbüchern oder Serien sieht. In Kindermedien sollte auch erklärt werden, was Mama und Papa eigentlich den ganzen Tag im Büro oder am Computer im Homeoffice tun.

Tipps für vielfältige Medienangebote

Mädchen und Jungen brauchen unterschiedliche Vorbilder. Ein vielfältiges Kindermedienangebot bietet Kindern verschiedene Modelle zur Orientierung. Das kleine Mädchen in rosa muss nicht falsch sein, aber eben nicht immer und überall gleich. Geschichten, die typische Rollenbilder aufbrechen, helfen Ihrem Kind dabei, sich so zu akzeptieren, wie es ist und anderen gegenüber tolerant und respektvoll zu sein. Ordnen Sie eventuell fragwürdige Geschlechterdarstellungen ein, indem Sie diese ansprechen und hinterfragen.

Wir haben einige Medientipps für Sie zusammengestellt, die Vielfalt von Medienfiguren und keine Geschlechterklischees abbilden:

Wenn Sie mehr zum Thema Geschlecht in Kindermedien wissen möchten, empfehlen wir diese Elternbroschüre zum Umgang mit Geschlechterrollen.

Gewalt in Medien – nur für Jungs reizvoll?

Kinder haben schon früh Kontakt zu Gewalt in den Medien. Nicht immer wird sie brutal dargestellt, sondern kann auch unterschwellig und eher witzig verpackt auftreten, z. B. wenn in Zeichentrickserien eine Figur der anderen auf den Kopf haut und es dabei lustig gongt.

Medieninhalte, in denen Action und Gewalt vorkommt, sprechen Jungen anscheinend mehr an als Mädchen. Das Verhalten von Mädchen und Jungen wird teilweise auch unterschiedlich wahrgenommen: Manche meinen, Jungs seien von Natur aus stürmischer und neigen dazu, Konflikte mit Gewalt zu lösen.

Veraltete Rollenbilder in der Gesellschaft

Erziehung und Medien tragen dazu bei, dass Gewalt eher ein Thema für Jungs ist. Wenn Jungen zu Gewalt neigen – egal wie ausgeprägt – wird das als weniger problematisch wahrgenommen als bei Mädchen. Bis vor wenigen Jahrzehnten mussten Jungen immer stark sein und sollten keine Gefühle zeigen. Manche Menschen denken das auch heute noch.

Mittlerweile ist hier ein Wandel erkennbar:  In vielen Familien spielt das Geschlecht bei der Auswahl von Büchern, Spielsachen und Medien keine Rolle mehr. So wird das ausgesucht, was zum Charakter und zu den Interessen des Kindes passt. Doch es gibt trotzdem noch einige Familien, in denen es normal, dass nur Jungs ein Bobbycar oder Actionfiguren zum Spielen bekommen, während Mädchen mit Puppen spielen. So ist es dann auch bei der Mediennutzung. Jungen dürfen schon früh actionreiche Cartoons von Superhelden schauen, für die manche Mädchen kein Interesse zeigen.

Computerspiele, in denen gegen andere gekämpft wird, wie z. B. Fortnite oder GTA, werden mehr von Jungen als von Mädchen gespielt. Sie bevorzugen eher Rollenspiele wie “Die Sims” oder bunte Handyspiele wie “Candy Crush”. Das liegt zum Teil auch an den Figuren im Spiel. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Beitrag Computerspiele und das Thema Geschlecht.

Vielfältige Rollenbilder unterstützen

Wenn gewalttätiges Verhalten unter Jungen zu einem gewissen Grad akzeptiert ist, lernen sie weniger, wie man auf andere Weise Konflikte lösen kann. Wenn soziale Eigenschaften wie das Füreinanderdasein vor allem bei Mädchen belohnt wird, möchten Jungs sich anders verhalten, um nicht “mädchenhaft” zu wirken. Bei Erwachsenen, die in der Kindheit solche Erfahrungen gemacht haben, kann das zu sozialen und mitunter psychischen Problemen im Umgang mit den eigenen Gefühlen führen.

Als Eltern können Sie dazu beitragen, dass Ihr Kind weniger mit Klischees aufwächst.  Achten Sie bewusst auf das Verhalten Ihres Kindes und unterstützen Sie vielfältige Rollenbilder durch die Auswahl der Medien. Suchen Sie aktiv nach Geschichten mit alternativen Rollenbildern von Mädchen und Jungen. Ab dem Grundschulalter wird die Geschlechtsidentität immer wichtiger für ein Kind. Deshalb sollte es vielfältige Angebote zur Orientierung in seiner Entwicklung bekommen.

Lassen Sie Kampfszenen und ungerechtes Verhalten in Filmen, Serien oder Büchern nicht unkommentiert. Reden Sie über Gewalt und machen Sie Ihrem Kind deutlich, dass dies kein gewünschtes Verhalten ist. Sprechen Sie darüber, warum das gezeigte Verhalten in der Realität problematisch wäre. So können sie das gezeigte Verhalten besser einordnen.

Computerspiele und das Thema Geschlecht

In beliebten Computerspielen wie GTA oder Fortnite muss man virtuell kämpfen und Gewalt anwenden, um zu gewinnen. Besonders Jungs und Männer mögen solche Spiele und man würde sie nicht als “Mädchenspiele” bezeichnen. In vielen Games werden Klischees und Vorurteile über Männer oder Frauen gefördert.

Starker Mann oder sexy Frau

In Spielen wie z. B. Grand Theft Auto oder Star Stable werden typische Geschlechterrollen bedient. Männliche Figuren werden stark, mutig und heldenhaft dargestellt. Weibliche Figuren sind meistens emotional und haben einen sanften Charakter. Mädchen oder Frauen sind oft auch nur Nebenrollen in der Geschichte eines Games. Dabei werden sie häufig auf ihr Aussehen reduziert. Extrem kurze Röcke und große Brüste tragen dazu bei, dass sie als sexuelle Objekte betrachtet werden. Gibt es mal weibliche Charaktere in einem Spiel und man möchte deren Aussehen vor dem Spielbeginn gestalten und den eigenen Vorstellungen anpassen, sind die Möglichkeiten stark begrenzt und entsprechen stets vermeintlich geltenden Schönheitsidealen.

In vielen Spielen nehmen weibliche Charaktere außerdem die Opferrolle ein: Sie sind z. B. die Prinzessin, die gerettet werden muss. Viel seltener gibt es weibliche Figuren als Hauptcharaktere oder gar Frauen als Heldinnen eines Spiels. Sehr bekannt wurde die Figur Lara Croft, die im Spiel aber sehr sexistisch dargestellt wird.

Im Spiel Star Stable geht es ums Reiten. Es können nur weibliche Figuren angelegt werden, wodurch Jungs von vornherein ausgeschlossen werden. Stattdessen wird das Klischee gefördert, dass Reiten reine Mädchensache ist. Die weiblichen Charaktere sind alle klischeehaft dargestellt. Auch wenn es positiv ist, dass ein Gaming-Angebot Mädchen als Computerspiel-Fans anerkennt, ist das Spiel diskriminierend.

Was ist problematisch an diesen Klischees?

Insgesamt kommen Frauen oder Mädchen in der Gaming-Kultur kaum vor, obwohl fast die Hälfte aller Spielenden weiblich sind. Weibliche Gamer werden in Online-Spielen, Gaming-Foren oder YouTube-Kommentaren sogar oft mit sexistischen und frauenfeindlichen Kommentaren konfrontiert. Wenn Mädchen spielen, wird ihr Können oft abgewertet. Auch Kommentare gegen andere sexuelle Orientierungen wie Homosexualität sind nicht selten.

Die vorwiegend stereotype Darstellung weiblicher, aber auch männlicher Figuren verstärkt Sexismus und die Erwartungen an bestimmte Geschlechterrollen. Den gleichen Effekt hat es, wenn weibliche oder männliche Rollen einfach weggelassen werden.

Dabei orientieren sich Kinder und Jugendliche an Medien – auch an Spielen, wenn es um Verhaltensweisen und Meinungen geht. Jugendliche können sich beim Spielen in verschiedene Rollen hineinversetzen, sich ausprobieren und mit anderen kommunizieren. Jungs können z. B. auch in die Rolle einer Frau oder eines Mädchens, Mädchen in die Rollen eines Mannes oder eines Jungen schlüpfen.

Wie Sie Ihr Kind unterstützen können

Die Kategorisierung von Spielen als Jungs- oder Mädchenspiel ist hinderlich. Ganz unabhängig vom Geschlecht sollte Ihr Kind jedes Spiel spielen dürfen, das es interessiert. Natürlich sollten Sie trotzdem auf die Alterseinordnung achten. Bestärken Sie Ihre Tochter darin, Spiele zu spielen, die angeblich für Jungs sind, wenn sie das möchte – und andersherum.

Nutzen Sie den Anlass, mit Ihrem Kind über Rollenerwartungen und -bilder zu sprechen. Ermutigen Sie es dazu, andere Rollen im Spiel auszuprobieren als die üblichen. Wenn Ihr Sohn oder Ihre Tochter während eines Spiels mit anderen Gamers kommuniziert, kann das auch zu unangenehmen Reaktionen mit den Mitspielenden führen. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über Hate-Speech und unterstützen Sie es darin, sich für Respekt und Fairness einzusetzen und sich gegen Beschimpfungen stark zu machen.

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