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Character.ai – Chatten mit „Promis“

Hat Ihr Kind auch schon mal mit Napoleon oder Harry Potter gechattet? Mit character.ai ist das nun möglich. Der Dienst ermöglicht es Nutzer*innen, Chat-Bots zu erstellen und zu nutzen. Diese Bots werden mithilfe von Künstlicher Intelligenz trainiert und können in Live-Chats bekannte Persönlichkeiten oder fiktive Figuren authentisch nachahmen. Was zunächst harmlos klingt, kann aber auch Risiken bergen.

Kurz gefasst:

  • Erstellung und Nutzung von Chat-Bots basierend auf Künstlicher Intelligenz
  • Kann im Browser und als App für iOS und Android genutzt werden
  • Vom Entwickler Character Technologies Inc. ab 16 Jahren freigegeben
  • Anmeldung mit E-Mail-Adresse notwendig
  • Kostenlos nutzbar

Was kann das?

Chat-Bots bedienen sich einer Technologie, die auf Künstlicher Intelligenz (KI) basiert. Sie sind so programmiert, dass sie ein Gespräch mit einer realen Person nachahmen können. Durch das Chatten mit den Nutzer*innen lernen die Bots stetig dazu. Das Besondere an charakter.ai ist, dass Nutzer*innen solche Chat-Bots selbst erstellen und deren Persönlichkeit individuell gestalten können. Nutzer*innen können ihre Bots öffentlich zugänglich machen, sodass alle in der Community mit ihnen chatten können. Die Grundsprache der Webseite, der App und der Chat-Bots ist aktuell Englisch. Viele Bots verstehen darüber hinaus auch andere Sprachen und können sogar auf Deutsch kommunizieren.

Was fasziniert Kinder und Jugendliche daran?

Der Reiz liegt erst einmal darin, mit den bereits erstellten und geteilten Bots der Community zu chatten. Auf der Startseite finden Kinder und Jugendliche eine ganze Menge an beliebten Chat-Bots, mit denen sie sich sofort unterhalten können. Die meisten sind an bekannte Personen wie Promis, Politiker*innen, historische Persönlichkeiten oder fiktive Charaktere aus Büchern, Filmen oder Anime angelehnt. Das erweckt für Kinder und Jugendlichen den Anschein, direkt mit ihren Held*innen und Vorbildern in Kontakt zu treten. Darüber hinaus kommen Chat-Bots auch für praktische Zwecke zum Einsatz. Zum Sprachenlernen können Nutzer*innen mit einem Bot in einer Fremdsprache chatten. Wer eine Geschichte schreiben möchte, kann sich fiktive Charaktere als Bot erstellen und gemeinsam eine Story entwickeln.

Was kann problematisch sein an dem Angebot?

Neben den vielfältigen Möglichkeiten, die character.ai bietet, bestehen auch Risiken für Kinder und Jugendliche, die Sie als Eltern im Blick haben sollten.

Zum einen werden die Antworten der Chat-Bots von der KI-Technologie generiert und weder eingeordnet noch auf ihre faktische Richtigkeit überprüft. Besonders bei Chat-Bots, die reale Personen imitieren, kann das problematisch sein. Denn Nutzer*innen muss immer klar sein, dass es sich hier nicht um echte Informationen über die imitierten Personen handelt.

Zum anderen ist es möglich, die Chat-Bots auf problematische Verhaltensweisen wie Sexting oder das Verbreiten radikaler politischer Botschaften hinzutrainieren. Da es nicht einsehbar ist wie genau ein Bot trainiert wurde, sollten Nutzer*innen hier besonders wachsam sein. character.ai versucht zwar mit Filtern zu verhindern, dass problematische Inhalte erzeugt werden. Doch im Internet gibt es zahlreiche leicht zugängliche Anleitungen, wie diese Filter umgangen werden können.

Was meint der Anbieter?

Character.ai selbst hat eine Altersbeschränkung von 16 Jahren angegeben. Diese wird jedoch nur durch die Eingabe des Geburtsdatums bei der Anmeldung überprüft und kann somit leicht umgangen werden. Auch gibt es innerhalb der Chatfunktion Warnhinweise, dass man die Antworten des Chat-Bots nicht ernst nehmen solle, da die Antworten möglicherweise nicht der Realität entsprechen.

Was sollten Eltern beachten?

Character.ai ist vom Anbieter ab 16 Jahren freigegeben. Wägen Sie ab, ob Sie Ihrem Kind einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Dienst zutrauen. Sollten Sie Ihrem Kind die Nutzung von character.ai erlauben, bleiben Sie mit Ihrem Kind über die Gespräche, die es mit Chat-Bots führt im Austausch und seien Sie wachsam. Klären Sie Ihr Kind über die Funktionsweisen sowie die Chancen und Risiken von KI-gestützten Technologien auf:

  • Das Chat-Format von character.ai birgt das Risiko, dass Ihr Kind das Gefühl bekommt, mit einer realen Person zu kommunizieren und somit ein Vertrauen gegenüber den Charakteren aufbaut. Das kann dann riskant werden, wenn Ihr Kind character.ai um Rat bittet oder sensible Informationen teilt. Sensibilisieren Sie Ihr Kind für das Thema Privatsphäre im Netz und machen Sie ihm deutlich, dass persönliche Angaben nichts im Gespräch mit Chat-Bots zu suchen haben.
  • Chat-Bots sind keine Suchmaschinen und den Informationen liegen keine Quellen zugrunde. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die Unzuverlässigkeit von Aussagen und mögliche Manipulation, die beim Chatten mit KI-Tools bestehen kann.
  • Unterhaltsames Chatten kann viel Zeit in Anspruch nehmen. Achten Sie auf die Bildschirmzeit Ihres Kindes und sprechen Sie, wenn nötig, offen darüber.

Erkunden Sie gemeinsam mit Ihrem Kind die Möglichkeiten, die character.ai bietet, um Ihr Kind optimal für den Umgang mit KI-basierten Chat-Tools vorzubereiten. Vielleicht erstellen Sie sogar selbst einen Chat-Bot und teilen ihn mit der Community.

Messenger – eine gute Alternative zu WhatsApp?

Früher als Facebook Messenger bekannt, heißt die App von Meta (vorher Facebook) heute nur noch Messenger. Sie ist mit dem eigenen Facebook-Konto verbunden und funktioniert wie andere Messenger-Dienste auch. 

Kurz gefasst

  • kostenfreie Messenger-App für Android und iOS 
  • auch für PC/Laptop über Browser in Facebook nutzbar und als Windows-App 
  • Nutzung über den persönlichen Facebook-Account (mit einer Ausnahme
  • Altersfreigabe laut AGB ab 16 Jahren (ab 13 Jahren mit Genehmigung der Eltern) 
  • Risiken: Weitergabe personenbezogener Daten, Gefahr von verschiedenen Kommunikationsrisiken 

Was kann der Messenger

Mit dem eigenen Facebook-Account kann der Messenger nur nach Installation der Messenger-App (und nicht über die Facebook-App) genutzt werden. Das Versenden von Nachrichten, Sprachmitteilungen sowie Fotos und Videos sind in Einzel- und Gruppenchats möglich. Wie bei WhatsApp lassen sich selbstlöschende Nachrichten senden, die Ende-zu-Ende-verschlüsselt sind. Gruppenchats und Videoanrufe sind vor Zugriffen Dritter geschützt. Außerdem können über den Messenger Online-Games mit Freunden gespielt oder eine Story geteilt werden. So werden Facebook-Funktionen mit einem Chat kombiniert.  

Was fasziniert Kinder und Jugendliche daran? 

Da immer weniger Jugendliche einen Facebook-Account haben, nutzen diese auch den Messenger weniger häufig als WhatsApp. Für Facebook-User ist der Messenger praktisch, da sie über einen Account viele andere Menschen auf Facebook erreichen. Dafür wird nicht einmal die Handynummer der Personen gebraucht. Der Kontakt mit neuen oder nicht so engen Bekanntschaften kann dann über Facebook einfach hergestellt werden. 

Was kann problematisch sein an dem Angebot?

Theoretisch kann jede Person mit einem Facebook-Profil von allen anderen Nutzerinnen und Nutzern angeschrieben werden. Deshalb besteht die Gefahr, von fremden Menschen angeschrieben und eventuell belästigt zu werden

Der Messenger verlangt viele Zugriffsberechtigungen auf das eigene Handy, z. B. auf Kontakte, andere Apps, das Mikrofon oder die Kamera. Meta steht in der Kritik, besonders viele Daten der Nutzer und Nutzerinnen zu verarbeiten und an Firmen weiterzugeben, die sie u. a. für Werbung nutzen. Dies gilt auch für WhatsApp und Instagram, die ebenfalls zu Meta gehören.  

Was meint der Anbieter? 

Es gibt einige Voreinstellungen, die mehr Sicherheit gewährleisten sollen. Beispielsweise landen Anfragen von befreundeten Menschen im Posteingang, während die Nachrichten fremder Personen zunächst unter “Nachrichtenanfragen” abgelegt werden. Diese Nachrichten können angenommen oder abgelehnt werden. Außerdem filtert die App mögliche Spam-Nachrichten heraus. In den Privatsphäre-Einstellungen können die Sichtbarkeit des eigenen Profils und die selbst geteilten Inhalte eingeschränkt werden. 

Facebook hat einen ausführlichen Hilfebereich mit Sonderseiten für Eltern, Jugendliche und pädagogische Fachkräfte eingerichtet. Dort finden Sie u. a. auch weitere Informationen und Unterstützung im Umgang mit unerwünschten Nachrichten im Messenger

Was sollten Eltern beachten? 

Für jüngere Kinder unter 13 Jahren ist der Messenger aus Datenschutzgründen nicht geeignet, auch wenn er im App Store und Google Play Store für ein jüngeres Alter gekennzeichnet ist. Ist Ihr Kind zwischen 13 und 16 Jahre alt, kann es den Messenger nutzen, wenn Sie als Elternteil zugestimmt haben. 

Denken Sie daran, dass für Ihr Kind soziale Kontakte mit der Pubertät immer wichtiger werden und digitale Kommunikation genauso dazugehört wie die Gespräche auf dem Pausenhof oder Schulweg. Sie sollten gemeinsam entscheiden, ab wann es die App nutzen kann. Sprechen Sie über Risiken wie Cybergrooming und Cybermobbing und unterstützen Sie Ihr Kind im Umgang mit sozialen Netzwerken. Klären Sie Ihr Kind darüber auf, was es tun kann, wenn es sich im Chat unwohl oder belästigt fühlt und seien Sie immer ansprechbar. Niemals sollte Ihr Kind einer fremden Person Bilder schicken oder persönliche Daten mitteilen. Sollte Ihr Kind unangenehme Erfahrungen machen, zeigen Sie Verständnis. Überlegen Sie gemeinsam, was Sie dagegen unternehmen können. Nutzen Sie außerdem die Privatsphäre-Einstellungen von Facebook

Grundsätzlich sollten Sie Ihrem Kind bewusst machen: Auf den Servern von Facebook und Meta wird alles gespeichert, was es versendet. Menschen, die bei Facebook arbeiten, haben Zugriff auf die Nachrichten, etwa um gemeldete Nachrichten zu überprüfen. Dadurch sind die Nachrichten nie vollkommen privat. Sie können auch verschlüsselte Nachrichten auf Facebook austauschen: Hier erfahren Sie wie Sie eine geheime Konversation starten können.  

Denken Sie auch über die Verwendung alternativer Messenger nach, die bspw. weniger Daten sammeln  – z. B. stellen wir Ihnen Signal oder Threema vor.

Wenn der Freundeskreis aus Avataren besteht – Kommunikation in Online-Games

Das Kind vor dem Bildschirm, die Spielkonsole in der Hand und auf dem Kopf das Headset … – dieser Anblick ist Ihnen vertraut? Dann ist Ihr Kind als Gamer oder Gamerin in digitalen Spielewelten unterwegs.

Bei vielen Kindern und Jugendlichen sind Spiele beliebt, bei denen sie online mit anderen chatten können, wie z. B. bei Fortnite (ab 12 Jahren) oder FIFA. Sie können mit Freunden oder mit anderen Spielenden digitale Gemeinschaften und Teams bilden. Sie können sich live über Textnachrichten oder ein Headset austauschen, direkt über das Spiel oder mit Hilfe zusätzlicher Programme wie Teamspeak, Mumble und Discord. Spielende unterhalten sich während des Spiels. Sie besprechen beispielsweise Spielstrategien, geben sich Tipps und holen sich Lob für geschicktes Handeln ab. Dabei können „digitale Freundschaften“ entstehen.

Positive Effekte des Chatten in Games

Die Kommunikation während des Games schult soziale Kompetenzen. Ähnlich wie auf dem Schulhof nimmt jeder dabei eine bestimmte Rolle ein: eine Person bestimmt das Gespräch, eine andere sorgt dafür, dass es keinen Streit gibt, wieder eine andere Person macht Späße. Egal ob digital oder analog müssen dabei Regeln eingehalten werden. Wenn Kinder und Jugendliche nur miteinander sprechen können, ohne dass sie sich sehen, sind sie besonders herausgefordert: Spielsituationen müssen verständlich erklärt werden, es müssen schnelle Anleitungen gegeben und Absprachen zu weiteren Taktiken getroffen werden.

Risiken bei der virtuellen Kommunikation

Wenn in Online-Games nur gechattet wird, ist schwer auszumachen, wer gerade mit einem kommuniziert. Deshalb besteht das Risiko von Cybermobbing und Cybergrooming. Auch Hass und Beleidigungen unter Gamern sind kein seltenes Phänomen. Da die Chats bei Spielen nicht immer moderiert werden, d. h. keine dritte Person darauf achtet, dass Kommunikationsregeln eingehalten, verstärkt sich die Gefahr. Spielende fühlen sich sicher, weil sie sich hinter einem Avatar (so heißen die Spielfiguren in einem Onlinespiel) verstecken können. Denn für die Anmeldung genügt häufig ein Name und die E-Mail-Adresse. Eine gesicherte Altersabfrage ist nicht möglich.

Im „Spielrausch“ besteht außerdem die Gefahr, dass Ihr Kind unbemerkt private Informationen nach außen gibt. Zudem ist der Reiz hoch, immer weiter spielen zu wollen, um in Kontakt mit seinem Team zu bleiben und dort Anerkennung zu bekommen.

Was sollten Eltern beachten?

Achten Sie auf die Altersempfehlungen und Risikoeinschätzungen von Spielen. Nutzen Sie dafür neben den Altersfreigaben der USK pädagogische Beurteilungen, z. B. vom Spieleratgeber NRW oder Spielbar.

Als Eltern können Sie am besten einschätzen, ob Ihr Kind schon bereit ist, im Spiel verantwortungsvoll zu chatten bzw. ob es die Risiken einschätzen kann. Beobachten Sie, wie sich Ihr Kind bei Gesprächen außerhalb des Internets verhält. Spielen Sie auch mal gemeinsam, so dass Sie die Begeisterung für ein Spiel nachvollziehen können. Das gemeinsame Erlebnis baut zusätzlich Vertrauen zwischen Ihnen und Ihrem Kind auf. Dann weiß es, dass es sich an Sie wenden kann, wenn ihm etwas gruselig oder unangenehm vorkommt. Machen Sie sich außerdem über die Einstellungsmöglichkeiten des jeweiligen Spiels schlau. Wenn möglich, geben Sie das Alter der spielenden Person an, so dass automatisch Jugendschutzeinstellungen greifen können (falls diese vorhanden sind). Eventuell lässt sich die Chatfunktion separat abschalten. Beispielsweise bei Fortnite kann der Voice-Chat deaktiviert bzw. einzelne Spieler aus dem Team stummgeschaltet werden.

Für jüngere Spielende unter 14 Jahren sollten Sie Spiele ins Auge fassen, die nicht auf Online-Kommunikation setzen. Tasten Sie und Ihr Kind sich langsam heran und klären Sie über mögliche Kommunikationsrisiken und den Umgang damit auf.

Wenn die ganze Klasse chattet

Messenger-Apps wie WhatsApp gehören zu den „Must Haves” der meisten Smartphone-Nutzenden – auch von Kindern und Jugendlichen. In der Schule können Klassenchats sehr praktisch sein. Man kann sich untereinander über Lernstoff, Hausaufgaben und organisatorische Dinge austauschen. Solche Chatgruppen können aber auch zur Belastung werden.

Chatgruppen in Messenger-Diensten

Über Messenger-Apps wird entweder persönlich mit einzelnen oder in Gruppenchats mit mehreren Menschen kommuniziert. Es gibt Familiengruppen, Chats unter Freunden oder der Sportmannschaft, Klassenchats und viele mehr.

Jeder kann eine Chatgruppe gründen und als Administrator Mitglieder hinzufügen, die den gleichen Messenger benutzen und in den Kontakten abgespeichert sind. Jede Person, die Teil der Gruppe ist, kann Nachrichten, Fotos oder Videos senden, die von allen Mitgliedern gesehen werden. Administrations- und Schreibrechte können je nach Messenger-Dienst an Mitglieder vergeben werden.

Klassenchat – Segen oder Fluch?

Viele Kinder ab ca. 10 Jahren haben ein eigenes Smartphone und nutzen einen Messenger. Deshalb gibt es in vielen Schulklassen Gruppenchats, über die die Kinder wichtige und unwichtige Dinge miteinander teilen. Außerdem können sie sich darüber ganz ohne Erwachsene austauschen.

Solch ein Chat kann das Gemeinschaftsgefühl einer Klasse stärken. Problematisch ist nur, wenn nicht jeder ein Smartphone und die entsprechende App hat. Einzelne Schülerinnen oder Schüler können sich ausgeschlossen fühlen und bekommen bestimmte Dinge nicht mit. Hier kann auch Gruppenzwang eine Rolle spielen.

Viele Kinder in einer Chatgruppe bedeuten oft auch viele Nachrichten. Es gibt unterschiedliche Meinungen darüber, was interessant oder lustig ist. Manche möchten das mit anderen teilen, andere sind genervt von der Nachrichtenflut. Auch Kettenbriefe werden häufig über Klassenchats verbreitet und nicht jeder kann damit sicher umgehen. Wichtige Nachrichten können da schnell untergehen. Es kann auch zu Stress führen, wenn das Handy ständig piepst und man meint, immer reagieren zu müssen.

Nicht nur in der persönlichen Kommunikation auch über den Chat kann es zu Konflikten untereinander kommen. Im schlimmsten Fall werden einzelne Personen gemobbt. Im Gruppenchat kann sich das hochschaukeln und wer andere übers Smartphone beleidigt, merkt nicht, wie die Person auf der anderen Seite reagiert und macht vielleicht immer weiter.

Ein weiteres Problem ist der Datenschutz. Schnell wird ein Foto oder eine Handynummer über den Gruppenchat mit allen geteilt, ohne dass man sich darüber Gedanken gemacht hat, wen die Nachricht alles erreicht. Solche Nachrichten können von allen weiterverbreitet und abgespeichert werden. Auch die Messenger-Dienste selbst behandeln die Daten ihrer Nutzer unterschiedlich sensibel. Von WhatsApp z. B. werden viele Daten gespeichert und unbemerkt weitergegeben.

Manche Jugendliche nutzen Chatgruppen auch, um problematische Inhalte, wie z. B. Darstellungen des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen, darüber zu versenden oder die Meinung der Mitglieder zu beeinflussen. Es kommt vor, dass man regelmäßig unerwünschte Gruppeneinladungen erhält.

Worauf sollten Sie und Ihr Kind achten?

Bei all diesen Risiken sollten Sie zuerst das Recht und den Wunsch Ihres Kindes beachten, Teil der Klassengemeinschaft zu sein. Das muss nicht bedeuten, Gefahren außer Acht zu lassen. Diese sollte auch Ihr Kind kennen. Sprechen Sie deshalb mit ihm darüber. Durch die Wahl des Messenger-Dienstes, Sicherheitseinstellungen und Chat-Regeln lassen sich die Risiken begrenzen.

Tauschen Sie sich mit den Eltern der anderen Kinder aus und überlegen Sie, ob Sie sich gemeinsam auf einen datensparsamen Messengerdienst wie Signal oder Threema einigen können. Zeigen Sie Ihrem Kind, welche Datenschutzeinstellungen und Sicherheitsfunktionen das Smartphone und die Messenger-App selbst bietet – wie beispielsweise das Blockieren oder Melden von Kontakten. Außerdem sollte die Frage geklärt werden, wie diejenigen informiert werden, die kein Smartphone oder die jeweilige Messenger-App haben, damit kein sozialer Zwang entsteht.

Mindestens ebenso wichtig ist das Vereinbaren von Regeln, wie man miteinander umgehen möchte – das gilt nicht nur offline, sondern auch online. Dazu könnte z. B. gehören, dass nur über bestimmte Dinge geschrieben werden darf, dass es Zeiten gibt, in denen geschrieben wird oder dass Beleidigungen und das Verschicken persönlicher Bilder verboten sind. Mehr Tipps dazu gibt’s bei Handysektor. Kommt es zu Grenzüberschreitungen, Beleidigungen und Cybermobbing ist es wichtig, nicht wegzuschauen, sondern aktiv zu reagieren. Es sollte in der Klasse festgelegt werden, an wen man sich wenden kann, wenn man selbst oder jemand anderes im Chat unfair behandelt wird. Ausgewählte Vertrauenspersonen können vertrauenswürdige Erwachsene oder Mitschüler und Mitschülerinnen sein, die vorher geschult wurden.

Außerdem sollten Sie als gutes Vorbild vorangehen, indem Sie z. B. das Handy im Gespräch mit anderen auch mal weglegen, einen sicheren Messenger verwenden und nicht ohne zu fragen, Bilder Ihres Kindes in der Familiengruppe teilen. Dann wird auch Ihr Kind sicher und mit Spaß Chatgruppen nutzen können.

Die Oma winkt aus dem Smartphone – Videotelefonie in der Familie

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Familien nicht immer am selben Ort sind: Papa wohnt in einer anderen Stadt, die Großeltern sogar in einem anderen Land und die Lieblingstante ist viel auf Reisen. Dank digitaler Medien und Internet kann man sich trotzdem austauschen und regelmäßig “sehen”.

Videotelefonie kurz erklärt

Zur Videotelefonie benötigt man ein internetfähiges Endgerät mit schneller Internetverbindung. Um sein Datenvolumen nicht schnell aufzubrauchen, nutzen Sie am besten WLAN. Sonst kann das auch die Bildqualität verschlechtern. Außerdem sollten in Ihrem jeweiligen Gerät ein Mikrofon und eine Kamera integriert sein. Und dann kann es schon losgehen!

Man “telefoniert” entweder über die gleiche App, mit der man sich auch Nachrichten schreibt, also einen Messenger. Auch Online-Anwendungen wie Skype eignen sich für Videotelefonie. Alle benutzen beim Gespräch dasselbe Tool. Man kann mit WhatsApp nicht Oma und Opa auf FaceTime anrufen.

Bei einigen Anbietern können mehrere Personen am Gespräch teilnehmen.  Gruppenvideo-Chats gibt es bei WhatsApp (bis zu vier Personen) und im Facebook Messenger (bis zu 50 Personen). Der Bildschirm wird dann z. B. in drei Hälften geteilt, wenn Sie zusammen mit Ihrem Kind, den Großeltern in der Ferne und dem Onkel von unterwegs telefonieren. Mit Tablet, Laptop und Smartphone in der Hand kann der Onkel sogar zeigen, wo er gerade ist.

Die Vorteile für Familien auf einem Blick

Telefonieren und sich dabei via Kamera zu sehen, ermöglicht einen engeren Austausch zwischen Familienmitgliedern als “bloßes” Telefonieren. Großeltern, die weit weg wohnen und die man nur selten sieht, bekommen trotzdem mit, wie ihre Enkelkinder groß werden und haben regelmäßig Kontakt. Wenn Ihr Kind mit getrennt lebenden Elternteilen aufwächst, kann es sich während einer Mama-Woche enger mit dem anderen Elternteil verbunden fühlen. Durch die Videofunktion ist man viel dichter am Alltag des anderen dran. Nebenher können auch andere Dinge erledigt werden, sodass das Gespräch einen lockeren Rahmen hat. Videotelefonie ist einem „echten“ Gespräch sehr ähnlich. Durch Mimik und Gestik können Sie sich mit Ihrem Kind auch ganz ohne Worte besser verstehen. Das ist auch hilfreich wenn ein Familienmitglied sprachliche Handicaps hat.

Auf was Sie achten sollten

Machen Sie sich schlau, ab wieviel Jahren die jeweilige App genutzt werden darf, wenn Ihr Kind auch ohne Ihr Beisein mit Oma oder dem Patenonkel “telefoniert”. WhatsApp ist eigentlich erst ab 16 Jahren, mit Einverständnis der Eltern aber auch schon früher erlaubt. Viber und die Skype-App sind laut USK ab 12 Jahren geeignet.

Schauen Sie gemeinsam, welche Funktionen der App kostenlos sind. Seien Sie sich bewusst, dass Sie durch Nutzung der App dem Anbieter einige Berechtigungen einräumen. Recherchieren Sie, welche Sie möglicherweise selbst einstellen bzw. verbieten können. Zum Schutz der Privatsphäre gibt es die Option, dass Ihr Kind nur mit gespeicherten Personen Kontakt aufnehmen kann. Suchen Sie sich einen Anbieter mit sicherer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, damit Ihre und die Daten Ihrer Familie geschützt sind.

Sprechen Sie mit Ihrem Kind über mögliche Gefahren von Videotelefonie. Mit (unbekannten) Bekanntschaften, die über Instagram oder Snapchat gemacht werden, wollen Jugendliche gerne „skypen“, um sich besser kennenzulernen. Das fördert das Risiko von Cybergrooming, da man nicht genau weiß, wer dahinter steckt.

So ist Videotelefonie eine praktische Hilfe für den Alltag, die Kontakt zu den Freunden und Familie möglich macht, wenn man nicht am selben Ort ist.

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